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Nr. S. PAPIER-ZEITUNG. 121 Zellstof-Zertheiler. Auch der gut gekochte Stoff enthält, trotz sorgfältigster Be handlung des Holzes in der Putzerei, immer noch einzelne härtere Theile, welche zu entfernen sind, wenn tadelloser Stoff verlangt wird. Man benutzt hierzu Knotenfänge oder Sortir-Cylinder, durch welche man den in Wasser zertheilten Stoff laufen lässt. Beim Zertheilen des aus den Kochern kommenden Stoffes ist sorgfältig darauf zu achten, dass nur die weichgekochten Faser bündel zerfasert werden, die Asttheile usw. dagegen in solcher Grösse erhalten bleiben, dass der Knotenfang sie abscheiden kann. Eine Vorrichtung zu diesem Zweck ist der unten in Längs- und Querschnitt abgebildete »Quirl« von Carl Ziegelmeyer, Leiter der Zellstoff-Fabrik Stuppach bei Gloggnitz in N. - Oesterreich. Die ¬ selbe besteht aus einem cylindrischen Mantel, an welchem eine Anzahl von Schlagstiften f, je vier in einer Ebene, festgeschraubt sind, zwischen welchen sich die auf die senkrechte Welle g ge keilten Stifte i be wegen. Die Zahl der Schlagstifte kann be liebig vermehrt oder vermindert werden. Die Welle sitzt in einem Spurlager h und trägt das Schwungrad n, die beiden Stopf- büchsendaunde2 sind Theile der den Cylin- der nach oben und unten abschliessen den Deckel. Der An trieb erfolgt durch Leer- und Festschei ben m (Fig. 2) und Kegelräder jk. Die beiden Ständer a des kräftigen Gestelles sind durch eine Platte b, welche das schon erwähnte Spurlager h trägt, miteinander verbunden. Der mit Wasser angerührte und verdünnte Stoff wird von einerPumpe durch Stutzen d, in den untern Theil d des Cylinders ge drückt, auf seinem Weg nach oben durch die Schlagstifte zer- theilt und fliesst aus dem obern Theil e durch Stutzen e, ab. Durch die beschrie bene Anordnung der Stifte entsteht im Innenraum c des Be hälters eine quirlende Bewegung, welche die Fasern zertheilt, die harten Theile jedoch unverändert lässt. Da der Be hälter geschlossen ist und in demselben Ueberdruck herrscht, ist der Stoff während sein es Durchgan gs so wohl vor äusseren Verunreinigungen als auch vor Schmieröl geschützt. Ein »Quirl«, dessen Cylinder 1,2 m Höhe und 0,4 m Durch messer hat, genügt zum Auflösen von etwa 5000 kg Zellstoff, trocken gedacht, in 24 Stunden und beansprucht nur 1,5 qm Bodenfläche. Der Kraftbedarf ist 2—3 PS. Die Kocherei der Zellstoff-Fabrik Stuppach, welche mit dem Ziegelmeyer’schen Quirl arbeitet, ist folgendermaassen angeordnet: Vor den 9 in einer Reihe aufgestellten Kochern befindet sich eine Förder-Vorrichtung mit Ewart’scher Gelenkkette, in welche der aus den Kochern gezogene Stoff durch trichterförmige Oeff- nungen fällt. Ein zweiter, schräg angeordneter Förderstrang stellt die Verbindung mit einem dritten her, welcher über einer Reihe von Waschkästen angebracht ist. Die Waschkästen, in welche der Stoff durch Fallthüren fällt, haben einen durchlöcherten, doppelten Boden und Uebersteigrohr, und sind zu einem sog. Shank’schen Auslaugesystem vereinigt (s. Hofmann’s Handbuch S. 1144), in welchem der Stoff gewaschen wird. Der reine Stoff wird unter Wasserzufluss durch ein Ablassventil in die Rühr bütte abgelassen, deren 3 in einandergreifende, mit um 90° ver setzten Armen ausgestattete Rührwerke den Stoff am Ab setzen hindern. Durch ein Rohr an einer Schmalseite der Rühr bütte fliesst der Stoff in eine Plunger-Pumpe, welche ihn durch den »Quirl« drückt und nach der mit dem Quirl durch einen Rohrstrang verbundenen Sortirvorrichtung befördert. Alle