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Bauer und Siedler. Oer NeichsernahrungsmLnister über die Osthüse. Fehler bei der Siedlung. Im Haushaltsausschuß des Reichstages erfolgte eine eingehende Aussprache über die O st h i l f e f r a g e n. Da bei nahm auch Reichsernährungsminister Freiherr von Braun das Wort. Er erklärte, den Forderungen auf Beschleunigung der Siedlung im Osten von ganzem Herzen zustimmen zu können. Die Sorge, daß nicht genügend Siedlungsland vorhanden sei, werde bald behoben sein. Im übrigen habe er durchaus Verständnis dafür, wenn Angriffe gegen Leute erhoben worden seien, die die Ost hilfe in Anspruch nehmen und dann im Mercedes nach der Riviera fahren. Wer den Ernst der heutigen Lage nicht begriffen habe, gehöre nicht auf die Scholle. Bei der großen Zahl von Menschen, die im Osten wohnten, seien die Fälle aber ungemein selten. Der Minister er-- klärte im übrigen, auf Einzelheiten schon deshalb nicht ein gehen zu können und zu wollen, weil das bei der großen Anzahl von Anträgen gar nicht möglich sei. Er gab dann einen Rückblick über die Entwicklung der Osthilfe, wobei er hervorhob, daß er den bisheri gen Weg weitergehen müsse, obwohl er ihn für recht kompliziert halte. Er ging dann auf die Agrarpolitik im allgemeinen ein und erklärte, alle für Siedlung und Osthilfe aufgewandten Mittel seien fortgeworfenes Geld, wenn nicht ein Gleich gewicht zwischen den landwirtschaftlichen Preisen und den Produktionskosten erreicht werde. Es seien jetzt eine Reihe von Erlassen herarrs- gegangen, wonach den Siedlern ganz bedeutende Nach lässe ihrer Renten gegeben werden, weil sie völlig außerstande seien, diese Renten noch Herauszuwirtschaften. Auch in der Siedlung seien große Fehler gemacht worden. Man habe die Siedler oft so klein ange setzt. daß sie nicht leben und nicht sterben können. Zu kleine Siedlungen seien eine große Gefahr für die Zukunft. Vielfach habe man die Siedler auch zu teuer angesetzt. Die deutsche Getreideerzeugung sei für 1932 auf 20,3 Millionen Tonnen geschätzt. Für Lie menschliche Ernährung und industrielle Zwecke würden davon etwa elf Millionen Tonnen benötigt. Der Rest müsse verfüttert werden, da die Ausfuhr versage. Die Kartoffelernte habe 46—47 Millionen Tonnen be tragen. 12 Millionen Tonnen seien für die menschliche Er nährung, zwei Millionen Tonnen für industrielle Zwecke, Oie ersten KredLianirage für ArSeLisHsschaffung. Die Fortführung des Sofortprogramms. über die Fortführung des Sofortprogramms wird von zuständiger Stelle mitgeteilt, daß die ersten Kreditanträge mittlerweile dem Reichskommissar für Arbeitsbeschaffung zugegangen und von diesem an die Kreditinstitute weitergeleitet worden sind. Es handelt sich um einen Antrag aus Württemberg, der an die Deutsche Gesellschaft für öffentliche Arbeiten, und einen aus Mecklenburg-Schwerin, der an die Renten bankkreditanstalt weitergegeben worden ist. Nach der Be willigung der Anträge kann mit den L i e f e r u n g s auf- t r ä g e n sofort begonnen werden. Die Antragsformulare, auf denen die Bewilligung der Darlehen von den Körper schaften beantragt werden muß, sind mittlerweile her gestellt worden. OeuißHland unterzeichnet nicht die Oder« fchiffahrtsakte. Wie amtlich mitgeteilt wird, ist von der durch den Versailler Vertrag eingesetzten internationalen Oder kommission am 29. Juli 1932 eine Oderschiffahrts- ze 1,2 Millionen Tonnen für Saatgut und Schwund zur Verwendung gekommen. Der Rest werde verfüttert. An Hand weiterer zahlenmäßiger Angaben wies der Minister nach, daß wir heute bereits zum erheblichen Teil eine hundertprozentige Bedarfsdeckung aus eigenen deutschen Erzeugnissen haben. * In derAussprache über die Osthilfefragen richtete der A b g. Er sing (Zentr.) scharfe Angriffe gegen den Großgrundbesitz im Osten. Dieser, so behauptete er, wolle die parlamentarischen Verhandlungen über die Osthilfe unmöglich machen und entfalte hinter den Kulissen stärkste Aktivität auf sofortige Reichstagsauflösung. In