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seutlicher Bibliotheken und 'Archive, Erhästnngsar^eiten und Neuaufstellungen in Museen (besonders naturwissen schaftlicher und völkerkundlicher Art), Aufarbeitung der Ausbeute von Forschungserpeditionen, statistische Arbeit in den verschiedensten Forschungsgebieten usw. Der Frei willige Arbeitsdienst bietet in gewissem Umfange die Mög lichkeit zur Durchführung solcher Aufgaben. Außerdem aber hat der Landesverband der höheren Beamten Sach sens eine besondere Hilfsaktion eingeleitet, die dem Nach- wuchse der akademischen Berufe eine gewisse Hilfe bringen soll." Tie genannten Stetten werden dann gebeten, in chrcm Arbeitsbereiche diese Möglichkeiten fortdauernd sorgsam zu prüfen und darüber dem vorgesetzten Ministerium bis zum 3l. Januar zu berichten. 1,s Millionen jugendliche Arbeitslose. Die Entwicklung des Freiwilligen Arbeitsdienstes. Im Sozialpolitischen Ausschuß des Reichstages gab Reichsarbeitsminister Dr. Syrup einen, Überblick über dis bisherigen Maßnahmen auf dem Gebiete des Frei willigen Arbeitsdienstes. Er erklärte, daß wir rund eine Million männliche und 400 000 weibliche Arbeitslose unter 25 Jahren hätten. Es handele sich da also nicht um Einzel schicksale, sondern um das Schicksal ganzer Altersklassen, das nicht nur Lehrlinge treffe, sondern auch die Abiturienten und die Jungakademiker sowie die zweiten und dritten Bauernsöhne. Aus diesem Grunde sei erstmals im Juli 1931 der Freiwillige Arbeitsdienst ein geführt worden. Im Oktober 1931 habe man rund 300 Arbeitsdienstwillige gezählt, am 1. Januar 1932 7000, im Frühjahr 27 000, im Sommer 74 000. Minister Syrup teilte weiter mit, daß der Arbeits dienst durch die Verordnung vom 16. Juli 1932 neuen Auftrieb erhalten habe, so daß die Zahl der Arbeits-- dienstwilligen am 1. September auf 144 000 gestiegen sei. Die Höchstzahl habe 280 betragen, sei jetzt etwas gesunken, habe sich aber am 1. Januar immerhin noch auf 250 090 belaufen. Jeder Arbeitsdienstwillige bedeute im Durch schnitt volkswirtschaftlich eine Belastung von 1000 Mark im Jahre. Es seien bis Mitte Dezember vorigen Jahres über 50 Millionen für den Freiwilligen Arbeitsdienst ausgcgeben worden; auf neue Anforderungen hin habe man weitere 25 Mil lionen Mark bcreitgcstellt. Nach einer längeren Aussprache zur Frage des Fre i- willigen A r b e i t s d i e n st e s und über das Für und Wider der Arbeitsdienstpflicht wurde vom Reichsarbeitsminister in Übereinstimmung mit den An sichten des Reichswehrministers hervorgehoben, daß militärische Gesichtspunkte mit dem Arbeitsdienst nichts zu tun hätten. Die Ne gierung halte es daher auch nicht etwa für nötig, wie von einer Seite behauptet worden sei, militärischen Be strebungen ein soziales Mäntelchen umzuhängen. In der Abstimmung wurde ein nationalsozialistischer Antrag, den Freiwilligen Arbeitsdienst zur all gemeinen gleichen Arbeits d i enst ps li cht ausznbaucn, gegen die Stimmen der Antragsteller abgelehnt. Dagegen sand ein Zentrumsantrag in abgeänderter Fassung bei Stimmenthaltung der Nationalsozialisten und Kommu nisten Annahme. Danach wird die Reichsregierung er sucht, bei der Durchführung des Freiwilligen Arbeits dienstes, der als nationale und soziale Notmaßnahme aufgegriffen worden sei, darauf zu achten, daß der Freiwillige Arbeitsdienst seinen freiwilligen Charakter behält, also jeder Zwang unterbleibe, daß ferner bei der Durch führung der Lager die Selbstverwaltung und Selbstgestaltung des Arbeitsdienstes durch die Träger des Dienstes unter stärkster Berücksichtigung des Eigenlebens der Jugendvcrbände gesichert werde. f s. ist h- >er en ;re tt- >er ti tr ier ise nd en en de as nd en en ach en in er, cht 'en ise xr- tig em och rgt ich. de rer fer els cht. er, er wr nch bei en, Es icn sig oer che der her ur, oer tcn !sen olle lee- dcr die hne siel str icht Len sch. Ife, sigr imt gen bc- on- >er- als en- 5s- üd, er- om der m- Ä- in- ia- zu, cke, ter der »er üle ge- tes