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676 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Abonnenten eingesandten Muster von Fabrikaten der Papier- u. Schreib- waaren-Industrie, welche Neues oder Bemerkenswerthes bie ten, kostenfrei besprochen. Humoristische Postkarten von Herm Hampe, Berlin W. Dieselben sind in verschiedenen blau, gelb u. s. w. abgetönten Farben aus gu tem Carton in Postgrösse geschnitten und tragen auf der einen Seite die vorgeschriebene Post adresse. Auf der anderen Seite erleichtern humoristische Vordrucke den Anfang des Schreibens. Machstehend geben wir eine solche im Styl Paula Erbswurst’s gehaltene Seite wieder: - ben 188 g F4fcboc ic fuil ncht uorgreifen, 35 Rollte aber, unb rg luäre brr fall — g jeboc) — bic arlje 1st nämlic bic Drum frisc begonnen Ss hal geluonnen. Andere Karten tragen die Versicherung: Mit Vergnügen ergreife ic bic iFeber und den Nachsatz: d?un soll mal einer sagen, ivag ’ne acje ist oder: IInworüereitet, tute ic micj ijabe — 5, — nun rebe Du! Die ersten Buchstaben sind als grosse Zier buchstaben roth gedruckt, ebenso die im Text vorkommenden Anfangsbuchstaben der Haupt wörter. Die Karten, in Steindruck sauber ausgeführt, machen einen gefälligen Eindruck. Vexir-Besuchskarte. Wir verdanken einem Abonnenten eine Karte mit folgendem Druck, wobei sich der Name des Inhabers (Scholle) ergiebt, wenn man von der Mitte (s) nach irgend einer Richtung hin liest: e 1 ! o 1 1 e 1 1 o h o 1 1 1 o h c h o I o h c s c h o 1 o h c h o 1 1 1 o h o 1 1 e 1 1 o 1 1 e Eine ähnliche Zusammenstellung lässt sich mit jedem Namen machen, nur würde es sich vielleicht empfehlen, den mittleren Anfangs buchstaben fett zu drucken. Dintenfässer. Der Reuleaux'sche Mahnruf aus Philadelphia an die deutsche Industrie, die mit Formen und Farben zu thun hat, trägt sichtbar Frucht, wie sehr auch industrielle spiessbürgerliche Ueberhebung stellenweis sich durch ihn verletzt gefühlt hatte. Er war ein nothwendiger Schnitt in krankes Fleisch, der weh that, aber nach und nach die kränkelnde deutsche Kunstindustrie von ihrem Siechbette frisch gestärkt erstehen lässt. Dass sie noch nicht die alte Kraft, die sie vor 300 Jahren in der Zeit der edelsten Renaissance in sich fühlte, zurückerlangt hat, ist nicht verwunderlich: bei einem so grossen Körper, der seine Glieder über ein mächtiges Reich hin ausstreckt, geht es mit der Genesung'langsamer, als beim In dividuum; aber wir sehen aller Orten, dass es mit der Wiedergeburt vorwärts geht; wir haben «das an den verschiedenen Gewerbeausstellungen PAPIER-ZEITUNG. beobachtet und haben täglich — besonders hier | in Berlin — Gelegenheit, es zu beobachten in den Schaufenstern und — wenn man specielles I Interesse dafür hat — in den Fabriken, Werk stätten und Geschäftslägern. Wir wollen heut einen Gang durch ein Klein kunst-Lager machen, welches in gewisser Ver bindung mit dem Zwecke unserer Zeitung steht. In der Chausseestr. 99 zu Berlin befindet sich eine Fabrik, welche sich u. A. auch mit dem Eisenguss von Schreibzeugen beschäftigt. Inhaber unter der Firma Albert Mewes Nach folger ist Herr Fritz Bast Auf Tischen und | Regalen steht da ein Musterlager von mehr als 200 in Grösse, Einrichtung, Zeichnung und j Färbung verschiedenen Schreibzeugen. Modelli- rung und Guss sind — besonders in den Fabri katen neuerer Zeit — technisch vollendet. In der allgemeinen. Form lässt sich kaum etwas Neues erfinden; sie ist durch den Zweck, die Aufstellung zweier Glasgefässe gegeben: es sind längliche oder ovale Schalen, aus welchen Sand- und Dintenfass von Glas entweder sicht bar heraustreten, oder in welchen diese Gefässe versenkt sind. Die Schalen sind ohne oder mit Griff, welcher entweder zwischen den Glasge fässen angebracht ist oder durch eine aus der Schale emporstrebende Hinterwand gebildet wird. Die specielle Form bewegt sich grössten- theils in der Renaissance und deren Ausgeburt, dem schlechtbeleumdeten Roccoco. Der ideenreiche erste Modelleur der Fabrik gesteht seiner Phantasie so unbeschränktes Wirken zu, dass sich der Wunsch nicht unter drücken lässt, er möchte sie zu ihrer Erholung bei der gegenwärtigen Gluth des Hochsommers auf einige Wochen aufs Land schicken, um nachher mehr systematisch stilvoll arbeiten zu können. Es soll hiermit kein Tadel ausge sprochen werden, nur der Wunsch, bei