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WMtt sik MlSörE uud Amgegeud AmtsbL^tt 67. Jahrg Dienstag, den 15. September LSW NW. 106 Wilsdruff, am 12. September 1908. vom Die Schulde« Eduards m Wie der „Momento" berichtet, hat König Eruard VII. vor einiger Zeit die Schulden bezahlt, die der einstige Prinz von Wales kontrahiert hatte, und der historische Ueberblick, den das italienische Blatt auf die Entstehung dieser Schulden wirft, «st kulturhistorisch uugemein interessant, und zugleich für den englischen König m ge wissem Sinne entlastend. Bekanntlich hatte sich die Königin Viktoria nach dem Tode des Prinzgemahls (1861) für lange Zeit von jedem öffentlichen Auftreten zurück gezogen, und ihrem ältesten Sohne, dem Prinzen von Wales, dem jetzigen König Eduard VII., fielen die Lasten, aber auch die Kosten der Repräsentation zu. Während die Königin die vom Parlament ihr bewilligte große Zivilliste bezog, die sie nur zum kleinsten Teil verbrauchte, sah sich der Prinz von Wales auf etwa zwei Millionen Mark angewiesen, und dabei war ihm die Ausgabe zuge fallen, dte reichen englischen Lords von Devonshire, Bed ford, Westminster, Derby u. a. zu überbieten. War diese Aufgabe ohnehin schon unlösbar, so wurde sie es noch mehr, als das Haus Rotschild sich den Wünschen des Prinzen zu versagen begann. Damals trat dem Prinzen em vielfacher Millionär, Sir James Mackenzie, näher, der ihn in schwerer Not mit einer großen Summe unter stützte, aber unglücklicherweise plötzlich starb, ehe er über die Rückzahlung dkses Geldes bestimmte Verfügung ge- troffen hatte. So blieb den Testamentsvollstreckern des verstorbenen Mackenzie nichts übrig, als an den Prinzen mit der Forderung einer sofortigen Zahlung von acht Millionen hecanzutreten. In diesem Zeitpunkte wurde der Baron Hirsch mit dem Prinzen bekannt und setzte ihn in die Lage, nicht nur diese Summe zu begleichen, sondern auch die von seinem Schwager, dem verstorbenen Kaiser Friedrich, entlehnten Gelder zurückzahlen zu können. Nach dem Tode der Königin Viktoria wurde die Schulden tilgung des nunmehrigen Königs Eduard systematisch be gonnen. Drei finanzkräftige Freunde des einstigen Prinzen von Wales erboten sich, die Schulden des Königs zu be gleichen, wenn ihnen die Verwaltung seiner Einkünfte übertrstgen werde. Der König ging darauf eia und sieben Jahre lang haben diese drei Männer das königliche Ver mögen so geschickt verwaltet und so klug jede Finanz konjunktur benutzt, daß die Schuldentilgung vorgenommen werden konnte, ohne daß der König an seinen Einkünften eine merkliche Schmälerung erlitt. Heute sind die Aus stände des Prinzen von Wales alle gedeckt und die Umgebung König Eduards vn. behauptet, daß der Monarch sich nie so guter Laune befunden habe, wie gerade jetzt. lieber den Gesundheitszustand der Zarin macht der Petersburger Korrespodent des Journal des Dubais einige Mitteilungen, aus denen hervorgeht, daß das Befinden der jungen Kaiserin die Hofkreise mit leb hafter Besorgnis erfüllt. Das breite Publikum weiß wenig von den ernsten Befürchtungen, oie die Gut- unterrichteten kaum noch verhüllen Die kurz aufeinander- folgenden Geburten im Zusammenhang mit den furcht- varen