zen an üb. s-> >elt m- zu mH in iel-, alh ge- Der Musikant. Ein Geigerlein vorm Fenster Setzt trüb den Bogen an — Und fiedelt einen Walzer, So lustig, als es kann. Die steifen Finger klettern In kümmerlichem Lauf. Bedrückte Triller tänzeln Die Saiten ab und auf. Nordsturm heult durch die Höfe Zornrauhen Baß dazu, — Das Männlein streicht die Geige Voll winterwelker Ruh. Joh. Richter, Wilsdruff. Ser Sperling in der Hand. Binnenmarkt und Weltwirtschaft. Es ist noch nicht einmal bestimmt, ob und wann die Weltwirtschaftskonferenz stattfinden wird, und doch gibt es Kreise, die wie gebannt auf diese internatio nale Veranstaltung Hinstarren und von ihr das Heil er warten oder wenigstens den berühmten Silberstreifen. Man hofft, auf der Konferenz das in der Nachkriegszeit zu Bruch gegangene Gebäude der Weltwirtschaft wieder stützen und flicken zu können, trotzdem der Mißerfolg fo vieler vorhergegangener Konferenzen vor überspannten Erwartungen warnen sollte. Ein einziges großes Inter esse umschloß vor dem Kriege alle am Welthandel be teiligten Völker, aber dieses Interesse ist nicht mehr vor handen, und mehr als fraglich erscheint es, ob es bei der veränderten Struktur der einzelnen nationalen Wirt schaften möglich sein wird, solche Gemeinsamkeit wieder herzustellen. Besser dürfte es sein, wenn wir wieder klein und mit dem Aufbau von unten anfingen, um von der Gesundung der einzelnen nationalen Wirt schaft fortzuschreiten zu Bünden sich gegenseitig ergänzen der Wirtschaftsräume. Ansätze zu solchem Beginnen sind ja bereits vorhanden. Der von Frankreich vorläufig ver hinderte Plan einer deutsch - österreichischen Wirtschaftsunion ist ein solcher, und überall in Europa zeigen sich solche Bestrebungen zur Gruppen bildung. In den politischen Beratungen des Sachverständigen ausschusses für die Londoner Weltwirtschaftskonferenz hat jetzt auch der deutsche Vertreter Ministerialdirektor Dr. Posse diesen Weg zum Aufbau als den für die Reichs- regierung gangbarsten bezeichnet. Dr. Posse weist darauf hm, daß die 'Meistbegünstigungsklausel auch weiterhin die Grundlage der Handelsvertragsverhand- inngeu bilden soll, doch sollen bestimmte Ausnahmen zu- güasstn werden, zu denen außer Zollunion und Grenzverkehr vor allem kollektive Verträge gehören, in denen sich eine bestimmte Staatsgruppc gegen seitige handelspolitische und wirtschaftspolitische Vorteile zusichert. Dieser Weg der regionalen Verein barung wird von Dr. Posse als ein bedeutsames Mittel für die zollpolitische Abrüstung bezeichnet. Tas sich durch Ane derartige regionale Vereinbarung ergebende wirt schaftliche Gleichgewicht zwischen einer bestimm ten Staatengruppe könne jedoch nicht durch automatische Ausdehnung der dadurch erzielten Vorteile auf andere durch Meistbegünstigungsklausel verbundene Staaten ge stört werden. Gegen diese grundsätzliche deutsche Auffassung hat die englische Abordnung sofort schärfste Opposition ou- gemeldet und die ausnahmslose Anwendung der Meist- begünstigungsklausel verlangt. Diese Auf fassung würde praktisch zur Folge haben, daß die bis herigen Gefahren der hoffnungslosen Verfilzung der Weltwirtschaft bestehenbleiben und daß der natürliche Weg der Lösung der großen handelspolitischen Fragen durch regionale Vereinbarungen und wirtschaftlichen Aus gleich einzelner Staaten versperrt bleibt. Wenn schon jetzt bei der V o r b e r e it un g der Welt- wirtschastskonferenz solche Gegensätze in grundlegenden Fragen auftreten, wie soll es dann erst in der Haupt konferenz werden? Besser ist es, wir wenden unseren hoffenden Blick vom weiteren Weltwirtschafts raume weg und auf unseren nationalen Binnen markt. Der Sperling in der Hand ist und bleibt immer noch besser als die Taube auf dem Dache. Probefahrt des Panzerschiffes „Deutschland". Werk statten fahrt in der Kieler Bucht. Der deutsche Panzerkreuzer die „Deutschland", das erste aus der Serie der drei vorgesehenen Panzerschiffe, hat seine erste Probefahrt in die Kieler Bucht