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982 PAPIER-ZEITUNG Nr. 28 beim Nachfärben in der Bütte überzeugen. In einer Fabiik, wo der Uebelstand des ungleichen Gewichts sehr stark auftrat, liessen wir zuerst die Rührwerke rascher laufen, und als dies nicht genügend wirkte, wurden Planeten-Rührwerke angeschafft. Jetzt wurde es besser, aber die gewünschte Gleichmässigkeit im Gewicht konnten die Maschinenführer doch noch nicht ganz erzielen aus dem zweiten Grunde, zu welchem ich jetzt komme. Dieser ist das Leeren der Holländer und vor Allem die unregel mässige Zugabe von Wasser bei dem Leeren. Jedes Leeren eines Holländers verändert den Druck in der Bütte und muss daher dem Maschinenführer angezeigt werden, der dann aus Erfahrung weiss, wieviel er abzunehmen hat. In manchen Fabriken ist leider vom Holländer zur Rührbütte sehr wenig Gefälle vorhanden, und die weiter von der Rührbütte entfernten Holländer haben natürlich noch weniger Gefälle, als die näher dabei stehenden. Der Arbeiter ist selbst bei grosser Aufmerksamkeit kaum imstande, die Wasserzugabe stets gleichmässig zu gestalten, und dieser Fehler wird durch Unachtsamkeit leicht vergrössert. Aber hiervon ganz ab gesehen, entstehenregelmässig Verschiedenheitenin der Stoffverdünnung, wenn man dem langsamen Ablaufen der Holländer durch starke Wasser- Zugabe nachzuhelfen sucht, und dies geschieht namentlich bei Holländern mit wenig Gefälle. Schon durch vollständiges Oeffnen des Wasser Hahnes wird der langsam ablaufende Holländer viel mehr ver dünnt als der rasch sich leerende, ich habe aber verschiedene Fabriken gefunden, wo man ein schnelles Ablaufen durch Einführung eines Wasserrohres in das Entleerungsventil oder durch Anbringung eines Spritzhahnes mit starkem Druck in der Stoffrinne zu erzielen suchte. Aehnlich lag auch der Fall in der vorhin von mir erwähnten Fabrik, wo sich die Gewichtsschwankungen bedeutend verminderten — ganz aufhören können sie nie — als nach Anbringen der Planetenrührer auch die Wasserzugabe bei dem Leeren der Holländer ganz genau gemessen und geregelt wurde. Derartige Vorrichtungen zum Abmessen des Wassers findet man übrigens jetzt vielfach in den Papierfabriken. Im Auslande brachte ein Papierfabriksdirektor in der Bütte eine kleine Schiffsschraube an, um fortwährendes, inniges Mischen und Rühren des Stoffes zu erzielen, und sie bewährte sich gut. Ich weiss aber nicht, ob dieser Gedanke weitere Verbreitung gefunden hat. 4. Da der Fragesteller zu diesem Punkte sehr wenig Andeutungen giebt, kann ich nur Muthmaassungen aussprechen und mittheilen, wie ich ähnlichen Uebelständen, welchen ich bei der Herstellung von Zellstoffpapieren begegnete, abgeholfen habe. Das fragliche Papier ist wahrscheinlich zu wenig verfilzt und der Stoff zu wenig gemahlen, die Durchsicht wird meiner Vermuthung nach sehr wolkig sein. Soll die Faser lang bleiben, darf also der Stoff nicht stark gemahlen werden, so erreicht man ein geschlosseneres, besser verfilztes Papier durch Zusatz von 10 bis 20 pCt. Holzschliff, ohne dass die Festigkeit wesentlich beeinträchtigt wird. Das Papier läuft dann auch besser auf der Maschine, klebt weniger am Filzschlauch der Gautschwalze und an den Pressen, wodurch ebenfalls die Fasern gelockert werden. Auch muss darauf gesehen