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Nr. 36. PAPIER-ZEITUNG. 1153 auf die eben beschriebene Art hergestellte Schachteln mit oberer Ring-Einfassung. Hohe Schachteln, wie Figg. 16 bis 18, müssen ein Glied zwischen Deckel und Boden erhalten, welches aus einer Hülse besteht, die auf einer Spezialmaschine (Kettenziehbank) bei stark erhitzten Formen gezogen wird; gefärbte Pappe erhält auch hierbei infolge der Hitze einen Glanz. Der eine Schachteltheil wird hierauf über die Hülse gesteckt und bildet somit, nachdem die Hülse festgeklebt worden ist, den Boden, der andere den Deckel. Die Herstellung des hülsenförmigen Körpers werden wir noch näher beschreiben. Statt die Böden und Deckel geprägt. Diese Gegenstände machen durch ihren farbigen Hoch glanz einen sehr vornehmen Eindruck. Puder- oder feinere Parfumeriedosen, die in die Hände eines verwöhnten Damenpublikums gelangen, müssen in Form und Farbe elegant sein, was man durch feine und sorgfältige Kleb arbeit zu erreichen sucht. Zur Herstellung derartiger Dosen in Elfenbein-Imitation werden dünne Glaceepappen für die innere Seite der Schachtel mit weissem Glaceepapier beklebt, dann in Streifen von 30 und für den Deckel von 18 mm Breite in der nöthigen Länge geschnitten, an den Verbindungsstellen abgefräst und dort mit Klebstoff bestrichen. An der Horizontalprägepresse (Fig. 25) befindet sich, wie bei den Friktionspressen, links ein Presskolben, welcher der Schachteln aus Pappe zu pressen, kann man sie auch aus Pappe und Blech herstellen, indem man aus ersterer das runde Ober stück, aus letzterem den Rand fertigt. Zu diesem Zwecke dienen Blechklammern, welche die Ge stalt von Fig. 19 haben. Unten ist die Klammer glatt, oben trägt sie Klauen, welche in die Pappe geschlagen werden. Der Blech streifen wird in der be stimmten Schachtelweite rund zusammengebogen und an seinen Enden durch ein Niet vereinigt. Hierauf wird der runde Theil des Deckels und Bodens in der be stimmten Grösse gestanzt, in den Blechrand gelegt und mit einer Formfest in die nach innen stehen den Klauen gepresst. Diese graben sich in die Pappe und halten das runde Deckel- oder Bodenstück fest. Dies befestigt man an dem Schachtelkörper, indem man mittels einer Stanze in den Blei streifen dreieckige Einschnitte schlägt. Da, wo sich die Ein schnitte befinden, drückt sich das Blech klammerartig in die Pappe und diese ist dadurch fest mit dem Blechrand verbunden. Eine Schachtel mit Blechrand- Eig. 25. Deckel und -Boden zeigt Fig. 20. Äusser diesen Blechrändern sind um den Schachtelkörper noch zwei Blechstreifen als Verzierung gelegt. Einen bedeutenden Artikel, der ständig in grossen Massen bestellt und angefertigt wird, bilden die kugelförmigen Käseschachteln in Grösse eines starken Kinderkopfes (Fig. 21). Diese Papp kugeln werden aus stumpfroth gestrichenen Papp scheiben in zwei Halbkugeln auf der eigens dafür gebauten Prägepresse mit Friktionsantrieb (Fig. 22) geprägt. An dieser Schachtel lässt sich Eig. 20. deutlich erkennen, wie formfähig die Pappe ist. Falten sind bei gutgepressten Stücken nicht vorhanden, und nur einzelne dunkler erscheinende Streifen lassen erkennen, wo sich Fig. 21. die Pappe beim Pressen übereinander ge schoben hatte, wo also der Druck zur Beseitigung der Falten kräftiger wirkte und deshalb etwas dunklere Färbung er zeugte. Diese dunkleren Streifen sind je doch so wenig auffallend, dass sie das Aussehen der Waare nicht beeinträch tigen. Die überragende Hälfte der Kugel erhält zur Verbindung eine Randausbuch tung mit einem Blechstreifen, der in Ab ständen mit ausgestanzten Zacken ver sehen ist." Eine solche Käseschachtel kann in ungefülltem Zustande starken Druck aushalten und schützt den empfindlichen Inhalt nach jeder Richtung; sie wird namentlich für Ausfuhrsendungen benutzt. In gleicher Weise werden kleine Eier und Bälle von mehr oder minder eleganter Form zu Bonbonniren-Zwecken angefertigt, aber da sie weniger Kraft erfordern, auf kleinen Friktionspressen ebenso?wie die Mantelmatrize zur rechten Seite durch Gas geheizt wird. Um diesen Prägekolben wird der Pappstreifen gelegt, der Kolben durch eine Hebelführung zur Mantelmatrize geführt, und der Streifen durch die Maschinenkraft so fest gepresst, dass er glatt geklebt, mit Rillen versehen, aus seiner Gefangen schaft hervorgeht. Der obere Theil ist etwas weiter ausgebuchtet, und hier wird eine genau passende, ausgestanzte Scheibe gleicher Art eingelegt (Fig. 26), sodass nun ein ziemlich breiter Rand heraus ragt. Jetzt wird der geklebte Streifen mit der Scheibe (s. Fig. 26) auf der Friktionspresse einem neuen Druck von oben unterworfen, der den überstehenden Rand so in sich kröpft, umbiegt und in die Rinne drückt, dass eine nach auswärts ragende Wulst ent steht, die kaum die Art der Deckelverbindung ahnen lässt. Die nun fertige Dose hat das Aussehen einer echten Elfenbeindose. (Fig. 27.) Fortsetzung folgt.