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Nr. 25. PAPIER-ZEITUNG. 765 sozusagen eine Korrektur vor sich. Die Fehler werden mit Hilfe einer Pincette verbessert, und ist das geschehen, so lässt man den aufgeklebten Satz unter leichtem Pressendruck trocken werden. Hierauf wird die Pappe mit dem Schriftsätze an der Anhänge platte angeklebt. Das geschieht am besten, indem man die Presse vorher erwärmt, dann den Schriftsatz umdreht, mit dem Bilde auf eine Pappe von der Grösse des zu bedruckenden Gegen standes legt, die Pappe entweder auf den Drucktisch aufnadelt oder in richtiger Stellung an den Winkel legt, dann auf die Rück seite des Schriftsatzes bezw. auf die hier befindliche Pappe, in der Mitte und an den vier Ecken je einen Leimtupf macht, hierauf den Drucktisch einschiebt und die Presse schliesst. Nach etwa fünf oder zehn Minuten öffnet man die Presse wieder, und nun klebt der Schriftsatz druckbereit an der Anhängeplatte. Beim Einsetzen muss man darauf achten, dass der Satz genau in die Mitte der Pressfläche geklebt wird. Geschieht das nicht, so findet ein einseitiger Druck statt, der zur Folge hat, dass die Schrift auf der einen Seite tiefer druckt als auf der anderen. Macht man eine grosse Anzahl Abdrücke, so geschieht es sogar, dass sich der einseitig eingesetzte Satz seitlich verschiebt und der Vordruck infolgedessen nicht mehr in die zweiten Drucke passt. Fortsetzung folgt. Reichsdruckerei. Wir entnehmen den Berichten über die Reichstags-Verhand lungen folgende Aeusserungen, weil daraus hervorgeht, dass auch von sozialdemokratischer Seite nichts Stichhaltiges gegen unsere Musteranstalt vorgebracht werden konnte. Bei der Beschlussfassung über die Ausgaben weist in einer den Thatsachen widersprechenden Weise der Abg. Herbert (Soz.) darauf hin, dass in der Reichsdruckerei sehr viel mehr Aufseher und unbe schäftigte Personen vorhanden seien, als in anderen Druckereien. Von diesen untergeordneten Organen gingen wohl manchmal die Dinge aus, über welche so viel geklagt werde, ohne dass man der Oberleitung einen Vorwurf daraus machen könne. Redner führt zwei Fälle an, in welchen Arbeiterentlassungen angeblich zu Unrecht vorgekommen seien. Die für die Aufrechterhaltung der Zucht und Ordnung im Betriebe der Reichsdruckerei erlassenen Bestimmungen unterwirft der Redner einer wenig wohlwollenden Kritik, und spricht von einem dort herrschenden Kasernengeist. Der Redner tadelt die dem einzelnen Arbeiter zu Theil werdende Behandlung, welche geeignet sei, Unzu friedenheit hervorzurufen. Direktor im Reichspostamt Dr. Uscher: In der Kommission ist auch von denjenigen Mitgliedern derselben, die der Partei des Vorredners angehören, mit keinem Worte darauf hingewiesen worden, dass Uebelstände und Beschwerden seitens des Arbeiterpersonals der Reichsdruckerei vorlägen, ich war daher nicht darauf gefasst, dass heute solche Dinge vorgebracht würden; ich bin deshalb auch nicht in der Lage, in Einzelheiten einzutreten. Aber ich nehme, gewitzigt durch frühere Erfahrungen, die Beamten der Reichsdruckerei gegen die erhobenen Beschuldigungen in Schutz. Die Reichsdruckerei ist sich bewusst, dass sie auch in den Einrichtungen für ihre Arbeiter eine Musteranstalt sein soll. Sie ist bemüht, ihre Aufgabe zu erfüllen. Wir haben mustergiltige Einrichtungen in den Arbeitsräumen hergestellt, die nicht mit Kasernen und Gefängnissen verglichen werden dürfen. Der