der Aussprache sprach ferner der Sozialdemo krat Heinig von einem „Panama der Osthilfe". Er beschwerte sich besonders über bevorzugte Sanierung ein zelner Personen. U. a. behauptete er, daß Herr v. Olden- burg-Januschau ein Darlehen von 454 000 Mark aus gezahlt bekommen habe, von Nestor ff (DNVP.) nahm von Oldenburg-Janu schau gegen die An griffe in Schutz. Dieser habe von der Umschuldung in dem selben Sinne Gebrauch gemacht, wie es jedem Landwirt dieser Besitzgröße des Ostens zufalle. Wenn jeder Mensch eine so Weiße Weste hätte, wie von Oldenburg-Januschau, so stünde es um Deutschland besser. Alle Parteien müßten sich davon überzeugen, daß größere Mittel zur generellen Erleichterung bereitgestellt werden müßten. Keine rücksichtslose Eintreibung von Zinsrückständen. Reichsbank und Sparkassen. Einige Blätter bringen eine Meldung des Reichsland bundes, wonach der Reichsbankprüstdent Dr. Luther die Sparkassendirektoren gezwungen habe, die Zinsrück st ände rücksichtslos einzutreiben. Da durch komme die verschuldete Landwirtschaft in ein? sehr peinliche Lage, da den Landwirten bei verhältnismäßig geringen Schulden schon die Zwangsversteigerung drohe. Von seiten derReichsbank wird hierzu mitgeteilt, Latz dort die Meldung völlig unverständlich sei. Eine An ordnung des Reichsbankpräsidenten Luther sei nicht er gangen. Im übrigen stehe die Reichsbank mit den Spar kassen nicht in direkten Geschäftsbeziehungen, zum mindesten nicht, was das Hypothekengeschäft an lange. Auch von der Girozentrale aus sei eine solche An weisung an die Sparkassen nicht gegeben worden. Den Sparkassen selbst sei die Anweisung unbekannt. Auf An frage habe der Reichslandbund erklärt, ihm sei die Melduna von einiaen Sparkassendirektoren zugegangen. alle sertiggestellt und von den Vertretern der beteiligten Staaten gezeichnet worden. Die deutschen Vertreter haben sich jedoch an der Zeichnung nicht beteiligt. Das Zeichnungsprotokoll ist während einer Frist von sechs Monaten, d. h. also bis zum 28. Januar d. I., zur Zeich nung durch die in der Kommission vertretenen Mächte offen gelassen worden. Die deutsche Regierung hat nack- eingehender Prüfung die Haltung ihrer Abordnung ge billigt und durch ihre Missionen den beteiligten fremden Regierungen am 14. Januar d. I. eine Note übermitteln lassen, in der die Gründe für dieAbleynung der Oder schiffahrtsakte ausführlich dargelegt sind. Sechs Millionen MerMungszahlmgen der Wdenbvrgssende. Unter dem Vorsitz des Reichspräsidenten trat in Berlin das Kuratorium der Hindenburg- Spende zusammen. Nach dem von dem ehrenamtlichen Geschäftsführer der Stiftung, Ministerialrat Dr. Karstedt, erstatteten Jahresbericht hat sie seit ihrer Gründung im Iahe 1927 rund sechs Millionen Mark an Unterstützungen verausgabt. Im Jahre 1932 wurden über eine Million in ungefähr 7000 Fällen an Schwerkriegsbeschädigte, Veteranen und Krieaerbinterbliebenen ausaezaült. pofen ruM. Gegen wen und mit wessen Geld? Im größten Matzstabe betreibt Polen jetzt weiter seine Aufrüstung. Wie aus dem Haushaltsplan des polnischen Kriegsministeriums hervorgeht, wird mit be sonderem Nachdruck an den Ausbau der Motori sierung der Armee, die Entwicklung der Panzer waffe sowie die technische Ausgestaltung der Kriegs marine und die Erhöhung ihres Besatzungsstandes herangegangen werden. Der Stand der polnischen Armee stellt sich wie folgt dar: 17 905 Offiziere, 37 000 Unteroffiziere, 211110 Mann und 7800 Zivilbeamte und Angestellte. Insgesamt sind für den H e e r e s h a u s h a l t 822,7 Mil lionen Zloty vorveranschlagt. Rechnet man noch hinzu 144 Millionen Zloty für Polizei und Grenzschutz, die im Haushalt des Innenministeriums untergebracht sind, so ergibt dies eine Summe von fast einer Mil liarde auf eine Gesamtsumme des Haus halts von 2,4 Milliarden Zloty. Bei dieser Heeres- und Rüstungsstärke wirkt es einigermatzen lächerlich, wenn die Riesenausgaben dafür — über ein Drittel des Gesamthaus halts — dadurch gerechtfertigt