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No. 73. PAPIER-ZEITUNG. 1935 beide Verbindungen und schlagen sich als nadelförmige Krystalle an den Wänden der Rauchkammer nieder. Grössere Beachtung verdient das beim Kiesofenbetrieb neben der schwefligen Säure (SO) allerdings in grösserer Menge entstehende Schwefeltrioxyd (SO 3 ). Schon vor Jahren hat Lunge nachgewiesen, dass beim Abrösten der Kiese auf 93,83 Theile SO, sich stets 6,17 Theile SO, bilden. Bei zinkblendehaltigen Erzen, wie das vorliegende, ist die SO.,-Bildung noch stärker; die Zinkblende (ZnS) wird zu Zinksulfat (Zn SO,), und dieses zersetzt sich bei hohen Hitzegraden zu Zn 0, welches im Röstrückstand bleibt, und zu SOa, welches mit den Gasen fortgeht. Allerdings schlägt sich durch die Abkühlung ein grosser Theil des SO, in der Rauchkammer nieder; ein Theil geht aber in die Thürme und bildet dort mit Wasser die Schwefelsäure (H, S0 4 ), welche sich mit Kalk sofort zu Gips Ca SO,) verbindet. Jedoch auch beim Schwefelofenbetrieb ist die Schwefelsäure bildung unvermeidlich. Sie wird hervorgerufen durch den zur Ver brennung erforderlichen Luftüberschuss und die besonders grosse Berührungsfläche, welche die Kalksteine und das herabrieselnde Wasser den Gasen darbieten. Alle Sulfitlaugen, die ich analysirt habe, ob sie mittels Kieses oder Schwefels erzeugt waren, zeigten einen Gehalt an SOa, der innerhalb enger Grenzen schwankte, und zwar 0,10—0,15 g in 100 cc betrug. Nun lösen aber 400 Theile Wasser von gewöhnlicher Temperatur 1 Theil Gips auf, und wenn man die obigen Zahlen für SOs auf Gips umrechnet, findet man, dass unsere Sulfitlaugen als nahezu ge sättigte Gipslösungen zu betrachten sind. Nebenbei sei bemerkt, dass in den gewöhnlichen Laugen, zu deren Herstellung Kalkstein oder Dolomit mit verwendet wird, niemals freie Schwefelsäure enthalten ist; und dies scheint, nach dem Wortlaute zu urtheilen, doch die Ansicht des Fragestellers zu sein. Die Schwefelsäure verbindet sich mit dem Kalk sofort zu Gips, indem sie die viel schwächere schweflige Säure verdrängt. Der Kiesofenbetrieb wird also keine andere böse Folge haben, als eine stärkere Abscheidung von Gips, und zwar in Thürmen, Behältern und in der Lauge selbst; die klare Lauge wird in beiden Fällen wesentlich gleich sein. Hierbei sei es mir erlaubt, meine Ansicht auszusprechen, die gewiss von vielen in der Praxis stehenden Fachgenossen getheilt werden wird; dass nicht der in der Lauge gelöste Gips schädlich ist, sondern die schon ausgeschiedenen, suspendirten Theilchen von Gips und Calcium-Monosulfit. Solche Anlagen, welche in der Lage sind, klare, reine Lauge in die Kocher zu geben, haben gewiss wenig an Gips-Kalamitäten zu leiden. Zweckentsprechendes Filtriren würde wahrscheinlich in vielen Fällen von Vortheil sein. Es folgt aus diesen Ausführungen, was auch durch die Erfah rung bewiesen ist: dass der Zellstoff — sonst richtige Behandlung vorausgesetzt — ganz dieselbe Bleichfähigkeit besitzt, gleichviel ob die Lauge, mit welcher gekocht wird, durch Abröstung von Kies oder durch Verbrennung von Schwefel hergestellt worden ist. Auf die letzte Frage bemerke ich noch, dass der besprochene Kies sich gewiss sehr gut zum Abrösten eignet; ein Zusammenkitten in den Oefen steht nicht zu befürchten, wenn die Oefen nicht zu heiss geführt werden. Bruck a. M., im September 1891. Sigmund Ferenczi. In Nr. 70 der Papier-Zeitung wird die Frage, ob Rohschwefel oder Schwefelkies für Herstellung von Sulfitlauge vorzuziehen sei, von einem schwedischen Fabrikanten für einen besonderen Fall wiederum angeregt. Da auch Herr Dropisch an meinen in Nr. 47 dieser Zeitung geäusserten Ansichten Verschiedenes auszusetzen findet, so nehme ich zu der immerhin wichtigen Frage nochmals insoweit das Wort, als es sich um deren sachliche Erörterung handelt. Bereits im letzten Artikel hatte ich darauf hingewiesen, dass die Vertheurung des Rohschwefels, welche im vorigen Herbst eingetreten war, nicht von langer Dauer sein kann. Da jedoch der Fragesteller aus Schweden, ebenso wie Herr Dropisch, die steigenden Schwefelpreise wiederum als Grund für Bevorzugung des Schwefelkieses ins Feld führt, so gebe ich, anstatt aller weiteren Auseinandersetzung, die Preisbewegung für Schwefel in den letzten beiden Jahren, auf Grund der Jedermann zu gänglichen Marktberichte: ‘ Es kostete Ila. vantaggiata Rohschwefel frei Boid italienischen Abladungshafen 100 kg lose verladen: 1. Januar 1890 6 M. 90 rf. 1. März „ 7 „ 10 1. April „ 7 „ 65 n 1. Juni „ 7 „ 65 n 1. September „ ...:.. 7 „ 50 n 1. Oktober 7 „ 95 n 4. November 1890 . . . . . . 