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MsdmfferTageblatt Nationale Tageszeitung für die Landwirtschaft, Das «Wilsdruffer Tageblatt" erscheint an allen Werktagen nachmittags 8 Uhr. Bezugspreis monatlich 2,— RM. srei Haus, bei Postbestellung 1,80 RM. zuzuglich Bestellgeld. Einzelnummern 10 Rpfg. Alle Postanstalten und Post boten, unsere Austrägern. . Geschäftsstelle, nehmen zu jeder Zeit Bestellungen ent- LV0lyeNMatt fUk Wllsdruff U UmaellLNd gegen. Im Falle höherer Gewalt,Kriegod.sonstiger — " ' .... Betriebsstörungen besteht Lein Anspruch auf Lieferung der Zeitung oder Kürzung des Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiliegt. für Bürgertum, Beamte, Angestellte u. Arbeiter Anz-igknprtis: die «gespaltene Raum,eile 20 Rpfg., die «gespaltene Zeile der omilichen Bekanntmachungen 40 Reicha. Pfennige, die ll gespaltene R-Klamezeile im «ertlichen Teile 1 RM. Nachweisungsgebühr 20 Reich-Pfennige. Borge. I?crden'"na^Möglichd/it Fernsprecher: Amt Wilsdruff Nr. 6 derüchsichdgl." Antigen, -nnahmc bisvorm.ioUhr. - —— Für die Richtigkeit der durch Fernruf übermittelten Anzeigen übern, wir keine Garantie. Jeder Rabattanspruch erlischt, wenn der Bettag durch Klage eingezogen werden muß oder der Auftraggeber in Konkurs gerät. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschast Meitzen, des Amts gerichts und des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen behördlicherseits bestimmte Blatt Nr. 121 — 92. Jahrgang Telegr.-Adr.: „Amtsblatt' Wilsdruff Dresden Postscheck: Dresden 264« Freitag, den 26. Mai 1933 Neuer englischer WrheitMiWg. Beteiligung Amerikas an einem Konsultativpakt. — Die Verhandlungen im Genfer Hauptausschutz. In der Sitzung des Hauptausschusses der Genfer Ab rüstungskonferenz legte der englische Außenminister Simon einen neuen Vertragsentwurf für die sicher heitspolitischen Bestimmungen des Abrüstungsabkommens vor, der folgendes vorsieht: Im Falle des Bruchs oder des drohenden Bruchs des Kellogg-Paktes kann entweder der Völkerbundrat oder ein Unterzcichnerstaat des Abrüstungsabkommcns, der nicht Mitglied des Völkerbundes ist, eine sofortige Be ratung zwischen dem Völkerbundrat oder der Vollver sammlung des Völkerbundes und einem anderen Untcr- zeichnerstaat des Abkommens Vorschlägen. Gegenstand einer derartigen Beratung ist: 1. Gedankenaustausch bei einem drohenden Bruch des Kellogg-Paktes zur Vermeidung eines Konflikts und Auf rechterhaltung des Friedens. 2. Im Falle eines Bruchs des Völkerbundpaktes Ein wirkung zur Wiederherstellung des Friedens. 3. Falls die Wiederherstellung des Friedens unmög lich geworden ist, Feststellung, welche Partei für verant wortlich anzusehen ist. Die Vorzugsstellung, die im ersten Entwurf des Kon- fultativablommens den Großmächten eingeräumt werden sollte, fällt danach weg zur Befriedigung der Kleinen Entente, Polens und Frankreichs, dem man eben mit jedem Mittel entgegenzukommen trachtet. Der amerikanische Sonderbotschafter Norman Davis gab dann eine neue grundsätzliche Erklärung über die Sicherheitspolitik der amerikanischen Regierung ab, wonach die Vereinigten Staaten weitere Sicherheits verpflichtungen für die Zukunft übernehmen werden. Er erklärte, daß die amerikanische Regierung eine Erklärung, die noch vor der Unterzeichnung des Abrüstungsabkom mens in ihrer endgültigen Fassung festgelegt werden würde, bei der Ratifizierung des Abrüstungsabkommens abgeben werde. Diese Erklärung besagt, daß Amerika bereit ist, sich an einem Konsultativpakt zu