Abgeordnete hat ausgeführt, es herrschten unerträgliche Zustände, es herrschte ein Kasernengeist. Dem gegenüber stelle ich fest, dass trotz der zahlreichen Arbeiterschaar Entlassungen selten stattgefunden haben. Dass eine Druckerei, welche sämmtliche Werthpapiere des Reiches anzufertigen hat, welche auch sonst eine Menge Druckschriften herstellt, die den Privatdruckereien nicht übergeben werden können, ein zuverlässiges Arbeiterpersonal haben muss, ist doch selbstverständlich. Der Vorredner befindet sich im vollständigsten Irrthum, wenn er meint, dass es uns an der Aus wahl geeigneter Arbeiter in der Reichsdruckerei fehle. Wir können zu unserem Bedauern nur dem allerkleinsten Theil der Bewerbungen um Arbeit entsprechen. Es ist der Reichsdruckerei zu unserer grossen Befriedigung gelungen, einen Stamm von Arbeitern zu schaffen. Es giebt wohl wenige Betriebe, in welchen die Arbeiter so lange hintereinander ständig beschäftigt sind, wie in der Reichsdruckerei. Ich muss annehmen, dass der Vorredner falsch informirt ist. Hoffentlich wird seine Rede nicht das erreichen, wozu sie vielleicht bestimmt ist, nämlich Unzufriedenheit unter den zu friedenen Arbeitern der Reichsdruckerei zu erregen. (Zustimmung rechts.) Die Ausgaben und Einnahmen werden darauf bewilligt. Die längere Zeit unbesetzt gewesene Stelle eines technischen Inspektors der Hof- und Staatsdruckerei in Wien ist dem Ober faktor Nagy übertragen worden. Am 4. März starb in Prag Andreas Haase, Edler von Wranau, Inhaber der K. K. Hofbuchdruckerei A. Haase. Büchertisch. Hans Schwarz’ Adressbuch der Schweiz für Industrie, Handel und Gewerbe, II. Ausgabe 1894—95. Verlag von Hans Schwarz & Go. in Bassersdorf und Zürich. Der stattliche 1691 Seiten starke Band zerfällt in folgende Abschnitte: I. Eintheilung nach Kantonen und Ortschaften, sowie nach Geschäftszweigen; II. und Ha. Spezialitäten-Register in deutscher bezw. französischer Sprache; III. und Illa. Branchen-Register in deutscher bezw. französischer Sprache; IV. Ortsregister-Nachtrag. Ein Anhang mit Anzeigen und eine grosse sehr ausführliche Karte der Schweiz beschliessen das Werk. Sowohl Druck wie Eintheilung sind klar und übersichtlich und, soweit wir beurtheilen können, ist die Behandlung des Stoffes sorgfältig und gründlich. Ein weiterer Vorzug dieses Werkes ist, dass der Text ganz von Anzeigen frei gehalten, dafür aber mit manchem hübschen, die Eintönigkeit der Listen angenehm unterbrechenden Städtebildchen geschmückt ist. Zur guten Stunde. Illustrirte Familien-Zeitschrift. Verlag von Rich. Bong, Wien, Berlin, Leipzig. Das 15. Heft des achten Jahrgangs bringt ein prächtiges farbiges Kunstblatt »Ein Störenfried« von H. Sperling. Es stellt einen sitzenden Mops dar, an dem ein Hirschkäfer herumzukrabbeln beginnt. Das verdutzte Gesicht des Mopses, der sich wüthend nach dem Störenfried umgesehen hat und jetzt nicht weiss, was er mit dem in aller Unschuld an ihm empor kletternden kleinen Sünder anfangen soll, ist köstlich. Das andere Kunst blatt, ein Schwarzdruck, ist eine schöne Wiedergabe von Dieffenbacher’s in seiner Naturtreue ergreifendem Bild »Verfolgt«. Auch die anderen Bilder und der reichhaltige Text bieten wie üblich viel und vielerlei. »Der Sang an Aegir« oder: Nach Unterprima durchgefallen. Eine Schul-Humoreske von Walter Eichner. Kommissions-Verlag von Max Sängewald in Leipzig. Das Heft sprudelt von Humor, theils