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1366 PAPIER-ZEITUNG. No. 53. wird. Dass die in Betracht- kommenden Interessen in den deutschen Industrie- und Handelskreisen Würdigung finden, hat sich bei den bisherigen Erörterungen über das Unternehmen bereits ergeben, und es darf deshalb eine der Stellung des Reiches entsprechende Beschickung der Ausstellung mit Zuversicht erhofft werden. De Absicht der Betheiligung wird durch Ausfüllung des von den Handels- und Gewerbekammern und sonstigen gewerblichen und kaufmänni schen Körperschaften, sowie von dem diesseitigen Ausstellungsbureau zu beziehenden Anmeldebogens und durch Uebersendung des ausgefüllten Bogens an die Adresse des Reichskommissars erklärt. Nach dem von der Leitung des Unternehmens festgesetzten Plane soll die Vertheilung des Ausstellungsraumes an die einzelnen Staaten am 1 Januar 1892 erfolgen. Es liegt somit im Interesse der deutschen Aus steller, dass sie bis zu diesem Zeitpunkte die Absicht ihrer Betheiligung kundgeben, damit alsdann die Untervertheilung des auf Deutschland ent fallenden Raumes erfolgen und einem etwaigen Mehrbedarf an Raum Rechnung getragen werden kann Eine thunlichst genaue Beantwortung der in dem Anmeldeformular auf gestellten Fragen wird erbeten Der besonderen Prüfung wird die Frage 5 wegen etwaigen Anschlusses an eine Sammelgruppe (Kollektiv-Ausstellung) unterstellt. Für diejenigen Zweige der Industrie, in denen die deutsche Ausfuhr nach Amerika hervorragt, ist die Bildung möglichst starker und übersichtlicher Gruppen, durch welche die Leistungsfähigkeit Deutschlands im Gesammtbilde veranschaulicht wird, im besonderen Maasse wünschens- werth. Insoweit bereits im Interesse der Anmeldung eine Anzahl von Aus stellern zur gemeinschaftlichen Beschickung der Ausstellung sich entschlossen hat, wird ersucht, dies durch Ausfüllung eines gemeinsamen Anmeldebogens zum Ausdruck zu bringen. Der Vertretung des Reiches wird es angelegen sein, die Interessen der deutschen Aussteller nach jeder Richtung hin zu wahren. Insbesondere wird über den Schutz der geistigen und gewerblichen Urheberrechte eine ausdrückliche Erklärung der maassgebenden Faktoren eingeholt und zur Kenntniss der Aussteller gebracht werden. Das Gleiche gilt von der Zu lassung ausländischer Arbeiter zu den Ausstellungsarbeiten Ueber die Er wirkung von Frachtermässigungen, über die Zollabfertigung der zur Aus stellung entsendeten Güter und über die Herbeiführung der Zollfreiheit, für die in das deutsche Zollgebiet zurückgelangenden Sendungen ist in der Zu sammenstellung von Bestimmungen des Ausstellungs-Programms das Erforder liche bemerkt worden. Der Unterzeichnete ist zur Ertheilung von Auskunft über etwa sich noch ergebende Zweifelsfragen bereit und erbittet seinerseits die freundliche Unterstützung aller Betheiligten. Der Reichskommissar. (Nähere Mittheilungen finden sich in Nr. 48, Seite 1237. D. Red.) Nachdem wir in der Generalversammlung vom 16. Juni d. J. bereits dieses Rundschreiben zur Kenntniss der Versammlung gebracht und eine grosse Anzahl von Drucksachen vertheilt haben, bringen wir, einem Beschlusse der genannten Versammlung nachkommend, das fragliche Rundschreiben hiermit zur allgemeinen Kenntniss und bitten alle diejenigen Fabrikanten, welche sich an der Weltausstellung in Chicago zu betheiligen gedenken, uns dies möglichst bald mittheilen zu wollen. Auch sind wir gerne bereit, weitere Drucksachen, wie Programme, Anmeldebogen usw. zu übersenden. Lachendorf, 26. Juni 1891. Der Vorstand des Vereins Deutscher Papierfabrikanten. Carl Drewsen, Vorsitzender. Heiss- und Stearinglatte. Allzufeuchtes Papier wird bekanntlich bei der Rollenglättung leicht grau und unansehnlich. Man vermeidet diesen Uebelstand, in dem man den gewöhnlichen Kalanderwalzen einen oder einige durch Dampf geheizte Cylinder hinzufügt. Der Feuchtigkeitsüberschuss des Papieres wird dabei leicht vertrieben. Die Anwendung heisser Kalanderwalzen soll noch den weiteren