gemacht. Schon seit etwa zehn Tagen waren die Maschinen des Panzerschiffes auf der Werft auf Stand erprobt worden, wobei die besten Ergebnisse erzielt wurden. Die jetzige erste Probefahrt galt der Maschinenprobe in freiem Wasser. In der Kieler Bevölkerung zeigte sich großes Interesse für diese Probefahrt. Noch in der Dunkelheit hatten sich Hunderte von Menschen am Hafen eingefunden. Als die Maschinen des Panzerschiffes zu arbeiten be gannen, erschollen laute Hochrufe. Während die «Deutsch land" dann in ruhiger, glatter Fahrt den Hafen verließ, wurde sie von den Jubelrufen der Kieler begleitet. Das hellerleuchtete Schiff bot in der Morgendämmerung einen prächtigen Anblick. An Bord befanden sich etwa 350 Personen, und zwar eine Werftbesatzung und das Marinepersoual, das zur Bau belehrung kommandiert war. Unter den Offizieren be fanden sich u. a. Korvettenkapitän Wurmbach und der Korvettenkapitän des Marineingenieurwesens Dr. Lüttge. Die Probefahrt wurde noch unter der Handelsflagge uusgeführt. Die Abnahmefahrt wird a m 2 7. Februar von Kiel aus angetrewn Panzerkreuzer „Deutschland". Guter Verlauf der Probefahrt. Das Panzerschiff „Deutschland" ist pünktlich wieder nach Kiel zurückgekehrt. Die Probefahrten haben in der Kieler Bucht stattgefunden und sind vollkommen zufrieden stellend verlaufen. Das Werftpersonal und die Marine angehörigen, die an der Fahrt teilnahmen, sprachen sich vor allem über den ruhigen Lauf der Maschinen sehr an erkennend aus. Eine große Menschenmenge erwartete das Schiff bei der Rückkehr in den Hafen. WUenWaWcher sreiVk^rr Arbeitsdienst. Beschäftigung von Akademikern. Im „Sächsischen Verwaltungsblatt" veröffentlicht das Gesamtministerium einen Erlaß, der sich an die Staats behörden, Staatsanstalten und Stiftungen, die Städte, die Gemeinde- und Schulverwaltungen, die Zweckverbände und ähnliche Organisationen wendet. In diesem Erlas; wer den die Korporationen und Behörden darauf hingewiessn, daß an Aufgaben kein Mangel fein dürste, die wirtschaft lich oder wissenschaftlich wertvoll sind und von Akade mikern mit abgeschlossener Hochschulbildung bearbeitet wer den möchten, aber mit den vorhandenen Mitteln nicht durchgeführt werden können. „Als Beispiele können fol gende bereits eingeleiteten Maßnahmen gelten: Vorarbei ten für Meliorationsprojekte, Vorfiut- und Flußregnlie- rungen, Grundwasser-Untersuchungen, Bearbeitung und Katalogisierung bisher unerschlossener Bücherbestände öf- GkhM der tzWtM» Vögel MK<7 k /iv >, c, K4-4 r /V 4 5 . 7- / Ko t Martin?eucd1v«n8vr, ttsNv (32 Hans Stangasstnger ging zum Bahnhof und löste sich eine Fahrkarte nach Wien. Es war schon eine geraume Zeit her, seit er diese Strecke nicht mehr gefahren war. Er kannte sie sehr gut. Mußte er doch während des Krieges als Offiziersbursche diese Strecke bereisen. In seinem Abteil war nur ein einziger Mitreisender. Er war sehr gesprächig. Er hatte das Talent, seinen Nebenmenschen wie eine Zitrone auszupressen. Hans Stangassinger gab nur widerwillig Antwort. Schließlich stellte der Fremde seine Bemühungen ein. Er nahm seine Reisedecke und richtete sich zum Schlafen ein. Ueber Stangasstnger wollte lein Schlaf kommen. Als der Morgen schon an die Fenster dämmerte, versuchte er, ein wenig auszuruhen. Er machte sich den Platz zurecht. Als er den Kopf auf den zurechtgelegten Mantel legen wollte, fiel sein Blick auf ein illustriertes Blatt. Er nahm es beiseite und versuchte auszuruhen. Die erregten Nerven konnten nicht zur Ruhe kommen. Er setzte sich wieder hin und fing an, in der illustrierten Zeitung zu blättern. Er begann auf der letzten Seite. Plötzlich ging ein Zucken durch seinen Körper. Auf der Titelseite leuchtete zwischen gewaltigen Bergen ein See. Durch den Himmel hob sich eine Schrift heraus: „Zur Er- öffnung des Plansee-Walchenseewerkes." Die Lichter des Zuges wurden abgedreht. Es genügten die ersten Strahlen des jungen Tages, um den Bericht über die Eröffnung des neuen Wasserkraftwerkes lesen zu können. Ein