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Nr. 48 PAPIER-ZEITUNG 1691 Bevölkerung noch nicht so weit in der Kultur vorgeschritten und verwendeten schwereres, dickeres Papier. Dieser Grund war aber nicht stichhaltig, und die Berechtigung unserer Wünsche wurde dadurch indirekt zugegeben, dass im vorigen Sommer das zulässige Gewicht für einfache Briefe auf 15’2 g fest gesetzt, also um 1/2 g erhöht wurde und man hoffen darf, dass allmälig auch die verlangten 20 g bewilligt werden. Vor Allem ist es sehr erfreulich, dass auf dem Weltpostkongress in Washington Punkt 1 der Antrag Deutschlands auf Er höhung des Gewichtes für einfache Briefe von 15 auf 20 g ist. Wenn diese Erhöhung international wird, wirkt sie noch segens reicher und angenehmer. Wir erstreben hierbei allerdings auch den eigenen Vortheil, da dann zu Briefen viel mehr schweres Papier genommen wird. Auf die letzte Eingabe haben wir unter dem 9. April vom Reichstag eine Antwort dahin be kommen, dass unsere Petition dem Herrn Reichskanzler zur Erwägung überwiesen sei. Hierin liegt eine Anerkennung, und wir werden noch völligen Erfolg unserer Bemühungen erleben. Abel: Es kann auch kommen, dass für den internationalen Verkehr 20 g genehmigt werden und es im deutschen Reiche beim Alten bleibt. Wir sollten uns energisch rühren, damit wir nicht wieder Zurückbleiben. Heyer: In Oesterreich dürfen einfache Briefe 20 g wiegen, und trotzdem muss man hier Strafporto zahlen, wenn der aus Oesterreich kommende Brief nur mit 10 Pf. frankirt ist. Da wir mit Oesterreich Postvertrag haben, dürfte dies nicht der Fall sein. Abel: Ich möchte den Antrag stellen, dass wir die von deutschen Kaufleuten gut formulirten Wünsche ebenfalls an den neuen Staatssekretär richten. Heyer: Auf der Tagesordnung des Weltpostkongresses stehen auch Drucksachen und Waarenproben und ausserdem die Er höhung des Paketgewichtes. Ich glaube, wir könnten abwarten, was da bestimmt wird. Abel: Im Weltverkehr bestehen die vorzüglichsten Be stimmungen. Da können Waarenproben und Drucksachen ver einigt werden bis zu 2 kg, nur darf jedes Einzelne nicht mehr wiegen, als dafür vorgeschrieben ist. Vors.: Wenn ich die Stimmung recht verstehe, geben Sie dem Vorstand den Auftrag, eine Eingabe ans Reichspostamt im Sinne der Redner zu richten. Die Herren Kommerzien- räthe Blanke und Abel übernehmen es dann hoffentlich, die selbe auszuarbeiten. (Allgemeine Zustimmung.) Bei dieser Gelegenheit möchte ich nicht versäumen, Herrn Kommerzienrath Blanke für sein energisches Vorgehen in dieser Sache im Namen des Vereins zu danken. b) Hilfe gegen unberechtigten Abzug des Portos bei Werth- und Geldsendungen. Kommerzienrath Blanke: Wie unangenehm es ist, derartige Abzüge in der Ausgaben-Rechnung vorzufinden, ist bekannt. Ich kenne Firmen, denen das Jahr über aus diesen Abzügen eine Summe entsteht, von welcher eine Familie gut leben könnte. Der Verein Rheinland-Westfalen hat sich in der letzten Vorstandssitzung mit dieser Frage beschäftigt, und es liegen besonders schreiende Fälle vor, wo bei einer Post- Anweisung von 2 M. Porto und Bestellgeld gekürzt wurden, sodass kein Nutzen möglich ist. Unser Zweig-Verein möchte anheim geben, über die Sache im Laufe des Jahres Material zu sammeln und sie in der nächsten Generalversammlung wieder zur Berathung zu stellen. Vors.: Vielleicht fordern wir in den Vertrauenslisten unsere Mitglieder auf, sich darüber zu äussern. Heyer: Ich halte das für bedenklich. Man glaubt nicht, was ein kleiner Mann für ein Vergnügen daran hat, wenn er einen Zwanziger für Porto abziehen kann. Warum wollen wir dem kleinen Kunden dies Vergnügen nehmen? Man stösst ihn nur unnütz vor den Kopf, denn es ist so Gewohnheitsrecht geworden. Hofmann: Wir werden durch einen Beschluss nicht viel erreichen, könnten aber