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1506 PAPIER-ZEITUNG. No. 58. Dasselbe hat einen wesentlichen Einfluss auf die Geschmacksbildung unserer Druckindustrie, wie auf die Vervollkommnung der Kegel- und Höhensysteme des deutschen Schriftgusses und unserer Fraktur schrift, mithin auch auf die deutsche Buch-Ausstattung geübt und verdient deshalb eine Erwähnung an dieser Stelle. Im Jahre 1672 liess sich Johann Gehlen, aus Antwerpen ge ¬ erworben hat, sind so allgemein bekannt und so oft geschildert worden, dass ich an dieser Stelle auf ein näheres Eingehen verzichten darf. Das Signet desselben zeigt ebenfalls den Bären, wenn auch in verän derter Gestalt, welcher in der rechten Faust den geflügelten Schlangen stab und das Schild mit Minervakopf und Eule, in der linken den Druckerballen hält (Fig. 27). Das von dem berühmten Geschäftshause heute geführte Signet zeigt Fig. 28. bürtig, unter Ankauf der Druckerei seiner Schwägerin, der Wittwe des Druckers Haquet, in Wien nieder, wurde 1678 mit dem Privileg eines k. u. k. Hofbuchdruckers ausgestattet und gab seit 8. August 1703, an den beiden Posttagen der Woche, das »Wiener Diarium« heraus, aus dem die k. u. k. privilegirte »Wiener Zeitung entstand. Im Jahre 1676 wurde durch Friedrich Wilhelm Schmuck in Strass burg das seit 1825 von seinen Nachkommen unter der Firma »Berger- Levrault« geführte Druck- und Verlagshaus begründet, welches 1872 nach Nancy verlegt wurde. Fig. 24 zeigt das Signet der Firma, das von zwei Wappenschildern gestützte Monogramm B. L. 1703 errichtete Isaak En schede zu Harlem das be kannte, mit der Geschichte der Schriftgiesserei Hollands eng verknüpfte noch heute blühende Druck haus, und in dem für Frankreichs Druck geschichte ewig denkwür digen Jahr 1713 liess sich Francois Didot als Buchdrucker und Buchhändler zu Paris nieder. Fig. 25 zeigt das heutige Signet der von ihm begründeten Firma, das bekannte Didot’sche Monogramm, von Lorbeer- und Eichenzweigen umgeben. Das Jahr 1718 ist ein für Deutschland hochwichtiges Gedenk jahr. In demselben, am 24. Januar, ehelichte Bernhard Christoph Breitkopf, am 2.2März 1695 zu Clausthal im Harz geboren und in Goslar 1709—1714 zum Buchdrucker herangelernt, »die Frau Maria Sophia Müllerin geb. Hermannin, weyland sehl. Herm Johann Casper Müller Fürnehmen Bürgers und Buchdruckers, so auch weitberühmten Schriftschneiders und Schriftgiessers in Leipzig Witwe« und wurde hierdurch der Begründer des noch heute unter der Firma »Breit Fig. 28. dem Korn'sehen Fig. 29. Es folgt nunmehr das Jahr 1732 mit der Gründung der vornehmlich dem Zeitungsverlag ge widmeten Druckereien J. H. Hartung in Königs berg i. Pr. (»Königsberger Hartung'sche Zeitung«) und W. G. Korn in Breslau (»Schlesische Zeitung«). Im Buchhandel hat die seit 1872 im Besitz einer Aktien-Gesellschaft befindliche Hartung’sche Buch handlung nur für die Provinz Ostpreussen Be deutung durch ihren Gesangbücher-Verlag. Aus Geschlecht verdient besondere Erwähnung Johann Gottlieb Korn, der die alte Firma 1794 durch Zweigniederlassungen in Posen vergrösserte und infolge seiner Verbindungen mit Polen zum direkten Bezug französischer Literatur von Paris angeregt wurde. Hierdurch und durch eine Ausgabe von Voltaire’s Werken in Gemeinschaft mit einem Baseler Verlagshause wurde er der Begründer des ersten regelmässigen Büchersortiments mit fran zösischen Werken in Deutschland. Fig. 29 zeigt das von Ludwig Burger gezeichnete Korn’sche Verlagswappen. (Fortsetzung folgt.) Rohhaut-Sprungrücken. In Nr. 52, Seite 1347 ertheilte Herr Fleischhacker dem Inhaber der Sächsischen Geschäftsbücherfabrik F. W. Kaiser in Plauen den Rath, »in das erste beste grössere Bureau zu gehen, in dem seine stärkeren Bücher verwendet