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1814 PAPIER-ZEITUNG. No. 69. Verarbeitung' von Papier-Abfällen. Die Verwendung von Papierabfällen aus der eigenen Fabrik ist heute allgemein üblich, schon deshalb, weil es nahe liegt, die Abfälle wieder zu dem gleichen Papier zu verarbeiten, von dem sie stammen. Früher, als diese Abfälle gekocht werden mussten, besonders um stark geleimte Papiere für die Zerfaserung aufzuweichen, nahmen dieselben immer eine graue Farbe an. Wenn dieses Kochen im Lumpenkocher geschah, war die Graufärbung um so schlimmer. Erwärmte man kleinere Partieen im Holländer während des Mahlprozesses, so wurde das Papier weniger grau, dafür war aber in dem Holländersaal ständig feuchtwarmer Nebel, der durch herabfallende Tropfen zur Verun reinigung des Stoffes beitrug. Jetzt, wo die Papierabfälle meist im Kollergang zerkleinert werden, macht das Aufarbeiten derselben keinerlei Schwierigkeiten mehr. Die Abfälle aus grossen Buchbindereien, Geschäftsbücherfabriken usw. werden ebenfalls vielfach verarbeitet. Dieselben bestehen aus nur neuen, rein weissen oder streng sortirten Abschnitten. Die Sor- tirung derselben auf Zusammensetzung muss streng eingehalten werden ; vor allen Dingen trennt man holzhaltige und holzfreie Abschnitte. Der Preis der holzfreien Papierspäne hält sich gewöhnlich mit dem des gebleichten Sulfitstoffes auf gleicher Höhe. Man hat immer einen Anhalt für das, was man kauft, wenn sich die Späne hart anfassen und nicht weich oder lappig sind, was immer auf grösseren Zusatz von Erde schliessen lässt. Fabriken, welche holzfreie Papiere arbeiten und Papierspäne kaufen, können niemals Gewähr für holzfreies Papier bieten, denn wenn die Späne noch so sorgfältig und streng sortirt wurden, lässt sich nicht vermeiden, dass solche aus holzhaltigem Papier mit dazu kommen und das »holzfreie« Papier später bei der Prüfung geschliffenes Holz aufweist. Die Verpackung der Papierspäne in Pressballen macht eine ge naue Prüfung geradezu unmöglich; der Kauf derselben ist demnach reine Vertrauenssache. Auch ist die Gefahr, dass Verunreinigungen mit den Spänen ins Papier kommen, sehr gross, denn bei dem sorg fältigsten Sortiren bleiben Stoffe daran hängen, durch welche das Papier verunreinigt wird. Mehr noch als der Einkauf von holzfreien Papierspänen ist der Einkauf von holzhaltigen- ein unsicheres Unternehmen. Wenn die selben schon als holzhaltig verkauft werden, ist es begreiflich, dass es sich hier nicht nur um Papiere handelt, die geschliffenes Holz als Beimischung enthalten, sondern dass Holzschliff der Hauptbestandtheil ist. Aus den verschiedensten Bezugsquellen werden solche Papiere zu sammengebracht; die Farbe wird etwas berücksichtigt, die Zusammen setzung aber ist ganz gleichgiltig. Hier zeigen sich dieselben Miss stände wie bei holzfreien Spänen, nur in weit höherem Grade. Ich war zugegen, als eine Partie dieser Späne ausgesackt wurde und fürchterlich stäubte. Es war deutlich zu erkennen, dass diese Späne mit Chinaclay oder Talcum eingestäubt waren, um grösseres Gewicht zu geben, und um die Späne weisser und ansehnlicher erscheinen zu lassen. Auf die erhobene Beschwerde wurde als Antwort gegeben, dass Späne von Werkdruck dabei seien, und dieses Papier staube be kanntlich immer. Um des lieben Friedens willen musste der be treffende