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(ich übergehe die Zwischenhändler der Verein fachung und Darlegung wegen) in einem und dem selben Lande, haben beide ähnliche durch Klima, Landessitte, Gewohnheit etc. bedingte Ansprüche, so ist Einführung einheimischer, verbunden mit Zurückdrängen ausländischer Fabrikate eine ver- hältnissmässig leichte Sache im Vergleich dazu, in weit entfernt liegenden Orten Neues zum lohnenden Verkauf zu bringen. Der Hamburger Exporteur kann mit seinen Abnehmern, den auswärtigen Ge schäftsinhabern, fast nur brieflich verhandeln, also ist seine Einwirkung auf dieselben schwieriger, als durch persönliche Auseinandersetzung, er kann fast nie genügend die Bedürfnisse auswärtiger Con- sumenten, mit denen er vielleicht nie zusammen trifft, von deren Lebensweise er nur bruchstück weise hört, in ausreichender Weise beurtheilen; ist er somit nicht gezwungen, das zu exportiren, was seine Geschäftsfreunde zu erhalten verlangen? Diese verlangen, was an ihrem Platze eingeführt ist und das sind vorwiegend die Fabrikate anderer Länder, besonders Englands, wenn auch nicht diese allein; auch manche deutsche Fabrikate gehören zu den Exportartikeln. Es darf uns übrigens gar nicht wundern, dass englische Waare dem Ex porteur günstige Chancen bietet; sehr viele der jenigen Länder, nach denen exportirt wird, sind englische Colonien oder solche gewesen, es ist demnach selbstverständlich, dass dieselben vom Mutterlande herstammende Waare am liebsten con- sumiren; dann hat die englische Industrie vor der deutschen jahrelangen Vorsprung und endlich ist der Handel Englands denn doch noch bedeutender, als der Deutschlands. Aus diesen drei Momenten resultirt auch die Beziehung zwischen Englands Fabrikanten und seinen Exporteuren, deren Er gebniss es ist, dass englische Fabrikate (und nur solche sind im Grossen und Ganzen den deutschen Erzeugnissen überlegen) für den Export günstiger sind als deutsche; die ersteren entsprechen eben den ausländischen Bedürfnissen mehr als die letzteren. Aus dem Vorstehenden ergiebt sich die Beant wortung meiner zweiten Frage schon von selbst: „Der deutsche Fabrikant sorge dafür, dass seine Waare die Concurrenz mit auswärtigen Fabrikaten aushalten könne.“ Wie das anzufangen, deutet das Obengesagte gleichfalls an. Der deutsche Fabrikant suche in Erfahrung zu bringen, was ausserhalb Deutschlands gangbar ist, entweder direct oder durch Vermittelung der Exporteure; er befleissige sich dann, mit möglich ähnlichen Fabrikaten einen Markt zu erobern, was freilich in kurzer Zeit nicht geschehen wird, sondern wozu langjährige Ausdauer gehört. Hat er neue Absatz gebiete sich gesichert, dann kann er auch ohne Gefahr und mit geringerer Mühe sich mehr und mehr frei davon machen, ausserdeutsche Fabrikate als Muster für die Herstellung der seinigen zu nehmen; dann mag er wieder nach und nach in Bahnen einlenken, die seiner Originalität zusagen. Aufmerksamkeit, Ausdauer und Genügsamkeit, wenn der Erfolg während einiger Zeit nur gering ist, mache sich der Industrielle, welcher für den Export zu arbeiten wünscht zur Geschäftsregel, er wird dann reüssiren; wenn er äusser der Lieferung von Exportartikeln, wie es so nahe liegt, den Ver trieb geeigneter Waaren im eigenen Lande sich ebenfalls angelegen sein lässt, so wird er auch im Stande sein, günstigen Erfolg, der bei richtiger) Handhabung unausbleiblich ist, abzuwarten. Von i besonderem Vortheil dürfte vielleicht die fol- I gende Einrichtung sein: Diejenigen Fabrikanten eines bestimmten Umkreises, welche für den Ex port passende Waaren herzustellen und zu liefern wünschen, vereinigen sich, um gemeinsam in Ham burg, resp. Bremen