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Kurze polnische AachriMen. Im Reichswirtschaftsministerium fand eine Besprechung zwischen Staatssekretär Dr. Bang und Vertretern der Filmindustrie statt, in der eine Reihe von brennenden Fragen des Kinogewerbes besprochen wurde. Staatssekretär Bang brachte den Ausführungen der Herren volles Verständnis entgegen und sagte in jeder Beziehung wohlwollende Prüfung zu. * In der Presse ist behauptet worden, die Neichs- regierung beabsichtige, den nationalsozialistischen Ab geordneten Dr. Goebbels zum Leiter einer Reichs- propaganda stelle zu machen, der auch der Rund funk unterstellt werden solle. Wie von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, ist die Schaffung einer solchen Stelle im Neichskabinett nicht besprochen worden. -i- Die Zentralkommission der Kommunistischen P artei hat die M i t g li e d e r s p e rr e für die gesamte Sowjetunion verhängt, so daß niemand in die Partei neu ausgenommen werden darf. Die Matznahme wird mit der Säuberungsaktion innerhalb der Kommunistischen Partei begründet. * Der Oberpräsident der Rheinprovinz hat die sozialdemokratischen Tageszeitungen Rheinische Warte in Koblenz, Volkswacht in Trier und die Freie Presse in Aachen wegen böswilliger Verächtlich machung des Herrn Reichskanzlers auf vier Tage ver boten. Auch der sozialdemokratische Volkswille in Han nover und die Schleswig-Holsteinische Volkszeitung in Mel wurden auf mebrere Taae verboten. Sie Mn-sMabotage in Stuttgart. Maßregelung von drei Beamten. Der Neichspostminister hat, wie in Berlin amtlich mit- geteilt wird, sofort nach Bekanntwerden der Störung der Rundfunkübertragung der Stuttgarter Rede Hitlers eine Untersuchung eingeleitet und angeordnet, daß die für den technischen Rundfunkbetrieb verantwortlichen Be amten, Postbaurat Feucht, Oberpostdirektor Mössin - ger und Dr. Kofes, unverzüglich bis zum Abschluß der Untersuchung außer Dienst gesetzt werden. Ferner sind sieben Verdächtige in Stuttgart fest- genommen worden. » Eine Eingabe -er Ehristlichen Gewerkschaften. Der Vorstand des Gesamtverbandes der Christ- lichenGewerkschaften hat an die Reichsregie rung eine Eingabe gerichtet, in der gebeten wird, be schleunigt erweiterte Maßnahmen zugunsten der Erwerbs losen, Kleinrentenempfänger und sonstigen Hilfsbedürfti gen zu treffen. Es wird gebeten, daß die Beitragsein- naymen für die Arbeitslosenversicherung zur Verbesserung der Leistungen und Erhöhung der Unterstützungen für die Arbeitslosen verwandt und darüber hinaus Mittel und Wege gesucht werden, den von der Versicherung nicht mehr betreuten Erwerbslosen, Kleinrentnern usw. verstärkte Hilfe angedeihen zu lassen. Sin Kommissar für Sonderaufträge in Preußen. Berufung des Staatssekretärs Schmid. Amtlich wird mitgeteilt: Der Neichskommifsar für den Geschäftsbereich des preußischen Innenministeriums, Reichsminister Göring, hat den früheren Staatssekretär im Neichsministerium der besetzten Gebiete, Schmid, als Kom missar für Sonderaufträge mit ehrenamtlicher Eigenschaft ins preußische Innenministerium einberufen. * Stieler bleibt Regierungspräsident von Aachen. Wie der Amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hatte der Reichskommissar für das preußische Ministerium des Innern, Reichsminister Göring, mit dem Regie rungspräsidenten von Aachen, Stieler, eine grundsätz liche Aussprache, in deren Verlauf Reichsminister Göring den Regierungspräsidenten in Anerkennung seiner Amts führung ersuchte, sein Amt weiter fortzuführen. Tie Beurlaubung