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No 43 937 PAPIER-ZEITUNG. Im Gegensatz hierzu hat die Firma Fr. Wilh. Ruhfus, Dortmurul, cs sich angelegen sein lassen, in einer nach allen Richtungen hin mustergiltigen Weise auszu stellen. In einem sehr hübschen hohen, acht eckigen, von allen Seiten zugänglichen Schrank ist eine sehrgrosse Anzahl Bücher thatsächlich aut- gehäuft. Hinter den grossenScheiben von zwei gegenüberliegenden Seiten sind je 2 grosse Sub- royal-Bücherhinpostirt.Diedeutscheusstattung mit glattem Rücken, Einband in Molesquin, Ecken und Rücken mit Juchten und roth Safian lederbesatz, Rückentitel in der Farbe des Be satzes, auf der Decke gedruckt: „Hauptbuch“ — so gefallen mir die Bücher am besten. Die Besätze sind von hübscher Form, sauber ein gelegt, der Golddruck steht tadellos blank, die Liniatur praktisch und die Schrift modern glücklich gewählt. Gegenüber stehen 2 ebenso grosse Bücher in amerikanischer Ausstattung. Das eine ganz in Schweinsleder mit rothen Lederbesätzen und reicher Pressenvergoldung sieht zwar sehr nobel und herausfordernd aus, entspricht aber dem deutschen Geschmack nicht. Das scheint auch der Aussteller gefühlt zu haben, denn daneben steht ein gleiches Buch, nur sind die Decken in Molesquin statt Leder, und statt des rothen Lederbesatzes ist natur farbiges Kalbleder verwandt und Blindpressun gen an Stelle des Goldes getreten. In diesem Geschmack sind nun ein ganze Menge Bücher von den grössten bis zu den kleinsten Notiz buchformaten pyramidenförmig ausgelegt, eins wie das andere. Die Mitte des Schrankes ist mit gewöhnlichem Molesquinbänden ausgefüllt und darauf thürmen sich Quart- und Oktav bücher. Ich hatte Gelegenheit zu sehen, wie diese grossen Bücher aus der Mitte mit der grössten Leichtigkeit auf und zugeschlagen wurden, ohne dass Spuren der Manipulation zurückblieben. Solche Behandlung der grossen, schweren Geschäftsbücher ward sonst vielfach als Sünde bezeichnet, weil die steife Rücken konstruktion das glatte Zurückspringen häufig verhindert und die Bücher dann ausserordentlich leiden. Trotz der Menge von Sorten und Aus stattungen mit Gold-Kleien-Kamm und roth po- lirtem Schnitt, farbigem Leder und Molesquin macht das Ganze doch einen einheitlichen, ge diegenen Eindruck. Die Ausstellung dieser Firma ist unstreitig die reichhaltigste und bedeutendste der Branche, weshalb ich es auch der Mühe werth hielt, mich eingehender damit zu be schäftigen. — In der Nähe hat dieselbe Firma in mächtigen Büchern Muster von Liniaturen, Buch- und Steindruckarbeiten ausgestellt. Bei den theils gezogenen, theils gedruckten Linia turen sind mir besonders die tadellosen Schnitte der verwendeten Cliches aufgefallen. Die ver schiedenen Drucksachen sind sehr geschmack voll; die Veranschaulichung der Herstellung eines Placates in 12 Farben, die Titelblätter, die Muster von Teppichen in Buntdruck mit | matten Farben erregten in hohem Maasse mein Interesse. Aus dem den Preisrichtern vorgelegten | statistischen Material geht hervor, dass circa 60 Personen von der Firma beschäftigt werden und an grösseren Maschinen 1 Zweifarbendruck- j maschine, 3 Buchdruckschnellpressen, 1 grosse Tigeldruckpresse, 6 hannoversche Trommel- und 1 amerikanische Liniirmaschine, 1 Draht-' heftmaschine, 1 lithographische Schnell- und 4 Handpressen äusser den Papierschneide- und sonstigen Maschinen vorhanden