ferneren Entwürfen, die dem Vernehmen nach bald ein mal bei dem talentvollen Künstler zur Reife gelangen, weniger ausgeprägt einer bunten Mannigfaltigkeit, als vielmehr einer systema tischen Einheitlichkeit zu begegnen. In Gothik erinnern wir uns nicht, Schreibzeugmodelle gesehen zu haben; will der Künstler nicht ein mal diese Form pflegen? Es sind besonders zwei neuere Schreibzeuge, welche Aufmerksamkeit beanspruchen können; beide sind gleichgemustert, nur in dem Unter theil verschieden gehalten. Die Glasgefässe sind vertieft und werden durch in Charnieren gehende Deckel geschlossen — eine Einrichtung, die überhaupt zu empfehlen ist, da man bei losen Deckeln häufig das Zudecken vergisst und daraus Einstauben und Eintrocknen der Dinte I resultirt. Das Relief der Zeichnung ist, da Ciselirung weder gesucht, noch weniger aber bezahlt wird, einfach sauberer Guss; nur die plattenartigen nicht decorirten Ränder und Ein fassungen sind nach dem Guss noch geschliffen. Das eine Modell mit herumgehendem Unter fuss ist galvanisch vermessingt, das andere stahlgrau broncirt. Äusser Schreibzeugen zeigt das Lager noch vielerlei andere Kleinkunst objecte, deren Autoren mitunter besten Ruf in der Kunstwelt haben; wir begegnen hier einem Ende, Böckmann u. s. w. und kommen vielleicht bei einem zweiten Gange durch die Ausstellung auch darauf zurück, da auch hierunter so man ches ist, was nicht äusser Verbindung mit der Tendenz unseres Blattes steht. Glaswaaren für den Schreibtisch. Einer zweiten Ausstellung von Schreibzeugen, jedoch ganz anderen Charakters, begegnen wir in der Prinzessinnenstr. 18, wo die Glaswaarenfabrik von Eduard Dressler in Gablonz in Böhmen unter Vertretung des Herm Julius Schier ein bedeu tendes Musterlager vorführt. Hier gruppiren sich Schreibzeuge und Dintenfässer, die in ihrem mannigfarbigen Krystallglanze den Ein druck sauberster Zierlichkeit machen, in einer Anzahl von 950 Formen und Mustern auf Tischen und Regalen. Rechnet man bei diesen 950 Nummern die verschiedenen Grössen ein und derselben Form extra, so besteht eine Auswahl von mehr als 1200 Schreibgefässen sowohl in einzelnen Dintenfässern, wie in gan zen Schreibgarnituren. Iris- und Lüsterfarben sind gegenwärtig mit Recht beliebt, ebenso die Glasgefässe in Pyra miden- und anderen Formen, welche natürliche aber gefärbte Bouquets und Blumenteller ein schliessen. Die eleganten Krystall - Bureau- Dintenfässer mit Glasdeckel, der durch paten- tirten Bronzebeschlag befestigt ist, sind in vielleicht zwölf verschiedenen Grössen von 12 bis 72 Mark ein vielbegehrter Artikel. Der Untersatz der Schreibzeuge ist in der Regel schwarzes Krystall; zwischen den beiden Glas- gelassen steht der bekannte Obelisk-Thermo meter oder auch ein Markenanfeuchter. Die Schreibzeuge mit schönlinig geschwungenem Broncedrahtgestell sind von zarter Wirkung. Ein Präsent-Schreibzeug mit schwarz polirter 37/25 cm. grosser Holzplatte ist von besonderer Schönheit und Vollständigkeit. Es zeigt Feder schale, Federträger, Papiermesser, Lineal, Pet schaft, Markenfeuchter, Löscher und Dintenfass. Der Preis von 144 Mark ist bei der Eleganz der Gegenstände ein billiger. Zwei im Stil des Schreibzeugs gebaute Leuchter würden die Schreibtischgarnitur vervollständigen. Bemerkt wird, dass die angegebenen Preise pr. Dutzend gemeint sind, darunter wird nicht abgegeben- Augenblicklich ist Amerika und England das Hauptabsatzgebiet für diese feinen Krystall- waaren, während sonst auch nach Indien und Afrika exportirt wird, selbstredend ebenfalls nach dem europäischen Continent. Auch hier soll vielleicht ein zweiter Gang durch das Lager Stoff zu weiterer Besprechung liefern. Glimmbilder von Siegm. Bergel, Berlin C., Königst. 28, vom Fabrikanten (wahrscheinlich zum besseren Verständniss!?) „Pyrogramm“ genannt gelangen zu rechter Zeit auf den Markt, um zu Weihnachten in keinem Papierladen zu fehlen. Auf rothes Papier sind mittelst einer che mischen Mischung die Umrisse eines Bildes in nicht zu dünnen Linien gezeichnet. Die che mische Mischung hat die Wirkung, das Papier so brennbar wie Zündschnur zu machen, vor ausgesetzt wahrscheinlich, dass auch die Fasern des Papiers dazu geeignet sind und vermuthen wir, dass Baumwolle den besten Rohstoff für das Papier abgiebt. Ueber Zusammensetzung der chemischen Mischung werden wir unseren