eine mit ausreichendem Muster- I lager versehene Vertretung zu ei richten, die eine stete Verbindung mit hiesigen Exporteuren, resp. mit auswärtigen Käufern zu unterhalten habe. Diese Einrichtung würde es möglich machen, dass der Fabrikant, dessen Erzeugnisse nur zum geringen Theil exportfähig sind, der also nach dieser Rich tung hin unbedeutend ist, dennoch als Mitglied einer Achtung heischenden Mehrheit eine Ver bindung erlangen könnte, die ihm Nutzen bringt. Einer solchen Gemeinschaft von Fabrikanten würde auch manche gute Hamburger Firma gerne ihre Dienste widmen, manche Firma, die sich mit un bedeutenden Sachen nicht befassen darf, weil dieses in den Augen der Abnehmer unwürdig erscheinen und den Erfolg doch in Frage stellen würde. Viele Hamburger würden aus nationalem Interesse, andere zugleich gerne aus Geschäftsrücksichten, solche Verbindungen eingehen; kann ich selbst der Sache durch Nachweise und dergl. dienen, so werde ich es mit Freuden thun, meine Firma desgleichen. Nun mögen mir einige Erwägungen darüber ge stattet sein, ob die deutsche Industrie denn in der That einigen Vorteil davon haben würde, wenn Hamburg dem Zollverein angehörte. Ich habe bereits gesagt, dass nur ein Theil der deutschen Industrie - Erzeugnisse überhaupt exportfähig ist und solche Waaren sind bereits exportirt worden, würden es auch ferner werden; was aber auswärts nicht verkäuflich ist, das wird nicht fortgeschickt werden, habe der Exporteur nun freiwilliges oder erzwungenes Interesse für deutsche Waare oder nicht. Nach wie vor würde der Hamburger fremde Waaren neben den deutschen fortschicken, bis die deutsche Industrie ihm zu liefern vermag, was er gebraucht; er würde bald ausländische Waare auf hiesigen zollfreien Lägern ansammeln und dann fortschicken, er würde solche häufiger noch in aus wärtigen Hafenorten lagern und von dort aus spe- diren; zwar könnten das letzere nur die grösseren Geschäfte, kleinere Geschäfte würden ihre Existenz aufgeben müssen, mit einem Worte, der erhoffte durch Zwang zu erlangende Vortheil -würde sich als vollständig nichtig erweisen, Schädigungen würden aber vielseitig stattfinden, wenn Hamburg sich dem Zollverein anschlösse, Schädigungen ein zelner Personen, Schädigungen des Hamburger Handels im Allgemeinen. Die in der Berl. Börs.- Ztg. ausgesprochene Meinung, es würde den deut schen Export gewaltig heben, wenn die deutschen Industriellen in Hamburg grosses Lager halten könnten, damit den Exporteuren stets Waaren in grosser Menge zur Hand wären, ist falsch, denn der Exporteur bestellt fast immer vorher die Waare, die er versenden will und nimmt nur in seltenen Fällen das, was er gerade in Hamburg vorräthig findet. Ziehen wir aus vorstehenden Ausführungen einen Schluss, so ist es der: auf die Entwickelung der deutschen Industrie hat die Frage, ob Hamburg und Bremen Frei häfen bleiben oder sich dem Zollverein an schliessen durchaus gar keinen Einfluss; die deutsche Industrie kann sich nur durch eigene Kraft mehr und mehr heben. Hat sie sich aber genügend gehoben um mit der Industrie anderer Länder Concurrenz siegreich bestehen zu kön nen, so werden die deutschen Freihäfen ihre ungeschwächte Bedeutung der Verbreitung deut scher Waaren in stets umfassenderer Weise widmen. Schwieriger ist die Zollanschluss-Frage von dem Gesichtspunkte aus betrachtet zu beantworten, was mehr zum Vortheile Hamburgs gereiche, Freihafen oder Zollanschluss. Eine unbedeutende Minorität in Hamburg spricht für das letztere und glaubt, es würde sich alsdann hier eine bedeutende In dustrie entwickeln; die Mehrheit entscheidet sich für das erstere, indem sie mit grösstem Recht nachweist, dass Hamburgs geographische