sind. Das | Geschäft scheint sowohl hiernach als auch nach ' der Opulenz und Menge der ausgestellten Bücher ] das grösste auf dem Gebiete Rheinlands und Westphalen, zu sein. Geschäftsbücher haben ausserdem noch aus- j gestellt: van der Bergh Düsseldorf, mit Minister- [ mappen und Geldtaschen neben seinen Geschäfts- I büchern; W. Leuchtenberg, Duisburg, welcher auch einige recht schöne Bibeleinbände vorlegt; Alois Urlichs, Aachen, mit einem Journal zur amerikanischen Buchführung; Emil Welter, Crefeld, mit einem eigenthümlichen aber I immerhin geschmackvollen Hauptbuch in Kro kodilleder gebunden, und Gotti. Schmidt, Rem scheid, mit einem mit Messingbeschlägen ver zierten Hauptbuch, Auffallend ist es, dass so ausserordentlich wenig Buchbinder ausgestellt haben, und dass von den Ausstellenden fast jeder sein Glück und seine Force in Herstellung des nüchternen Geschäftsbucheinbandes sucht, während das eigentliche Gebiet, wo sich die Kunst bei Her Stellung geschmackvoller, gediegener Werk bände mit Handvergoldung so glänzend zeigen könnte, fast gänzlich vernachlässigt scheint. Ich habe der eigentlich speziellen Buchbinder nur drei gefunden: Jos. Keldenich, Düren, der sehr geschickt die alt schweinsledernen Einbände zu imitiren versteht, aber auch im modernen Einband seine Meisterschaft bezeugt. Johann Edelbeck in Münster. Neben hübsch gebundenen Gebet-und sonstigen religiösen Büchern fallt hier ein Exemplar der „Histoire de Jules Cesar“ von Napoleon III. verfasst in’s Auge, welches Herr Edelbeck mit einem Dedicationsschreiben des Cabinetsecretärs Pietri zum Geschenk erhalten hat. Endlich schliesst sich Albert Flormann, Düsseldorf, mit seinem Prachtalbum, welches patriotisch die Bildnisse des Kaisers, Kronprinzen, Friedrich Carl’s, Bismarck’s und Moltke’s vorweist, würdig an das Beste der Ausstellung an. J ortsetzung folgt. Landes-Ausstellung in Graz. Special- Correspondenz. Auch diese Provinzial Ausstellung hatte sich grossen Erfolgs zu erfreuen, machte ihren Lei tern Ehre und lässt einen erheblichen Ueber- schuss in deren Händen. Von den Vertretern der Papier-Industrie ver dienen folgende Firmen besondere Erwähnung: Papierfabrik-Actien-Gesellschaft Leykam-Josefs- thal. Das berühmte Etablissement glänzte mit feinen und feinsten weissen und gefärbten Brief- Schreib-, Zeichen- und Bücherpapieren, sowie Carton und doppelfarbigen Umschlagpapieren etc. Ehren-Diplom. Papierfabrik Andritz, Karl Kranz, Graz. Feine weisse Briefpapiere, glatt und gerippt, liniirt und gemustert, diverse feine Kanzlei-, Carton- und Zeichenpapiere, animal geleimt, in For maten und Rollen, Pergamentir - Rollen, mit und ohne Wasserzeichen; Rollenpapiere für Tapeten - und Buntpapierfabriken, als Specialität, sowie englische und andere Packpapiere. Ehren- Diplom. Gebrüder Kranz, Graz, mit ihren drei Eta blissement Papierfabriken Voitsberg, Engelsdorf und Rudersdorf. Schreib- und Druckpapiere, wobei ein weisses Papier aus purem geschliffenen und gebleichtem Holzstoff besonders auffiel. Gefärbte Umschlag- und Affichenpepiere in den lebhaftesten Farben, diverse Packpapiere aus selbst erzeugtem Holzzellstoff. Ehren-Diplom. M. Diamant & Co. in Kapfenberg, Mürzthaler Holzstoff- und Papierfabrik, thut sich durch vorzüglich Holzzell- und Hadernstoff, Druck papier, sowie mit schön gefärbten Umschlag- und Packpapieren besonders hervor. Aus stellungs-Medaille. Papierfabrik