doch die Sache etwas klären. Ich glaube, es wäre gut, wenn der Verein ausspräche, dass der Abzug von Porto nicht berechtigt ist, weil Zahlung beim Ver käufer geleistet werden muss. R. Wilisch: Ich wäre dafür, die Fassung nicht so allgemein zu halten, sondern etwa zu sagen, der Abzug darf nur bei Be trägen von nicht unter 5 M. oder 10 M. eintreten. Abel: Ich habe unter meinen Fakturen den Satz stehen: Beträge unter 30 M. müssen portofrei eingesandt werden. He^-zberg: Ich habe denselben Satz unter meinen Fakturen stehen, erfahre aber doch seltsame Fälle. Im Januar dieses Jahres hatte ich einer Frankfurter Fabrikationsfirma Probesachen als Muster im Werthe von 3 M. 50 Pf. geschickt und bekam vor drei oder vier Tagen eine Aufstellung über 15 Pf. Skonto und 10 Pf. Porto, 1 M. 25 Pf. in finländischen und den Rest in deutschen Marken. Es ist eine grosse Firma und kein kleiner Mann. Heyer: Ich möchte vorschlagen, die Sache für heute ab zusetzen. Direkten- Heuser: Da die Angelegenheit ausgiebig besprochen ist, und zu weitergehenden Maassnahmen keine Neigung vor handen zu sein scheint, so beantrage ich, dass die Mitglieder dem Vorstande nach Möglichkeit Material liefern, um daraus später zu ersehen, ob Schritte vom Verein aus angemessen sind oder nicht. Heyer lässt seinen Antrag zu Gunsten des Antrages Heuser fallen, der einstimmig zum Beschluss erhoben wird. 9. Abgaben der Geschäftsreisenden in Schweden und Norwegen. Mehrere Redner beklagen sich darüber, dass die hohe Ab gabe von 100 Kronen, welche jeder Geschäftsreisende in Schweden und Norwegen monatlich bezahlen muss, nicht für 30 Tage, sondern für den Kalendermonat erhoben wird. Die Reisenden werden dadurch genöthigt, ihre Ankunft möglichst auf den Monatsanfang einzurichten. Es wurde beschlossen, beim Reichskanzler Beschwerde zu führen. Nach der Ver sammlung fand sich aber in der Tagespresse eine Nachricht, wonach die Regierung in Stockholm neuerdings die gewünschte Aenderung eingeführt hat. 10. Vorstandswahl. Der nach § 4 der Satzungen aus scheidende Herr W. Heyer wird durch Zuruf wiedergewählt und nimmt dankend an. II. Wahl des nächsten Ortes der General-Versammlung. Von mehreren Seiten wird Eisenach vorgeschlagen. Weiter wird Detmold vorgeschlagen. Da keine einheitliche Auffassung zur Geltung kommt, wird der Vorstand beauftragt, den Ort der nächsten Zusammenkunft zu bestimmen. Nach Verlesung des Protokolls des Herrn Direktor Heuser wird die Versammlung 31/4 Uhr geschlossen. Geselliges Mittwoch, 26. Mai, abends hatten sich schon etwa 20 Fach genossen in Schoenrock Nachfolgers Weinstuben zusammen gefunden. An dem am 27. Mai stattgefundenen Festmahl im Restaurant Belvedere betheiligten sich 35 Herren und Damen, darunter Herren Dejonge aus New York, Direktor Nauels-Golzern, Langenberg-Leipzig. Herr Konsul Klippgen begrüsste die Er schienenen und Heyer-Köln, der das Mahl mit einem humor vollen Tischgebet eröffnet hatte, gab eine gereimte Uebersicht der Vorgänge in den Versammlungen und an der Festtafel, die er als Protoköllchen vortrug. Kommerzienrath Blanke feierte die an- und abwesenden Damen, Beyer-Dresden errang allgemeinen Beifall durch Vorträge in verschiedenen Mund arten usw. Der Abend vereinte in demselben Raum viele Fachgenossen und ihre Damen bei Erdbeer-Bowle, andere kamen erst nach Schluss der Oper. Freitag früh 9 Uhr fanden sich auf dem von Herrn Erich Harlan gestellten festlich geschmückten Dampfer 35 Herren und Damen ein, darunter Mr. Charles B. Hewitt aus New York, welche die prächtige Fahrt nach Heidenau mitmachten. Die Jäger-Blechmusik des Dampfers lockte überall die Bewohner ans Ufer, sodass es schien, als ob die ganze Bevölkerung an der Lustfahrt Antheil nähme. In Heidenau wurde unter Vortritt der Musik gelandet und im Landhaus und Garten des Herrn