Aufregungen und den tragischen Ereignissen der letzten fünf Jahre haben auf Alexandra Fjodorownas körperliches BefUden einen verderbrichen Einstuß auszeübt, und sie scheint von einer immerwährenden Schwäche und Mattigkeit befallen. Immer wieder drängten sie die Aerzte zu einem mehrmonatigen Aufenthalt im Ausland; die Zaril aber weigert sich in tapferer Hartnäckigkeit, ihren Gatten allein zurückzulassen, und überschätzt die Gefahren, von denen er umgeben ist. Um wenigstens mit etwas der wachsenden Schwäche, dec Appetitlosigkeit und den Herz- schmerzen entgegenzuwicken, haben die Aerzte ste'chtieß- lich überredet, gemeinsam mit dem Gemahl und den Kindern die kurze baltische Kreuzfahrt zu unternehmen. Man ISS Der Stadtrat. Kahlenberger. Dte Geflugelcholera im Grundstück Rr. 14 zu Kaufbach ist erloschen. Meißen, den 11. Seplembcr 1908. 44« Die Königliche Amtshauptmannschaft. Welche Mittel di- französische Heeresverwaltung anweudet, um die ge setzlich festgestellte Rekrutenzayl aufzutreiben, zeigt folgende Meldung der „France Militaire": Der Kommandierende oes 11. Armeekorps, General Jourdy. will vom 1. Oktober ab in jedem Regiment ein „peletou cles rnulin^res« eingerichtet wissen, eine Abteilung für alle schwächlichen Leute und für diejenigen, deren Aus bildung durch längeren Aufenthalt in der Krankenstube oder im Lazarett gelitten hat. Die Abteilung soll unter Befehl eines Hauptmanns gestellt werden und einen Leutnant und verschiedeneDienstgrade mit einem „cul-acröre 6oux" (sehr sanften CH alter!) erhalten. Ein Arzt soll sie überwachen. Diese Organisation soll nur der Vorläufer von etwas Besserem sein, denn der Komman- dierende wünscht ein Sanatorium zu begründen, in das alle Schwächlichen des Armeekorps geschickt werden sollen. treffend zu erklären. Von au eren Stellen, so von der Agence Remer und der Zeitung „Vaderland" wird da gegen die Meldung als richtig aufrechterhallen. Die letzte Nachricht lautet: Man kann es jetzt wohl als festgestellt betrachten, daß die Königin Wilhelmina nicht von einer Fehlgburt betroffen wurde. Dte Königin konsultierte am Sonnabend abend den Hofarzt Roessingh, der am Sonntag früh wieder abreiste. Dies mag die ungünstigen Gerüchte zuerst veranlaßt haben. Am Mittwoch wurde, wie der „Lok.-Anz. sich aus Amster dam mcloen läßt, noch dcr Utrechter Professor Kouwer zu Rate gezogen. Diese Konsultation, die vorgenommen wurde, obwohl der Leibarzt Pot in Apeldoorn anwesend war, gab jedenfalls den inzwischen aufgetauchten Gerüchten neue Nahrung. Jedoch ist die Hoffnung des Landes bis jetzt noch nicht enttäuscht worden Die Königin richtet sich genau nach alles ärztlichen Vorschriften und beschränkt auch ihre sonstige rege Tätigkeit, indem sie sich täglich einige Stunden ausruyt. Am letzten Mittwoch empfing sie noch den Minister des Innern, um ihre Zustimmung zu der am Dienstag in der Kammer zu verlesenden Thronrede zu geben Die Königin ist gesund und gutes Muts, muß sich aber natürlich dte größte Schonung auferlegen In der Bevölkerung rief die Widerrufung der unwahren Gerüchte allgemein große Erleichterung hervor. OsLiEehe AunöstchK«. Wilsdruff, den 14. September. Deutsches Reich. Eine dreizehnstündige