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1452 PAPIER-ZEITUNG. No. 56. besonders So stellte Zeichen zeigten die Engländer. dem schön gezeichneten Wappen in einer leicht hingeworfenen Rolle i links vier schräge Wellenlinien zwischen zwei Sternen, rechts ein Richtscheit. Fig. 14. Eine der ersten Verwendungen des Wappens der Druckstadt findet sich bei dem Leipziger Drucker Martin Lantzberg (1501—1522), der zuerst in Würzburg druckte und das Wappen dieser Stadt sowohl in Leipzig, wo er bis 1519 druckte, als auch nachmals in Halle bei behielt. Der andere Schild zeigt sein Druckerwappen. (Fig. 15.) Fig. 13. Thomas Woodcock setzte einen Hahn (cock) auf einen Scheiterhaufen (wood), während Thomas Pavier durch einen arbeitenden Pflastersetzer mit der Umschrift Thou shalt labour, till thou returnst to dust« (du sollst arbeiten, bis du wieder zu Staub wirst), zeichnete. Monogramm und Jahreszahl (1523) stehen. Das Froschauer’sche Rebus- Wappen ist schon in Nr. 54 abgedruckt. Eine bemerkens- werthe Neigung zu solchen Richard Crafton (London 1537 —1553) sein Monogramm mitten auf eine Tonne (Craft- ton). (Fig. 13.) John Day, 1546—1584 zu London thätig, wählte ein Wandgemälde, welches den über einer Stadt aufgehenden Tag darstellte. Ein Engel weckt einen schlafenden Menschen, und zu beiden Seiten der Bildmitte steht auf ge schweiften Leisten die Zeile: »Arise, for it is day« (wach’ auf, denn es ist Tag). (Fig. 14.) Die zusammen thätigen Ludwig Horncken in Paris und Gottfried Hittorps in Köln, von 1513—1523 in Leipzig, führten das Wappen Kölns, von Löwe und Greif gehalten, mit zwei Spruchbändern, auf dem einen: »0 Felix Colonia«, auf dem andern: Lodovicus Hornken. In das Jahr 1555 fällt die Gründung der seit dem Jahre 1680 im Besitz der Familie Heitz befindlichen Rihel’schen Buchdruckerei in Strassburg im Elsass. Wendelin Rihel, der erste Strassburger Drucker dieses Namens, ist wahrscheinlich 9-6.8 ein Nachkomme des Baselers Bernhard 2},'“ Rihel, der 1474—1486 vier Ausgaben der v g62gG-yg Vulgata und 1474 die erste Ausgabe des Yaaa " »Sachsenspiegel« in Folio druckte, auch jener I d Sagp*e S erste von den Baseler Druckern, der auf (329 den Wiegendrucken neben der Jahreszahl I (2 291 namentlich angeführt ist. Das Signet, ein E, M ovaler Schild, dessen Rahmen oben rechts I \4,68F2,/7 und links zwei sitzende Engelfiguren ab- W.gA,yA schliessen, zeigt auf kurzem, das Monogramm AF-ß der Rihel's auf weissem Schildchen tragenden G&,cc.Me263 Ständer eine Frauengestalt mit Fittichen und Fig. 17. flatterndem Gewände, die in der Linken einWinkelmaass, in der Rechten einen Reifen (?) hält. Im Hintergründe erhebt sich ein burgartiger Bau. Gewisse Zeichen scheinen als Gemeingut betrachtet worden zu sein; z. B. führten die Erdkugel: Erhard Oeglin (Ocellus) in Augs burg (1507), der erste Drucker, welcher hebräische Drucke in Deutschland, auch zuerst in Deutschland Figuralmusik mit Typen druckte; ferner: Dierik Martens, der erste Drucker der Niederlande, 1473—1476 zu Aalst in Ostflandern ansässig und 1534 zu Löwen verstorben; ebenso: Jakob Thanner (Abiegnus), der anfangs des 16. Jahrhunderts zu Leipzig vornehmlich Schulbücher druckte. Er verwendete die Embleme eines I Kreuzes und Globus in Weiss auf schwarzem Grunde mit einer gothischen i-Type links und einer ebensolchen t-Type rechts. Die Druckerpresse findet sich bei: Ascensius, wie der aus Asch bei Brüssel stammende Jodocus Badinus genannt wird, der 1498 bis 1535 zu Paris über 500 Klassiker-Ausgaben druckte, desgleichen bei seinen Schwiegersöhnen Michael Vascosan, Joh. Roigny und bei dem Wittenberger »Bibeldrucker« zur Reformationszeit, Hans Lufft, der für den Druck der Lutherbibel beständig 3—4 Pressen im Gange hatte. Die erste Lufft'sche Ausgabe der Lutherbibel erschien 1534, dann 1541, 1545 und 1546. Zu welchen ungeheuerlichen Formen die Druckerzeichen sich manchmal ausdehnten, dafür liefert einen interessanten Beweis das jenige des 1485—1519 zu Deventer druckenden Jacobus de Breda. Dasselbe stellte in vier aneinandergefügten Tafeln von je etwa Sechzehnergrösse die Embleme der vier Evangelisten dar, und zwischen ihnen steht der geheiligte Namenszug 1 11 S. Das Wappen muss vielen Beifall gefunden haben, denn der Antwerpener Drucker G. Back und der in Zwolle thätige Petri van Oos eigneten es sich ebenfalls an. Etwas bescheidener, aber immerhin von recht stattlichem Umfange ist das Monogramm des ältesten der englischen Drucker, WilliamCaxton, der 1491 starb. Fig. 18 zeigt es in einem Viertel der Originalgrösse. Fig. 15. Fig. 16. Eine gleiche Verbindung des Stadtwappens mit dem Drucker wappen zeigt das Signet des Gerardus Leeu oder Leew, der 1477 oder 1480 zu Gouda in Schweden druckte, nämlich ein an einem Baumzweig hängendes Doppelschild, links mit dem Wappen von Gouda, rechts mit dem Wappen des Druckers. (Fig. 16.) Beide Wappen lassen, wie zahlreiche andere, den Einfluss des Fust- Schöffer'schen (Fig. 1) erkennen. Das Fust’sche Zeichen selbst auf kleinem schwarzem Schilde mit Initialen führte Heinrich Gran, der erste Drucker in Hagenau, 1489—1527, der vorwiegend von dem Augsburger Verleger Johann Rynman beschäftigt wurde. Eine der besten Anlehnungen an das Fust-Schöffer'sche Signet zeigt das von dem Baseler Michael Wenzler, 1470—1491, gewählte: zwei schwarze Schilde an einem Ast hängend, Fig. 18. (Fortsetzung folgt.) Losschichtiger federnder Bücherrücken. Köln, 4. Juli. An dem gereizten Ton des in Nr. 51 enthaltenen Artikels über den los schichtigen federnden Bücherrücken ist unschwer zu erkennen, wer sich hinter der Bezeichnung »Fachmann« verbirgt. Da wir einen solchen Ton, besonders bei technischen Abhandlungen, nicht für angemessen halten, so beschränken wir uns lediglich auf eine rein sachliche Widerlegung der Aus führungen des »Fachmannes«. Vorab bemerken wir bezüglich der Patentfähigkeit der losschichtigen Rücken, dass wir unsere Erfindung s. Zt. unter dem Namen des in unserm Geschäft thätigen Herrn Beckers zum Patent anmeldeten. Herr Fleischhacker in München erhob gegen die Patent-Anmeldung Einspruch, im wesentlichen auf Grund angeblicher gewerblicher Unverwendbarkeit, welche er mit der