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No. 56. PAPIER-ZEITUNG. 1453 auch in obigem Artikel enthaltenen Behauptung stützte, der Rücken verliere, sobald er überzogen sei, seine federnde Eigenschaft. Das Patentamt berück sichtigte diesen Einspruch bei seinem Urtheile nicht, sondern wies die Patentmeldung unter folgender, wörtlich angeführter, die »technische Unmög lichkeit« in keiner Weise berührender Begründung ab: »Die weitere nochmalige Prüfung hat ergeben, dass ein Sprungrücken, welcher aus halbkreisförmig gebogenen, nur an den Längsseiten verbun denen Metallstreifen besteht, durch Patentschrift 22903 bekannt ge worden ist. Dem gegenüber kann ein aus ebenso gebogenen und ver bundenen Papp streifen bestehender Sprungrücken nicht als patentfähige Erfindung gelten.« Die Erfindung besitzt also nach Ansicht des Patentamtes nur nicht den erforderlichen Grad der Neuheit, kann deshalb dennoch zweckmässig sein. Im übrigen besitzen wir jetzt eine zum Patent angemeldete und bereits amtlich bekannt gemachte, also geschützte Maschine, welche zur schnellen und exakten Herstellung der losschichtigen Rücken dient. Der gesetzliche Schutz dieser Maschine ersetzt uns das Patent auf den Rücken selbst vollständig. Der Einsender des Artikels behauptet, ein einfaches Stück Pappe ge nüge, um ein dickes Buch an jeder Stelle bequem auf- und zuschlagen zu können und verwechselt dabei offenbar die Eigenschaften »Weichheit« und »Elastizität«, denn zweifelsohne gestattet dies ein einfaches Stück Pappe, nur kommt es nicht ernsthaft in Frage, weil es infolge seiner Weichheit doch unmöglich dem Buche das unbedingt erforderliche Auflager und den nö- thigen Halt verleihen kann. Der losschichtige Rücken hingegen ist »elastisch« und gestattet auf Grund dieser Eigenschaft das bequeme Auf- und Zu schlägen, ohne »weich« zu sein; er ist vielmehr durchaus standhaft, und das schwel ste Buch ruht auf diesem Rücken in aufgeschlagener Stellung sicher und unverrückbar, wobei die Blätter eine waagerechte Lage annehmen. Ferner behauptet der Einsender, der losschichtige Rücken verliere am fertigen Buche seine Federkraft. Dass er diese Eigenschaft nicht verliert, geht aus Nachstehendem hervor: Der Einschlag, welcher aus weichem Stoffe besteht und zudem ja nur an den Enden des Rückens vorhanden ist, verhindert auch nur hier eine Streckung der Schichten, während an allen andern Stellen beim Oeffnen bezw. Schliessen des Buches die einzelnen Schichten voneinander gehen. Dass dies thatsächlich der Fall ist, kann man am einfachsten durch einen Versuch feststellen, wozu wir nochmals alle Interessenten einladen; dieser Versuch wird Jedem auf’s Schlagendste die Richtigkeit unserer Angaben beweisen. Was der Einsender damit sagen will, dass das dem Patentamt s. Zt. eingoreichte Buch die Nichtstreckung der Rückenschichten bewiesen haben soll, ist uns vollständig unerfindlich. Gerade das Gegentheil ist der Fall, und wir sind bereit, zum Beweise Jeder mann das betreffende Buch vorzulegen. Was schliesslich die angezweifelte grössere Dauerhaftigkeit anlangt, so beruht dieselbe im wesentlichen auf Folgendem: Ein einzelner dünner Deckel lässt sich bekanntlich nach Belieben hin- und herbiegen, während ein dicker Deckel bei wiederholtem Hin- und Herbiegen brechen wird; da nun unser Buchrücken aus vielen dünnen freibeweglichen Schichten besteht, so ist bei demselben ein Brechen oder »Lappigwerden« ausgeschlossen, da bei dem Oeffnen und Zuschlägen des Buches die