feiner Art, theils etwas stark aufgetragen. Schade dass der Behandlung Einheitlichkeit fehlt, und manche Stellen im Vergleich zu anderen gar zu skizzenhaft ausgefallen sind. Hätte der Verfasser den uns in 75 Seiten gebotenen Stoff zu 100 oder 120 Seiten ausgesponnen, so würde unserer Ansicht nach das Büchlein nur gewonnen haben, der darin enthaltene Humor hätte dazu reichlich genügt. Fabrikmarken der Zellstoff- und Holzschliff-Fabriken Schwedens und Norwegens — Trade Marks of the Chemical and Mechanical Wood Pulp Mills in Sweden and Norway — 1894. Herausgegeben von K. von Hofsten, Sekretär der schwedischen Sektion der Skandinavischen Zellstoff- und Holzschliff-Vereine. Verlag von Meyer & Köster's in Göteborg. Das vorliegende handliche kleine Buch ist eine englische Uebersetzung der beiden in Nr. 2 d. Jahrgangs und Nr. 95 von 1894 erwähnten Schriften. Da die Leistungsfähigkeit sämmtlicher skandinavischer Fabriken von Zellstoff und Holzschliff angegeben ist, hat das kleine Werk auch für Ferner stehende Interesse. Die Expedition der »Papier-Zeitung« versendet das Büchlein in weichem Kalikoband, solange Vorrath, zu 15 M. Schriften-Schatz. Eine Sammlung praktischer Alphabete für Berufszweige aller Art. Von Alb. Schiller, Assistent an der Königl. Kunstgewerbeschule in Stuttgart. Verlag von Otto Maier in Ravens burg. Preis einer Serie von 10 Heften 10 M. Einzelpreis eines Heftes äusser Abonnement 1 M. 20 Pf. Die ganze Anlage dieses in Serien zu je 10 Heften geplanten neuen Unternehmens, sowie die Zusammenstellung und die gute Ausführung des eben erschienenen ersten Heftes sind dazu angethan, jeden Fachmann für den »Schriften-Schatz« günstig zu stimmen. Wir finden hier auf 8 Tafeln solche Mannigfaltigkeit von Schriftarten, dass wir uns sagen müssen, der Herausgeber schöpft aus dem Vollen, er verfügt über eine kunstgeübte Hand und einen ebenso sichern Blick für die praktischen Bedürfnisse der in Be tracht kommenden Gewerbe, der Dekorationsmaler, Schriftzeichner, Litho graphen, Bildhauer und Steinmetzen, Schriftgiesser,Graveure, Buchdrucker usw. — Entsprechend dem vielgestaltigen Bedarf der Praxis sind z. B. im ersten Hefte in Variationen alte und neue, vornehm-ruhig gehaltene und freie Schriften aneinander gereiht: Altrömisch, Kirchengothisch, Renaissance-Fraktur, gewöhnliche und amerikanische Plakatschrift, Altdeutsch, Steinschrift. In allen diesen Schriften ist einfache und praktische Konstruktion und Deut lichkeit der Formen streng durchgeführt, sodass der Praktiker, zumal die einzelnen Buchstaben in möglichster Grösse wiedergegeben sind, lauter Vor lagen findet, die sich ohne weiteres zum Kopiren, wie auch zur Verwendung für neue Kompositionen vortrefflich eignen. Von besonderer Originalität sind namentlich die auffallenden amerikanischen Reklameschriften, die ja bei uns sich immer mehr einbürgern und daher jedem Fachmann nur will kommen sein werden. Der Prospekt bringt u. a. als Proben auch ein paar prächtige Initialen, die das Auge jedes Kenners erfreuen. Nach dem bisher Gebotenen begrüssen wir den »Schriftensatz« als ein zielbewusstes Unternehmen, dessen weitere Lieferungen wir mit gleichem Interesse prüfen werden. Halten sie das, was die erste verspricht, so fänden darin alle gewerblichen Berufszweige und Schulen — letzteren soll das Werk für den gewerblichen Zeichenunterricht als Lehrmittel dienen — einen wahren Schatz von Schriften.