werden; er werde dann sehen, was er noch nicht gehört haben will«, — nämlich dass alle Papprücken, namentlich an grösseren Geschäftsbüchern, mit der Zeit lappig und mürbe würden. köpf & Härtel« zu Leipzig blühenden, hochangesehenen Welt-Verlags geschäfts. Seine Rechtschaffenheit und Tüchtigkeit erwarb ihm die Freundschaft der Professoren von Mascow und Reineccius, die mit hinreichenden Mitteln für ihn eintraten, so dass er bereits 1732 daran denken konnte, neben seiner kleinen Druckerei am Sperlingsberge, nach Abbruch des Ausspann-Gasthofs »zum goldnen Bären«, ein statt liches Haus aufzu Fig. 26. richten, welches das Geschäft 135 Jahre beherbergt und ihm das Druckerzeichen des Bären verliehen hat. Das Verlags zeichen des schlich ten Harzer Drucker- gesellen, der sich zum ersten Buch- d rucket Deutschl and s aufgeschwungen hat und im 83. Lebens jahre, am 26. März 1777, das Zeitliche segnete, trägt den Spruch: »Ipse ali- menta sibi«, Jeder muss sich seine Nahrung selbst schaffen. (Fig. 26.) (Da der Wahlspruch unzweifelhaft auf das alteMärchen vom Bären anspielt, der im Winter sein eignes Fett aus den Pfoten saugt, wäre wohl die Uebersetzung: »Sich selber Nahrung« besser. D. Red.) Die ausserordent lichen Verdienste, welche sein Sohn Jo hann Gottlob Imma nuel, am 23. November 1719 geboren und am Fig. 27. 29. Januar 1794 ver Herr Kaiser ist diesem Rathe insofern gefolgt, als er an eine grössere Anzahl seiner Abnehmer Fragen richtete, welche die Halt barkeit der gelieferten Bücher im allgemeinen, das etwaige Lappig- und Mürbewerden derselben im besonderen zum Gegenstände hatten. Die Antwortschreiben von 19 Firmen, sämmtlich im günstigen Sinne gehalten, liegen uns vor. Ungünstige Urtheile sind nach Ver sicherung des Einsenders nicht eingelaufen. Herr Kaiser sandte uns auch eine zur Veröffentlichung bestimmte Mittheilung, deren Abdruck wir aber, als zur Klärung der Sache nicht von Belang, unterlassen. Dagegen geben wir nachstehend zwei der eingegangenen Zeugnisse wieder, welche geeignet sind, zu erweisen, dass auch Papprücken längeren Gebrauch aushalten, ohne mürbe und lappig zu werden. Löbtau-Dresden, 10 Juli 1891. Wir bestätigen hiermit der Sächsischen Geschäftsbücher-Fabrik F. W. Kaiser in Plauen iJV; dass die von derselben schon seit langer Zeit be zogenen Geschäftsbücher in jeder Hinsicht unsere ganze Zufriedenheit ge funden haben, und insbesondere ein Lappigwerden der Rücken der stärkeren Haupt- und Kontobücher bis zur gänzlichen Ausnutzung derselben nicht zu konstatiren gewesen ist. Hartgusswerk und Maschinen-Fabrik (vorm. K. H. Kühne & Co ) Aktien-Gesellschaft. Cainsdorf i.jS., 7. Juli 1891. Herrn F. W. Kaiser, Plauen i./V. Auf den Ihrerseits geäusserten Wunsch bestätigen wir Ihnen hierdurch gern, dass wir mit den von Ihnen schon seit Jahren bezogenen Geschäfts büchern zufrieden sind, insbesondere uns über Haltbarkeit der Bücher- Rücken nur lobend aussprechen können. Königin Marienhütte, Aktien-Gesellschaft. Der Schluss der Kaiser’schen Mittheilung lautet: Ich habe noch nie bestritten, dass sich mit Rohhautrücken ein gutes Buch herstellen lässt und wünschte nur, dass Herr Fleischhacker den Er zeugnissen Anderer gleichfalls Gerechtigkeit widerfahren liesse. Sächsische Geschäftsbücher-Fabrik F. W. Kaiser. Die Hilfsarbeiter in Berliner Druckereien und graphischen Anstalten, welche seit einiger Zeit zwei Vereine gebildet haben, be sitzen jetzt auch ihr eignes Blatt. Dasselbe führt den Titel: »Union, Organ für die Interessen aller in den graphischen Gewerben beschäf tigten Hilfsarbeiter und Arbeiterinnen«, und wird monatlich zweimal erscheinen. Die erste Nummer wurde am 1. Juli ausgegeben. storben, sich um die Entwickelung der deutschen Buchdruckerkunst