einzelnen dünnen Deckel lose voneinander gehen und nur in ruhender Lage, d. h. wenn das Buch flach aufgeschlagen oder geschlossen liegt, fest aufeinander gepresst sind und somit dem Rücken die nothwendige Standhaftigkeit verleihen. Dass übrigens dieser Buchrücken schon in Fachkreisen Anerkennung gefunden hat, möge nachfolgendes Gutachten der Kölner Buchbinder-Innung beweisen. Dieselbe schreibt in ihrem Protokoll vom 11. März d. J. über den federnden losschichtigen Rücken Folgendes: »Mitmeister Herr Franz Friedrichs, in Firma Gebrüder Friedrichs, hatte in obiger Versammlung eine zum Patent angemeldete Maschine zur Herstellung federnder Buchrücken aus Pappe zur Ansicht der Mitglieder in Thätigkeit ausgestellt. Wenn es auch im allgemeinen nicht Sache einer Innung sein kann, für jede Neuerung Propaganda zu machen, so glaubt doch die hiesige Innung mit ihrem von allen Anwesenden ausge sprochenen Zeugniss nicht zurückhalten zu dürfen, dass die von Herrn Friedrichs hergestellten federnden Buchrücken unstreitig das Beste sind, was bis jetzt auf diesem Gebiete geleistet wurde. Die vorgezeigten Konto bücher in verschiedenen Formaten und Dicken, sowohl mit Draht wie mit Kordel geheftet, legten sich ausnahmslos leicht und flach auf, und geht das einstimmige Urtheil der anwesenden Innungsmitglieder dahin, dass die neue Erfindung einen grossen Fortschritt in der Geschäftsbücher- Fabrikation bedeutet,« Gebrüder Friedrichs. Rohhaut- Sprungrücken. Ich führe seit langen Jahren in meinem Papier- und Schreibwaaren- Geschäft Geschäftsbücher aus verschiedenen Fabriken und habe auch in den Kontoren der Käufer andere Fabrikate kennen gelernt Dabei habe ich fast noch kein schweres Geschäftsbuch kennen gelernt, das nicht durch jahrelangen Gebrauch lappig geworden wäre. Die Elastizität des Sprung rückens hatte überall bedeutend nachgelassen, sodass die Bücher im Rücken zusammenfielen. Ich habe auch solche Bücher kennen gelernt, welche von Interessenten, die sich in diesem Streit geäussert haben, geliefert waren. Dieselben waren nicht immer tadellos. Ob der Rohhautrücken diesem Uebel stande abzuhelfen geeignet ist, muss die Zeit lehren. Ich will es den Fabrikanten nicht verübeln, wenn sie sich gegen die Mehrausgabe inbetref des Rückens sträuben. Dieser Streit sollte jedoch nicht soweit gehen, einer Neuerung den Todesstoss zu geben, ehe man ge prüft hat. Ich glaube, dass auch hier der Spruch am Platze ist: »Prüfet Alles und behaltet das Beste.« Ründeroth. Jaeger. Magdeburg, 8 Juli. Nachdem der Streit für und wider den Patent-Rohhaut-Sprungrücken bisher ausschliesslich zwischen dem Inhaber des Patentes und Verfertigern von Geschäftsbüchern getobt hat, gestatten Sie wohl auch einem Konsumenten bezw. Händler von Kontobüchern und langjährigen Vertreter einer der renommirtesten Firmen das Wort: Die Frage des Kostenpunktes zunächst bei Seite lassend, möchte ich die Gegner des Rückens auf die bisher unbestrittene Thatsache hinweisen, dass der Uebelstand des »Sich-Werfens« und das mangelhafte Aufschlagen der Bücher ein unliebsames Hinderniss und eine allseitig empfundene Schat tenseite bei starken Büchern war. Die Kundschaft verlangt für Bücher, die längere Jahre im Gebrauch sein sollen, einen kräftigen Rücken, der allen Anforderungen, die an ein Fabrikat grosser Firmen gestellt werden, entsprechen soll. Dass nun hierzu ein Papprücken, der geringe Schmiegsamkeit besitzt, und dem vielleicht durch vorgeschriebenen Lederrücken auch die etwa