Dauerfahrt des Mtlitärluftschrffs. Das deutsche Militärluftschiff ist am Freitag abend kurz nach 10 Uhr in B-rlin zu einer Dauerfahrt auf- gestiegen und am Sonnabend vormittag kurz nach 11 Uhr wieder auf dem Tegeler Schießplatz gelandet. Die Dauer der ohne jede Störung verlaufenen Fahrt betrug annähernd 13 Stunden. Damit hat nach Zeppelin auch unser Militärluftschiff, das bekanntlich nach dem Halbstarren System gebaut ist, seine Leistungsfähigkeit in glänzender Weise bewiesen, und es bedarf nicht mehr der bevor stehenden Probefahrt des ParseoalballouS, an deren Gelingen ja auch nicht zu zweifeln ist, um die Ueberlegen- hett Deutschlands auf dem Gebiet der Motorluftschiffahrt unwiderleglich darzutun Abgesehen davon, daß Dauer- führten wie die des Zeppclinballons und des Militär- lustschW bisher von den Luftschiffen keiner anderen Nation erreicht worden sind, besitzt Deutschland auch darin, daß es in allen drei Systemarten leistungsfähige Luft- schiffe gebaut hat, den unbestrittenen Vorrang Wir zweifeln nicht daran, daß auch der Parsevalballo« in den durch seine Eigenart bedingten Leistungen nicht hinter den anderen Modellen zurückstehen wird Dann hat Deutschland alle Ursache, auf seine zwar noch kleine, aber tüchtige Luftflotte stolz zu sein. Der Erbauer und Lenker des Milttärlufikreuzers Nr. 1, Major Groß, berichtet über dte Nachtfahrt des Luftschiffes: „Wir haben dreizehn Stunden in der Lust geschwebt. Das Luftschiff ist völlig intakt; cS hätte nur einer Nachfüllung von Benzin bedurft, und wir hätten sofort zü einer neuen Dauerfahrt aufsteigen kösuen. Die Fahrt ging zunächst die Lchrter Bahn entlang über Rathenow, Stendal und die Elbe entlang bis Magdeburg. Dort kehrten wir um und steuerten über Potsdam heim- wärts. Dcr Wind war während dcr Nacht böig; er erreichte zuweilen die Stärke von über zehn Metern in der Sekunde, so daß das Schiff sehr zu kämpfen hatte. Wir kamen ma-chmal kaum vorwärts, zwangen aber schließlich doch den Wind. Wir erreichten bedeutende Höhen, stellenweise Uber 1200 Meter. Die Hauptleute v Jena und Georgi folgten dem Flug unseres Luft kreuzers in Militärautomobilen; sie konnten aber erst heute früh um 5 Uhr morgens Telegramme aus den ver- schiedenen Städten abgebcn." — 3» den Kasernements des LuftschifferbataillonS waren alle „Freiwilligen" auf dem Posten. Ueber den Verbleib des Lenkbaren herrschte dort große Aufregung, da auch vor ihnen die Dauerfahrt geheimgehalten worden war. . , Ueber du Landung des Ballons auf dem Tegeler Schießplatz wird des Näheren berichtet: Kurz vor 11 Uhr traf m ^egel ein Telegramm aus Brandenburg ein, wonach daA Luftschiff sich über Brandenburg befand. Etwa 10 Minuten nach 11 Uhr erschien der Ballon in beträchtlicher Höh- über dem Tegeler Schießplatz und beganu in großem Kreise den Platz zu umfahren, um langsam niederzugehen. Es war ein großartiges Schauspiel, Wie in dem leichten Winde, in der Hellen Sonne dte Setten und Höhensteuerungen mit größter Präzision wirkten und wie unter dem Surren des Motors das majestätische Luftschiff sich langsam auf den Platz senkte In einer Höhe von etwa 300 Metern wurde die erste Leine ausgeworfen und nach etwa einer halben Stunde