Fabrikant schweigen, hat aber für die Folge es unterlassen, wieder holzhaltige Papierspäne zu kaufen. Einen Anhalt für angemessenen Preis beim Einkauf hat man nicht, denn selbst wenn man den Preis für Holzschliff anlegt, hat man zu gewärtigen, dass man zu theuer kauft, da Chinaclay noch billiger ist als Holzschliff, auch beim Nachwiegen sich immer Ge wichtsunterschiede ergeben. Die Verarbeitung dieser Papierspäne ist genau die gleiche wie diejenige, welche die eigenen Abfälle erfahren. Was nun die Verarbeitung yon Schreib- und Druckpapier betrifft, so sind die geringeren Sorten, welche nur aus Holzschliff, Erde und etwas Zellstoff bestehen, die Wiederaufarbeitung zu Papier nicht werth Sie werden, so wie sie sind, im Kollergange aufgearbeitet und zu geringeren Sorten Pappe verwendet. Hierunter sind auch die besseren sogenannten Werkdruckpapiere begriffen. Wenn diese auch etwas Lumpenfaser enthalten, sind sie doch durch den beigemengten Holz schliff und die Zeit eingestaubt und gelb geworden, so dass sie zu weissen Papieren nicht mehr verwendet werden können und mit geringem Holzschliff auf gleicher Werthhöhe stehen. Wo es sich also um Aufarbeiten von Druckpapieren handelt, kann man mit Vortheil jedenfalls nur solche verwenden, die aus Lumpen gefertigt sind. Alte Papiere bieten hierfür grössere Sicherheit als solche neueren Datums. Sorgfältiges Sortiren ist hier die Hauptsache. Nicht nur alle gefärbten Papiere, welche als Decken oder Umschläge gedient haben, müssen ausgelesen werden, — auch der Bindfaden muss sorgfältig entfernt werden, auch die am Rücken anhaftenden Ledertheilchen. Da diese Papiere fast alle ungeleimt sind, macht das . Aufarbeiten derselben weniger Schwierigkeiten als die Entfernung der Druckerschwärze. Die einzelnen Bogen werden ausgebreitet und in einen Bottich so aufeinander gelegt, dass der Bottich ’/« voll ist. Die oberste Lage wird mit einem Brett belegt, und auf dieses kommen Gewichte, damit das Papier unten bleibt, wenn eine 3prozentige Lösung von Aetznatron in den Bottich gegossen wird, so dass dieser bis an den Rand voll ist. Diese Flüssigkeit bleibt etwa 12—18 Stunden auf dem Papier stehen. In der letzten Zeit nimmt man die Gewichte weg; das Papier steigt in die Höhe, und wenn jetzt der am Boden des Fasses befindliche Zapfen herausgezogen wird, so läuft das Wasser ab und mit ihm eine Menge Kohle, welche als Druckerschwärze auf dem Papier war. Je vollständiger das Wasser abläuft, desto mehr von der Kohle geht mit fort. Das Auswaschen der Lauge geschieht am besten, indem nach dem Ablaufen der Lauge ein- oder zweimal frisches Wasser nachgegossen wird. Der Hauptvortheil ist, dass hierbei weniger Fasern verloren gehen, und sich die Kohle besser entfernen lässt als im Holländer. Die Zerfaserung erfolgt am besten im Holländer. Hier genügt das Reiben, um die nicht geleimten Fasern von einander zu trennen, und das Auswaschen wird am besten mittels der Waschtrommel besorgt. Viel wird dieselbe auch nicht mehr leisten, denn die Fasern setzen sich auf das Sieb der Waschtrommel und lassen weder Kohle noch Wasser mehr ablaufen. Geleimte Druckpapiere werden auf gleiche Art behandelt, und auch sie können, wenn sie aus älterer Zeit stammen, im Holländer sofort zerfasert werden. Sollte ihre Aufarbeitung Schwie rigkeiten machen, so erfolgt die Behandlung ebenso