Volltext Seite (XML)
genommene Oxydation der schwefligen Säure zu Schwefelsäure nach obigen Zitaten die Haupterscheinung dabei wäre, diese auch in sehr bedeutendem Maasse auftreten. Es müsste also, vorausgesetzt, dass die entstehende Schwefelsäure in Lösung bleibt, die Kochlauge, vor und nach der Kochung in dieser Beziehung untersucht, einen bedeutenden Unterschied in dem Gehalt daran ergeben, oder es müssten auch bei regelmässigem Betriebe sich ganz enorme Massen von Gips (CaSO 4 ) auf der Faser ablagern, was wohl den allgemein bekannten Thatsachen geradezu widerspricht. Um nun die erstere Frage beantworten zu können, sowie um überhaupt die Natur der Sulfitlauge in den verschiedenen Zeitpunkten der Kochung in Bezug auf ihre anorganischen Bestandtheile näher kennen zu lernen, stellte ich die nachfolgend mitgetheilten Unter suchungen an. Ich hatte, wie aus den angegebenen Daten hervor geht, schon vor längerer Zeit in einer norddeutschen Fabrik, die nach Mitscherlich, folglich mit indirekter Heizung, arbeitet, Gelegen heit, dieselben durchzuführen, fand aber zu deren Beschreibung und Veröffentlichung erst jetzt die nöthige Musse. Äusser den hier an gegebenen Schwefelsäure-Bestimmungen, wodurch der Gehalt an Gips (Ca SO 4) gleichfalls gegeben war, und bei welchen der Prozentsatz an Schwefelsäure-Anhydrit = SO 3 in Berechnung gezogen wurde, stellte ich auch eine Reihe anderer Untersuchungen an, z. B. Titrirungen von Gesammt-, gebundener und freier schwefliger Säure, Bestimmungen der Trockensubstanz der Laugen, des Holzes und des Zellstoffs, sowie des Aschengehaltes der genannten Körper. Weiter merkte ich mir bei jeder Kochung genau Druck und Temperatur an, um beiläufig zu sehen, in welchem Verhältnisse dieselben stehen, endlich stellte ich den Holz- und Laugenverbrauch, sowie das Ergebniss an fertigem Stoff genau fest, und sammelte so alle möglichen Daten, welche für den Sulfitzellstofftechniker im besonderen und den Technologen im allgemeinen von Interesse sein dürften, und welche ich daher hier ausführlich wiedergebe. Die Schwefelsäure-Bestimmungen wurden nach verschiedenen Versuchen in der Weise durchgeführt, dass eine gemessene Anzahl ccm der zu untersuchenden Lauge mit Wasser zuerst ordentlich verdünnt, dann erhitzt und mit Salzsäure versetzt wurde, worauf durch anhaltendes Kochen die schweflige Säure, und zwar sowohl die freie als auch die gebundene vollständig vertrieben und endlich die Schwefelsäure mit Chlorbaryum gefällt wurde. Die Lauge in unserer Fabrik, in welcher ich die Untersuchungen anstellte, wurde in gewöhnlichen Mitscherlichthürmen mit Kalk- be ziehungsweise Dolomit-Füllung erzeugt, und eine solche frische Thurm- lauge, wobei das Gas mittels Abröstens von Schwefelkies in drei ge wöhnlichen Kiesöfen erzeugt wurde, hatte am 13. Oktober 1888 0,150 pCt. SO3. Später, als nur zwei Oefen in Betrieb waren, fand ich bei gelegent licher Untersuchung am 3. Dezember 1888 0,217 pCt. SO3. Im darauf folgenden Jahre waren die alten gewöhnlichen Kies öfen äusser Betrieb gesetzt; und in drei neuen, durch je fünf überein ander liegende feuerfeste Platten in ebensoviele mit einander in Ver bindung stehende Rösträume abgetheilten sogenannten Rangiröfen wurde nicht mehr Schwefelkies, sondern ein eigenthümliches, zum Theil aus Schwefel-(d. h. also Eisen-)Kies und zum Theil aus Zink blende bestehendes Mineral, die sogenannte Kiesblende, abgeröstet. Der zur Zeit gerade mit Dolomit gefüllte Thurm ergab am 7. Oktober 1889 eine Sulfitlauge, welche 0,191 pCt. SO3 enthielt. Endlich untersuchte ich eine mir zufällig zugekommene Ablauge aus einer anderen nach Mitscherlich arbeitenden Fabrik aus dem Jahre 1888. Diese Ablauge, d. h. also bereits gebrauchte Lauge, war dunkel, fast schwarzbraun, der zugehörige Stoff war total verkalkt, also wie der Techniker sagt »überkocht«, und die Lauge enthielt: 0,260 pCt. SO3. Ich kann nicht prüfen, ob die Angabe, welche ich schon gelegent lich gelesen, richtig ist, dass nämlich Schwefelkiesöfen an Schwefel säure reichere Laugen ergeben, da ich bis jetzt noch keine Gelegen heit hatte, von Schwefelöfen herstammende Laugen zu untersuchen. Aus obigen wenigen Beispielen muss aber der Schluss gezogen werden, dass der Gehalt an Schwefelsäure bei Abröstung von Kiesen sowohl in der ursprünglichen, als auch in der gebrauchten Lauge 0,1—0,2 pCt. niemals wesentlich übersteigt. Im Folgenden werde ich mir nun erlauben, einige Kochungen, welche ich mit mehr oder minder eingehenden chemischen Unter suchungen begleitete, ausführlich zu beschreiben. Dieselben wurden mit den grossen