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Bereiniqung der Giedlerrenien. RatcnzahlÄNg der Rückstände. Der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft hat im Anschluß an die Senkung der Siedlerrenten an geordnet, daß unverzüglich eine Bereinigung hin sichtlich der Rückstände der Siedler stattfinden soll. Die Rückstände sollen in der Regel in einer neuen Forderung zusammengefatzl werden, die unverzinslich ist und inRaten abgezahlt werden soll. politische Zusammenstöße. Überfälle in Offenburg, Kassel, Düsseldorf und Aue. In Offenburg kam es im Verlauf einer Ver sammlung der NSDAP., in der der ehemalige Kommunist und jetzige Nationalsozialist Klötzner aus Hannover über das Thema „Das wahre Gesicht Sowjetrutzlands" sprach, zu einer großen Saalschlacht zwischen Mitgliedern der NSDAP, und Kommunisten. Etwa 100 Stühle wurden zerschlagen. Die Polizei mußte einschreiten und den Saal sowie die Straße räumen. 31 Verletzte wurden amtlich festgestellt, doch dürfte die Zahl der Verletzten größer sein. Zehn Personen wurden zwangsgestellt. Die Kasseler SS. und SA. unternahm einen Propagandamarsch nach dem nahegelegenen Orte Wolfs anger. Als die Nationalsozialisten in Wolfsanger ein marschierten, wurden sie mit einem Steinhagel emp fangen. Zu gleicher Zeit fielen mehrere hundert Kommunisten, die sich in den Gärten versteckt ge halten hatten, über die Nationalsozialisten her, so daß es zu einem Handgemenge kam. Als die Kasseler Polizei, die den Zug begleitete, zusammen mit den Landjägern einschritt, gingen die Kommunisten auch gegen die Polizei beamten tätlich vor. Dabei erhielt ein Polizeiwachtmcister einen Messerstich in den Kopf. Drei Nationalsozialisten wurden durch Steinwürfe ver letzt. Ein weiterer Nationalsozialist soll eine Schußver letzung erlitten haben. Den Kommunisten gelang es, in dem unübersichtlichen Gelände zu entkommen. In Düsseldorf wurde der Sturm 13/39 der SA., als er auf dem Heimmarsch vou einer Versammlung in Bilk an einem kommunistischen Perkehrslokal vorbei- marschierte, beschossen. Etwa 20 Schüsse wurden auf ihn abgegeben. Der 46 Jahre alte SA.-Führer Wilhelm Wetekamp wurde dabei durch zwei Schüsse tödlich verletzt. Im Laufe einer öffentlichen Versammlung der SPD. in Aue, die von etwa 700 Personen besucht war, und in der der Sozialdemokrat Frenzel aus Chemnitz über das Thema „Wer mordete den SA.-Mann Hentsch?" sprach, kam es, als ein nationalsozialistischer Gegenredner auftrat, zu einer wüsten Schlägerei mit Stuhlbeinen nnd Tischen, die sich zwischen Reichsbannerleuten und Natio nalsozialisten abspielte. Zahlreiche Personen wurden verletzt. SnuMunasverfahren gegen elneo Serliner ÜMdslmkdirektor. Knöpfte soll 500 000 Mark Schmiergelder genommen ^aben. Die Staatsanwaltschaft I in Berlin hat ein Er mittlungsverfahren gegen den Direktor Knops, von der Berliner Funk stunde AG. eingeleitet, da Knöpfke beschuldigt wird, in den Jahren 1927 bis 1929 von der V e r c a g s d r u ck e r e i P r e r. ß Schmiergelder in Höhe von 500 000 Mark erhalten zu haben. Für diese Beträge soll die Druckerei Preu» von ver Funroienst G. in. b. H., zu deren Vor- stanbsmngueo Knopsie gehörte, und bei der die Zeitschrift Die Funftmnoe herausgegeben wird, für die Funkstunde die Druck- und Papierlieferungsaufträge erhalten haben. Die Staatsanwaltschaft prüft den Vorfall auch dahin, ob auch eine strafrechtliche Untreue vorliegt. Untreue würde dann vortiegen, wenn sich durch die an Knöpfke von der Druckerei Preuß