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Sie war auch an Zahl der türkischen «verlegen und rampsle diese in dem dem entscheidenden Angriff vorausgehenden Artillerieduell die türkische vollständig nieder. In den lebten Phasen des Kampfes hatten die Türken überhaupt nicht mehr genügend ausgebildete Bedienungsmannschaften, die mit dem Mechanismus der schweren Geschütze vertraut Das Schlachtfeld von Kirk-Kilisse. waren, zur Verfügung. Als die türkische Stellung durch diesen ausgezeichnet geleiteten bulgarischen Artillerieangriff, der ununterbrochen an 30 Stunden gedauert hatte, genügend Dieser !^snn ist denn er hat es nicht versäumt, rechtzeitig seine Saison-Inserate aufzugeben. Jetzt liest er schmunzelnd seine Anzeigen in dem MkMit ssir Möluff und freut sich, daß er der erste ist, der die Winter-Saison-Artikel angekündigt. Tas ist gegenüber der Konkurrenz ein ::: Vorsprung von ein paar Tagen. ::: Probatu m est! erschüttert war, konnten die bulgarischen Heerführer ihre große numerische Überlegenheit noch mehr zur Geltung bringen. Die Türken waren fast völlig erschöpft und ver mochten den unter dem Feuer ihrer Artillerie vorgehenden bulgarischen Jnfanteriemassen nichts Gleichwertiges mehr entgegenzusetzen, da sie ihre letzten Reserven schon Stunden vorher in den Kampf geführt hatten. So blieb dem türkischen Führer nichts anderes übrig als der Rückzug. Die den Rückzug deckenden türkischen Regimenter ver mochten dem Ansturm der Bulgaren nicht mehr zu wider stehen und gerieten in Gefangenschaft. Demgegenüber besagt die türkische Darstellung von den Kämpfen: Es wurde beschlossen, Kirk-Kilisse zu räumen, da die türkischen Truppen nicht in genügender Anzahl vorhanden waren, um dem Angriff der Bulgaren standzuhalten. Alle Armeekorps mit Ausnahme der in Adrianopel werden sich nach dem Hauptquartier zurück ziehen, das jetzt zwischen Baba-Eskisa und Lüle-Burgas (siehe Karte) sich befindet. Auf diese Weise wird die Hauptarmee sieben Armeekorps zählen. Außerdem vier Armeekorps, die in Reserve sind, und augenblicklich in Konstantinopel und Umgegend mobil gemacht werden. — Den Bulgaren sind angeblich 12 türkische Geschütze und 1100 Gefangene in die Hände gefallen, außerdem viele Zelte und Munitionsdepots. Die strategische Lage. Für die Türken ergibt sich aus dem bulgarischen Sieg die sehr unangenehme Situation, daß ihr rechter Flügel aufs Bedenklichste bedroht ist. Sie haben daher, wie schon im vorigen Abschnitt dargetan ist, ihren rechten Flügel erheblich nach Süden zurückgebogen und ihn an das Flüßchen Erdene etwa bei Lüle Burgas angelehnt. Zwingen die Bulgaren die türkische Oberleitung durch er neute Angriffe, diesen Flügel noch mehr zurückzuholen, so ist die Bahnverbindung zwischen Adrianopel und Konstanti nopel (siehe Karte) abgeschnitten. Für die Türken ergeben sichdaherzwei Möglichkeiten: entweder sielassen in Adrianopel nur eine ausreichende Besatzung und ziehen die ganze Haupt armee etwa auf die Linie Demolika—Lüle Burgas zurück oder sie verstärken ihren schwachen rechten Flügel um beträchtliche Massen. Geschieht das letztere, so ist noch nichts verloren und umgekehrt kämen die Bulgaren bei einem ferneren Angriff auf Lüle Burgas in eine sehr gefährliche Situation. Denn sie würden dabei ohne Rückendeckung ihre rechte Flanke einem Seitenstoß der Türken von Adrianopel über Hafsa preisgeben, was leicht zur Ver nichtung führen könnte. Ist jedoch die obige Pariser Meldung richtig, so