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Mchtamtlicher Teil. ^ 87. 18. April 1910. Die Revision des Beklagten vor dem Reichsgericht rügte, daß dem Kläger durch Ablehnung der Widerklage gestattet worden sei, »in mäßigem Umfange« fremde Inserate als sogenannte Füllinserate aufzunehmen, während der Beklagten die Berechtigung, Inserate aus anderen Zeitungen zu übernehmen, in vollem Umfange versagt worden sei. — Das Reichsgericht wies die Revision des Beklagten zurück, jedoch mit der Maß gabe, daß das Urteil unter Punkt 1, der dem Beklagten unter sage, fremde Inserate überhaupt aufzunehmen, dahin ab geändert werde, daß der Abdruck des fremden Inseratenteils nur oweit verboten werde, als es sich nicht um deutlich erkennbar gemachte Füllinserate handle. Im übrigen gehe der Vorderrichter in der Annahme nicht fehl, daß der Beklagte durch die unrichtigen Angaben tatsächlicher Art seinem Anzeiger das Ansehen eines besonders beliebten Jnsertionsorgans habe geben wollen. Damit aber habe er gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb verstoßen. lUrt. d. R.-G. v. 15. April 1910.) * Post. Schiffsliste für billige Briefe nach den Ver einigten Staaten von Amerika (10 H für je 20 §). — »Kronprinz Wilhelm« . . ab Bremen 19. April »Kaiser Wilhelm II.« »Kaiser Wilhelm der Große«,, »Kaiserin Auguste Victoria« »Prinz Friedrich Wilhelm« »Kronprinzessin Cecilie« »Deutschland« . . . »Kronprinz Wilhelm« »Amerika« »George Washington« »Kaiser Wilhelm II.« »Cincinnati« ... »Kaiser Wilhelm der Große« Alle diese Schiffe außer Post schluß Ankunft der Frühzüge 26. 3. Mai Hamburg 6. Bremen 7. „ 10- „ Hamburg 11. „ Bremen 17. „ Hamburg 19. „ Bremen 21. " ,, 24. Hamburg 26. Bremen 31. »Cincinnati« sind Schnelldampfer oder solche, die für eine bestimmte Zeit vor dem Abgang die schnellste Beförderungsgelegenheit bieten. Es empfiehlt sich, die Briefe mit einem Leitvermerk, wie »direkter Weg« oder »über Bremen oder Hamburg«, zu versehen. Die Portoermäßigung erstreckt sich nur auf Briefe, nicht auch auf Postkarten, Drucksachen usw., und gilt nur für Briefe nach den Vereinigten Staaten von Amerika, nicht auch nach anderen Gebieten Amerikas, z. B. Kanada. * Bolksbund zur Bekämpfung des Schmutzes in Wort und Bild. — Seine fünfte Generalversammlung konnte der Volksbund am Freitag, den 15. April, in Berlin halten. Die Mitgliederzahl nimmt, wenn auch nur langsam, so doch stetig zu. Sie hat die Zahl 1600 erreicht, eine noch kleine, aber erfreuliche Zahl, wenn man bedenkt, mit welcher Schwierigkeit solche Bestrebungen, wie sie der Volksbund vertritt, sich durchsetzen. Infolge sehr geringer Verwaltungskosten konnten die Mit gliederbeiträge größtenteils für Propaganda-Zwecke verwandt werden, und die starke Frontverbreiterung in der Be kämpfung der Schund- und Schmutzdruckerzeugnisse ist ohne Frage zum Teil als ein Erfolg der jahrelang ununter brochen getriebenen Propaganda des Bundes anzusehen. Dem Schatzmeister wurde für die von einem beeidigten Revisor geprüfte Rechnung Entlastung erteilt. — Aus dem in der Ver sammlung erstatteten Jahresbericht sei hervorgehoben, daß die mit 10 000 Unterschriften dem Reichstag vorgelegte Eingabe des Volksbundes von der Petitionskommission dem Reichskanzler zur Berücksichtigung empfohlen worden ist. Jetzt geht die Eingabe an die Landtage und Regierungen der Bundesstaaten, weitere 20 000 Unterschriften sollen dem Reichkanzler vorgelegt werden. Die Unterschriftensammlung wird fortgesetzt, bis ein Erfolg erreicht ist. Die vom Volksbund zuerst für Berlin angeregte Gründung von Kinderlesehallen ist infolgedessen verschiedentlich von andern Seiten in Angriff genommen worden. Die schon im vorigen Jahre ge plante Kinderlesehalle des Volksbundes wird im Herbst eröffnet werden, nachdem die besonderen Schwierigkeiten, ein geeignetes Lokal zu finden, behoben sind. — Zum Schluß behandelte Generalsekretär Bohn den § 184 im neuen Entwurf des Straf gesetzbuches. — Der Volksbund hat folgende Flugschriften heraus gegeben. Leirner, Otto von, Zum Kampfe gegen den Schmutz in