des Regierungspräsidenten von Aachen ist damit aufgehoben. Vas Attentat von Miami. Eermak in Lebensgefahr. Nachdem der Attentäter Zanagara seine Schüsse ab gegeben hatte, zog Roosevelt geistesgegenwärtig den schwerverwundeten Bürgermeister Cermal in den Kraft wagen und brachte ihn persönlich Zum nächsten Kranken haus. Die Untersuchung Cermals hat ergeben, daß der Schuß zwischen der Leber und den Nieren am elften Rückenwirbel steckte. Sein Zustand ist außerordentlich kritisch. Der Zustand der gleichfalls schwerverletzten Frau Gill ist ebenfalls gefährlich. Sie hat einen Schuß in den Magen bekommen, während ein Detektiv einen Schuß in das rechte Auge erhielt. Cermak wurde nach der Unter suchung sofort operiert; sein Zustand ist lebensgefährlich. Cermak ist seit April 1931 Bürgermeister von Chikago. Sein Erfolg — er schlug seinerzeit den republikanischen Kandidaten und langjährigen Beherrscher Ctzikagos, Wil? liam Thompson, mit mehr als 200 000 Stimmen — war um so bedeutungsvoller, als Cermak gebürtiger Tscheche ist, seine Laufbahn in Amerika als Mauleseltreiber in einer Kohlengrube begann und sich erst nach und nach; als Rechtsanwalt und Politiker durchzusetzen verstand, während Thompson als Sohn einer alteingesessenen Fa milie hundertprozentiger Amerikaner ist. Sofort nach seinem Amtsantritt begann Cermak einen schonungs losen Kampf gegen die Unterweltbanden! in Chikago; schon immer hatten seine Freunde befürchtet, daß eines Tages ein Attentat auf ihn verübt werden würde. Glückwünsche Hindenburgs und der Reichsregierung. Aus Anlaß des erfolglosen Revolveranschlages aus den gewählten amerikanischen Präsidenten Roosevelt haben der Reichspräsident und die Reichsregierung den deutschen Botschafter in Washington beauftragt, in ihrem Namen dem Präsidenten Hoover ihre Genugtuung über die Errettung des Präsidenten Roosevelt zum Ausdruck zu bringen. Als Präsident Hoover vom Anschlag erfuhr, erklärte er: Ich bin durch die Nachricht tief erschüttert. Es war eine gemeine und feige Tat. Hoover telegraphierte sofort an Roosevelt: Zusammen mit jedem anderen Bürger freue ich mich, daß Sie nicht verletzt worden sind. Ich wäre Ihnen dankbar für Nachrichten über den Zustand Cermaks. * Anilageerhebung gegen den Attentäter von Miami. Miami (Florida). Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Attentäter Zanagara fünffache Anklage wegen tätlichen An griffs mit Mordabsicht erhoben. Für jeden Einzelfall ist eine Höchststrafe von 20 Jahren Gefängnis vorgesehen. Kommunittilche Störungsleuer MMrakiion gegen Streikende in Vukarest. Die Räumung der von streikenden Eiseubahnarbeitern besetzten Eisenbahnwerkstätten in Bukarest ist gewalt sam durchgcführt worden, wobei es aus der Seite der Armee und der Arbeiter zahlreiche Toteund Schwer verletzte gegeben hat. Die Säuberungsaktion begann bereits am Abend. Es waren Scheinwerfer und Maschinengewehre in Stel lung gebracht worden. Die Verhandlungen zwischen Arbeitern und Negierung dauerten zunächst die ganze Nacht über an, so oaß die Truppen bei lodernden Feuern auf der Straße biwakieren mußten. Die Arbeiterschaft forderte Aufhebung des Belagerungszustandes, An erkennung ihrer Sowjetorganisation und die Er laubnis, kommunistische Zellen bilden zu dürfen. Alle diese Forderungen wurden abgelehnt. Die ganze Nacht über kam es zu kleineren Zusammenstößen mit Soldaten und Polizisten, die aber harmlos verliefen. Am Morgen spitzte sich die Lage zu. Die Arbeiter begannen die Truppen mit Pistolen zu beschießen, die darauf ihrerseits in der Notwehr von der Waffe Gebrauch machten und zum Angriff übergingen. Binnen kurzem waren die Werkstätten, in denen sich noch etwa 2000 Streikende befanden, gewaltsam geräumt. Zahlreiche Ver haftungen wurden vorgenommcn. Unter den Fcstgenom- menen befinden sich sehr viele fremde Agenten. Zur Zeit ist die Ruhe wiederhergestellt. Dle Laae kn Rumänien. 