noch anhaf tende Spannkraft genommen wurde, — nicht geeignet ist, bedarf keiner Er wähnung. Die seitens der Angestellten oft gegebenen Rathschläge, »ein Buch müsse von der Mitte her nach und nach aufgeschlagen werden«, sind Lehren, die in vielen Fällen tauben Ohren gepredigt werden. Wenn nun in der bisher gebräuchlichen Art und Weise des Einbandes ein Mittel zur Beseiti gung des Uebelstandes hätte gefunden werden können, weshalb gingen denn die Hersteller von Büchern nicht dazu über ? Ich behaupte, dass stärkere Geschäftsbücher der renommirtesten Fabriken mit diesem Fehler zu kämpfen hatten, und dass diese Firmen gewiss nichts unversucht liessen, um denselben zu beseitigen. Dass dies nicht möglich ist, scheint mir daraus hervorzugehen, dass die mehrfach in der Papier-Zeitung erwähnten Geschäftsbücherfabriken Ver anlassung nahmen, den Rohhaut-Sprungrücken bei besseren Büchern ein zuführen. Ich kenne die Mehrkosten, die ein solcher Rücken verursacht, nicht; wohl aber kann ich — soweit das kaufende Publikum in Frage kommt — bestätigen, dass der Mehrbetrag von den Käufern gern getragen wird, wenn das Buch sich gegen das frühere bequem aufschlägt und allen sonstigen Anforderungen entspricht. Bisher ist mir in meinem Geschäft auch nicht ein einziger Fall bekannt, dass ein Reflektant infolge des etwas höheren Preises vom Kaufe des Buches zurückgetreten wäre; ich glaube auch nicht, dass die geringe Differenz Jemanden hierzu veranlasst. Die kurze Zeit der Verarbeitung des Rohhaut-Rückens gestattet mir kein Urtheil über die Haltbarkeit des in dieser Weise gebundenen Buches; für mich liegt jedoch nach den bisherigen Erfahrungen kein Grund vor, dieselbe zu bezweifeln. S. Fr., 7. Juli 1891. Geehrte Redaktion! Sie haben bisher eine wahrhaft himmlische Geduld in dem unglückseligen Kampfe bewiesen, der von den Rohhaut-Interessenten über die Köpfe der ganz schuldlosen »anderen« Leser der Papier-Zeitung weg ausgefochten wird. In Nr. 54 erbieten Sie sieh, sachliche Aeusserungen über die verwünschten Rohhaut-Sprungrücken auch fernerhin abzudrucken. Da ermannen wir uns zu der tiefergebenen Bitte: »0 thun Sie uns das nicht an!« Es wäre in der That wohl an der Zeit, dass Sie sich unserer, Ihrer »anderen« Leser, gütigst erinnerten und die Rohhäutler in den Anzeigentheil verwiesen. Man wird schliesslich nervös bei solch endloser Rechthaberei, die einer Reklame für die noch einmal verwünschten Rohhäute nicht unähnlich sieht. — Es ist, um aus der Rohhaut zu fahren! Ein Leser im Namen vieler. Wir können dem vorstehend ausgesprochenen Nothschrei des ge schätzten Einsenders eine gewisse Berechtigung nicht absprechen und empfehlen denselben der wohlwollenden Berücksichtigung der Roh häutler. Unser Blaustift ist der aufreibenden Aufgabe des Unpar- theiischen, die »inkommentmässigen« Hiebe der Streitenden aufzu fangen, ebenfalls müde. (D. Red.) Mlllllllllllllllllllllilllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllllfl [Kittner’s Walzenschaber, | an der oberen Gautschwalze. (D. R. P. 54939.) | Ersparnis» an Manchons und Sieben. — Rascheres Arbeiten. | | Bessere Durchsicht des Papiers und weniger Ausschuss. = Alleinige Ausführung durch If. h. b ANNING, Maschinenfabrik I In DÜREN (Rheinland). [51457 = Prospecte stehen jederzeit zu Diensten. &111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111111I Copirverfahren ■ keine Copirpresse mehr! kein Wasser mehr! Höchst praktisch und billig! [51176 •m Dressler & Heinemann, München.