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Die „GttenLorfer Zeitung" erscheint Dienstag, Donners, tag und Sonnabend abends. B ezugspreis vierteljährlich I Mark. Durch die Post bezogen 1,20 Mark. Annahme »an Inserate» tt, »»»mittag i« VH«, ^Inserat« werden mit ,o Pf Air di, Sxaltzrile buechn« rabellartscherfSatz nach des.nderem Tarif Lokalzeitung für die Ortschaften Ottendorf-Okrilla mit Moritzdorf und Umgegend. Mit wöchentlich erscheinender Sonntagsbeilage „Illustriertes Unterhaltungsblatt", sowie -er abwechselnd erscheinenden Beilagen „Handel und Wandel", „Feld und Garten", „Spiel und Sport" und „Deutsche Mode". Druck und Verlag von Hermann Rühle in Groß-Gkrilla. Für die Redaktion verantwortlich Hermann Rühle in Groß-Dkrilla Nr. 108. Freitag, den 7. September 1906. 5. Jahrgang. Oertlrches und Sächsisches. Vttendorf-Vkrtlla, den 6. September M«. — Die Wirkung der Fahrkartensteuer wird allgemein dahin beurteilt, daß ein sehr starker Uebergang der Reisenden aus der dritten in die vierte Wagenklasse stattgefunden hat. Be sonders aus Sachsen wird darüber berichtet. Hier ist bereits ein Mangel an Wagen vierter Klasse eingetreten und man befürchtet einen nicht unerheblichen Ausfall an Eisenbahnein nahmen. Wer aber öfter reist nnd in ganz Deutschland herumkommt, findet aber immer wieder dichtgefüllte Abteile 2. und 3. Klasse, trotz der Fahrkartensteuer, und das nicht zuletzt in den V-Zügen, wo noch eine Platzkarten gebühr zu entrichten ist. Um die Wirkung der Fahrkartensteuer richtig beurteilen zu können, muß man die amtlichen Nachweise über die Einnahmen der Bahnen abwarten. Ein einziger Monat kann allerdings auch noch kein richtiges Bild geben, es bedarf eines längeren Jnkraft- seins der Steuer. Erst dann wird sich zeigen, ob Ueberschuß wie bisher oder ob Ausfall und damit Fortbestehen oder Beseitigung der Fahrkartensteuer. — Was hat der einquarticrte Soldat vom Quartierwirt an Verpflegung zu beanspruchen? In der Regel soll sich der mit Verpflegung Einquartierte mit der Kost des Quartiergebers begnügen, falls aber zwischen ihm und dem Quartiergeber Streitigkeiten entstehen, hat der Einquartterte in gehöriger Zubereitung und in guter Qualität pro Tag zu beanspruchen: a) 7b0 Gramm Brot, d) 250 Gramm Fleisch (Gewicht des rohen Fleisches) nebst 60 Gramm Rindernterenfett oder 40 Gramm Schmalz oder 25 Gramm Butter oder 200 Gramm geräucherten Speck, o) 125 Gramm Reis, Graupen oder Grütze oder 240 Gramm Hülsenfrüchte oder 1500 Gramm Kartoffeln, ä) 25 Gramm Salz nebst den erforderlichen sonstigen Speisezutaten, s) 15 Gramm Kaffee (Gewicht in gebrannten Bohnen). Außer der Kaffeeportion hat der Einquartterte Getränke Nicht zu beanspruchen. Die Brotportion ver teilt sich gleichmäßig auf die Morgen-, MittagS- Und Abendkost. Als Morgenkost ist Kaffee oder eine Suppe, als Mittagskost Fletsch und Ge müse, als Abendkost Gemüse zu verabreichen. In engen Quartieren sind die Einquartierten Nur zur Mitbenutzung vorhandener Koch- einrichtungen berechtigt. Königsbrück. Am Mittwoch abend halb 8 Uhr wurde die 11 jährige Tochter des Schuh- Machermeisters Haase von einem den Schloß« derg herunter fahrenden Radfahrer überfahren. Das Kind erlitt so schwere Verletzungen am Kopfe, daß es in ärztliche Behandlung ge nommen werden mußte. — Von einem Radfahrer überfahren wurde Dienstag früh in Grüngräbchen ein junges Mädchen, welches dabei derart schwere Ver letzungen namentlich im Gesicht, an Händen und Füßen davontrug, daß es ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Die Schuld an dem Unfall soll den Radfahrer treffen, der links gefahren sei und auch kein Glockenzeichen gegeben habe. Moritzburg. Wie alljährlich um diese Zeit, so beginnt man auch gegenwärtig wieder Mit dem Ausfischen der verschiedenen dort