670 Verhaftungen. In Bukarest herrscht wieder völlige Ruhe. Die Ord nung in den Eisenbahnwerkstätten, die zunächst vis zum 19. Februar geschlossen worden sind, ist wiedsrherge- stellt. Auch in den übrigen fünf Eisenbahndirektions- bezirken des Landes herrscht Ruhe und Ordnung. Zwischen fälle aus der Provinz sind bisher nicht gemeldet worden. Die Zahl der Verhafteten beträgt 670. Die Schuldigen sollen vom Kriegsgericht abgeurteilt werden. In Con stanza wurde ein Sowjetkurier verhaftet, der mit Meldun gen nach Rußland unterwegs war. . * Mutige Zusammenstöße in Salonist. Zwischen Kommunisten und Polizei. In Sa loniki kam es zu blutigen Zusammenstößen zwischen Kommunisten und der Polizei. Etwa 400 Kommunisten hielten in einem geschlossenen Raum eine Geheimversammlung ab. Die Polizei überraschte sie dabei und verhandelte zunächst vergeblich, um eine fried liche Auflösung der Versammlung zu erreichen. Schließ lich gaben die Polizeibeamtcn Luftschüsse ab und ver suchten, den Saal gewaltsam zu räumen. Es entstand eine Panik, wobei sieben Arbeiter tot gedrückt wurden. Im Verlauf der Tätlichkeiten wurden 115 Personen verwundet. Die Polizei verhaftete 80 Kom munisten, darunter mehrere bekannte Rädelsführer. Verschwör» in Dalmatien. Zahlreiche Verhaftungen. In Dalmatien sind etwa hundert Personen verhaftet worden, die im Verdacht der Geheimbündelei stehen. Sie sollen außerdem versucht haben, die Bevölkerung mit Maschinengewehren, Karabinern und Revolvern zu be waffnen. Ein hoher Beamter des Belgrader Innenmini steriums soll nach Dalmatien entsandt werden, um die Verschwörung restlos aufzudecken. Unter den Verhafteten befindet sich übrigens auch der Bürgermeister von Sebenico. Lop^rigbt dtsrtw keucbtvsngcr, UsIIs (Zsole) sSS »Nein, Mutter Hahn. Ich habe sie gar nicht angezeigt. Ich wollte keine Scherereien haben, und dann hatte ich Angst, selbst irgendwie mit in die Geschichte hineingezogen zu werden. Ich hatte doch keinerlei Papiere mehr und keine Ausweise. Sie hatten mir ja alles weggenommen. Und die beiden hatten schon einen viel zu großen Vor sprung, als ich alles merkte; man hätte sie ja doch nicht mehr erwischt. Da habe ich erst gar nicht mit der Ver folgung angefangen." So kam Magdalene wieder zu Mutter Hahn, hatte ein hübsches Zimmer, und die gute alte Frau gab sich alle Mühe, ihren Schützling zu verwöhnen. Trotzdem wich die leise Wehmut nicht von Magdalenes Gesicht; sie lag des Nachts mit offenen Augen in ihrem Bett, weinte leise vor sich hin, bis der Schlaf sie übermannte. Ihr Glück, das hatte sie sich verscherzt, das würde nicht mehr kommen. Den Mann, den sie liebte, den hatte sie verloren. Alles: das Geld, die schönen Kleider, den Schmuck, das hatte sie verwinden können, aber das andere, das war fast nicht zu ertragen. Das, was sie unten in Genua für Heimweh gehalten hatte, das war nichts anderes gewesen als die Sehnsucht nach August Richter, nach dem verlorenen Glück. Denn jetzt war sie wieder in Deutschland. Und es war nicht anders als in der Fremde; sie war heimatlos und sehr unglücklich. Es war schon ein wenig spät, als sie eines Abends aus dem Hause trat. Sie hatte viele Briefe zu schreiben