beteiligen; es behält sich aber vor, aus eigener Machtvollkommenheit zu entscheiden, ob es sich dem Urteil der anderen Mächte anschließen kann oder nicht. Der französische Außenminister Paul-Boncour beschränkte sich auf die Erklärung, daß der englische Vorschlag und die Erklärung Norman Davis' einen neuen bedeutungsvollen Beitrag zum Welt frieden darstellten und nunmehr die Grundlage für die sofort zu schaffende Organisation der gegenseitigen Hilfsmaßnahmen bildeten. Frankreich forderte also schon wieder neue Zugeständnisse. Botschafter Nadolny gab sodann eine Erklärung ab, in der er die Zustimmung Deutschlands zu dem englischen Vorschlag unter der Be dingung einer unmittelbar folgenden wirksamen > Abrüstung erklärte. Deutschland sei der Ansicht, daß man, um allen Staaten die gleiche Sicherheit zu gewähr- leisten, in erster Linie die Abrüstung durckkübren muffe. Anderseits sei Deutschland durchaus bereit, inter nationale Sicherheitsverpflichtungen auf sich zu nehmen, jedoch unter der Bedingung, daß sämtliche übrigen Mächte ebenfalls bereit sind, das gleiche zu tun und auch die deutsche Sicherheit gestärkt würde. Die Initiative der Vereinigten Staaten sei ein deutlicher Schritt vorwärts aus dem Gebiete der Regelung der Sicherheitsfrage. Es sei zu hoffen, daß diesem Schritt andere wirksame Maßnahmen auch auf dem Gebiete der Abrüstung folgen würden. * Schärfste Gegensätze In der Klotlensrage. Nur Amerika unterstützt die englische« Vorschläge. Im Hauptausschuß der Abrüstungskonferenz wurden dann die seit vielen Monaten unterbrochenen Verhand lungen über die Flottenfragcn wieder ausgenom men. In der Aussprache stießen die Flottenbestimmungcn des englischen Abrüstungsplancs aus starken Widerstand der meisten übrigen Flottcnmächte und fanden nur auf amerikanischer Seite Unterstützung. Die Vertreter Frank reichs, Japans und Sowjetrutzlands übten schärfte Kritik am englischen Vorschlag. Am weitesten in der Kritik ging der sowjetrussische Botschafter Dowgalewski, nach dessen Auffassung der eng lische Plan die Ungleichheit zwischen den großen und kleinen Flottenmächten verewige. Der englische Plan sei ein Aufrüstungsplan und gebe den großen Flottenmächten völlige Freiheit, ihre Flottenrüstungen Weiler auszubauen. Die großen Gegensätze, die bei der Behandlung der Flottenfrage zutage traten, haben allgemein starke Be achtung gefunden. Es zeigt sich, daß hier noch große, völlig unüberbrückbare politische Gegensätze be stehen, die den Abschluß eines allgemeinen Rüstungs abkommens außerordentlich fraglich erscheinen lassen und die bisher lediglich durch die monatelangen Verhandlungen üfer die deutschen Fragen in den Hinter grund getreten waren. * Frankreichs Ränkespiel in Genf. Die Flottenfrage als Druck«,ittel. Zu den Flottenverhandlungen im Hauptansschuß de, Abrüstungskonferenz wird von deutscher Seite daraus auf merksam gemacht, daß jetzt auch die kleineren Mächte neuere Flottenforderungen für den Bau von Linienschiffen und Unterseebooten anmelden. Die französische Regierung hat erneut eindeutig zum Ausdruck gebracht, daß sie in keiner Weise bereit sei, die Flottenbestimmungen des Londoner Abkommens zu unterzeichnen: sie will vielmehr die Nichtunterzeichnung als politisches Druckmittel be nutzen. Somit haben sich auf einem Gebiet der Abrüstung, in das die deutschen Fragen nicht hineinspiclcn, unüber brückbare Gegensätze gezeigt, die die gesamte nach wie vor äußerst kritische Konsercnzlage scharf beleuchten. Eindrucksvolle Deuischtumluu-gedung im Teutoburger Walv. Vizekanzler v. Papen spricht auf der Grenzlandtagung in Iburg. Z" einer außerordentlich eindrucksvollen Kundgebung für das Deutschtum gestaltete sich am Himmelsahrtstage die große Grenzlandtagung in Iburg bei Osnabrück, die unter der Schutzherrschaft des Vizekanzlers v. Papen stattfand. Schon in den frühen Morgenstunden rückten un gezählte Tausende im braunen Hemd und in der grauen Uniform, die unübersehbaren Scharen der VdA.