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Die deutschen Minister Kerrl und Frank, die sich nn Flugzeug nach Wien begeben hatten, wurden von der nationalen Bevölkerung Wiens be» geistert empfangen. Die unwürdige Hetze der österreichischen Re gierungspresse gegen den Besuch der deutschen Gäste kennzeichnete sich selbst durch ihre völlige Erfolg losigkeit. Damit hat das in Österreich herrschende System der Regierung Dollfuß eine schwere mora lische Niederlage erlitten. Mit dem Großflugzeug „D. 4770" waren auf dem Flugplatz Äspern folgende Persönlichkeiten eingetroffen: Der preußische Justizminister Kerrl mit Gemahlin und Tochter, der Reichsjustizkommissar und bayerische Justiz minister Frank, der Ministerialdirektor im preußischen Justizministerium Dr. Freisler, ferner Regierungsrat Schaup und Dr. Heubner sowie Ministerialrat G st i n n. Noch in der Luft wurden die Gäste schon von den «ach Tausenden zählenden, außerhalb des Flug platzes angesammelten Parteigenossen und Freunden mit Hakenkreuzwimpeln unter Heilrusen stürmisch begrüßt. Auf dem Flugplatz selbst waren u. a. zum Empfang der deutsche Gesandte Dr. Nieth mit anderen Herren der Ge sandtschaft, die Gauleitung der NSDAP. Wien, die Vor stände der vaterländischen Verbände erschienen. Nach der Begrüßung dieser Herren durch die deutschen Gäste ließ sich der Polizeivizcpräsident von Wien, Skubl, dem Reichsjustizkommissar Dr. Frank vorstellen. Er teilte ihm namens der Bundesregierung mit, daß die Regie rung seinen Besuch als nicht erwünscht betrachte, „dessen ungeachtet" aber alle Vorkehrungen zur Sicherheit seiner Person und seiner Begleitung ge troffen habe (41). Dr. Frank dankte und erklärte ironisch, er sei außer ordentlich „erfreut über die Liebenswürdigkeit", mit der er hier empfangen werde. Die Worte des Polizei präsidenten hatten stürmische Entrüstung im Publikum hervorgerufen. Gefolgt von Hunderten von Automobilen und von dem zu Tausenden nebenherströmenden Publikum begaben sich dann die reichsdeutschen Gäste der NSDAP, zu dem Kriegerdenkmal, dem bekannten Löwen von Aspern. Hier begrüßte noch einmal der Gauführer von Wien, Frauenfeld, die Minister. Neichsjustizkommissar Dr. Frank überbrachte dann die Grüße Adolf Hitlers, des Sohnes österreichischer Erde und öster reichischen Blutes, Im Namen des Führers legte er einen Lorbeerkranz nieder, der mit Hakenkreuz schleifen geschmückt war. Von dem Denkmal von Aspern fuhren die Minister, gefolgt von einem langen Zuge von Automobilen, über die Reichsbrücke durch ein dichtes Spalier der ihnen unter Winken mit Hakenkreuzfähnche» zujubelnden Menge. Hier und da erschollen auch Gegenkundgebungen in diesen vielfach noch von Sozialdemokraten stark bewohnten Stadtvierteln, doch kam es zu keinem Zwischenfall. Die Polizei war in außerordentlich großer Stärke aufgeboten. Am Prater st ern ereigneten sich dann Zusammen- stöße zwischen nationalsozialistischen Anhängern und Gegnern, die das Einschreiten der Polizei zu Fuß und zu Pferde notwendig machten. Im Adolf-Hitler-Haus fand nochmals ein Empfang statt, dem auch der deutsche Gesandte beiwohnte. Gau leiter Frauenfeld bat in einer Ansprache um Ent schuldigung wegen des Verhaltens der österreichischen Regierung. Aber das österreichische Volk und die öfter- reichische Regierung seien nicht dasselbe. Minister Dr. Frank erwiderte, es sei ihm eine besondere Freude gewesen, Wien zu besuchen und in der Heimat des obersten Führers zu sein. Auch Wien werde nationalsozialistisch werden. Rach dem Besuch im Hitler-Haus waren die reichs deutschen Gäste einer Einladung des niederösterreichischen Gauleiters, Landesrat Leopold, nach Mödling gefolgt. In allen Ortschaften wurden die Minister lebhaft be grüß t. I» Mödling selbst hatte das Rathaus schwarz weiß-rot geflaggt. Reichskommissar Dr. Frank erklärte in seiner Begrüßungsansprache u. a.. wenn andere sagen, es gäbe keine Kolonie Österreich, so stimmen wir dem begeistert zu und sagen: Es gibt nur ein Deutschland aller Deutschen. Auch