haben die Türken die erstere Mög lichkeit gewählt und gehen frontal zurück. Das hätte den Vorteil, daß sie die von Konstantinopel heranrückende« Reserven aufnehmen könnten. ' Sofia im Siegesrausch^ ^ Die Nachricht von dem Erfolge der bulgarischen Waffen und der Einnahme von Kirk-Kiliffe hat das sonst so ruhige Bulgarenvolk, das gerne eine gewisse Würde zur Schau trägt, wie umgewandelt und in einen wahre« Freudentaumel versetzt. Die Straßen sind mit dichten Menschenmafsen gefüllt, die sich jubelnd die Freudenbotschaft zuriefen: „Kirk-Kiliffe gefallen! Großer Sieg! Wildfremde Menschen umarmen sich auf der Straße und küssen sich, als ob es russische Ostern wäre. Das Ziel der großen Menschenmassen, die durch die Straßen fluteteten, war der königliche Konak. Tausende stauten sich auf dem Platze vor dem Palais und begrüßten lebhaft die Königin Eleonore, die sich unter der königlichen Standarte auf einem Balkon zeigte. Der griechische Gesandte Panas, der gerade vorbeifuhr, wurde von der Menge erkannt, die ihm gleichfalls eine lebhafte Ovation bereitete. Er wurde aus feinem Wagen gehoben und auf den Schultern bis nach dem Hotel „Bulgaria" getragen; von besten Balkon aus er eine flammende An sprache an das Volk hielt. Bald darauf formierte sich die Menge zu ungeheuren Demonstrationszügen, die, die Fahnen aller Balkanstaaten schwingend, durch die Straßen zogen. Aus Tausenden von Kehlen ertönten bulgarische Siegeslieder, vermischt mit Kirchenliedern. Die Königin- Hymne und der Slivinitzamarsch erschollen aus allen Kneipen und in allen Straßen. Sobald die Sonne am Horizont herniedergegangen war, fing die ganze Stadt an, den Tag durch eine Illumination festlich zu begehen. Auf den Plätzen wurden bengalische Feuer abgebrannt, und vor dem Denkmal des Zarbefreiers fand eine große Kund gebung statt. Vom westlichen Kriegsschauplatz. Auch im Westen im Kamps gegen Serben, Monte negriner und Griechen ist der anfänglich ziemlich kräftige Vorstoß der Türken, obwohl die von allen Seiten ein laufenden Meldungen den Stempel der Unzuverlässigkeit an der Stirne tragen, zum Stehen gekommen. Auf jeden Fall aber scheinen die Türken hier den Fehler gemacht zu haben, daß sie ihre Kräfte zu sehr zerplitterten, anstatt mit gesammelter Kraft die drei Gegner einzeln vorzu» nehmen. Skutari vor dem Fall. Bei Skutari machen die Montenegriner offenbar Fort schritte. Ihre Artillerie beschießt seit zwei Tagen mit Er folg den Schlüssel der türkischen Stellung, den Berg Tara bosch. Das Feuer wird von 22 türkischen Geschützen er widert. Die montenegrinische Infanterie schickt sich zum Sturm auf den Berg an. Auch Skutari selbst ist von den Montenegrinern bereits bombardiert worden. Die Über gabe des Berges Tarabosch soll unmittelbar bevorstehen. Da in Skutari selbst keine türkischen Reserven mehr sein sollen, hat König Nikita die Stadt aufgefordert, sich zu übergeben. Das Kommando über die Sturmbrigade über gab der König dem Prinzen Mirko, der in einer An sprache die Soldaten aufforderte, ihm nach Skutari zu folgen. Sie müßten als Söhne eines ritterlichen, christ lichen Volkes nicht Tod und Jammer, sondern neues Leben und europäische Gesittung in die Straßen Skutaris bringen. Serben und Griechen. Was aus dem serbischen und griechischen Hauptquartier an Nachrichten in die Welt gesetzt wird, ist überhaupt unkontrollierbar. Tatsache scheint aber doch zu sein, daß die Türken Kumanowo den Serben genommen haben, obwohl die Serben das