-Jugend, die vaterländischen Vereine und die riesigen Massen deut scher Männer und Frauen auf den Straßen nach Iburg an. Nachmittags traf Vizekanzler von Papen in Osna brück ein, wo eine Ehrenkompanie des Stahlhelm Auf stellung genommen hatte. Der Vizekanzler wurde vom NSKK. in Kraftwagen nach Iburg gebracht, gefolgt von einer Kraftfahrerstaffel des Stahlhelm. In der Um gebung des Vizekanzlers sah man u. a. Reichsstatthalter Röver, Generaloberst a. D. Heye, den Kommandeur des Wehrkreises VI, den Oberpräsidenten von Hannover, Lutze, den Regierungspräsidenten von Osnabrück, Eggers, den Oberbürgermeister Gärtner-Osnabrück. Einige Minuten nach Eintreffen des Vizekanzlers er reichte der große Umzug, der von nicht weniger als 25 Musikkapellen begleitet war und dessen Vorbeimarsch mehr als eine Stunde in Anspruch nahm, den Festplatz. Der Umzog bot in seinem bunten Durcheinander ein malerisches Bild. Voran zogen die Gruppen der mittelalterlichen Trachten, gefolgt von den Gruppen in den Uniformen des alten deutschen Heeres und der Reitervereine sowie die Char gierten der Universität Münster, dann kamen die VdA.- und DT.-Schulgruppen aus dem ganzen West- und Nord münsterland. Ostpreußen, Saargebiet, Sudetendeutsche, Rheinländer, Kolonien riefen in ihren Gruppen erneut das Zusammengehörigkeitsgefühl aller Deutschen wach. Besonders fiel ein Wagen „Gefesselte Heimat" auf, der durch eine gefesselte Frau eindringlich an die Leiden der in der Tschechoslowakei lebenden 3,5 Mllionen Deutschen erinnerte. v. Papen entwickelte in seiner, Ansprache auf der Tagung ein neues eindrucksvolles Bild des deutschen Ge samtvolkes in Europa. Bismarcks Reichsgründung und die kleindeutsche Lösung, so erklärte er u. a., hinterließen das deutsche Volk in einer Zersplitterung, die nach dem Vertrage von Versailles noch zunahm, so daß heute die Deutschen Europas aus nicht weniger als 20 Staaten ver teilt sind. Ein Drittel des deutschen Volkes lebt außer halb der Reichsgrenzen. Die Pariser Vorortverträge haben die Balkanisierung Europas beschleunigt, die Unruheherde vermehrt, die Auf splitterung der Völker gefördert. Der Minderheitenschutz des Völkerbundes und des HMger Gerichtshofes hat den Staatsbürgern minderen Rechts keine wirkliche Hilfe ge boten. Minderheitenrecht ist zu einem leeren Wortidealismus geworden. Daß gerade wir Deutschen zu einer neuen Staats auffassung und zu einem neuen volklichen Denken vor stoßen, ist kein Zufall. Die europäische Lage und die Auf teilung unseres Volkstums in zahlreiche Staaten zwingt uns zu unablässiger Betrachtung des Problems, an dessen mangelhafter Lösung das balkanisierte Europa krankt. Verkehr, Arbeitsteilung, wirtschaftliches Raumdenken, Un- Haltbarkeit der Zollmauern und der rechtlichen Aus einandereniwicklung zeigen deutlich, daß alle konsolidie renden Bestrebungen in Europa auf der Sicherung der Volkseinheit, an dem eigenständigen Volke nicht vorüber gehen können, daher auch nicht an der völkischen Auto nomie und einem neuen Föderalismus. Wenn der Deutsche Reichskanzler in