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674 PAPIER-ZEITUNG. sind bei dieser Versammlung herzlich willkommen und dazu freundlich eingeladen. Tagres - Ordnung für die General-Versammlung des Vereins deutscher Holzstof-Fabrikanten am 19. August Vormittags 10 Uhr im Kurhause in Haraburg. Eröffnung der Versammlung und Begrüssung der Anwesenden. Wahl des Protokolführers. Vor lesung der Präsenzliste und des Protokols der letzten Versammlung. 1) Bericht des Vorstandes über Vereinsangelegen heiten, Mitgliederzahl und Verhältnisse in den letzten 2 Jahren. 2) Kassenbericht des Herrn Giintter - Staib. An trag auf Ertheilung der Decharge und Anlage resp. Verwendung der Bestände. 3) Berathung über Abänderungen der Statuten des Vereins. 4) Bericht aus den Verhandlungen des Central- Verbandes deutscher Industrieller. Lumpen- Ausgangszoll. Tarifsätze. 5) Beschlussfassung darüber, ob der Verein ferner hin Mitglied des Central-Verbands deutscher Industrieller bleiben soll, und Wahl zweier Delegirten dazu. Vergütung der Fahrkosten für dieselben. 6) Besprechung über die Patente von gebleichtem mechanischem Holzstoff, Holzpapier etc. 7) Berathung über die Wahl eines Fachblattes als Vereinsorgan, Anstellung eines Vereins- Secretairs und Zahlung von Honorar für Ar tikel über die Holzstoff-Industrie, welche im Vereinsblatt erscheinen. 8) Bericht und Gutachten über die durch die Vorstandsmitglieder geprüften Trockenapparate von Dahl und Kirchner, welche zur Ansicht im Saal und in der Fabrik von Eickhoff & Co. aufgestellt sind. 9) Mittheilung über die Angermair’sche Rinden schälmaschine, welche in der Fabrik von Hrn. C. Eickhoff & Co. in Harzburg in Betrieb gesetzt ist und besichtigt werden kann. 10) Mittheilung über den neuen Holzkochapparat von Schuhmann in Zeitz, der im Innern mit Kupfer bekleidet ist, um das Zerfressen zu verhindern, sowie über die Steinschärfmaschine von Joh. Bapt. Keller in Kempten. 11) Debatte über eingegangene Anträge der Ver einsmitglieder, Fragen-Beantwortung etc. 12) Mittheilung über die Lage des Geschäfts, und Besprechung über Preise von Holzstoff, Holz- und Lederpappen u. deren Verkaufsbedingungen. 13) Formulirung eines Gesuchs an den Bundesrath um Ermässigung der statistischen Stempelge bühr auf Holzstoffsendungen nach demAuslande. 14) Wahl des Vorstandes auf 3 Jahre. 15) Beschlussfassung über Ort und Zeit der nächst jährigen General-Versammlung. Hamburgs Zollanschluss. Meinem Brief in No. 30 S. 626 fügt die verehrt. Redaction d. Bl. die Bemerkung bei, dass ich den Beweis, Hamburg würde durch einen event. Zoll anschluss dauernd geschädigt, nicht geführt hätte. Mein Artikel hatte den Zweck auch vorerst nicht. Es ist hier die Hauptsache zu beweisen, dass Hamburgs Freihafenstellung kein Hinderniss für die deutsche Industrie ist, sich an der ausländischen Concurrenz zu betheiligen, dass dem deutschen Reich durch den Freihafen kein Schaden und keine Kosten erwachsen. Dass Hamburg dem deutschen Handel und der deutschen Industrie in derselben Weise dient, wie dem Auslande. (Das ist es ja gerade worüber wir uns beklagen, Hamburg soll der deutschen Industrie vorzugs weise dienen, es soll, soweit es ohne Verletzung seiner Interessen angeht, unsere Erzeugnisse denen anderer Länder voranstellen. D. Red.) Diese Punkte auf einen so kleinen Raum, wie ich ihn benützte, ausführlicher zu beweisen ist nicht möglich. Ein wirkliches Interesse hat das Inland an der Freihafenstellung ja nicht, wodurch es auch er klärlich, dass der Agitationssaamen gegen Hamburg nur auf sehr unfruchtbaren Boden fallt. Wie