entschieden bestreiten. Die ziemlich zuverlässigen englischen Korrespondenten erklären jedoch die serbische Darstellung für falsch. Im übrigen liegen von dem westlichen Abschnitt des Kriegstheaters noch folgende Meldungen vor: Konstantinopel, 25. Oktober (Amtlich). Die Türken haben in der Richtung auf Djumala-Bala über Egrt Palanka den Vormarsch angetreten. Sofia, 25. Okt. Gestern am späten Abend war das Gerücht verbreitet, daß die Bulgaren Newrokop am Kresna-Paß im Strumatal genommen haben. Äthen, 25. Okt. (Amtlich.) Bei Kumeschadis machten in der Nacht die Türken einen unerwarteten Angriff mit weit überlegenen Kräften, und es gelang ihnen, zwei Kompagnien, die die Höhen von Thiaffa besetzt hielten, zu verdrängen. Der Kampf wird fortgesetzt. Der Feint» wurde aus allen Stellungen zurückgeschlagen. Verschiedene Meldungen. Athen, 25. Okt. Der frühere Ministerpräsident Dragumis ist zum Gouverneur von Kreta ernannt worden und dorthin abgereist. Konstantinopel, 25. Okt. Der KriegZminister hat angeordnet, daß alle Offiziere des Beurlaubtenstandes reaktiviert werden. Der Minister ist nach Adrianopel ab- ö ereilt. _ ^äisr. klsu- Mcbst »ck. 417 5 ge- lecken- dann »ittel i" lahme lechteS ov-r ur echt i. 2 —. Paul slropp e. 4^7 ren ffoiten, »so h M e Seife Seist ebeul einig, e. Wie e Flecke Paul Nachs. ck ra rä er tt. S- Stadl* h r HM, i Tony fröhlich, 'r: All mr. ch pisl. gleitung tt»«. Verlage zu Nr. 126. Aund um clie Mocke. (Krieg, überall Krieg!) „Man hört sein eigenes Wort nicht mehr!*' klagen in oem allgemeinen Kriegslärm die Politiker. Wem fällt es noch ein, Leitartikel über irgendeine Versammlung, irgendeiner Partei zu schreiben, wo die Versammlung der Truppenteile auf den Kriegsschauplätzen spaltenlang Raum wegnimmt? Wir leben angeblich in einem Jahrhundert des friedlichen Fortschritts, und angeblich halten die Nationen den Krieg für etwas Schreckliches und Über lebtes. Aber es geht ihnen, wie dem alten Trompeter- schimmel, der längst schon zum Ackerpferd oder Droschken gaul geworden ist, und doch mit feinen steifen Beinen unter freudigem Wiehern sich in Galopp seht, sobald er irgendwo zufällig ein Trompetensignal hört. Die Lust am Kriegshandwerk ist nicht auszurotten. * Der alte türkische Löwe scheint zahnlos geworden zu sein und wird von den Balkanmächten geschlagen werden, daß es einen Hund jammern könnte: das ist der Eindruck der letzten Tage. Die Montenegriner können in dem Alpengebiet ihres Kriegsschauplatzes natürlich nur Schritt für Schritt vorwärtskommen, die Serben gewinnen schon schneller Terrain, die Griechen haben mit ver blüffender Geschwindigkeit den Rücken der türkischen Epirus-Armee gewonnen, und die Bulgaren brechen wie ein wütender Stier durch die Reihen der Hauptmacht der Feinde. Allmählich werden die drei kleineren Mächte sich die Hände reichen können, — der von den Türken besetzte Zwischenraum wird kleiner und kleiner. Und dann geht es in gemeinsamen Eilmärschen auf den Hauptkriegsschau platz, um zu vollenden, was die Bulgaren noch übrig ließen, etwa um das eingeschloffene Adrianopel vollends zu Fall zu bringen. Der gegen starke Feldbefestigungen bei Kirk-Kilisse erfolgte Sieg der Bulgaren ist von ungeheurer Bedeutung nicht nur deshalb, weil er ein gut Stück Weges nach Konstantinopel freigibt, sondern auch, weil er ganz naturgemäß die türkische Armee mutlos machen muß. Kismet! Allah will den Untergang! Da ist nichts zu machen. Und die Türken denken kaum daran, daß