Minister Kerrl betonte, er wisse, daß die Stunde Lomme, Wo jeder, der deutsch geboren Lei, in Deutsch land leben werde und sagen werde, Deutschland, Deutsch land über alles! Nach dem Besuch kehrten die Gäste wieder nach Wien zurück und begaben sich zu der großen Türken befreiungsfeier, an der ungefähr 18 000 Menschen teilgenommen haben dürften. Reichskommissar Frank und Minister Kerri sprachen über die Lehren der Ge schichte und über die Einheit aller deutschen Stämme bei der Befreiung Wiens Direktor Freisler schloß seine Rede mit den Worten: E i n Volk, e i n Heer, e i n Führer: Adolf Hitler! Am stärksten war der Eindruck, am allermäch tig st ender Beifall, als Dr. Frank erklärte, der Führer AdolfHitler habe ihm aufgetragen, zu sagen, daß er selb st in der nächsten Zeit nach Österreich kommen werde! * Nr. Frank anSworiet Dollfuß. Er kündigt Maßnahmen der Neichsregierung an. In Wien sprach Minister Dr. Frank vor Presse vertretern über seinen Wiener Besuch: Als er den österreichischen Justizminister Schuschnigg in Berlin kennenlernte, habe ihm dieser gesagt, er würde sich freuen, wenn Dr. Frank ihn in Wien besuchen würde. Daher habe er geglaubt, seinen jetzigen Privatbesuch in Wien verbinden zu wollen mit einer Aufwartung beim österreichischen Bundesminister sür Justiz. „Um so mehr", so sagte Pr. Frank, „als Minister und als Mann, der die Reichsregierung juristisch berät, habe ich mich schwerstens betroffen gefühlt, als der Vertreter der österreichischen Negierung erklärte, daß mein Besuch nicht erwünscht sei." Damit habe die Sache eine offizielle Note be kommen. weil natürlich die Neichsregierung nicht siill- Bon Papen über deutsche Außenpolitik. Gemeinsamer Dienst aller nationalen Kräfte am Wiederaufbau. Vizekanzler vonPapen sprach anläßlich des großen Wehrsporttreffens des Stahlhelm und der SA. inMün - ster auf einer eindrucksvollen nationalen Kundgebung in der riesigen, bis auf den letzten Platz besetzten Münster- landhalle über die aktuellen außenpolitischen Fragen und die innenpolitische Lage. Stürmisch begrüßt, führte der Vizekanzler u. a. aus: In den Tagen der inneren Erhebung und des deutschen Frühlings sollten wir den alten Soldaten- geist nicht vergessen: Unsere Lage küh lundkritisch zu betrachten. Der geistige Aufbruch, der Deutsch land erfüllt, ist der Umwelt bisher rin vollkommenes Rätsel geblieben. Aus dem Mißverstehen und der Un fähigkeit, die Größe des geistigen Umbruches, der sich in Deutschland vollzieht, zu begreifen, hat sich ein außenpolitischer Ring um uns gezogen, der vollkommen den Augusttagrn des Jahres 1914 gleicht. Heute soll nicht nur eine militärische, sondern eine moralische Isolierung Deutsch lands durchgeführt werden. Es wäre kindisch und nicht würdig, wenn wir aus Überhebung oder aus Schwäche die Augen vor der Gefahr vrrschließen wollten, die unser nationales Leben zu bedrohen scheint. Am kommenden Mittwoch wird die deutsche Volks vertretung zusammentreten, damit die Umwelt erfahre, wie die Neichsregierung und das deutsche Volk über diese Lage denken und welchenWegzu gehen sic entschlossen sind. Die Welt wird dann aufhorchen und feststellen, daß ein großes Volk und der Träger einer alten Kultur nur für eine kurze Zeitspanne mit materiellen Mitteln der Lebensrechte beraubt werden kann, die ihm nach der göttlichen Ordnung der Dinge genau so zustehen wie allen anderen Mächten der Welt! Der Kriegsminister einer fremden Macht hat dieser Tage von „Sanktionen" gegenüber Deutschland ge sprochen. Diesem Kriegsminister ist offenbar nicht bewußt gewesen, welche Hypokrisie darin liegt, den Völkerbund zu Sanktionen aufzufordern gegen eine Macht, die nichts tut als einen moralischen Kampf gegen unsittliche Ver träge zu führen, während doch dieser gleiche Völkerbund schweigend diesen unfreundlichen Akt werde hinnehmcn können. Er wisse nicht, welcher Art die Maßnahmen sein werden, die in Berlin ergriffen würden, aber geschehen werde etwas. Der Minister wies dann auf seine Versammlungs