Guggenbach bei Neggau, Firma Ad. Ruhmann hatte u. A. eine grosse Rolle Druckpapier ausgestellt, dieselbe, war ca. 1 Meter im Durchmesser, sonst fest gewickelt, schien aber recht deutlich auf den Seiten mit einem Drehstahl oder Hobel bearbeitet zu sein, die Schreib- und Packpapiere waren von recht schöner und fester Qualität. Ausstellungs- Medaille. Gebr. Reedl in Burgstall hatten recht. gute Pappen und Packpapier ausgestellt und erhielten die Ausstellungs-Medaille. Alex. Ebner in Poitschach bei Feldkirchen in Kärnthen, Holzschleiferei und Pappen - Fabrik. Carton und Holzstoffpappen in verschiedenen Dicken, Holzstoff von grosser Reinheit, Weisse und Festigkeit. Anerkennungs-Diplom F- Müller & Co. in Horbing bei Deutschlands berg, Strohpapier und Pappen in gelber und brauner Farbe. Anerkennungs-Diplom. F. Plentl's Söhne, Graz, Papierhandlung und Papier-Ausstattungs-Geschäft, hatten sehr fein ausgestellt und erhielten die Silberne Staats preis-Medaille. Gottfried Vittorelli, Papier - Engros - Geschäft und Maschinenpapiersäcke-Fabrik in Graz, geht in der Arbeitstheilung am weitesten und erzeugt ; vorwiegend Säcke und Düten aus Maschinen- und geschöpftem Papiere in allen gangbaren I Grössen für den Kleinhandel, welche alle in | einer stattlichen Aufstellung zur Anschauung gebracht sind Wie bedeutend eine derartige Specialität werden kann, beweist der Umstand, dass die Firma jährlich 15 Millionen Stück Säcke in Oesterreich-Ungarn und den südöst- | liehen Donauländern umsetzt. Ausstellungs- Medaille. Von den Draht- und Metall waaren-Fabrikaten sind besonders zu erwähnen, die Firma: Hutter & Schrantz in Wien. Dieselben hatten ausgestellt eine reichhaltige Mustertafel von Eisen und Metalldraht-Geweben, sowie Papier maschinen-Sieben in grösster Breite, diverse Egoutteurs mit und ohne Wasserzeichen, sämmt- liehe Fabrikate aus bestem Material und gröss ter Sorgfalt ausgeführt, können sich den aus ländischen in jeder Hinsicht gleichstellen. Sil berne Staatspreismedaille. Unter den vielen Schafwollenwaaren - Fabri kanten finden wir auch die altbewährte Firma J. Fels in Graz (jetzt Mayer u. Biller) mit einer Specialität ihres Faches, nämlich mit Filzen für Papiermaschinen für I. und II. Presse, so- wie Trockenfilze und Manchons, von ausge zeichneter Qualität, welche nicht nur durch fachgemässe und sorgfä!tige Arbeit vollkommen dem Zweck entsprechen, sondern auch in man cher Hinsicht der ausländischen vorzuziehen sind. Ausstellungsmedaille. NB. In einen amtlichen Bericht wurde be kannt gemacht, dass M. Diamant in Kapfen berg ein Privilegium (Erfindungs - Patent) be- . kommen für das Bleichen von braunem Holzstoff. Chromograph (Trocken-Umdruck-Apparat) mit neuer gelatinfreier verbesserter Masse. Patent Albert Ungerer. Die neue Masse giebt 100 vollkommen | deutliche Abdrücke, wird selbst bei der I höchsten Sommertemperatur nicht klebrig | und lässt sich von der Schrift sehr leicht mit ganz kaltem Wasser reinigen. Es sollte daher Jedermann, der einen Apparat älteren Systems besitzt, diesen mit der neuen Masse füllen. Neue patentirte Stempelfarbe. Im trockenen Zustande und ohne Polster anzuwenden, hat die Vorzüge der reinlichsten ; Handhabung und giebt die schönsten sofort trockenen Abdrücke. Roth, blau, violet und schwarz zu beziehen von der Fabrik [7707 A. Ungerer & Co., Wien, Reisner-Strasse 31. Wiederverkäufer werden gesucht!