seiner großen außenpolitischen Rede davon sprach, daß das revolutio» näre Deutschland jede Germanisterung verwerfe und eine besondere Achtung vor den Volkstümern, gerade der kleinen, hege, so hat er sich auch auf außenpolitischem Gebiet als europäischer Revolutionär im Geistigen ge zeigt. Der Gedanke der Eigenständigkeit der Völker wird einer der großen revolutionären Errungenschaften des Nachkriegsdeutschlands werden. Er weist den Weg zur europäischen Zusammenarbeit und zur üb e r- Windung einer unheilvollen Zersplitterung und eines Gegeneinander der Kräfte, die Europas Weltstellung gefährden. Es darf nicht bei einem völkertrennenden Nationa lismus bleiben, sondern muß zu einer völkerver bindenden Sicherung der Volkstümer kommen. Deutschland sehe die Pflicht, diese Wandlung einzuleiten. Diese Pflicht gehe aus der Friedenssehnsucht des deutschen Volkes, aus seiner Verantwortlich keit für Europa hervor, und aus der Notwendigkeit, Mitteleuropa neu zu ordnen. Weil es seine Verant- wortlichkeit für Europa fühlt, wird es sich hüten, kriege rische Experimente herauszufordern. Denkt an die ^Stiftung für Opfer der Arbeit". Einzahlungen an Reichskredit-Gesellschast A. - G., Berlin W. 8, Behrenstraße 21/22, sowie aus deren Reichsbankgirokonto und deren Postscheckkonto Berlin 12V unter Angabe der Kontobezeichnung „Stiftung für Opfer der Arbeit". Telegramm Papens an Hitler. „NeueWegefüreinevolksdeutschePolitik" Von Iburg aus hat Vizekanzler von Papen an Reichs kanzler Adolf Hitler folgendes Telegramm gerichtet: „Die gewaltige Volksdeutsche Kundgebung auf der Iburg, bei der ich die Ehre habe, Sie und die Reichs regierung zu vertreten, ist ein flammendes Bekenntnis des Gesamtdeutschtums zu dem geistigen Umbruch unserer Tage und dem Manne, sn dessen Hände der Feldmarschall die Führung des neuen Deutschland legte. Sie haben, Herr Kanzler, in ihrer bedeutsamen Reichstagsrede als einen weiteren Beweis unseres Friedenswillens vollkom men neue Wege für eine Volksdeutsche Politik gewiesen, und es ist klar, daß das durch Ken Versailler Vertrag bal kanisierte Europa mit seinen zahlreichen entrechteten völ kischen Minderheiten nur durch bewußte Abkehr von dem nationalstaatlichen Prinzip und durch neue politische Methoden dem wahren Frieden ruaeinürt werden kann. Ich Hosse und bin überzeugt, daß die Ausführungen, die ich heute im Sinne dieser Zielsetzung habe machen dürfen, den Weg bereiten helfen zu einem Recht für die volklichen Einheiten in einem Europa des Friedens und der Wohl fahrt." Feierlicher Empfang Silier- im Rathaus der Reich-Hauptstadt. Der Kauzlerträgtsichindas Goldene Buch der Stadt Berlin ein. Anläßlich der großen Landwirtschaftsausstellung ver anstaltete der Magistrat der Stadt Berlin einen feier lichen Empfang des Reichskanzlers und zahlreicher füh render Ehrengäste aus Politik und Wirtschaft. Reichskanzler Adolf Hitler betrat damit zum erstenmal das Berliner Rathaus, das für diesen feierlichen Akt fest liche «Schmuck angelegt hatte. An der Goldenen Pforte, die den Vorraum des Sitzungssaales von dem Treppenhaus trennt, wurde der Reichskanzler vom Oberbürgermeister Dr. Sahm und Stadtverordnetenvorsteher Spiewok empfangen. Danach begaben sich der Kanzler und die zahlreichen Ehrengäste, darunter Dr. Goebbels, Reichsinnen minister Dr. Frick, Reichswehrminister von Blom berg, Ministerpräsident Göring, Oberpräsident Kube und Polizeipräsident von Levetzow, in den Sitzungssaal, der mit der Berliner Stadtflagge und den ReichMrbm aescbmückVwai.