Theile der ganzen Vorrichtung sind so bemessen, dass die Sortir- bez. Entwässerungs-Maschine ununterbrochen im Be trieb bleibt. Ein Mann genügt, um die Beförderung des Stoffes von den Kochern bis zur Sortirvorrichtung zu besorgen. Der Quirl ist am 14. Mai 1888 in Oesterreich - Ungarn patentirt worden und hat sich nach uns vorliegenden Mitthei- lungen sowohl bei Natron- als Sulfit-Zellstoff bewährt. Heiss-Schleiferei. Chemnitz, 12. Januar 1896. Die verehrliche Redaktion dieser Zeitung giebt in Nr. 3, anschliessend an meine Vermuthungen, Berechnungen und Schlüsse, einige Aufklärungen, die dieses Thema noch interessanter machen, und die, wie ich meine, jeden Holzschleifer veranlassen dürften der Sache näher zu treten. Diese Mittheilungen der Redaktion sind geeignet, den Vortheil des Heiss-Schleifens sehr glaubwürdig zu machen. Ueberzeugung gewinnt der Fachmann jedoch nur durch ziffernmässig belegte Thatsachen; dieselben werden bei Erkenntniss der wirklichen Vorgänge weder unumstösslichen Gesetzen der Mechanik, noch einer richtigen Berechnung auf Grund dieser Gesetze entgegenlaufen. Wenn meine Berechnungen in Nr. 3 noch nicht mit den thatsächlichen Erfolgen übereinstimmen, so ist dies kein Wunder; ich habe ja, ohne die Heiss-Schleiferei aus der Anschauung zu kennen, nur auf den ersten andeutungsweisen Bericht in Nr. 104 des vorigen Jahrganges dieser Zeitung hin blind hineingegriffen und willkürliche Vorraussetzungen gemacht. Auch war am Schluss meiner Erwägungen versucht, eine Erklärung für den mechanischen Vorgang zu finden, falls ziffernmässig nachgewiesen würde, dass durch Heiss-Schleifen mehr und besserer Holzstoff als bei Kaltschleifen mit derselben Arbeitsaufwendung (fälschlicher weise im praktischen Leben Kraft genannt) gewonnen wird. Es kommt mir heute darauf an, auf einige neue Punkte beim Holzschleifen aufmerksam zu machen, meine Berechnungen in Etwas zu rechtfertigen und die von der Redaktion richtig erkannte Unterlassungssünde zuzugestehen. Zunächst zeigt meine Berechnung, dass beim sogenannten Kaltschleifen für 1 kg trocken gedachten Holzstoff etwa 388800 mkg mechanische Arbeit aufgewandt werden muss. Nun habe ich bei Leitung grösserer Schleifereien erfahren, dass hierbei für 1 kg guten Fichtenstoff die vollständigen Schleiferei- Einrichtungen 900 Liter Fabrikationswasser, die Schleifer allein etwa500verbrauchen. Wennnun alle aufgewandte mechanische Arbeit in Wärme umgesetzt würde, so erwärmten sich die 500 Liter um 388800 = 1,805 0 C. Da aber ein nicht unbedeutender Theil der mechanischen Arbeit auf Zerstörung der Holzklötze verbraucht wird, so muss dieser Theil von 388800 mkg abgezogen werden, ehe man die Temperatur-Erhöhung ausrechnen könnte. Bestimmung des Wasserverbrauchs an den Schleifern und genaue Bestimmung der Temperatur-Erhöhung des ablaufenden dünnen Schleifstoffes bieten also das Mittel, Klarheit über den Verbrauch an mechani scher Arbeit für Holzzerreissen und Wasser-Erwärmen zu geben. Bei meinen Ueberlegungen betreffs Heiss-Schleifens berück sichtigte ich folgende Erfahrungen der Praxis. Guter, für Druck- und Mittelpapiere bestimmter Fichtenholz-Schleifstoff entwässert sich bei mehrtägigem Sitzen in mit Cementfiltrirsteinen belegten Kästen auf etwa 10 pCt. Lufttrockengehalt, befindet sich also in neunfacher Verdünnung; derselbe Holzschliff lässt sich in Wasch holländern mit Waschtrommeln soweit entwässern, dass 42 kg Stoff sich in 1 kbm Stoff befinden, d. h. er hat 22,3 fache Ver dünnung. Dieser Stoff läuft nicht mehr selbstthätig in einer