landete der Luftkceuzer ohne jede Störung auf dem Platze. Die Insassen waren wohlbehalten und Mr die Kgl. AmLshauvLmann schäft Meisten, Mr das Kgl. Amtsgericht und den Stabtest ru WUsdppN. sowie für das Kgl. Forstrentamt zu Tharandt. Lokalblatt für Wilsdruff, Alttanneberg, Birkenhain, Blankenstein, Braunsdorf, Burkhardtswalde, Groitzsch, Grumbach, Grund bet Mohorn, Helbigsdorf, yrrzogssaise «n smawerr, Aaufbach, Kesselsdorf, Kletnschöuberg, Klipphausen, Lampersdorf, Limbach, Lotzen, Mohorn, Miltitz-Roitzschen, Munzig, Neukirchen, Neutanaeberg, Niederwartha, OberhermLdarf, Pohrsdorf, Röhrsdorf bet Wilsdruff, Roitzsch, Rothschönberg mit Perne, Sachsdorf, Schmiedewaldr, Sora, Steinbach bet Sessels darf, Steinbach bei Mohorn, Seeligstadt, Spechtshausen, Taubenheim, Unkersdorf, Weistropp, Wildberg. »Druck unv Verlag vonjArth ur Zschunke, Wilsdruff. Für die Redaktion und den amtlichen Teil verantwortlich: Hugo Friedrich, sür de» Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff. Einige Amsterdamer Blätter melden, sie seien Sekretär der Königin ermächtigt worden, die Nachricht von einer vorzeitigen Entbindung der Königin als unzu Erscheint wöchentlich dreimal und zwar DieuStagk, Donnerstags und Sonnabends. Bezugspreis vierteljShrlich I Ml. 30 Pfg., durch die Post bezogen 1 Ml. 54 Psg. Fernsprecher Nr. S. — Telegramm-Adrestr: Amtsblatt Wilsdruff. Bis SS. d. M. ist der 3. Termin städtische Grund- und Einkommensteuer an die hiesige Stadtsteuereinnahme zu entrichten. Nach Ablauf der geordneten Zahlungsfrist erfolgt gegen Säumige die Einleitung des Mahn- eventuell ZwangsvollstrcckuogsverfahrenS. wurden von der Menge lebhaft begrüßt. Das Luftschiff hatte etwa 500 Kilometer zurückgelegt, eine Höhe bis 1000 Meier erreicht bei Windstärken von 7—12 Meter. Wacht am Rhein nn schlaft in Frankfurt! Die „Franks. Ztg." halte im Gegensatz zu dem größten Teile der deutschen Presse für die Verstümmelung der Sedanfeier in Heidelberg Worte der Entschuldigung gefunden. AuS diesem Anlaß zitticrt die „Tägl. Ndsch." aus dem Kreuznacher „Generalanzeiger* folgende köstlich: Kritik, die an dem Verhalten der Frankfurterin geübt wird: „Wenn man sich veu Patriotismus der „Franf. Zig. besteht, sällt einem unwillkürlich ein altes Späßchen aus den „FliegindkU Blättern" ein. Als nämlich 1870 die gut patriotischen Frankfurter Bürger in voller Be geisterung über dir großen Siege auch nachts unaufhörlich die „Wacht am Rhein" sangen, da öffnete sich — wahr- scheinlich an der Redaktion der „Franks. Ztg." — ein Fenster und jemand rief entrüstet i« das patriotische Ge töse hinein: „Wie haißts Was ist das for e Gcbrülld Wacht am Rhein un schloft in Frankfort!" Ausland. Die Königin von Holland. Inserat« werden Montags, Mittwochs und Freitags bis spätestens 12 Uhr angenommen. Jusertionspr<is 15 Psg. pro viergespaltene Korpnszeil«. Außerhalb des Amtsgerichtsbezirks Wilsdruff 20 Psg. Zeitraubender und tabellarischer Satz mit 50 Aufschlag. KenchsMchigming auf WuMfkr Dm. Sonnabend, den 1S. September 1908, «achm. 2 Uhr an Ort und Stelle: 1530 rm ficht. Brenureistg, 376 rm ficht. Stöcke in Abt. 30. «44 Kgl. Forstr-vi-rv-rwaltung Naundorf «. Kgl. Forstrentamt Tharandt.