gezahlten Schmiergelder die Kosten des Druckes und der Papierlkferungen erhöht hätten. Knöpfke behauptet, daß er der Druckerei ein Darlehen in Höhe von 165 000 Mark gegeben habe und dafür die Gelder von der Preuß AG., die als Rückgabe des Dar lehens acdach gewesen seien, empfangen habe. Der imitierte „König von Manien". Die wunderbaren Abenteuer des Schau stellers Witte. Der 51 Jahre alte, in Düffeldorf geborene Otto Witte, der am 15. Februar 1913 zum König von Albanien proklamiert worden war, die Regierung Albaniens aber nur für fünf Tage führte, trat jetzt in einer Phantaffeuniform, die er schon im Jahre 1913 in Dnrazzo getragen hatte, vor dem Amtsgericht Berlin-Wedding auf, um eine Klage wahrzunehmen, die er gegen einen Hamburger Verleger auf Zahlung von 244 Mark angestrengt hat. Witte hat sich als Artist in der ganzen Welt hcrumgetrieben. 1903 war er in Belgrad zu einer Zeit, als es zu einer Verschwörung der Gardeoffiziere gegen den König Alexander kam. Witte, der davon hörte, warnte den König, wurde aber nicht ernst genommen. Nm 11. Juni 1903 wurde dann der König ermordet. Witte landete darauf in der türkischen Fremdenlegion, wurde dort in Ketten gelegt, sprengte die Ketten, was er als Artist gelernt hatte, flüchtete in Offiziersuniform, raubte aus einem Harem eine Kaufmannsfrau, heiratete dann in Deutschland und zog nun als Schausteller mit einem Schauwagcn durch die Lande. Als 1913 die Selbständigkeit Albaniens ausgernfen war und Prinz zu Wied zum König proklamiert werden sollte, trat Witte als der erwartete Prinz in der Phantasieuniwrm auf, die er noch beute trägt. In Durazzo empfing man ihn feierlichst. Nur fünf Tage dauerte aber der Schwindel da eine Anzahl Offiziere gewahr wurde, dab Witte nicht der Prinz sein könne. Witte wurde schließlich der Boden zu heiß. Er floh in Bauern kleidern und entkam über die Grenze. In der Verhandlung vor Gericht trug er einen roten Fes mit modernen Quasten. Orden, einen langen Schlepwäbel und breite gelbe Streifen am Uniwrmrock. In einem Memoiren band hat Witte sem Leben geschildert. Um einen Betrag für dieses Buch geht es in dem Prozeß. Der Hamburger Verleger ließ die Zuständigkeit des Amtsgerichts Weddina bestreiten, da in dem schriftlichen Vertrage zwischen ihm und Witte als Ge richtsstand bei eventuellen Streitigkeiten Hamburg verein bart sei. Witte dagegen erklärte, daß er eine mündliche Ver einbarung mit dem Verleger getroffen habe, nach welcher der Gerichtsstand sein jeweiliger Wohnsitz sei. Da er mit seinem Schauwagen im Bezirk des Amtsgerichts Wedding Winter guartier bezogen habe, sei das Amtsgericht Weddina zuständig, über diese Zuständigkeitsfrage soll im nächsten Termin, der am 1. Februar stattfindet, verhandelt werden Der Richter ersuchte ob^r den ..König von Albanien", beim nächsten Termin in ein<n Kleidung zu erscheinen, wie sie in Deutschland üblich sei. Die Hochzeit des Zuchthauslandidaten. Der junge Ehemann geht allein auf die „Hochzeitsreise". In Berlin wurde dieser Tage ein junger Bursche, der an dem sensationellen Überfall auf einen Geldtransport der BVG. (Berliner Verkehrsgesellschaft) beteiligt war, verhaftet. Seine vier Räubergenossen sind flüchtig. Einer von diesen, Willi Krebs, hat sich, wie man jetzt er fährt, bald nach dem Raubüberfall mit einer geschiedenen 22jährigen Frau verheiratet und seine solenne Hochzeits feier mit einem Teil des erbeuteten Geldes bezahlt. Den Hochzeitsgästen erzählte er, daß er einen großen Lotteriegewinn gemacht