rede bei der Türkenbefreiungsfeier hin und sagte noch, da der Führer in Österreich geboren und aufgewachsen sei,, schaffe das besondere Beziehungen zu Österreich, die nie mand zerreißen werde. Der Minister wandte sich dann besonders an die Vertreter der ausländischen Presse mit dem Hinweis, daß es das junge Deutschland schmerzlich berühre, wenn manchmal Maßnahmen der Regierung mißverstanden werden. Deutschland sei stolz darauf, der Welt schon viel Kulturgut gegeben zu haben. Der Kanzler sei selbst der Träger des Friedensgedankens. Wer das deutsche Volk kenne, werde sagen, daß es den Frieden wolle. Minister Kerrl und Staatssekretär Freisler sind wieder nach Berlin abgeflogen. Minister Frank! hat sich im Auto nach Graz begeben. * Sr. NM Wert GenGNW. Wien, 15. Mai. Reichsjustizkommissar Dr. Frank traf am Sonntagabend im Kraftwagen in Graz ein, wo er trotz der späten Stunde von der Menge stürmisch begrüßt wurde. Da ähnlich wie in Wien der Wagen des Ministers nicht den ur sprünglich vorgesehenen Weg nehmen durfte, stieg Dr. Frank zum Protest aus und begab sich zu Fuß zum Gebäude der Gau leitung der nationalsozialistischen Partei. Der Kraftwagensübrer fuhr mit dem Wagen, in dem die Gattin des Ministers saß, weiter und erkundigte sich bei einem Wachtmann nach dem Weg. Der Wagenlenker wurde plötzlich verhaftet, später aber wieder freigelassen. Die Polizei nahm ihm jedoch den Paß ab. Bei der Begrüßung aus dem Schloßberg erklärte Reichs- justizkommisfar Dr. Frank u. a., die Beleidigung, die die österreichische Regierung den Gästen aus dem Reich zugesügt habe, sei eine Beleidigung Adolf Hitlers und des ganzen deut schen Volkes. Reichsdeutsche würden Oesterreich solange mei den, bis von der österreichischen Regierung Genugtuung sür die Beleidigung gegeben werde. ös nicht einmal fertigbrachte, irgendeine Maßnahme gegen solche Mächte zu ergreifen, die sich nicht mit moralischen Protesten begnügten, sonder« zu den Waffen griffen und Krieg führten! Gegenüber dieser Lage werden wir fortfahrcn, nichts z« tun, als unser Recht auf gleiche Sicherheit unter den Nationen zu fordern, d. h. die Abrüstung der anderen ge mäß dem Versailler Vertrag, nichts anderes. Und wir werden zeigen, daß die Nation von heute mit eisernen, disziplinierten Nerven jeder Provokation gegenüber nur den Standpunst des gleichberechtigten Friedens für alle verfechten wird! Der Kampf gegen den Pazifismus — ein Begriff, den die deutsche Nation am 30. Januar 1933 aus ihrem Wörterbuch ausgelöscht hat — ist niemals gleichzu setzen mit dem Willen zum Kriege. Der Pazifismus habe in den letzten Jahrzehnten das Mark unseres Volkes zerbrochen. Die öffentliche Meinung habe unter Pazi fismus nur die Stellung zum Kriege verstanden und nicht drezumLeben schlechthin. Aus dem Pazifismus erwuchs eine unkämpferische Lebensanschauung. Eine Humanität machte sich breit, die mit Nächstenliebe nichts mehr zu tun hatte, sondern eine Philosophie der Schwäche war. Die Erhaltung des ewige« Lebens bedingt aber das Opfer des Individuellen. Die höchste menschliche Sittlichkeit ist wie alles Große sehr einfach: Sie besteht in Opfern, dessen Krönung immer der Einsatz desLebensist. Der Gerst von Lange- marck und der Geist der nationalen Revolution sind e i n und derselbe. Ihre Träger sind die soldatische» Menschen, die in der Seele und im Körper kämpferisch geblieben. Ob SA. oder Stahlhelm, es ist derselbe Geist der, Lebensbejahung, der Bejahung des Opfertodes« der sich durch bittere Jahre hindurch erhält und dann hi»* durchbricht, um eine neue heroische Zeit z« begründen- Und trotzdem sind die Aufgabendcr beide« Forma* tionen nicht die gleichen, weil das politische Gesetz« unter dem beide angctrcten find, Verschiedenheiten, aufweist. Wohl ist auch die SA. eine Truppe, dir von Wehrhaftigkeit durchglüht ist, die Stoßrichtung ihre« Willens ist aber eine vorwiegend nach innen gerichtete« eine politische. Der Stahlhelm setzt von jeher diq Tradition der alte» Armer iort. GleWereWer Nieden sür M!