Vorzug haben, dass man das Papier in ziemlich feuchtem Zustande satiniren kann und bei geringer Belastung gute Glätte erzielt. Bei feinen Papieren, die durch starken Walzendruck leiden, macht sich dieser Vorzug am meisten merkbar. Nach Chronique industrielle wird durch Heissglättung besonders bei solchen Papieren guter Erfolg erzielt, welchen der nachstehend beschriebene Zusatz beigemischt wurde. Man mischt gleiche Gewichtstheile Stearinsäure und Borax unter Zusatz von Wasser, erhitzt die Mischung, bis sich eine milchige Flüssigkeit bildet, die beim Erstarren zu einer seifenähnlichen Masse wird. Hiervon setzt man dem Papierbrei eine wässerige Lösung von 0,5 bis 0,75 pCt. zu und erreicht dadurch, dass das fertige Papier in seiner ganzen Masse Stearinsäure in feinster Vertheilung enthält. Wenn das Papier durch die geheizten Walzen geht, schmilzt die Stearinsäure und giebt der Papier-Oberfläche Aehnlichkeit mit ge stärkter Leinenwäsche. Wasserzeichen für Werthpapiere. Durch Vermittelung eines unserer Mitarbeiter erhielten wir aus der Fabrik von Pietro Miliani in Fabriano, Italien, eine kleine Samm lung von Wasserzeichenpapieren, die sämmtlich zu Werthpapieren be stimmt und deshalb mit besonderer Sorgfalt gearbeitet sind. Man kann unter denselben zwei Arten von durchaus verschiedenem Cha rakter unterscheiden. Die eine ist augenscheinlich auf die bekannte Weise mit den üblichen Mitteln erzeugt und zeigt wohlgelungene Wasserzeichen, deren Schärfe sich aber innerhalb der bekannten Grenzen hält, welche die Technik steckt. Die andre Art dagegen weist so klare helle Lichtstellen und so scharfe Umrisse auf, dass man auf die Anwendung eines von dem gewöhnlichen abweichenden Verfahrens schliessen muss. Gegen das Licht gehalten, erscheinen die hellen Stellen durch scheinend wie Pauspapier, fast glasig, und wenn man das mit Wasser zeichen versehene Blatt auf bedrucktes Papier legt, kann man durch die hellen Stellen die Schrift lesen, was bei den Papieren der ersten Art nicht möglich ist. Hält man die Wasserzeichen gegen dunklen Hintergrund, so erscheinen die hellen Stellen in der Aufsicht grau blau bis grauviolett. Dass die Wasserzeichen auf dem Schöpfsieb gebildet wurden, erscheint zweifellos, doch dürfte die erwähnte auffallende Klarheit durch eine gleichzeitige oder darauffolgende Behandlung erzeugt sein, über deren Natur wir nichts Näheres wissen. Am schönsten wirkt das nachstehend abgebildete, auf etwa die Hälfte verkleinerte, für 100 Lire-Noten bestimmte Wasserzeichen. Die Zeichnung links, der Körper der Buchstaben und die hellen Stellen des Kranzes rechts sind stark durchscheinend, während die Begleitschatten der Buchstaben und die dunklen Stellen des Kranzes, durch Stoffhäufungen erzeugt, in der Durchsicht dunkler erscheinen als der Papierton. Der antike Kopf ist in Halbtönen, die zwischen den beiden äussersten Tönen liegen, sehr plastisch und schön modellirt. Das Wasserzeichen für eine 1000 Lire-Note ist auf kräftigem, blauem Papier so energisch zur Ausführung gebracht, dass die Zeich nung weiss auf blauem Grunde hervortritt, wenn man das Blatt auf weisses Papier legt. In den kreisförmigen Feldern der ketten artigen Umfassung steht in dunklem Ton die Inschrift: BANCA NAZIONALE MILLE. Die Muster sind als Beispiele vorgeschrittener Technik sehr interessant und dürften Fälschungen erheblich erschweren. Pappenmarkt. London, 26. Juni 1891. Der Korrespondent Quidam lobt in Nr. 51 die Betriebseinstellung der Fabriken in Leeuwarden und ermuntert andere Fabriken von Strohpappen ein Gleiches zu thun, um die Pappenpreise zu heben. Der Krug geht eben so lange zum Wasser, bis er bricht. Wenn Fabriken nicht auf die Warnung der Agenten hören wollen, so müssen sie fühlen. Weil ein Fabrikant mehr fabriziren will, als Agenten im regelmässigen Geschäft nutzbringend verkaufen können, und deshalb direkt an Konsumenten geht und Preise und Geschäft verdirbt, so folgen die natürlichen Strafen von selbst. N emo.