werden, dass das Sieb stark schüttelt, und der Stoff im Knotenfang gehörig verdünnt ist. Der Stoff muss vor der Formatschiene hoch stehen, ich habe in einem Fall sowohl Format- Schiene als auch Deckelriemen erhöhen lassen. Gewöhnlich musste ich auch noch Wasser in den Knotenfang geben und bei ganz langfaserigen Zellstoffpapieren sogar die Wasserrohre der Nachbar- Maschine zu Hilfe nehmen, um das nöthige Wasser zu erhalten. Das Welligwerden bei dem Bestreichen mit Klebstoff hat seinen Grund in der ungleichmässigen Stofflagerung (Wolkenbildung), welche beim Trocknen unregelmässiges Zusammenziehen verursacht und dann umgekehrt wieder beim Befeuchten ungleichmässiges Ausdehnen. Das Schälen beim Friktioniren ist nur die Folge der ungenügenden Verfilzung. Punkt 8 ist von der Redaktion genügend aufgeklärt worden. F. # * * ,80. März 1897 Die in Nr. 24 erwähnten kleinen Körper rühren meiner Erfahrung nach, und ich habe viel mit Jute gearbeitet, von Baumwoll-Samen- Kapseln her, und höchst wahrscheinlich diente fragliche Jute als Baumwoll -Verpackung. Diese kleinen Unreinigkeiten sind schwer herauszubekommen, zumal nach dem Kochen, da sie dann in kleine Stückchen zerfallen. . . . s Amerikanische Reiseberichte V Denver, Col., Januar 1897 Die Reise von Chicago nach Denver bietet nichts an Naturschönheiten, ist jedoch insofern von Interesse, als der Reisende einen Begriff von der ungeheuren Ausdehnung der Prairien bekommt. Ich verliess Chicago am 13. Januar abends mit der Northern Pacific R. R. und traf in Denver am 15. früh ein; während der ganzen Zeit durcheilt man nichts als unab sehbare Steppen, in denen in sehr grossen Zwischenräumen, Inseln gleich, einige Städte liegen. Infolge dieser einsamen Lage hat denn auch Denver nur einen Papierverbrauch von etwa 10 tons täglich, und selbst die Ausfuhr ist infolge der eigenthümlichen Fraehtverhältnisse auf die nächsten Städte: Salt Lake City, Pueblo, Colorado Springs und einige noch kleinere Orte beschränkt. Von Colorado nach der Küste des Stillen Ozeans bestehen nämlich dieselben Frachtsätze für Papier, wie z. B. vom Fox River-Thal und von Chicago. Dies ist wohlberechnete Eisenbahnpolitik, da den Gesellschaften mehr daran liegt, sich die bedeutenden Fabrikanten von Wisconsin und Illinois warm zu halten, als die junge und noch unbe deutende Industrie in Colorado zu unterstützen. Da nun die östlichen Fabriken infolge ihrer Wasserkraft billiger schleifen können, ist Denver, obgleich es 1000 englische Meilen Vorsprung vor Chicago hat, von dem Druckpapiermarkt in San Francisco ausgeschlossen. Denver, die »Königin der Steppen», wie es die Leute in Colorado gern nennen, liegt gerade eine englische Meile = 1610 m über dem Meeresspiegel, also genau so hoch, wie der Gipfel der Schneekoppe. Die Lage ist herrlich, am Fusse der Rocky Mountains, die sich aus der unübersehbaren Hochebene plötzlich und schroff erheben. Das Klima ist sehr milde und namentlich trocken, sodass viele Lungenkranke in Colorado Heilung finden. Mitte Januar fuhren wir in leichten Ueberziehern in offenen Strassenbahnwagen, und ich sah verschiedene Männer vor ihren Häusern in Hemdärmeln stehen. In Denver bestehen zwei Papierfabriken und eine Zellstoff fabrik, die sich jetzt in den Händen einer Aktiengesellschaft befinden. Die