werden sollen, daß man auf die „großen Rüstungen" der östlichen und westlichen Nachbarn Polens, besonders Deutschlands, hinweist. In Anbetracht der „deutschen Drohungen" Polen gegen über müsse die wichtigste Aufgabe der polnischen Armee darin bestehen, sich für alle Fälle in Bereitschaft zu halten. Für wirtschaftliche oder kulturelle Zwecke hat Polen kein Geld übrig, aber seine Rüstungen können nicht genug kosten, zumal sie auf französischen Befehl und mit französischem Gelds ausgeführt werden. Gegen wen sie sich richten, kann danach nicht Zweifel haft sein, und das „Bereitsein ist a>l e s!", das sich das polnische Heer als Ziel vorgesetzt hat, gilt in ver stärktem Maße für Deutschland. Eine deutsche Knegsgesangenenßehlung im asiatischen Rußland? Gerüchte, die nicht glaubwürdig sind. In letzter Zeit tauchte das Gerücht auf, daß in Bara- nowitschi-Ucholy im asiatischen Rußland eine Siedlung reichsdeutscher ehemaliger Kriegsgefangener bestehe. In einer Unterredung mit dem Bundesvorsitzenden der Ar beitsgemeinschaft der Vereinigungen ehemaliger Kriegs gefangener Deutschlands äußerte sich Frau Elsa Brandström-Ulich zu diesen Gerüchten, die sie für sehr unglaubwürdig hält. Den von einem Dr. Hilton als Führer der Kolonie be zeichneten Rittmeister von Fersen habe sie in Sibirien kenneugelernt; er sei aber nach Auskunft des Zentralnachweisamtes bald nach dem Friedensschlüsse mit Rußland nach Deutschland zurückgekehrt. Es liegt im öffentlichen Interesse, daß der Aufenthalt des Rittmeisters von Fersen alsbald bekannt wird. Die Arbeitsgemein schaft der ehemaligen Kriegsgefangenen bittet dringend darum, ihr (nach Bremen, Postfach 479) sachdienstliche Mit teilungen zu machen. Zugleich wird auf Betreiben der Arbeitsgemeinschaft nach dem angeblichen Dr. Hilton ge forscht. Es sei, um Angehörige von vermißten Heeresange- hörigcn vor Enttäuschungen zu bewahren, nochmals dar auf hingewiesen, daß die Gerüchte über das Bestehen der Siedlung außerordentlich unglaubwürdig erscheinen. MrinefiüOaken durch Großfmei zerstört In dem Marineflughafen Lakefield in der Nähe von Honolulu brach ein Grotzfeuer aus, das die riesigen Flughallen und die Fallschirmlager v o l l k o mm e n z e r- störte. Der Schaden beläuft sich auf mehrere hundert tausend Dollar. Zahreiche Großbombenflug- zeuge sind verbrannt. Durch das schnelle Eingreifen der Soldaten und Matrosen konnte verhindert werden, daß auch die übrigen Einrichtungen des Marineflughafens durch das Feuer vernichtet wurden. k l A l-t 5 / ^ftck Dl? 0 /VM/V D / K 0 d Lopxrlzkt dv KlaMn Uslke s33 Sein Hirn marterte ihn: Hans — küsse, küsse — und schieß — erdolche — erwürge. Das Weib öffnete die Lippen: „Du — küsse mich! Küsse mich! — Ich hatte heute nacht einen Traum von einem Manne, der hatte die gleichen Lippen wie du!" Mit einem Ruck umschlang das Weib den Nacken. — Plötzlich fuhr Thessa wie eine Natter zurück. Ihre Finger waren über eine Narbe gestrichen... Hans Stangassinger erkannte die Situation. An der breiten Narbe, die vom rechten Ohr bis zur Schulter führte, jener Kriegsver letzung, hatte Thessa ihren Partner erkannt. Im gleichen Augenblick schlug Hans seine Hände wie eiserne Bänder um die des Weibes. Thessa fiel zurück, ein Fenster klirrte..., das Weib hatte mit den Schuhen das Glas durchgeschlagen. Der Wagen stoppte. Im gleichen Augenblick flankierten zwei Autos den 'Wagen. Die Wagentür wurde aufgerissen. Hans Stangassinger bekam einen Schlag, der ihn betäubte. Als er wieder erwachte, lag er im Zimmer eines Kran kenhauses. Die Zeitungen brachten kurze Notizen über einen eigenartigen Zwischenfall bei einer nächtlichen Auto fahrt. Hans Stangassinger konnte nach einigen Tagen das Krankenhaus wieder verlassen. Zum zweiten Male hatte das Weib den Sieg davon getragen. Hans Stangassinger wollte es noch ein drittes Mal versuchen. Dieses Mal durfte nicht der Zufall ent scheiden. Der Plan mußte vorher bis ins kleinste ausgedachi werden. Auch die Maske, tn der er bis jetzt