gehabt, wollte nicht aufhören, ehe sie nicht die ganze Post erledigt hatte. > Müde und abgespannt ging sie ihren Weg, die Augen kaum vom Boden erhebend. Sie schrak zusammen, als jemand sie ansprach. „Magdalene..." Und sie erschrak noch mehr, als sie aufschaute und August Richter vor sich stehen sah. Sie wäre getaumelt, wenn der Mann sie nicht in seinen Armen aufgefangen hätte. Wie eine Vision stieg es vor Magdalenes Augen auf. Sie stand wieder auf oem Deck des großen Schiffes, im Abendkleid; vor ihr dieser Mann, der ihr lkebe Worte sagte. Sie spürte den heißen Kuß auf ihrer Schulter, und dann sah sie ihn von sich gehen, weil sie ihn gekränkt und ab gewiesen hatte. Wie anders hätte sich ihr Leben gestaltet, wenn sie an jenem Abend ihren Hochmut beiseite gelassen, wenn sie ihr Herz hätte sprechen lassen I Und jetzt stand er wieder vor ihr, hielt sie mit starken Armen, jetzt, wo es zu spät war, wo sie sich durch ihren Reichtum das Glück verscherzt halte. Sie fuhr in die Höhe, entwand sich den stützenden Armen. „Herr Doktor...!" „Sie sollen jetzt nichts reden, Fräulein Winter. Wenn es Ihnen recht ist, begleite ich Sie ein Stückchen. Dann wollen wir weiter sehen." Magdalene wunderte sich nicht einmal, daß er ihren Namen wußte. Es war alles so seltsam, daß er sie ge funden hatte, daß er vor ihr stand... Langsam gingen sie durch den abendlichen Park. „Sie sind gut zu mir, Herr Doktor!" sagte jetzt Mag dalene. „Und Sie wissen nicht, was sich seit Barcelona und heute ereignet hat." „Ich weiß alles, Fräulein Magdalene. Aber es küm mert mich nicht. Was sich nicht verändert hat, das ist meine Liebe zu Ihnen und der Wunsch, Ihnen zu helfen und Ihr Leben in eine sichere Bahn zu lenken. Daß vieles in Ihrem Leben nicht in Ordnung war, sah ich schon auf dem Schiff. Es hatte mich tief geschmerzt, daß Sie meine helfende Hand zurückstieben. Ich weiß heute, daß böse Einflüsse auf Sie gewirkt hatten, daß man versuchte, eine Abenteurerin aus Ihnen zu machen. Ich weiß aber auch, daß Sie nicht dazu ge schaffen sind, sondern daß Sie nur der Führung bedürfen, um ins rechte Fahrwasser zu kommen. Was ich nicht weiß, ist, ob Sie meine Liebe erwidern können — ob Sie mich ein ganz klein wenig gern haben, Magdalene..." „Nicht! Sie dürfen nicht so zu mir sprechen, Herr Doktor! Ich bin nicht die, für die Sie mich halten. Ich bin arm, ganz arm..." „Was hat das mit meiner Liebe zu tun, Magdalene? Ich liebe dich, und es ist mir gleich, ob du reich bist oder arm. Damals, auf dem Schiff, als mir mein Schicksal nicht gerade zart auf die Füße trat, wußte ich auch nicht, ob du reich warst oder arm; da wußte ich nur, daß es um mich geschehen, daß ich dir vom ersten Augenblick an verfallen war und dich liebte. Und heute, nachdem ich mich monatelang um mein armes, zartes Lieb gesorgt hatte — heute ist meine Liebe riesengroß geworden. Es gibt heute nichts mehr für mich auf der Welt als dich, dich ganz allein. Gesucht habe ich dich, mit allen Fasern meines Herzens; überall habe ich dich gesucht..." „Gesucht! Und ich habe nichts davon gewußt — war allein und verlassen?" „Kind, du armes. Was hast du durchmachen müssent Aber jetzt wird sich alles ändern. Doch ich weiß immer noch nicht, ob du mich überhaupt haben willst, ob du mich gern hast, Magdalene?" Es war mittlerweile ganz dunkel geworden in dem ein samen Stadtpark. Jetzt blieben die beiden stehen, und im Schein einer halbhellen Lampe sah August Richter, daß Magdalenes Augen mit einem unsagbaren Ausdruck aus ihn gerichtet waren. (Fortsetzung folgt.)