8 M. 70 Pf. 26. „ „ 9 » 95 „ 10. Dezember „ 9 „ 75 „ 15. Januar 1891 9 „ 95 „ 10. Februar „ 10 „ 15 „ 1. März ,, 11 „ 95 „ 24. „ „ 12 „ 75 „ 1. Juli „ 9 ,, 45 „ 1. August „ 8 » 80 „ Da die Nebenkosten für Verpackung in Säcken mit 40 Pf. für 100 kg, für Fracht nach Hamburg mit 1 M. 20 Pf., nach der Ostsee mit 1 M. 80 Pf., nach Rheinstationen mit 2 M. in diesem Zeitraum nicht wesentlich geschwankt haben, so liefert obige Preisaufstellung einen klaren und beweisenden Beleg für die Richtigkeit meiner Auseinander setzung, welche letztere auch durch die von gegnerischer Seite er hobenen Zweifel über die Bedeutung des Chanceprocesses nicht er schüttert wird. Dass unsere deutschen Sodafabriken diesen Prozess noch nicht aufgenommen haben, hat, wie schon früher angeführt, lediglich seinen Grund in den hohen Einrichtungskosten, welche sich für die kleinste Anlage auf etwa 600 000 M. belaufen. Dies ist eine Aufwendung, welche natürlich bei Fabriken wie den deutschen, von welchen viele nur 20—30 000 Ctr. Leblancsoda im Jahre erzeugen, nicht rentiren kann. Dasselbe Verhältniss haben wir ja beim Chlor kalk. Auch hier waren es die grossen englischen Fabriken, welche das Verfahren der Braunsteinregeneration zuerst einführten und sich dadurch die leitende Stellung für Chlorkalk erhielten, während von den Fabriken des Festlandes und namentlich den deutschen nur einzelne grössere Anlagen den doch längst als vortheilhaft erkannten Weldonprozess bisher an wenden. Was den Preis des Schwefelkieses betrifft, so ist, wie ich schon in meinem ersten Aufsatz nachwies, eine durchschnittliche Feststellung desselben wegen der verschiedenen Frachtsätze und Spesen sehr schwierig, aber auch höchst überflüssig, da jeder Zellstofffabrikant ganz genau weiss, was ihn die Wagenladung frei Fabrik kostet, und die meisten deutschen Fabrikanten jedenfalls Demjenigen sehr dankbar sein würden, welcher ihnen Schwefelkies mit einem Gehalt von 42 bis 44 pCt. zu 215 M. den Waggon frei nachweist. Thatsächlich übernehmen die Gruben eine Gehaltsgarantie für Schwefel, wie für ein Maximum der schädlichen Nebenbestandtheile Zink, Kalk, Arsenik, überhaupt nicht, wenn sie auch eine Sortirung der durchaus nicht gleichmässig fallenden Kiese insoweit vornehmen, dass der als sogenannter Inlandskies abgegebene stets einen ge ringeren Schwefelgehalt hat, als der als Exportkies bezeichnete. Was nun den Nutzungswerth der Kiese für Sulfitlaugenbereitung betrifft, so ist der von mir ang. nommene von 300 kg 40/,2 prozentigen Kies gleich 100 kg Sekunda Rohschwefel der höchste mir bisher be kannt gewordene, da in den meisten Fabriken zum Ersatz von 100 kg Schwefel 330 kg Kies erfordert werden. Sind auch einzelne Betriebe durch sorgfältigere Beobachtung der Kiesöfen in der Lage, den Schwefelgehalt der Abbrände etwas zu verringern, so bleibt hiermit die Hauptquelle von Verlusten bei der Sulfitlaugenbereitung aus Kies, nämlich die durch Einwirkung des Eisenoxyds der Abbrände be förderte Oxydation der schwefligen Säure SOä zu Schwefelsäure SOs, doch immer bestehen, und hier liegt, neben dem direkten Ver lust auch der von dem Herrn Fragesteller aus Schweden sehr richtig bezeichnete Hauptmangel der Kiesbenutzung für die Zellstofffabrikation. Können die Sulfitlaugen auch nur eine bestimmte Menge von schwefel saurem Kalk — etwa 0,3 pCt. — direkt lösen, so enthalten sie da neben meist grosse Mengen aufgeschwemmten Gipses, sind in folgedessen trübe und gelangen auch, wenn sie mangels Bassin-Raums, oder Laugenvorrathes nicht hinreichend Zeit zum Absetzen haben, in diesem trüben Zustande in die Kocher. Dass der Kiesbetrieb wegen der grösseren Luftzuführung, die zur Oxydation des Eisens erforderlich ist, auch Gase liefern muss, welche, ganz abgesehen von ihrem bedeutenden Schwefelsäuregehalt, an schwefliger Säure mindestens 25 pCt. ärmer sind als die beim Verbrennen von Schwefel gewonnenen, wird von keiner Seite be stritten. Dies ist aber ein Hinderniss für die Herstellung kräftiger Laugen, welche bei mässigem Gesammtgehalt reich an aktiver schwefliger Säure sind und dadurch eine vollkommenere Aufschliessung und höhere Bleichung des Stoffes liefern, als schwere kalkreiche Sulfitlösungen. Nicht nur bei augenblicklicher ungünstiger Geschäftslage, sondern jederzeit ist das Bestreben, billiger zu arbeiten, vollkommen berechtigt. Dabei ist es aber vor allem nothwendig, spezielle Rechenschaft von jedem einzelnen Fabrikationszweig zu erlangen, und zwar nicht bloss auf Grund allgemeiner Schätzungen, sondern durch genaue Rechnung und Analyse. Ich habe auf diesen Punkt wiederholt hin gewiesen und die so leicht ausführbaren Methoden zur genauen Kontrolle des Ausbringens und der Zusammensetzung der Sulfitlauge zur allgemeinen