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No. 58. PAPIER-ZEITUNG. 1505 Schrift. Fig. 20. Fig. 19. Anthoni oder Antonius Koberger, der Stammvater dieses Nürnberger Druckhauses, wirkte in den X Jahren 1473—1513. Er arbeitete mit über hun dert Gesellen und vierundzwanzig Handpressen. Seine geschäftlichen Verbindungen reichten über 7 Deutschland hinaus. Einen sehr regen Verkehr unterhielt er mit den schweizer und holländer Druckern. Zweihundertundzwanzig Druckwerke Buchgewerbe. Druckindustrie, Buchbinderei, Buchhandel. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme, Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Eingesandte Werke finden Besprechung. grossen Umfangs, sauber und korrekt ausgeführt, sind von diesem Koberger auf uns überkommen, darunter allein dreizehn verschiedene Bibeln (eine deutsche und zwölf lateinische). Sein bedeutendstes Unternehmen aber, welchem er vornehmlich sein volksthümliches Bekanntsein durch ganz Deutschland verdankte, ist das berühmte Verlagswerk »Schedel’s illustrirte Chronik«, das im Jahre 1493 heraus kam und mit mehr als 2000 Stahlstichen ausgestattet war. Auch seine »Reformation der Stadt Nürnberg«, 1475, und der »Schatz- behalter des Reichtums des Ewigen Heils«, 1491, fanden weite Ver- breitung. • Er beschäftigte mit seinen zahlreichen Verlagswerken auch andere Drucker, vorwiegend Amerbach in Basel. Er wird in den Chroniken seiner Zeit als ein Geschäftsmann von peinlichster Ordnung geschildert und gilt als einer der ersten, welche eine gewisse Fabrikordnung in seinem Geschäft einführten. Mit dem Glockenzeichen wurde beispielsweise schon bei Koberger die Arbeit begonnen und geschlossen. Sein Sohn Anthoni führte die Druckerei nach des Vaters Tode, 1513, bis zum Jahre 1532 im Verein mit seinem Bruder oder Vetter Johannes fort. Bis dahin war das Geschäft in blühendem Stande. Seitdem aber ist über die Druck- und Verlagsthätigkeit des Koberger-Hauses nichts mehr zu hören. Anthoni II. Koberger starb 1540, Johannes 1543. Eine vorzügliche Monographie dieser Nürn berger Druckerfamilie hat Dr. Oskar Hase, der Mitbesitzer der Firma Breitkopf & Härtel in Leipzig, herausgegeben. Sie sei Allen, die einen richtigen Begriff von der deutschen Geschäftstüchtigkeit und Betriebsamkeit im späten Mittelalter sich schaffen wollen, aufs wärmste zur Lesung empfohlen. Aus der Zeit des dreissigjährigen Krieges ist für uns die Er richtung eines einzigen Druckereigeschäftes von Wichtigkeit. Dieselbe erfolgte in jener Stadt, die von allen Städten Deutschlands das Kriegs unheil am schwersten zu tragen hatte, in Magdeburg. Ich meine Tie noch heute im Besitze des gleichen Geschlechts blühende Faber- sehe Buchdruckerei mit der altberühmten »Magdeburgi sehen Zeitung«, der sich in neuerer Zeit die »Deutsche Pfennig-Zeitung« und als Fachblatt für alle bei der Gemeinde- und Polizei Verwaltung der Kreise betheiligten Personen die Wochenschrift Die Selbstver waltung« zugesellt hat. Das schöne Faber’sche Wappen besteht, wie das Innenfeld der Fig. 21 zeigt, aus zwei Einzelwappen, die jedes für sich zu den sogenannten »redenden« Wappen gehören. Das Wappen mit dem Mühlrad im Schilde gehört der Müller'schen Familie, die von 1646 ab die jetzige Faber’sche Buchdruckerei führte. 