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630 PAPIER-ZEITUNG. N? 30 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Fabrikaten der Papier- u. Schreib- waaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bie ten, kostenfrei besprochen. Buntpapier. Herr Herrmann Gmeiner in Dresden hat uns Proben eines neuen Stylmusters cingesandt, welches neuerdings nach seinem in No. 27 kurz beschriebenen patentirten Verfahren in seiner Fabrik angefertigt wurde. Es besteht aus Arabesken und Figuren, ist in den ver schiedensten Farben ausgeführt und macht einen vorzüglichen Eindruck. Die scharfen Umrisse der Figuren, die bei vielen derartigen Papieren sofort an Maschinendruck erinnern, sind hier durch ungemein zarte Uebergänge ersetzt und lassen nichts zu wünschen übrig. Ueber die nach dem pat. Verfahren angefer tigten Papiere schreibt an den Erfinder Herr Professor Theodor M. in Kiel: In Erwiderung Ihres freundlichen Briefes und der ihn begleitenden Buntpapier - Proben spreche ich Ihnen vor Allem meinen besten Dank aus, j sowie in Bezug auf letztere, sofern ich mir dies erlauben darf, meine aufrichtigste und hochach tungsvollste Anerkennung, mit welchem unermüd lichen Eifer Sie sich die Vervollkommnung der betreffenden Waare angelegen sein lassen. Ich möchte Ihnen diese Anerkennung um so dring licher aussprechen, als ich mir diesen Proben gegenüber wohl bewusst werde, auf welchem ver alteten und, wie es Ihnen und der ganzen modernen Welt Ihres Kaufpublikums scheinen wird, längst überwundenen Standpunkte rücksichtlich meines eigenen persönlichen Geschmackes ich mich befinde. Herr Professor der Archäologie Dr. Otto B. in Wien: Ich habe gestern die mir übersandten Proben, welche mich sehr interessirten, in das österreichische Museum getragen, wo sie ausgestellt werden. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Erfindung, die Ver vollkommnung der Dessins ist einleuchtend; wenn Ihnen die angestrebte Reproduction guter, alter Papiere auch gelingen sollte, so kann ich mir denken, dass die Erfindung sehr erfolgreich wer den kann. Glasur-, Rechen- und Notiz-Tafeln sind uns von der Firma Carl Fränkel, Berlin, Fran- zösischestr.dzugesandt worden. Auf eine Papp- täfel ist einerseits eine weisse und andererseits eine schwarze Glasurmasse aufgetragen, die man mit Griffel, Bleistift, Kreide auch mit Tinte beschreiben kann, ohne dass die Schriftzüge beim Abwaschen haften bleiben. Die Tafeln eig nen sich für den Gebrauch auf dem Pult oder im Taschenbuch u. s. w. Die Grössen gehen in 6 Nummern von 61/2X10 cm. bis 16X21 cm. Perforirtes Papier das mittels der Hand- perforirmaschine von Ferd. Maurer & Co. in Berlin gelocht worden ist, hat uns genannte Firma übersandt und damit gezeigt, dass ihr kleinerhier abgebildeter Apparat allem Anschein nach seine Arbeit zur Zufriedenheit verrichtet. Bei der uns vorliegenden Probe sind 8 Lagen Papier auf ein Mal perforirt. Der Apparat ist von nicht grösserem Umfange, als eine gewöhnliche Handcopirpresse und dürfte sich für viele Zwecke mit Vortheil verwenden lassen. Stephan feder ist die Bezeichnung für eine neue von D. Leonhardt & Co. in Birmingham fabricirte und von Eduard Löwenthal in Berlin C. in Deutschland eingeführte Stahlfeder. Wir be merken, dass auf der Schachtel die Feder als Postal-Union pen, also Welt-Postvereins-Feder bezeichnet ist, als Hinweis auf die Verdienste die Dr. Stephan sich durch Gründung dieses Vereins