wie bei den Papier spänen. Dieselben müssen aufgekollert werden. Dieses Druckpapier giebt festes Papier, doch wird dessen Farbe niemals rein weiss, es hat vielmehr immer einen Schein ins Graue, denn einen Bleich prozess kann der aufgeweichte Stoff nicht durchmachen; die Kohle wird immer ihre Beschaffenheit behalten und das Papier grau färben. Was mit Bezug auf Druckpapier gesagt ist, gilt auch für Schreib papiere. Die Behandlung im Bottich, das Auswaschen usw. ist das Gleiche, nur dass zum Entfernen der Tinte 3 pCt. Salzsäure oder Schwefelsäure genommen werden. Bei richtigem Auswaschen erhält man reinen weissen Stoff. Die Tinte der früheren Zeit ist meist schon verblasst, da sie nur aus gerbsaurem Eisen bestand; durch die Säure wird der Gerbstoff zerstört, und das gelöste Eisen geht mit dem Waschwasser fort. Beim Sortiren des Schreibpapiers muss man jedoch darauf achten, dass alle bedruckten Stücke entfernt werden, denn wenn dieselben im Papier bleiben, wird dasselbe grau. Das Auflockern des Schreibpapieres erfolgt am besten auf dem Kollergange. Alte Gerichtsakten sind für gelbliches Konzeptpapier sehr geeignet. Das von der Tinte vorhandene Eisen wirkt hier nicht nachtheilig, um! auch die Akten neueren Datums lassen sich, wenn das dazu benutzte Papier holzfrei war, für besagtes Papier mit gleichen Vortheilen ver wenden. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass Formulare oder Papiere mit aufgedruckten Köpfen oder Linien unter Druckpapiere sortirt werden müssen, wenn man auf reines Papier rechnet. Holzhaltiges Schreibpapier wird genau ebenso wie holzhaltiges Druckpapier behandelt. Durch Sortiren lassen sich die besseren Sorten herausnehmen, während die geringeren zu Pappe verwendet werden. Für diese Papiere dürfen deshalb höchstens die Preise wie für ge ringen Holzschliff bezahlt werden. M ... (Vergl. auch Theil III, Seiten 412—424, über »Altes Papier« in Hofmanns Handbuch, erste Ausgabe. D. Red.) Farbig geflecktes und gestreiftes Papier. Nummer 17 vom 23. Juli des in New York erscheinenden Fach blatts »The Papermill« erschien in einem Umschlag aus einem Bogen, dessen eine Hälfte auf beiden Seiten fleckig blau ist, während die andere Hälfte auf beiden Seiten unregelmässige blaue und rothe Streifen zeigt. Es ist nach einem Patent des Herrn W. N. Cornell, Leiter der Brownville Box and Paper Co., angefertigt. Die Farben werden danach auf den Schlauch der oberen Gautschwalze gebracht und von diesem auf das Papier übertragen. Für den gefleckten Theil des Papiers wird die Farbe vermuthlich unregelmässig auf die Gautsch walze getropft, für den gestreiften laufen die verschiedenen Farben wahrscheinlich durch Stoffstreifen an den gewünschten Stellen auf. Die Farben dringen offenbar durch das nasse Papier, da sie auf der unteren Seite an gleicher Stelle, aber etwas verblasst, erscheinen. Bei dem Auftragen der Farben in solcher Weise sollen 50 pCt. der Farbe erspart werden. Das Papier ist keineswegs schön, fällt aber auf, und das Verfahren wird deshalb in manchen Fällen, z. B. für Zettel- und Einschlag-Papiere, nützlich sein. Sobald wir die Patentschrift erhalten, werden wir Näheres darüber bringen. Die Nonnenraupe tritt, trotz des anhaltenden Regens, in den Alpenbergwäldern bei Aibling, am Wendelstein, am Tegernsee und am Starnbergersee wieder verheerend auf.