Thessa ver folgte, Mußte umgewandelt werden. Der elegante Lvv eines Kavaliers wurde in den eines „Geschäftsreisenden" mit Anstand und Formen umgestellt. Es dauerte Wochen, bis das frühere, glattrasierte Ge sicht einigermaßen einen Bart bekam, der genügte, dem Antlitz eine andere Physiognomie zu geben. Hans Stan gassinger hatte wohl in früheren Zeiten nie daran ge dacht, daß er in seinem Leben noch Theater, noch Komödie spielen mutzte. Wenn er sich im Spiegel sah, zweifelte er selbst, ob jener Mann, mit dem feingepflegten Haar und Bart wirklich der Stangassinger-Hans aus Heiterwang in Tirol war, ein stämmiger Bauer aus dem Tale des Ausfern. Auch die Hände waren vom langen Ruhen fein und lang geworden. Aus der im Freien, in Licht und Sonne, Wind und Wetter abgehärteten Pflanze wurde ein „veredeltes" Gewächs, das feinere Formen und feinen äutzeren Glanz zeigte. Es war in der Treibhausluft der Großstadtlokale, in der Stickluft der Kaschemmen und in der sektdurchdufteten Luft der Bars zu einer Form heran gewachsen, die in die große Lüge der menschlichen Gesell schaft paßte. Hans Stangassinger fühlte sich unendlich unglücklich in dieser Welt des Truges und des Scheins. In Verfolgung seines Zieles aber konnte er nur jene Mittel und Wege gebrauchen, die sein Opfer nötig hatte, um ein dementsprechendes Dasein in einer Welt des Hoch stapler- und Verbrechertums führen zu können. Madame Thessa Vanzoni hatte ihren Wohnsitz von Wien nach Salzburg verlegt. Nach Schluß der „Saison", in den Wintermonaten, kam sie jeweils wieder als Stammgast in die großen Wiener Bars zurück. Hans Stangassinger wußte genau Bescheid. Drei Wochen hatte er schon dazu verwendet, „Madame Van zoni" zu beobachten. Er wußte ihre „Empfangszeiten" im Hotel, wußte, wo sie den Tee einnahm, wußte Tag und Stunde, wo sie im Mirabellgarten saß mit und ohne Kavaliere. An einem Sommernachmittag faß er unweit von ihr. Eine Blumenrabatte mit hellblauen Hortensien lag zwischen ihren Bänken. Thessa Vanzoni mutzte ein glän zendes Geschäft haben. Ihre Toiletten verrieten Geschmack, Eleganz und „Geld". Es war begreiflich, daß Männer augen nicht an dieser Erscheinung vorübergehen konnten, ohne einen Blick in jene Märchenaugen zu tun, die, schwarz und weich wie eine südliche Nacht, unter dem Hellen Hut lockten, lächelten und halb schon gewährten. Hans ignorierte das Weib, das an werbenden Blicken nicht geizte. Eine Leichtigkeit wäre es jetzt für ihn ge wesen, sein Opfer über den Haufen zu schießen. Diesen schönen und schnellen Tod gönnte er der schönen „Thessa Vanzoni" nicht. Er hatte schon die Fäden zu einem Netz gezogen, das sich immer enger um das Opfer schlang. Ein ehemaliger Kriegskamerad, der sich recht und schlecht mit der Schriftstelleret durchschlug und gerade als Berichterstatter anläßlich der „Salzburger Festspiel-Auf führungen" in der herrlichen Stadt an der Salzach schöne Tage verbummelte, wurde ihm Bundesgenosse. Er mußte mit Thessa Vanzoni ein Verhältnis b« ginnen. Zwei Tage vor der verabredeten Flugreise kam Freund Muezzi zu Hans ins Hotel. „Na, Hermann, du machst ja einen gottsjämmerlichen Eindruck! Da wird dich Thessa bald bugsieren" Der Freund ließ sich in einen Stuhl fallen. „Hans, hättest du mir doch dieses Spiel mit dem Feuer, erspart. Ich kann nicht mehr — ich darf Thessa nicht mehr; sehen — ich liebe sie..." Hans sprang erregt auf. Dann beherrschte er sich. Eri legte die Hand auf die Schulter seines Freundes: „Ich kann es begreifen, Hermann. Welcher Mann sollH diesen Augen, diesem verhexten Weih nicht unterliegens Mein Hatz ist so groß wie — meine Liebe. Sie würde dich genau so wegwerfen wie mich, der ihr alles, Haus unv Hof, die ganze Heimat und dreihundert Seelen geopfert,' wie hundert andere, die von ihren Lippen Lust und Sünde getrunken haben. Das Weib ist ein Teufel, ein Wesen ohne Herz und Seele, nur Genuß, Lust und Verbrechens Aber schön — schön ist Thessa Vanzoni — Thessa Boreatti — Thessa Stangassinger -.LLsrüeLunL^olgtLi