habe. Es gab ein großartiges Hochzeitsessen, und es wurde auj den Lotteriegewinn angestoßen. Krebs zog dann mit seiner jungen Frau in seine neue Wohnung, die er wunderschön eingerichtet hatte, — alles von dem ge raubten Gelde. Kurz nach der Hochzeit aber legte Krebs der Gattin einen Zettel auf den Tisch, in dem er ihr mit teilte, daß erverreis e n müsse. AO Todesopfer einer Gxplosions- kaiastrophe. Ein Dynamitlager in die Luft geflogen. In der mexikanischen Stadt Morelia hat sich eine Explosionskatastrophe ereignet, die 30 Todesopfer ge fordert hat, während zahlreiche weitere Personen zum Teil schwer verletzt wurden. Es explodierte ein Lager von 60 Kisten mit Dynamit, das zu Sprengungen beim Wegebau Verwendung finden sollte. Das Unglück scheint durch unvorsichtiges Umgehen mit dem Sprengstoff her- vorgerusen worden zu sein. Die Explosion hatte einen Brand zur Folge, durch den eine Anzahl von Häusern, darunter auch eine Klinik, schwer in Mitleidenschaft ge zogen wurde. Der Brandschaden soll sich auf 150 000 Pesos belaufen. Von den Verletzten liegen vier in so bedenklichem Zustande danieder, daß sie kaum mit dem Leben dnvonkommcn dürften. Kurze politische Nachrichten. Reichs finanzmini st er Graf Schwerin von Krosigk empfing eine Abordnung des Caföhaus- gewerbes und ließ sich über die verheerende Aus wirkung der Gemeindegetränke st euer eingehend Bericht erstatten. Der Minister zeigte für die sachlichen Ausführungen der Gewerbevertreter großes Verständnis. Hitler hat angeordnet, daß der bisherige Gau Niederbayern-Oberpfalz mit dem Gau Ober franken vereinigt wird. Der neue Gau führt den Namen „Bayerische Ostmark" und soll ein Bollwerk gegen die Slawengefahr im bayerischen Osten darstellen. Klein« NardrUdten Dampfer auf -er Erbe eingefroren. Auf der Oberelbe bei Zollenspieker, Krauel mü Neuengamme ist das Treibeis zum Stehen gekommen uni bildet eine zusammenhängende Fläche von beträchtliche! Stärke. Seit mehreren Tagen sind drei Eisbrecher aus Harburg dort tätig. Auch bei Bolzen bürg ha sich die Eislage so schwierig gestaltet, daß die Schleppzüge, die zwischen Artlenburg und Hohnsdorf verkehren, Vanen burg als Winterhafen aufgesucht haben. Bei Stow« sind mehrere Dampfer sowie ein Motorboot und zwei Kähne eingefroren. Auf der Großen Elbe, auf der sogenannten Langegrowe, sind ebenfalls Fracht- nist Schleppdampfer sowie Oberländer Kähne eingefroren. Krasiwagenführer medergeschossen. Ein dreister Raubüberfall wurde im Stadtteil Horst- Süd in Gelsenkirchen verübt. Als der Kraftwagen einer Lebensmittelgrobhandlung vor der dortigen Zweig stelle hielt, sprangen plötzlich zwei Burschen mit dem Rui „Hände hoch!" auf den Kraftwagenführer und den Beifahrer zu. Einer der Räuber verletzte den Kraftwagenführer dura einen Bauchschuß lebensgefährlich. Die Räude« sprangen in den Kraftwagen und fuhren davon. Id B u e r - Beckhausen ließen sie den Wagen im Stich um flohen, nachdem sie sich die in dem Kraftwagen liegend« Aktentasche mit etwa 3000 Mark Bargeld angeeignet hatten. ^er iivette -Monster verbotet. Die Berliner Kriminalpolizei hat nun auch den zweiten der an der Beraubung des BVG-Geldtrans- vortes beteiligten Räuber, den Kraftwagenfübrer Krebs, festaenommen' Die Polizei stellte fest, daß in der Sebastian straße eine blane Horch-Limousine gestohlen war, nnd hatte Anhaltspunkte dafür, das Krebs der Dieb war. Gegen 1 Uhr nachts fuhr Krebs vor dem Hause Steglitzer Straße 57 vor, um seine kranke Mutter zu besuchen. Zwei Minnien