Zellstofffabrik liegt etwa 2 km ausserhalb der Stadt mit herrlicher Aussicht auf die beiden höchsten Gipfel der Rocky Mountains-Kette, den Pikes Peak und den Long Peak. In der Anlage der Fabrik ist insofern ein Fehler gemacht worden, als dieselbe an einem winzigen Bach gelegen ist, und man sich infolgedessen genöthigt sah, sämmtliche Abwässer in einer Rinne in den etwa 1 km entfernten Plat River zu leiten. Das Holz, ausschliesslich spruce, bezieht die Fabrik aus dem Felsengebirge, wo grössere Bestände auf dem Stamm gekauft werden. Das Schlagen, Schneiden und Entrinden so wie das Aufschichten besorgen meistens Unternehmer im Stück lohn, denn mit den Leuten, die sich dort für die Holzarbeit zu sammenfinden, fertig zu werden, ist nicht Jedermanns Sache. Es sind meistens Desperados, die Ursache haben, sieh nicht mehr in das Grubengebiet zu begeben. Wenige Tage, bevor ich nach Denver kam, war der Unternehmer, der die Holz- Lieferung für die Zellstofffabrik hatte, von seinen eigenen Leuten mit dem Revolver erschossen worden. Der Mörder, von dem die fabelhaftesten Geschichten mit Bezug auf seine Geschicklichkeit im Revolversehiessen erzählt wurden, erklärte vor Gericht, er hätte aus Nothwehr gehandelt und wurde wegen mangelnden Beweises freigesprochen. Die allgemeinen Bedingungen für die Fabriken wären aus gezeichnet, wenn, wie gesagt, genügender Absatz zu finden wäre; aber die Fabrik, die für sechs Kocher gebaut ist, besitzt deren nur zwei, und es bestehen keine Aussichten, die Er zeugung zu vergrössern. Das Holz ist vorzüglich und kostet nur etwa 5 Dollar das Cord = 5 M. 80 Pf. das Raummeter, Kohlen kosten etwa 2 Dollar die Tonne. Der Schwefel kommt von Utah, der Kalk aus unmittelbarster Nähe Denvers. Das Holz kommt geschält auf den Fabrikhof und wird garnicht mehr gereinigt. Eine sich drehende Hackmaschine mit drei Messern zerkleinert die Stämme zu der gewünschten Spangrösse und braucht bei einer Erzeugung von 5 tons trocken gedachten Zellstoffes nur einige Stunden am Tage zu arbeiten, ie Späne fallen unmittelbar, ohne irgend eine besondere Transportvorrichtung, in einen Ventilator, der sie in Fülltrichter über den Kochern bläst. Im Kocherhaus befinden sich zwei von der Pusey & Jones Company gelieferte stehende Salomon-Brüngger-Kocher, von 6' 6" innerem Durchmesser und 28'—0“ Höhe, die zweimal in 24 Stunden gefüllt werden. Sie haben, wie alle in Amerika befindlichen Kocher dieser Art, äusser der Mantelheizung auch direkte Heizung, die meistens benutzt wird, um den Inhalt auf eine Temperatur von 80° C. zu bringen. Dann wird nur mit dem Dampf im Mantel weiter gekocht und die Temperatur bis 140° C. getrieben. Ich besichtigte die Kruste an einem Sonntage, als die Kocher leer standen, und fand sie überall, selbst an den höchsten Stellen, tadellos. Die Kocher werden nicht mit Lauge voll angefüllt, aber das anfangs aus dem eingeführten Dampf in der kalten Lauge in grossen Mengen entstehende Kondens- Wasser besorgt dieses Anfüllen und ermöglicht daher eine Krustenbildung bis zur höchsten Stelle des Kochers. Während des Kochens muss bei dieser Anfüllung beständig etwas Gas abgeblasen werden, um zu grossen Druck zu verhindern und Steigen der Temperatur zu ermöglichen, wie in den interessanten Aufsätzen von H. D. ausführlich berichtet wurde.