roter Sonnenstrahl deutete auf die Stelle: „...Somit ist ein neues Riesenwerk der Technik voll endet. Wenn auch seinerzeit bei dem Bekanntwerden des Problems viele Stimmen dagegen sprachen, wenn begreif licherweise viel gesprochen und geschrieben wurde, als das Dorf Heiterwang verschwinden mußte und Attentate gegen den Bau des Werkes versucht wurden — heute steht es voll endet da, zum Trotz all jener, die es vereiteln wollten, zur Freude all jener, die mit der Erbauung dieses Werkes einen großen Vorteil in der Ausnützung unserer Wasser kräfte erblickten." Hans Stangasstnger steckte das Blatt in die Tasche. Wollten es das Schicksal und die Umstände, daß die Kräfte zur Ausführung der Rache erlahmen sollten — diese Bilder und diese Worte würden ihn immer wieder von neuem aufstacheln. Als er zum ersten Male wieder den Boden Wiens be trat, war es ihm, als brenne unter seinen Sohlen das Pflaster. Die Luft hatte einen eigenartigen Geruch, wie ein Gemisch von Blut, Sekt und Dirnenparfüm. Er hatte das Gefühl, schon bald jenem Weibe in irgendeiner Straße zu begegnen. Er griff in die Tasche, um sich von dem Vorhandensein seines Brownings zu überzeugen. Dann aber malte er sich aus, daß es zum Kühlen seiner Rache besser wäre, wenn er sie verschleppen würde — in irgendeine Höhle, wo er sie langsam dem Marterlode überliefern könnte. Dann wiederum sagte ihm der Ver stand: Sei doch nicht ungeschickt; schieß sie bei der nächsten Gelegenheit über den Hausen. Wochenlang irrte er umher, durchsuchte alle fraglichen Lokale und Bars, wurde nachts, wenn er durch die be kannten Viertel ging, hundertmal von Weibern an gesprochen. Hans Stangasstnger hatte sich in einem ersten Kleidergeschäst umwandeln lassen, der Friseur tat sein weiteres. Niemand hätte in dem Kavalier den ehemaligen Bauern des Stangassingerhofes vermutet. Es war an einem wunderschönen Sommerabend im Prater, ein echter Straußabend mit Wiener Walzermusik, Lampions und schönen Frauen. Hans saß an einem kleinen Tischchen des Tanzpavillons. Von hier aus konnte er die tanzenden Paare gut überblicken; neben ihm führte die Treppe zur Tanzdiele hinab. Es herrschte eine echte Wiener Gemütlichkeit. Der Ansager verkündete Damen wahl. Ehe er so recht zum Ueberlegen kam, hatte ihn ein rassiges Weib zum Tanz geholt. Kaum hatte die Dame ihren Arm aus die Schulter Stangassingers gelegt, rann es ihm heiß durch den Körper. Das Schicksal hatte ihm Thessa in die Arme gespielt. Thessa senkte ihre Glutaugen in die ihres Partners. Langsam legte sie den Körper an den des Tänzers. „Du — du!..." Hans überlegte. Gerade jetzt, wo sich die Schlange werbend um seinen Körper legte, wäre es ein leichtes ge wesen, diesen Hals mit einem Griff zu umspannen. Er fürchtete nur den Skandal in der Bar. Auf keinen Fall aber wollte er das Opfer entrinnen lassen. Hans Stangasstnger ging auf den Vorschlag ein. „In einer Stunde lasse ich meinen Wagen vorfahren — ausgemacht." „Ausgemacht!" Der Tango war zu Ende Hans führte Dame an den Platz. Scharf fixierten ihn die Herren, die ihr Zu-^ hältergeschäft souverän zu verdecken wußten. Als um halb ein Uhr nachts das Auto vorfuhr, ge leiteten die Kavaliere ihre Dame zum Wagen „Darf ich bitten, Gnädigste." Die Dame sprach zu ihren Begleitern einige unver<< stündliche Worte und stieg in den Wagen. Hans Stangassinger lehnte sich in die weichen Polster zurück und breitete die Arme aus. Mit dem Raffinement eines Weibes, das ihr „Geschäft" nur in den obersten Kreisen eingeführt hatte, warf sich die vornehme Dirne in die Arme des Kavaliers. Die Augen glühten. Ihre schlan ken Finger strichen über die Wangen des Mannes und fuhren durch dessen Haare. Für den Bruchteil einer Minute narrte und quälte ihn die Erinnerung. Die Innsbrucker Nacht stieg wieder auft Der Duft der Haare stieg ihm in die Nase. Thessa hatte noch immer das gleiche Parfüm, eine Mischung von Wicken und Rosen, jene raffinierte Mischung von müder, süßer Sinnlichkeit. (Fortsetzung folgte