1730 trat der erste Faber in dies Geschäft ein und erbte dasselbe 1737 von seinem Schwiegervater Andreas Müller. Die Faber führten ihr Wappen bereits seit 1709 auch als Druckerzeichen, imd eine Ab bildung und Beschreibung desselben findet sich schon im II. Bd. von Gessner's »Geschichte der Buchdruckerkunst«, Leipzig 1740. Das Signet in der vorliegenden Form, gezeichnet von Ludwig Clericus, zeigt unten in einem schildartigen Theil des Randes den Buchdrucker- Adler, während der Rand nach oben in das Magdeburger Stadtwappen ausläuft. Ueber dem Müller’schen Wappen weht der rothe Adler Brandenburgs, über dem Faber’schen der königliche Adler Preussens. Zwei Greife mit den Buchdruckerballen flankiren das Ganze. Während als Familienwappen der Schmied, ein rothes Herz bearbeitend, bei behalten ist, haben die jetzigen Besitzer der Firma als Buchdrucker und Verlags-Signet das Müller-Faber’sche Alliance-Wappen, der historischen Entwicklung des Geschäfts entsprechend, angenommen. Verleger- und Druckerzeichen. Von Paul Heichen. (Fortsetzung zu Nr. 56.) II. Von dem bedeutendsten Druckerverleger des späten Mittelalters, dem grossen Nürnberger Meister Koberger oder Koburger, den schon seine Zeitgenossen als den »König der Buchdrucker« bezeichneten, ist ein Druckerzeichen nicht bekannt; dahingegen führte er als »Brief zeichen« die nachstehend abgedruckten Figuren 19 und 20. * Auf allen seinen Briefen findet sich dasselbe neben der Unter- / Auf ihren Druckwerken pflegt die Faber’sche Buchdruckerei das Wappen in einer einfacheren, des Fahnen-, Greifen- und andern Zierraths entkleideten Form zu führen. Fig. 21. Es darf als gutes Zeugniss für die im deutschen Volke steckende Lebenskraft gelten, dass schon im elften Jahre nach dem Ab schluss des Westfälischen Friedens die Gründung einer Handlung erfolgte, welche durch zwei Jahrhunderte hindurch den Segen der Bildung über Deutschland verbreiten sollte, wie kaum eine zweite, der Cotta’schen Buchhandlung, die im Jahr 1659 von dem aus kursächsischen Landen stammenden Johann Georg Cotta zu Tübingen im Schwabenlande gestiftet wurde. Cotta war 1631 geboren, erlernte den Buchhandel bei Zimmermann in Wittenberg und heirathete 1659 die Wittwe des »akademischen Buchführers« Philipp Brunn in Tübingen, dessen Handlung er von diesem Jahre an unter seinem nf* eignen Namen fortführte. Der schreitende Greif (Fig. 22), s238 welchen die berühmten Werke der Cotta’schen Buch- K2r4* handlung tragen, dürfte zu den bekanntesten aller Buch- 66 handelsmarken gehören; denn kaum eine zweite wird E-- auf Büchern gestanden haben, die dem deutschen Volke Eig 2- so werth und lieb sind, wie die von der Cotta’schen Handlung verlegten Werke von Goethe, Schiller und wie die zahl reichen Klassiker des Cotta’schen Verlags alle noch heissen. Einen besondern Theil desselben bildete seit dem Jahre 1838 die um 1784 von Georg Joachim Göschen zu Leipzig begründete, 1793 nach Grimma verlegte »Göschen’sche Verlagsbuchhandlung«. Dieselbe pflegte ebenfalls in hervorragender Weise die klassischen Schriftsteller Deutsch lands. 1787—91 druckte Göschen von Goethes Werken die erste Gesammt-Ausgabe. Auf diese folgte 1794 die grosse Pracht-Ausgabe von Wieland’s sämmtlichen Werken in 42 Bänden Quart mit Antiqua gedruckt und mit 36 Kupfern geschmückt, die 250 Thaler kostete. Neben ihr erschienen die Prachtausgabe in Grossoktav zu 125 Thaler, die in kleinerm Oktav zu 1121/, Thaler und die gewöhnliche Aus gabe zu 25 Thaler. Der jetzige Besitzer der Göschen'schen Handlung, Ferdinand Weibert, hat sich durch seine vornehm ausgestatteten Aus gaben vonLessings und andrer Klassiker sämmtlichen Werken, wie auch neuerdings durch Sammel-Unternehmungen als rühmlichen Erhalter und Wahrer einer mehr als hundert jährigen Geschäftsgrösse. erwiesen. Fig. 23 zeigt das Ver lagssignet der »G. J. Göschen’schen Verlagsbuch handlung« in Stuttgart. Nächst 1659 ist für den Buchdruck und Buchhandel "18 23 das wichtigste Gedenkjahr des 17. Jahrhunderts das Jahr 1667. In demselben erfolgte durch Johann Andreä die Gründung des ebenfalls noch heute bestehenden, seit 1838 als »Benj. Krebs'sche Giesserei bekannten Schriftgiesserei-Geschäfts in Frankfurt a. Main.