erworben hat. Dr. Stephan hat übrigens seine besondere Zustimmung zur Benennung dieser Feder nach seinem Namen gegeben. Sein durchaus wohlgetroffenes Portrait in Stahl- | stich befindet sich auf dem Deckel der Schachtel und ebenso das Factimile seiner Namensunter- schrift. Auch auf der Feder befindet sich sein Namenszug und ein in das Metall der Feder geschnittenes S trennt oben beide Spitzen Wir haben die Feder selbst versucht, als wir diese Zeilen schrieben und bestätigen gerne, dass sie allen gerechten Anforderungen entspricht. Die Anerkennung der Verdienste „unseres“ Stephan seitens einer englischen Stahlfederfabrik, wird überdies jeden Deutschen angenehm berühren und zur Beliebtheit der Feder beitragen. Hakenstifte für Schaufenster sind uns in natura von einem Freunde unseres Blattes aus London übersandt worden. Es sind gewisser- maassen gewöhnliche Heftstifte mit verlängerter und zum Haken geformter Nadel. Sie sind zu ¬ nächst für Schaufenster bestimmt, um an be liebiger Stelle mit Leichtigkeit einen Aufhänge- punkt für kleine Gegenstände zu erlangen, können aber auch vielseitige andere Verwendung finden. Eine Bezugsquelle .sind wir nicht im Stande mitzutheilen, geben aber beistehend eine kleine Skizze und sind überzeugt, dass jeder Heftstift- Fabrikant die Herstellung dieser Hakenstifte gern und mit Vortheil übernehmen würde. Trauerränder. Unser Correspondent G. R. hätte sich die Seite 548 in No. 26 gemachten Vorschläge sparen können, da die Luxuspapier- Fabrik von Otto Schäfer & Scheibe, Berlin S., die empfohlenen Muster schon längst anfertigt. Das grau getönte Trauer-Billetpapier, umgeben von dem geschmackvollen weissen Trauerschleier auf schwarzem Grunde, dessen rechte Ecke um gefaltet ist, macht einen äusserst wohlgefälli gen feinen Eindruck. Wer einen solchen Brief in ganz ebenso gehaltenem Umschlag erhält, könnte ohne allzu grosse Phantasie glauben, die Adresse sei auf ein auf schwarzem Grunde liegendes Spitzen - Tuch geschrieben. Das hübsche Muster ist für verschiedene Doppel- und einfache Bogen, Umschläge und Trauer karten verwendet In bunten Farben wird es zur Verzierung von Briefbogen benützt, welche freudiger Correspondenz dienen. Ulkkarten. Einen Hauptartikel derselben Firma bildeten in letzter Zeit groteske lachende Männerfiguren, die mit beiden Händen einen sie bis auf den humoristischen Kopf und die Sporenstiefel verdeckenden Schild mit Inschrift halten. Diese Inschrift giebt entweder den guten Rath: Mensch, ärgere Dich nicht, oder das neuste geflügelte Wort: Sie haben ja so Recht und dergl. Zuerst zeigten sich diese Redens arten nur in Schwarzdruck auf Visitenkarten und dergl , jetzt hat sich ihrer schon die chromographische Kunst bemächtigt und hält sie uns in anziehendster Form vor Augen. Aber nicht nur in Berlin huldigt man diesem I Redensarten-Cultus. Viele Tausend Ulkkarten der beschriebenen Art sind mit Inschriften in 12 verschiedenen Sprachen nach ebenso viel verschiedenen Ländern gegangen, nnd andere mussten unbedruckt geliefert werden, damit in anderen Städten und Ländern gerade dort be-! liebte Redensarten oder Sprüche hineinge druckt werden konnten. Aus der reichen Auswahl von Neuheiten in ; | Karten für alle Familien- und Lebensereignisse, I welche die Firma in diesem Jahre auf den Markt bringt, wollen wir nur einige, so gut es eben gehen will, beschreiben: Glückwunschkarten für silberne Hoch zeiten kommen immer mehr in