liegenden Mitscherlich-Kochern, deren Rauminhalt nach meiner Berechnung 122 cbm beträgt, angestellt. Die Heizung, war, wie bekannt, indirekt, und der Dampf ging in jedem Kocher durch je vier Bleischlangen, ohne die Kochlauge irgendwie zu verdünnen. (Fortsetzung folgt.) Reisekosten der Rechtsanwälte. Neustadt bei Stolpen hat ein Amtsgericht, aber keinen Rechts anwalt. An den Gerichtstagen übernimmt jedoch der Rechtsanwalt Dr. H. in Stolpen die Vertretung von Parteien vor dem Neustädter Gericht. Er reist zu diesem Zweck ziemlich regelmässig Donnerstags nach Neustadt und meldet seine Ankunft durch eine Anzeige in der am Orte erscheinenden Zeitung am Tage vorher an. An zwei Donnerstagen des vorigen Jahres, am 4. und 18. Dezember, hatte er im Interesse eines Klienten, des Papierhändlers B. in Königstein, einen Termin vor dem Amtsgericht Neustadt wahrgenommen. Er berechnete dafür äusser seinen Gebühren und Auslagen, welche 11 M. 80 Pf. betrugen, 30 M. 90 Pf. Reisekosten und Tagegelder. Sein Auftraggeber zahlte den ersten Posten, weigerte sich aber, den zweiten zu zahlen, indem er sich darauf berief, dass Rechtsan walt Dr. H. regelmässig an bestimmten Tagen in Neustadt thätig sei, bezw., wie sein Briefkopf besage, dort eine »Filiale« unterhalte, und dass er für seine im eigenen Interesse unternommenen Reisen, bei welchen er die verschiedensten Geschäfte erledige, nicht besondere Zahlung fordern dürfe. Es kam zur Klage vor dem Amtsgericht Königstein, und der Kläger wurde abgewiesen. Dasselbe geschah in der Berufungs instanz seitens des Landgerichts Dresden. Beide Gerichte nahmen an, dass der klagende Rechtsanwalt einen Theil seiner Praxis in Neustadt ausübe und zu diesem Zweck fast jeden Donnerstag dort sei. An dieser in der Bewohnerschaft Neustadts verbreiteten und dem Kläger auch bekannten Anschauung könne es nichts ändern, wenn Dr. H. einmal Donnerstags nicht erscheine, und wenn aus dem Wortlaut seiner Ankündigungen die Regelmässigkeit seiner An wesenheit nicht hervorgehe. Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster und Erzeugnisse der Papier- und Schreibwaaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Neujahrs-Scherzkarten. Die Firma A. H. John, Luxuspapier fabrik in Frankfurt a. M., ist in diesem Jahre die erste, von der uns Neujahrs-Neuheiten zugingen. Es sind Scherz-Postkarten nach Art der »Münchener Bierkarten«, mit und ohne den bekannten Ver schluss durch Dreieck-Zipfel. Farbige, in kräftiger Manier aus geführte Karikaturen mit entsprechenden Begleitversen bilden den Rückseiten-Aufdruck. Die stattliche Zahl der Muster bietet Ge legenheit zur Auswahl absatzfähig erscheinender Stücke. Ein von derselben Firma uns vorgelegter, auf gelben Karton gedruckter Wohnungszettel lässt vermuthen, dass unsre in Nr. 35 Seite 890 gegebene Anregung zur vernunftgemässeren Ausführung solcher Zettel Beifall gefunden hat. Abweichend von dem her kömmlichen Wortlaut heisst der knappe Text: Wohnung Stock Zimmer zu vermiethen. Erzeugnisse für Schreibstubenbedarf. Die Firma Eduard Rein, Geschäftsbücherfabrik mit Dampfbetrieb in Chemnitz, fertigt als Sonder-Erzeugung Reise-Auftragsbücher, Bestell- und Lieferzettel, Rechnungen, Dispositionsbücher usw. mit Durchschreibe-Einrich tung. Bei all diesen geschäftlichen Hilfsbüchern ist der überein stimmende Vordruck einmal auf Schreibpapier, das andremal auf durchsichtigem Papier angebracht, und beide Blätter sind so geheftet, dass die Vordrucke genau aufeinanderfallen. Das durchsichtige Blatt liegt natürlich stets über dem undurchsichtigen, welch letzteres dem Rücken entlang durchlöchert ist. Blaupapierblätter sind überall bei gegeben. Zum Durchschreiben empfiehlt die Firma statt des meist benutzten harten Bleistiftes einen Achatstift, welchen sie mitliefert. Da ein solcher nicht abfärbt, wird die Doppelkopie dadurch her- gestellt, dass man zwischen das undurchsichtige und das durchsichtige Blatt einen doppelseitig gestrichenen Bogen Blaupapier legt. Die Schrift auf dem durchsichtigen Blatt erscheint dann von der Rück seite her, ist aber deutlich lesbar. Das Abfärben des Blaupapiers beim Nichtgebrauch wird dadurch verhütet, dass es in Büchern und Mappen zwischen Metallpapierblättern aufbewahrt wird. Dieselbe Firma hat ein besonderes System der Buchführung aus gearbeitet, bei welchem man mit nur zwei Büchern auskommt. Sie liefert die eigenartig eingerichteten Bücher nebst Anleitung zum richtigen Einträgen. Ein weiteres Sondererzeugniss bildet ein Geschäfts buch für Hauswirthe mit zweckmässigem Vordruck für alle das Haus betreffenden Einnahmen und Ausgaben.