nach Betreten des Hanfes wurde er festgenom men. Krebs hat bereits gestanden, an dem Raub beteiligt gewesen zu sein. Die Fahndung nach den drei noch flüch tigen Räubern wird fortgesetzt. Schwere MnbreifsM-en in Rordsiichmen. Die Rauhreiischäden, die in den letzten Tagen in den nordböhmischen Wäldern entstanden sind, lassen sich erst setzt einigermaßen überblicken. Sie sind viel größer, als man ursprünglich angenommen hat. In den Wäldern utN Haida sind viele hundert Bäume geborsten nnd viele Gipfel abgebrochen. Kräftige Stämme sind umgeknickt. Ani dem Höbenzuge von Kleis bis nach Sonneberg sieht die Wal-landschaft aus, als wäre sie taaelang mit schweren Granaten beschossen worden. Ebenso sind die Wälder inl Tannenberaaebiet von Rauhreifschäden schwee heimgesnchi worden. Auch in den Schluckenauer Forsten ist überall be deutender Eisbruch erfolgt. Das Betreten des Waldes ist ieht mit Lebensgefahr verbunden. Die Gefahr des Waldbruches erneuert sich an jedem Tage. Vom Geioenvirluoren zum SetteimManten. Eine Künstlertragödie in Nordböhmen. Im Brüxer Stadtgebiet wurde der ehemalige Vi olinvirtuose Roland Goll von der Gendarmerie beim Bet teln betroffen und wegen Landstreicherei verhaftet Ein tragisches Künstlerschicksal entrollt sich damit vor ..er Öf fentlichkeit. Roland Goll, ein gebürtiger Kaadner, war vor einigen Jahren noch ein gefeierter Künstler. al-sesT- OopVrlxkt d? klLrtlo ^eucktvsnxer, Nail« l8»»Iv) s38 Als die nahen Lichter von Bregenz aufleuchteten, wanderte er der Stadt zu. Zwischen den Häusern des idyllischen, österreichischen „Rigas" lag eine südlich warme Nacht. Die Luft hatte eine eigenartige milde Würze, ein Gemisch von Blumen, trocknenden Fischernetzen, frischem Landwein und Parfüm. Von den Kaianlagen trug ver Seewind zu ihm den schneidigen Klang einer Militär kapelle. Ketten farbiger Lampions und Perlschnüre silber ner Glühlampen liefen durch die Sträucher und Bäume der Seeanlagen. Um die Blumenornamente der Beete glühten Sterne, Kreise und Bögen in den farbigsten Tönen. Lampiongeschmückte Kähne warteten an der Kai mauer auf den Beginn des „Feenreigens". Der tiefblaue Wasserspiegel des ruhigen, in vornehmer Feierlichkeit liegenden Sees strahlte den Glanz der „Italienischen Nacht" wieder. Eine Rakete stieg zischend in die Nacht, bog in blauer Höhe den schmalen, goldenen Hals und warf unter leichtem, lächelndem Knall goldene Bälle in den See. Man schickte sich an, in den illuminierten Booten Platz zu nehmen. Hans Stangassinger, der, sein Gesicht in eine Hand ge legt, am Geländer der Kaimauer lehnte, hatte für dieses Märchen kein Verständnis mehr. Das Leben hatte ihn zu sehr in eine harte Schule genommen, um daran noch Ge fallen zu finden. Teilnahmslos starrte er in das Gewühl von Menschen und Licln Als er eben den Platz wechseln und ein stilleres Fleck chen suchen wollte, erklang hart neben ihm eine bekannte Stimme. Im gleichen Augenblick streifte ihn eine Dame, stieg ihm ein bekanntes Odeur aufdringlich in dic Nase. Wenige Schritte unter ihm reichte ein Herr der Dame die Hand und geleitete sie mit grandezzavoller Geste in das Boot. Um die Kuppel der venezianischen Gondel liefen hellgrüne und lachsfarbene Lichtborten. Der Scheinwerfer des Pfänders warf sein Silber an den Startplatz der Gondeln, die in langsamer Feierlichkeit zur Polonäse an fuhren. Hans Stangassinger wurde es nicht erspart, noch ein mal Thessa Vanzoni, umjubelt vom Glanz der Italieni schen Nacht und umflirtet von Kavalieren, zu