nothwendig aber die Freihafenstellung für Hamburg ist, beweist am besten die vollständige Uebereinstimmung von Senat, Bürgerschaft und Einwohnerschaft Hamburgs, die in dieser Frage herrscht. Q . .. st. Wir können unsern geschätzten Correspon- deuten sehr einfach widerlegen, indem wir be weisen dass die behauptete Uebereinstimmung durchaus nicht vorhanden ist. Seitdem die Frage wieder in Fluss gekommen, wagt es auch die frühere Minorität der für den Zollanschluss gestimmten Hamburger Bürger, wieder das Haupt zu erheben. Es hat sich eine Hamburger Zoll anschluss- Partei gebildet, die bereits 3000 selbst ständige Geschäftsleute zu Mitgliedern zählt, welche ihrerseits viele Beamten, Gehülfen und Arbeiter beschäftigen und daher einen sehr be- achtenswerthen Theil der Bevölkerung bilden. Wenn diese 3000 Bürger auch nicht gerade den Reichthum und die Rhederei Hamburgs ver treten, so wird man doch annehmen dürfen, dass ihr Interesse mit dem allgemeinen Wohl ihrer Stadt zusammenfällt und. dass sie ein Verständniss dafür haben was der Stadt frommt. Ihnen wird man nicht, wie uns Inländern, stets sagen können „Das versteht ihr nicht“ — wie es die meisten Hamburg'schen Auslassungen thun. Speyer, 26. Juli 1880. Auf die Entgegnung des Herrn Q—st kann ich nicht schweigen, weil darin Unrichtigkeiten ange führt sind. Ich will jedoch bemerken, dass ich mit meinen kurzen Bemerkungen nicht im ge ringsten auf den Werth einer Denkschrift oder auf Unfehlbarkeit Anspruch mache. Gerade weil ich eigene Geschäftsinteressen mit diesen Erörte rungen gar nicht vertrete, weil, obwohl Papier fabrikant, für mich ein Absatz nach Hamburg aus allerlei Gründen keinen Sinn hätte, fühlte ich mich gedrungen, die Berechtigung der Reichsregierung nachzuweisen in dem Streben, Hamburg und über haupt das ganze Reichsterritorium in eine einheit liche präcise Zoll-Linie zu fassen. Ich weiss ganz gut, was in Hamburg eine Sperre des Elbverkehrs bedeutet, und einem Geschäfts- manne zuzumuthen, über seinen Schaden oder über neue Mühsale noch zu frohlocken, fällt mir wahr lich nicht ein. Ich gebe gern zu, dass die Schnür stiefel der Zollformalitäten, anfangs namentlich, ein wenig drücken werden, aber die Routine mildert das bald, und wenn man denken sollte, ich in Speyer hätte keine Idee hiervon, so muss ich vorbeugend sagen, dass ich meine merkanti- lische Laufbahn von 1830—1840 in 2 Grenzstädten begann, die unter Grenz-Zoll-Controlle standen. Da lernt man diese Einrichtung nicht lieben, son dern eher fürchten und ich glaube auch nicht, dass die Geschäftsleute in Hamburg — namentlich anfangs — Vergnügen daran haben werden. In Anbetracht aber, dass für ihre Importen — sei es zur successiven Verzollung ins Hinterland oder zur Wiederversendung über See durch steuerfreie Lager-Einrichtungen gesorgt werden muss und soll, so wäre es an den Hamburgern, dafür zu sorgen, dass diese Einrichtungen zweckentsprechend wer den. Ich glaube, dass es viel besser wäre, wenn patriotische und geschäftskundige Hamburger Männer mit sachverständigen Personen der Reichs regierung über das Wie und Wann der Erweite rung der Zoll-Linie verhandelten, als die Faust im Sack zu machen, über Vergewaltigung zu lamentiren und die Abneigung zu steigern! Frankfurt a. M. lebte auch seiner Zeit der Meinung, es müsse sein Schaden sein, wenn es dem Zoll-Verein (etwa 1838) beitrete, 1866 dachte Frankfurt,- es müsse zu Grunde gehen, wenn es dem grossen Staate als einfache Stadt einverleibt würde, und heute wird Niemand behaupten, dass es zu seinem Schaden so gekommen ist. Die Be hauptung, dass