Lage allein schon den Handel bedingt, dass aber vor allem Hamburg eine bedeutende Handelsstadt schon seit Jahrhunderten ist, eine Fabrikstadt erst werden müsste. Unter allen Umständen ist jedoch dieser Theil der Zollfrage eine specifisch hamburgische Frage, weil ihre Folgen nur Hamburg betreffen und weil ihre Erledigung nur durch diejenigen stattfinden kann, die mit den einschlägigen Ver hältnissen so innig vertraut sind, wie es nur Ham burger selbst sein können; das erkennt auch die deutsche Reichsverfassung dadurch an, dass sie die Bestimmung trifft, Hamburg solle so lange seine Freihafenstellung behalten, bis es selbst sei nen Zollanschluss beantrage. Möge diese klare und deutliche Bestimmung von unseren Mitdeut schen treu und bieder respectirt werden; möge der jenige Theil der deutschen Presse, der sich frei und unabhängig nennen kann, der ungekünstelten j Auffassung seinen Einfluss widmen, gezwungene Deutelung denjenigen sogenannten officiösen Blät- i tern überlassend, welche hochgestellten Personen | zum Munde reden, um dadurch ihre Existenz zu fristen oder ihren Besitzern und I.eitern Rang erhöhungen, Titel und Orden einzubringen. Ich ersuche Sie, obigen Auslassungen Platz in Ihrem Blatte zu gewähren und zeichne Hochachtend H. Nicolai. Anm. d. Red. Wir danken dem geschätzten | Correspondenten (von der Firma C. Nicolai Söhne, Commission und Agentur in Hamburg) für die I Beleuchtung der Frage von Hamburgischen Standpunkt. Herr Nicolai versucht zu beweisen, dass die deutsche Industrie durch den Zollanschluss nichts gewänne — ob ihm der Beweis gelungen, müssen wir unseren gesch. Lesern zu beur theilen überlassen. Dass aber Hamburg durch Eintritt in den Zollverband dauernd verlieren werde, hat Herr N. weder bewiesen noch zu beweisen versucht. Niemand wird wünschen, dass Hamburgs Handel sich auch nur um den kleinsten Bruchtheil vermindere, wie es der Fall wäre, wenn es den Handel mit fremden (englischen und anderen) Waaren aufgeben müsste. Warum können aber diese fremde Waaren nicht wie in London, Liverpool, Havre und allen anderen Seehäfen auf zollfreie Nie derlagen angewiesen werden, wie es jetzt die Deutschen sind? Wir wissen wohl, dass die durch die ganze Stadt Hamburg vertheilten Waarenhäuser sowie viele damit zusammen hängende Einrichtungen bedeutend an Werth verlieren werden, sobald der Zollanschluss er folgt und begreifen den Widerstand der mit diesen Einrichtungen verwachsenen Bevölkerung. Wir verlangen auch nicht, dass Hamburg sich für uns opfere und diese nach Millionen zu beziffernden Verluste allein trage, sondern sind der Ansicht, dass das Reich einen Theil der selben sowie vielleicht auch der erforderlichen neuen Dock-Anlagen übernehmen müsse. Jeder Deutsche spricht mit Stolz von dem Han del und der Schifffahrt Hamburgs, die unter den schwierigsten Verhältnissen aus eigener Kraft so mächtig empörgeblüht sind und wird gewiss jeder Maassregel Beifall schenken, die zu deren weiterer Hebung beitragen kann — koste sie was sie wolle. Wir verlangen als einzige Gegenleistung, dass auch Hamburg, wie die Seestädte aller anderen mächtigen Reiche, auf seine internationale Stellung verzichte und ein deutscher Markt werde. Schriftgiesserei Julius Klinkhardt Wien.l. Johannesgasse29 I empfiehlt ihr Lager moderner Sehrinten, aus] 2 bestem Hartmetall gegossen, welche auch in I 1 Packcten geliefert werden. Prob, gratis u. fr. [ # E. Für Grossisten? 558137 i ® Papier-Canevas jeder Art in Bogen E "8 und Fanons, Lampenschirme, Blumen- F E topf hüllen, neue Kinderspiele zum 5 Zeichnen und Sticken etc. Fabrik von ® 2 F. Oscar Brauer, Buchholz i. S. E. 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