sehen. Als das grün-rote Boot zum zweiten Male mit der gefeierten „Königin der Nacht" die Runde machte, durch die Schuld des Kahnführers etwas aus der Reihe tanzte und in die Ufernähe kam, sah Hans Stangassinger auf dem Tische der Gondel das Funkeln der silbernen Sektkühler; das Weib lag in den Armen eines Ma 's — wie Sektperlen stieg das silberne Lachen der „Königin" in die Nacht. Hans Stangassinger krallte, wie ein sprungbereiter Panther, seine Hände um die Eisenstange des Geländers. Die Augen stießen wie Dolche hinter den kleinen Vorhang der Gondel; die Finger fühlten schon in rasender Wollust den Hals, den sie jetzt ... Im letzten Bruchteil der Sekunde riß sich Hans Stan gassinger wieder zurück. „Nein, Schlange, was läge dir daran, wenn man mich totschlüge und aus dem Wasser zöge. Zum Sterben suche ich mir einen heiligeren Boden aus — einen Boden, den keine Thessa Vanzoni jemals mehr betreten wird. Ich komme schon, Heimat — nur Ge duld, in wenigen Tagen werde ich bei dir sein." Noch in der gleichen Nacht wanderte Hans Stan gassinger hinein in die rauschenden Wälder und Tobeln des Bregenzer Waldes, jenem herrlichen Teil des Vorarl bergs, mit dem glücklichen Gemisch von Wäldern, Wiesen, Alpentriften und wildschönen Felsszenerien. Wenn Hans Stangassinger an den Türen der kleinen, mit bemalten, schuppenartigen Schindeln bedeckten Holz häuser um eine warme Suppe oder um ein Stück Brot klopfte, reichte man ihm gern die kleine Gabe. Man richtete dem Fremden, der es „nicht ganz beisammen" hatte, in den Schuppen eine weiche Liegestatt und wickelte ihm zur Wanderung ein Stück Geräuchertes oder ein Stück Käse ein. Noch einmal stellte das Schicksal an Hans Stangassinger die Frage zur Umkehr und zum Beginn eines neuen Lebens. Hoch oben im Bregenzer Wald, in der Nähe des schmucken Dörfchens Schröcken, am Quellboden der Bregenzer Ache, eingeschlossen von den Felswänden und Gletschern der Juppenspitze, Mohnenfluh, Braunarlen spitze, Rothorn und Kinzelspitze, klopfte er eines Abends an die kleine Tür eines einsamen Hauses. Ein halbes Dutzend Kraustöpfe, Buben und Mädel, mit roten Backen und blauen Augen, streckten neugierig ihre Gesichter yer- aus. Hinter den Kindern stand die Figur eines große», gesunden Weibes, der man es ansah, daß sie tagtäglich den Kampf mit der Natur, mit Heim und Herd auszunebmen wußte. Vor zwei Jahren wurde ver Bauer bei der Holz trift erschlagen. Seit dieser Zeit hauste das Weib mit den Kindern allein auf dem einsamen Hofe in der Höhe des Bregenzer Waldes. Als die Sonne ihre letzten Grütze durch die kleinen Fenster auf die Helle Buchenplatte des Tisches legte, die große irdene Schüssel mit den dampfenden Kartoffeln und etliche Weiling Milch aufgetragen wurden, mußte fiÄ Hans Stangassinger mit der Familie an den Tisch setzen. Der Strahl der untergehenden Sonne zog sich von ver Tischplatte langsam zurück. Jetzt lag er nur mehr für wenige Augenblicke wie eine liebende Hand auf »er Schulter der Bäuerin. Der Sonnenstrahl spielte noch mit den roten Haarringeln, die auf die blütenweitze Haut des breiten, offenen Nackens wie schweres Gold nieverfietcn. „Hans Stangassinger!" lockte und zitterte eine Stimme. „Schau diesem Weibe einmal genauer ins Gesicht; erinnerst du dich noch an jene milchweiße Haut, an die Glut der brandroten Haare, an jene dunklen Augen im lustigen, sommersprossigen Gesichi, die einmal einem flotten Kaijer- jäger beim Manöver drunten in Bregenz die Sinne ver drehten? (Schluß folg« )