im Zeitalter der Landstrassen keine Agenten und Vertreter ständig gehalten wurden, beruht auf Irrthum. In den Jahren 1844—1846, wo ich alle 6 Monate auf 2 — 3 Wochen das Pflaster Hamburgs abgelaufen habe, klagte mir ein dortiger Kaufmann, dass die vielen Agenten eine wahre Plage seien und ich erinnere mich genau, dass er mir sagte, es seien über 900 decla- rirte Agenten in Hamburg! Beweisen kann ich's nicht, indessen mit vielen war ich gut bekannt und mit eben so vielen bin ich täglich umge gangen. E. Z. Die Papier industrie nebst Zubehör auf der Düsseldorfer Gewerbe- und Kunst-Ausstellung. Von unserem Spezial-Perichterstatter. Fortsetzung aus No. 31. Die Firma Perger & Meyburg, Jülich eine junge Fabrik von 1877, hat sehr schöne Fabrikate in Theertauen (Goudronn), Hanf und Manillapackpapieren ausgestellt. Die gute Verarbeitung dieser schwierigen Stoffe, die Zähig keit der Bogen, die Färbungen in roth, grün, blau, grau und braun, die schön gewickelten Rollen und die vorzügliche Maschinenglätte — alle diese guten Eigenschaften der ausgelegten Papiere zeugen für die Leistungsfähigkeit der Fabrik, den guten Willen und das Bestreben der jungen Anfänger, ein in jeder Beziehung zweckentsprechendes Packpapier zu erzeugen. Wie es mir scheint, hat sich die Fabrik auf eine Specialität geworfen, welche bis heran vornehmlich Belgien lieferte. Ich kann daher als Patriot keinen bessern Wunsch haben, als dass Bergei & Meyburg die Belgier in unserm Lande ersetzen mögen. Als besonders lobenswerth ist die geschmack voll zusammengesetzte Schaustellung der Herren hervorzuheben. Auf 4 Papierrollensäulen ruht ein Giebel in antikem Stil mit Inschrift der Firma, und davon herab hängt ein Bogen ‘Theer- tauenpapier mit 400 Kilo Belastung. „Bitte nicht zu berühren“ heisst das Motto, und ob gleich es mich in den Fingern kitzelte, die Dicke des Bogens mittelst kühnen Griffs zu konstatiren, so bin ich der Aufforderung um so lieber nachgekommen, da die gespannten Verhältnisse so gefährlich aussahen, als ob sie explodiren könnten. Nebenan in einer Seitennische hat der Nestor der rheinischen Packpapierfabrikanten, Hermann Geldmacher, Ratingen seinen Schrank. Allgemein bekannt wegen seiner glanzirten Tauenpackpapiere, verleugnet sich der Alt meister auch hier unter seinen jungen Mitbe werbern nicht. Die ledergelben, rothen, braunen, naturfarbenen Glanzpackpapiere zeigen ein eben so feuriges Colorit wie prachtvollen Glanz: die schwarzen und violetten Nadel- und Band papiere sowie die berlinerblau gefärbten Um schlagpapiere sind schön satinirt, die maschinen glatten Spelt- und Dütenpapiere sind ihrem bestimmten Zwecke entsprechend „billig und gut.“ Herr Geldmacher ist der Repräsentant einer früheren Generation, der alten Papiermacher zunft, welcher seiner Zeit mit richtigem Blick die Bedeutung der Papiermaschine erfasste und als Pionier einer spätem Generation den Weg ebnen half. Daher, junges Volk, den Hut ab vor Ilenn Geldmacher! Ueberraschender als jeder andere Vertreter des Papierfaches zeigt H. C. Kuhlmann, Lübbeke mit seiner Ausstellung, was aus dem unschein barsten, sprödesten Material, getragen von einer ergiebigen Phantasie, gemacht werden kann Ja, wenn wir das geahnt hätten, was und wie man mit Strohdeckeln zu bauen vermag, dann hätten wir auch ausgestellt“, — so ein Con current; und ich bin der Meinung, dass eine ungeschmeicheltere Anerkennung dem Herrn Kuhlmann nicht gezollt werden kann. Ein allerliebster Tempel auf Strohdeckel- fundament, mit Strohdeckelsäulen, Strohgesimse und Strohdach — so zeigt sich das Fabrikat