be findlichen Teiche. Den Anfang dazu macht der Nieder-Waldteich bei Volkersdarf, der am September von früh 6 Uhr an zur AuS- mchung gelangt. Die gefangenen Fische werden gleich an Ort und Stelle verkauft. Dresden. Montag gegen 11 Uhr nachmittags UM sich im Wohngebäude der Munitionsfabrik sin schwerer Unglücksfall ereignet, der in kurzer Zeit den Tod einer jungen Frau und ihres ^jährigen Kindes zur Folge gehabt hat. Die noch an demselben Nachmittag nach ihrer Anlieferung in das Diakonissenhaus Ver- Medenen sind die Frau und das Kind des Depotvizefeldwebels Polster bei der Munitions fabrik. Das Unglück scheint dadurch entstanden zu sein, daß die Kleider der Frau Polster beim Kochen des Mittagsessens auf einem in der Nähe der Türe aufgestellten Spirituskocher durch Zugluft Feuer gefangen habe. Das Kind dürfte der Mutter nachgelaufen sein, wo durch sich besten Kleider ebenfalls entzündet haben. Die Zuhilfeeilenden sanden die Frau und das Kind laut schreiend und am ganzen Körper brennend auf dem Korridor vor. Die Flammen wurden sofort durch Einhüllen der Brennenden in Betten und Tücher erstickt. Aerztliche Hilfe war sogleich zur Stelle und alsbald erfolgte auch die Ueberführung der Verunglückten mittels Krankenwagens in das bereits erwähnte Krankenhaus, woselbst gegen 2 Uhr die Mutter und einhalb 6 Uhr das Kind den Verletzungen erlegen ist. — In der Nacht zum Montag gegen 1 Uhr ist auf der Verkehrsstelle Heidenau ein junger Mann aus einem von Pirna nach Dresden verkehrenden Personenzug gesprungen. Er hat sich hierbei am Kopfe derart verletzt, daß er dem Johanniter-Krankenhause zu Heidenau übergeben werden mußte. Wilthen. Am Sonnabend verunglückte tödlich durch Kohlensäucevergiftung in der Hünlichschen Fabrik der Arbeiter August Kuhne aus Wilthen, der trotz dringender Warnungen seitens zweier seiner Mitarbeiter zur Reinigung eines entleerten Gärbottichs in denselben zwei mal eingestiegen war. Nach dem zweiten Einstieg hat er, noch ehe er den Boden er reichte, sich plötzlich krampfhaft an den einen ihm von oben beistehenden Mitarbeiter an gehalten, auf besten Ruf auch noch der zweite sofort herbeieilte, der auch noch einen Arm zu fasten bekam. Trotzdem ist es den beiden Arbeitern, von denen der eine beinah auch noch mit htneingezogen worden wäre, nicht gelungen Kuhne, der inzwischen die Besinnung verlor und abfiel, herauszuziehen. Trotz sofortiger Hilfeleistung durch Einpumpen von frischer Luft in den Bottich waren, nachdem Kuhne herausgeholt worden war, leider die von Herrn Dr. med. Heyde vorgenommenen Wiedeo- belebungsversuche erfolglos. Coswig. Hier hat sich am Dienstag früh in der sechsten Stunde ein erschütterndes Un glück zugetragen. Die noch sehr junge Frau eines hiesigen Fabrikarbeiters wollte den Morgenkaffee auf Spiritus zubereiten. Sie mochte dabei bemerkt haben, daß der im Kocher befindliche, bereits brennende Spiritus nicht ausreichen würde, um das Master zum Kochen zu bringen und wollte deshalb noch mehr Spiritus zugießen. Dabei explodierte jedoch die Spiritusflasche, die Kleider derzFrau fingen Feuer und im Nu stand diese in Flammen. Sie ist schwer verletzt. Bei dem Versuche, die Flammen zu ersticken, hat sich der Mann der Bedauernswerten beide Arme verbrannt. Meißen. Das Ausgraben der Hamsterbaue scheint in diesem Jahre, so berichtet man aus Meißen, recht lohnend zu sein. Auf einer hinter der Schlettaer Ziegelei gelegenen Höhe wurden sieben alte und siebzehn junge Hamster in ihren Nestern aufgestöbert und gefangen, wobei die Jäger mehrfach gebissen worden sind Die Alten wurden getötet, während die Jungen gezähmt werden sollen, Den Vorratskammern der Tiere wurden etwa ein Zentner Hafer ent nommen, der zur Hälfte bereits wieder gekeimt hatte. Tharandt. Der bisherige Inhaber des