sie selbst die größte Schuld tragen: ein Offizierkorps, das durch drei Revolutionen hindurchgegangen ist, ein Offizier korps, das keinen obersten Kriegsherrn in altem Sinn mehr besitzt, hat die Hälfte seiner Kraft von vorherein verloren. Die Leute sind eifrige Politiker, gute Patrioten, tüchtige Kriegsakademiker, aber es fehlt ihnen der große Inhalt des Lebens, der frühere Generationen jauchzend in den Tod gehen ließ, — für den Glauben und den Padischah. Die jetzigen Herren find nicht Fisch, nicht Fleich, keine rechten Türken mehr und noch lange nicht rechte Westeuropäer. Über sie hin aber braust jetzt die unverbrauchte unbändige Naturkraft der Bergvölker ringsum. Jetzt könnte man den Frieden vielleicht noch billig haben, jetzt würde der Balkanbund den Türken wenigstens die Wilajets Adrianopel und Konstantinopel lassen, geht der Krieg aber in dem bisherigen Stile weiter, so wird es zuletzt heißen, die Türken müßten ganz hinaus aus Europa. Und es ist fraglich, ob dann die Großmächte etwas dagegen ausrichten könnten. * „Wo alles kriegt, kann's Karl allein nicht lasten!* Wenistens einen Berliner Fleischkrieg haben wir in unserem stillen Deutschen Reiche zu verzeichnen, bei der Hammelviertel zu Schwertern und Würste zu Schlag ringen wurden. Publikum und Fleischer bildeten die beiden feindlichen Lager. Die Sache ist ernst genug — wer dächte nicht an den Bäckerkrieg von 1848 in Berlin zurück — aber wird wohl schnell beigelegt werden, aller dings vermutlich unter Schädigung des Fleischergewerbes, indem Regieverkauf amtlich eingeführt wird, wenn die Meister sich noch weiter gegen den Verkauf des ein geführten russischen Fleisches sperren. Und im preußischen Landtag wurden bereits Fleischinterpellationen besprochen. Das heißt, auch die Parlamente beginnen den Winter krieg. Vom klriegskkauplatr. Die Erwartungen, die man vielfach in das türkische Heer und seine Führer gesetzt hat, sind doch einigermaßen enttäuscht worden. Es ist heute nicht mehr daran zu rweifeln, daß die Türken bei Kirk-Kilisse geschlagen und sum Rückzug genötigt worden sind. Inwieweit das auf das bei Adrianopel stehende Gros des kürkischen Heeres von Einfluß ist, läßt sich im Augenblick nicht übersehen. Für die Bulgaren ist dieser Erfolg im äußersten Osten natürlich ein Ansporn zu weiteren Taten. Die Offensive hat eben doch etwas für sich. Die Türken versuchen ihrem Mißerfolg eine natürliche Deutung zu geben und be haupten, er sei als ein taktisches Manöver zu betrachten. Eme Auffassung, zu der man sich doch nur sehr schwer durchringen kann. Schlacht bei Kirk-Kilisse. . Der Einnahme von Kirk-Kilisse — eine Tatsache, an "^hr ru zweifeln ist — sind schwere Kümpfe Der Sieg ist vor allen Dingen der ^^„^uhest der bulgarischen Artillerie züzuschreiben, die ö- " besser geführt und bedient wurde als die türkische. Der Fall der türkischen Ostbefestigung scheint auch auf die endgültigen Entschließungen der Armee- oberleitung der Türken einen entscheidenden Einfluß gehabt SU haben, wenn nachstehende Meldung aus französischer Quelle sich bewahrheitet: 25' Okt- Die Agence Havas meldet: Die türkische Armee, welche den Vormarsch der bulgarischen Truppen, die im Oste» des Flusses Tundscha die Grenze überschritten haben, aufhalten sollte, befindet sich auf der ganzen Linie im Rückzug. Der Ort Kirk-Kilisse selbst siel nach zweitägigem Ringen UM 11 rlhr vormittags. Wie schon oben erwähnt, gebührt der bulgarischen Artillerie die Palme des.Tages.