Wort und Bild, 15 H, 1. Marcinowski, vr. mell., Krankhafte Richtungen der geschlechtlichen Sittlichkeit und ihre Entstehungs gesetze, 10 H, 2. Leixner, Otto von, In Sachen des Volksbundes, 12 H, 3. Ekkehard, Schmutzannoncen, 14 H, 4. Rein, Prof, vr., Volksleben und Erziehung in Haus und Schule, 10 H, 5. Im Kampf gegen die Schunddruckerzeugnisse. Erfahrungen, Ratschläge und Materialien, 20 Die Geschäftsstelle des Volksbundes befindet sich in Berlin m 87, Beusselbrücke. Zahlungseinstellung in Schweden. — Die Firma Ringner L Enewald's Bokhandel, Sortimentsbuchhandlung in Göte- burg hat am 23. März ihre Zahlungen eingestellt. (»Horckisic LoAbancklertickencko«.) Personalnachrichten. * Julius Kühn -s-. — Der hervorragende Lehrer der Land wirtschaft, ein Nestor dieser Wissenschaft, der Wirkliche Geheime Rat Professor vr. Julius Kühn in Halle, Direktor des dortigen Landwirtschaftlichen Instituts, ist am 16. d. M. hochbetagt in Halle gestorben. Er war am 23. Oktober 1825 in Pulsnitz (Oberlausitz) ge boren. Zunächst im praktischen Landwirtsberuf tätig, kam er 1862 als Universitätsprofessor und Direktor des Landwirtschaftlichen Instituts nach Halle a/S., wo er im Laufe langer Jahre eine großartig befruchtende Tätigkeit als Forscher und Lehrer entfaltet hat. — Von seinen Schriften seien hier folgende genannt: Die Krankheiten der Kulturgewächse, ihre Ursachen und Ver breitung; — Die zweckmäßigste Ernährung des Rindviehs vom wissenschaftlichen und praktischen Gesichtspunkt. Gekrönte Preis schrift; — Mitteilungen des Landwirtschaftlichen Instituts der Universität Halle; — Über die Wurmkrankheit des Roggens und über die Übereinstimmung der Anguillulen des Roggens mit denen der Weberkarde. (Sitzungsber. d. Naturf. Ges. in Halle 1869); — Mitteilungen aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsstation der landwirtschaftlichen Lehranstalt in Halle; — über eine neue parasitische Alge Phyllosiphon Arisari, welche die Laub blätter einer terrestrischen Pflanze ganz in derselben Weise befällt, wie dies von parasitischen Pilzen bekannt ist; — Die Getreidezölle in ihrer Bedeutung für den kleineren und mittleren Grundbesitz; — Das Studium der Landwirtschaft an der Universität Halle; — Neue Versuche zur Bekämpfung der Rübennematoden. (Biol. Centralbl. u. Centralbl. f. Bakt. 1891); — Berichte aus dem physiologischen Laboratorium und der Versuchsanstalt usw. in Halle (Heft 1—16, Dresden 1880-1902; Heft 17, Leipzig 1904), daraus: Das Versuchsfeld des landwirtschaftlichen Instituts der Universitätsstadt Halle; — Die Bewertung der Futtermittelbestand teile m. bes. Berücks. d. Preiswürdigkeit v. Rückständen d. Rübeu zuckerfabrikation. * Eduard Duboc (Robert Wald müller) f. — Der ge schätzte Dichter und Schriftsteller Charles Edouard Duboc (Pseu- donym: Robert Waldmüller) ist am 15. d. M. in Dresden gestorben. Er war am 17. September 1822 in Hamburg geboren, von väterlicher Seite französischer Abstammung, und widmete sich zunächst dem Kaufmannsberuf. Seit 1857 war er ausschließlich schriftstellerisch tätig. 1859 nahm er dauernden Wohnsitz in Dresden. — Von seinen Schriften seien hier folgende genannt: Unterm Schindeldach, Idyll; — Dichters Nachtquartiere; — Merlins Feiertage; — vasc-iu, pa.88a.r6, Gedichte; — Unterm Krummstab; — Dorfidyllen; — Wanderstudien; — Gehrt Hansen (4 Bde.); — Baronisiert. Passiflora; — Das Vermächtnis der Millionärin (3 Bde.); — Brunhild (Trauerspiel); — Schloß Roncanet (4 Bde.); — Leid und Lust (3 Bde.); — Die Somo- sierra; — Don Adone (2 Bde.); — Darja (2 Bde.); — Auf der Leiter des Glücks, Blond oder Braun; — Um eine Perle (2 Bde.); — Das Amulett; — Das Geheimnis; — Felicitas; — Walpra, Alpenidyll. — Ferner ist Eduard Duboc zu nennen als Heraus geber der dramatischen Werke der Prinzessin Amalie von Sachsen, sowie einer Auswahl aus ihren Memoiren, ferner einer Samm lung von lyrischen Gedichten: »Klänge aus der Fremde« und »Liebesstürme. Aus den Papieren eines vielgenannten Malers-. Er übersetzte: Tennysons »Lnoob ^rcken« und »In memoria-m« (»Freundesklage«).