bekannten Restaurants auf der Bismarck-Höhe, F. Roßner, hat auf das Eigentumsrecht an dem etwa 3000 Quadratmeter großen Grund stück verzichtet. Wenn die Allgemeine Deutsche Kreditanstalt Dresden ihre Ansprüche wegen der alleinigen Hypothek von 38000 Mark nicht geltend machen sollte, wird der Besitz dem Staatöfiskus verfallen. Leipzig. Im Geschäft eines JuwclierS in der inneren Stadt fand sich ein Fremder ein, der einen Brillantring zu kaufen wünschte. Beim Vorlegen von Ringen steckte er einen solchen im Werte von 1000 Mark an einen Finger. Darauf ersuchte er den Geschäfts inhaber einen Ring zur Ansicht au» dem Schaufenster zu nehmen. In diesem Augen blick ergriff der Gauner mit dem wertvollen Ring am Finger die Flucht. Der Ausreißer wurde glücklicherweise eingeholt und der Polizei übergeben. Im Besitz des Ergriffenen, der sich für einen 23 Jahre alten Kaufmann Ludwig Werner aus Böhmen ausgibt, wurden weder Legitimationspapiere noch Geldmittel vorgefunden. — In Schönefeld wurde am Mittwoch ein 18 Jahre alter polnischer Arbeiter von einem Hunde in den linken Unterarm gebissen, sodaß der Verletzte in das hiesige Krankenhaus aus genommen werden mußte. Groitzsch. Durch das Spielen von Kindern mit Buntfeuerzündhölzern wurde am Dienstag nachmittag das zur alten Kantorei gehörige Stallgebäude in Brand gesteckt. Dem schnellen Eingreifen der freiwilligen Feuerwehr und der Nähe der Feuerlöschhydranten der städtischen Wasterleitung war es zu danken, daß die stark gefährdeten Nachbargebäude unversehrt erhalten wurden. Der Mobilarschaden ist zwar nicht bedeutend, doch haben die Geschädigten nicht versichert. Mittweida. Die Aktiengesellschaft für den Automobilverkehr Mittweida — Burgstädt — Limbach hat in einer am Dienstag in Burg städt abgehaltenen Versammlung beschlosten, Aufsichtsrat und Direktion zu beauftragen, sofort einen vierten Motorwagen zu bestellen, um den Anforderungen, welche an das neue Verkehrsmittel gestellt werden, genügen zu können. Hohenstein-Ernstthal. Ein Großfeuer wütete am Mittwoch früh in unserer Stadt. Gegen 5 Uhr morgens brach in der Wein- kellerstraße ein verheerender Brand auö, dem in kurzer Zeit fünf Häuser zum Opfer fielen. Es brannten nieder die Häuser des Schlosser meisters Lange, des Glasers und Putzwaren händlers Bohne, der Glaswarenhändlerin Lindner, das Wohnhaus der Frau verw. Majer und die Dampftischlerei von Wappler. Bei dem schnellen Umsichgreifen des Feuers konnte nur wenig gerettet werden. Doch haben die meisten Kalamitosen versichert. Da Wind stille herrschte, wurden die drei gegenüberliegen, den Häuser älterer Bauart erhalten. Ob Brandstiftung vorliegt, oder das Feuer durch eine schadhafte Este entstanden ist, ist noch nicht aufgeklärt. Chemnitz. Die Beendigung des Bier- krieges in Chemnitz steht in den allernächsten Tagen bevor. Der Rechtsvertreter der Ring- brauereien unterbreitete in einer Sitzung des Aktionskomites der Arbeiterschaft und der Vertreter der Chemnitzer Gastwirtvereinigungen einen Vorschlag seiner Auftraggeber, der dahin ging, daß die Brauereien ihre Forderungen von zwei Mark auf eine Mark zwanzig Pfennige ermäßigen und den Wirten zwei Prozent Skonto gewähren wollen. Eibenberg. Schwer gestraft für seinen jugendlichen Uebermut wurde hier der 20 Jahre alte Arbeiter Sonntag au» Harthau. Derselbe kehrte am Montag früh mit einem gleichalterigen Freunde aus dem Wirtshaus heim- Im Scherz nun stieg er auf den Zaun eines hiesigen Hausbesitzers, um von den herabhängenden Aesten eines Birnbaumes einige Birnen zu nehmen. Hierbei glitt er aber ab, und die Spitze einer der Holzlatten drang ihm in den Oberschenkel ein. Er erlitt dadurch eine so schwere Verletzung, daß er ins Chemnitzer Krankenhaus gebracht werden mußte. Dort ist er gleich nach seiner Einlieferung