Gebrauch und sind in den verschiedensten Sorten zu haben. Die prächtigen Silberprägungen auf schwarzem und blauem Sammt oder weissem Atlas sprechen sehr an. Katholische Länder können ihren Be darf an Communionskarten in gewöhnlicher bis feinster Ausführung befriedigen. Eine Wunschkarte stellt eine kleine, runde । Pappschachtel vor und trägt die Aufschrift: Feinste Lippenpomade von Selig & Co. Gebrauchsanweisung liegt bei. Klappt man sie auf, so sieht man ein kleines Liebespaar und wir überlassen es der Phan tasie unserer Leserinnen und Leser, sich das reizende Rocoeco-Pärchen und seine Beschäfti gung auszumalen. Eine andere Karte stellt eine Frachtkiste so getreu dar, dass man in ihr den schönen, sieh beim Oeffnen vom Boden hebenden Blumen strauss nicht vermuthet. Auf einer anderen bringt die Dorfmusik ein Ständchen und wird dem verdriesslichsten,. Empfänger mit ihren prächtig drolligen Figuren ein Lächeln abge winnen. Die schönen Doppelkarten mit Blumenstrauss zum Einstecken von Photographien dürften sich bei vielen Gelegenheiten verwenden lassen. Unter den vielen Mustern fanden wir auch die gerühmten feineren Visitenkarten mit abge- schrägten Goldkanten und umgekniffter Ecke, mit deren Herstellung die Fabrik sich schon lange beschäftigte. Geprägte Blumen zur Verwendung bei Car- tonagen, Karten und dergl. werden jetzt aus gestanzt geliefert, d. h. so, dass sie wie wirk liche Blumen und Blätter ohne jede weisse Umgebung erscheinen. In dieser Form dürfte ihre Verwendung noch weit grösseren Umfang als bisher erreichen. Die Leistungen der Firma Otto Schäfer § Scheibe sind in Sydney, wie wir bereits mitge- theilt haben, gebührender Maassen durch den allerhöchsten Preis, d. i. I Preis mit „Spezial“ ausgezeichnet worden. Nene Stempelfarbe. Von Albert Ungerer in IVien, Reisnerttr. 31, liegt uns eine Probe seiner neuen Stempelfarbe vor. Dieselbe hat den Vor zug reinlicher Handhabung, da man Farbe und Stempelkissen zusammen erhält und nicht nöthig hat die Farbe aus einem Fläschchen zu nehmen. In einem Blechkästchen befindet sich nämlich eine verbesserte Chromographen-Masse, ähnlich der zu den Hectographen benutzten, bestellend aus Agar-Agar und Zucker, die mit einer öl freien Farbe stark gesättigt ist. Vermöge der grossen Färbekraft der dazu benutzten Anilin farben reicht ein derartiges Stempelkissen für lange Zeit. Sie sind in roth, blau, violet und schwarz vorhanden, können aber auf Bestellung auch in allen anderen Farben geliefert werden. Diese neuen Farbekissen haben vor den seit Jahren bekannten aus Buchdruck-Walzenmasse bestehenden, noch den Vorzug, dass sie auch im Sommer nicht weich und klebrig werden und zur Erzielung guter, gleich getrockneter Abdrücke nur die eine Vorsicht beanspruchen, den Stempel ohne Druck mit dem Farbekissen in Berührung zu bringen. Bezüglich der Preise verweisen wir auf die Anzeige in den Spalten der heutigen Nummer. Tauen-GIace-Packpapiere in verschiedenen Farben, grau, braun, gems, blau, natur etc. mit dem an diesen Sorten so beliebten Hoch glanz liegen uns in Proben der Pommerschen Papierfabrik zu Hohenkrug vor und geben vor zügliches Zeugniss für deren Leistung. Auch das fein rosa Löschpapier ist sehr lobenswerth. Die nahe bei Stettin gelegene Fabrik ist natur gemäss auf Export verwiesen, hatte desshalb auch in der am 17. Juli beendigten Londoner Fach-Ausstellung für Papier- und Druck-In dustrie ihre Erzeugnisse vorgeführt und viel