infolge Ver blutung gestorben. HeinrichSort. Tot aufgefunden wurde am Montag das im zweiten Lebensjahre stehende Töchterchen des Strumpfwirker» Schulze in der am Hause befindlichen Jauchengrube. Wie das Kind in die Jauchengrube gekommen, ist noch nicht festgestellt, sie war beim Ausfindrn der Leiche verdeckt. Ane Untersuchung ist ein geleitet. Zwickau. Kürzlich fand in dem auf dem Gelände der Gewerbe- und Industrie-Ausstellung hergerichteten Abessinierdorf eine Verlobung statt, die Hochzeit sollte in diesen Tagen folgen. Große Aufregung entstand daher unter den Söhnen und Töchtern Afrika», als die Direktion den Bräutigam Scheck Efla darüber aufklärtr, daß nach den in Deutschland geltenden gesetzlichen Bestimmungen einer Trauung, die durch einen Geistlichen oder Priester vollzogen wird, unbedingt ein standesamtliches Aufgebot vorangehen müsse, da sonst der Priester ein« strafbare Handlung begehe. Das da» Braut paar nach Schluß der Ausstellung sich mit den übrigen Abessiniern von Marseille nach der Heimat einschifft und die Zeit für die Be schaffung der nötigen Dokumente zu kurz ist, wird es mit der Hochzeit bis nach der Rückkehr in die Heimat warten müssen. — Die hiesige Ausstellung wird bestimmt am 17. dss. Mts. geschlossen. Die Verlosung findet anfangs Oktober statt. Plauen. Am Dienstag nachmittag kurz vor 4 Uhr gingen zwei Pferde mit einem schweren der Bierhandlung von Herzog und Höhra gehörigen Wagen in der Albertstraße durch, während der Kutscher mit dem Abladen beschäftigt war. Sie jagten die Lützow- und Weststraße entlang und kamen erst zum Stehen als vor dem Restaurant Neue Post in der Meichsstraße der Wagen umgeschlagen war. Dabei wurde der achtjährige Sohn de» Tischlermeisters Prüfer, der auf dem Wagen gesessen hatte, auf die Straße geschleudert und erlitt außer verschiedenen anderen Verletzungen einen Schädelbruch, sodaß der Lod sofort eintrat. Falkenstein. Bei der Jnventuraufnahme und dem Lagerhalterwechsel wurde im hiesigen Konsum-Verein bekanntlich ein Defizit von 20 000 Mark vorgefunden, worauf der Lager halter Hendel verhaftet wurde. Die viel Auf sehen erregende Angelegenheit hat jetzt eine plötzliche Wandlung erfahren. Der Verhaftete ist wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Oelsnitz i- E. Hier war seit Sonnabend im „Gottes-Hilfe"-Schacht ein Brand au«- gebrochen, besten Abdämpfung sofort mit allen Hilfsmitteln in» Werk gesetzt wurde. Am Montag früh glaubte man, die Seilschaft wieder an dieser Stelle einfahren lasten zn können, hatte aber den aufsichtführenden Steigern größte Vorsicht anempfohlrn. Diese Maßregel hat ein großes Unglück verhütet. Von der Brandstelle au» waren doch Giftgase an die Arbeitsstelle und in den benachbarten Kaiserin Augusta-Schacht gelangt, durch die etwa 24 Mann bewußtlos geworden, von Steigern glücklicherweise aber in derselben Minuten aufgefunden waren. In frischt Wetter gebracht, erholten sich fast sämtliche so fort wieder noch unter Tag«. Fünf Mann, darunter ein besonders schwer Betroffener, der erst nach längerem Suchen gefunden werden konnte wurden in bewußtlosem Zustande zutage geschafft. Auch bei diesen gelang e» mit ärztlicher Hilfe nach kurzer Zeit, sie wieder zum Bewußtsein zu bringen, namentlich durch Be handlung mit Sauerstoffapparaten, die nebst allen übrigen Hilfsmitteln sofort auch von be nachbarten Schächten zur Stellt geschafft waren. Adorf. Auf der Bahnstrecke Adorf-Roßbach hat sich am Dienstag Vormittag 11 Uhr ein schweres Unglück ereignet, wobei der Ober ingenieur Procupek getötet und der Inspektor Rappoport schwer verletzt wurde. Der Unfall wurde dadurch hervorgerufen, daß eine Lori, auf der die Genannten saßen, mit einer ent gegenkommenden Lori zusammenstieß. Procupek hinterläßt eine Frau mit sieben Kindern.