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PAPIER-ZEITUNG. Nr. 3. den Stoffwechsel anzuregen und den Blutumlauf zu beschleunigen. Ich brauche einen flachen, mit Zinkblech ausgeschlagenen Kasten, der 80X140X10 cm misst und in einer Ecke ein mit Korkstöpsel verschliessbares Loch hat. In diesen Kasten lege ich ein Holz gitter, um die Füsse nicht auf dem Zinkboden zu erkälten, stelle eine grosse bis an den Rand gefüllte Waschschüssel vor mich und wasche mit einem Luffahandschuh, die Zeugseite gegen das Fleisch gekehrt (weil die Faserseite die Haut zu sehr angreifen würde), von unten auf erst Beine, dann Rumpf und Arme so schnell wie möglich. Der Luffastof saugt viel Wasser auf, so dass fortwährend Wasser den Körper herabläuft. Dann übergiesse ich die Beine, von unten anfangend, aus einem grossen Henkel topf in breitem Strahl, wozu ein Topf voll Wasser ausreicht. Das in die Waschschüssel gelaufene Wasser ist dadurch, dass es die Beine herablief, um einige Grad wärmer geworden. Ich hebe nun die zum Ueberfliessen volle Schüssel mit beiden Händen bis ans Kinn und giesse das Wasser langsam in breitem Strom über die Brust. Vorher habe ich eine Kanne Wasser bereit gestellt, die ich sofort danach vom Genick aus breit über den Rücken laufen lasse. Dann schnell aus der Wanne und mit einem Frottirhand- tuch abgetrocknet und gerieben. In die Kleider erst, wenn der Körper wohlige Wärme erreicht hat, die in der Regel schon während des Abtrocknens eintritt. Schwächliche Personen gehen sofort nach dem kalten Bade eine Viertelstunde ins Bett, bis sie gut warm geworden sind. Herzkranke und Lungenkranke müssen bei Wassergebrauch sehr vorsichtig sein, damit dem Körper nicht zuviel Wärme ent zogen wird. Mancher, der von diesen Verhaltungsmaassregeln „liest, wird sagen, dies sei Alles nur Theorie, und man könne alt und grau werden ohne solche Erschwernisse. Sicher ist aber, dass ver ständige Zimmergymnastik und nicht übertriebener Wassergebrauch sehr Viele von langen Leiden befreit hat. Nicht Jedermanns Konstitution ist so beschaffen, dass sie einiger Nachhilfe nicht bedarf, die meisten modernen Menschen kranken an irgend etwas, leiden an verdorbenem Magen und Verstopfung, Fettleibigkeit, Gicht, Nierenbeschwerden usw. usw., die in zu grosser Nahrungszufuhr bei mangelhaften Körperfunktionen ihren Ursprung haben. Tritt zu solchen habituellen Störungen nun noch Lungenkrankheit, Herzleiden und dergl., so würde man gern noch viel weiter gehende Uebungen anstellen, wenn man dann noch könnte. Wer auf dem Lande lebt und sich fleissig rührt, bedarf dessen nicht, was ein Stadtbewohner seinem Körper künstlich bieten muss. Jeden falls ist es besser, nicht das Gegentheil davon zu thun. Was man am Tage dem Körper nicht bieten konnte, findet man abends nicht in Kneipen, in denen oft der Tabaksqualm nicht mehr fähig ist, zur Decke zu steigen, sondern wie ein Schleier um die Tische schwebt. Wer in solchen Räumen 4—7 Stunden fest auf dem Stuhle sitzt und selbst noch qualmt wie ein Schornstein, begeht langsamen, aber sichern Selbstmord. Herm. Hoffmann. Die Buchbinderei auf der Columbischen Welt -Ausstellung. In Nr. 96, Jahrg. 1893, gaben wir einige Urtheile wieder, die Herr Hofbuchbinder Vogt im Kunstgewerbe-Verein zu Berlin über die Betheiligung der Buchbinderei an der Welt-Ausstellung in Chicago und über den Stand dieser Technik in den einzelnen Ländern abgegeben hatte. Aus dem dort gehaltenen Vortrage geben wir heute nach dem »Kunstgewerbeblatt« noch Folgendes wieder: »Was die deutsche Buchbinderei betrifft, so war ich überrascht, dass sie so spärlich auf der Ausstellung vertreten war, jedoch war das Wenige, was ich sah, jedes Lobes werth. Hoch erfreut war ich, dass die deutschen Ehrengeschenke, welche bisher auf keiner Ausstellung zu sehen gewesen waren, in so reichem Maasse ausgestellt waren, und gerade an der Stelle, wo die Werke der Berliner Porzellan-Manufaktur einen so gewaltigen Anziehungspunkt bildeten. Darunter fanden sich auch die vielen Adressen, die besonders deswegen so grosses Aufsehen machten, weil das Ausland mit Ausnahme von Oesterreich solche Stücke nicht kennt. Das Zusammenwirken von Buchbindern, Architekten, Graveuren, Goldschmieden usw. hatte aussergewöhnlich schöne Arbeiten geschaffen, die Herren Collin und Mönch konnte ich deshalb für Medailen Vorschlägen. Hatten nun Berliner Firmen sonst nicht direkt ausgestellt, so waren doch überall schöne Einzelarbeiten zu sehen; so bei ver schiedenen Buchhändlern im deutschen Hause, wo der deutsche Buch handel seinen Platz gefunden hatte. In diesem Hause hatten auch Graf & Sohn aus Altenburg und Göhre aus Leipzig ihre schönen Arbeiten mit feiner Handvergoldung. Leider lagen diese ohne Schutz dort, dem Verstauben und den Sonnenstrahlen ausgesetzt, sodass die Arbeiten schwer gelitten hatten. Zu erwähnen sind ferner die auffällig schönen Einzelarbeiten der Reichsdruckerei mit Handvergoldung und Bücherdeckel mit Pressvergoldung von Fritsche in Leipzig. Bekanntlich stehen wir mit derartigen feinen Massenarbeiten obenan, was Engländer und Franzosen eingestehen. Das schliesst nicht aus, dass die Deckel oft zu bunt sind; die Ausführung, der Buntdruck besonders, ist aber wunder voll durchgeführt. München hatte nicht viel, aber Vorzügliches an bestem Platz auf zuweisen. So der bekannte Hofbuchbinder Paul Attenkofer, der neben schönen altdeutschen Bänden in Lederschnitt auch Kassetten mit schöner Hand Vergoldung auf Pergament vorführte. Herr Weinzierl in München brachte Bände mit ganz vorzüglichem Lederschnitt, Arbeiten allerersten Ranges. Paul Attenkofer hatte ausserdem in den Münchner Prunk sälen zwei Lederstühle mit einer überaus wirkungsvollen Vergoldung aus freier Hand auf rothbraunem Leder ausgestellt. Im Anschluss hieran sind rühmend zu nennen die Arbeiten in geschnittenem Leder von Georg Hulbe in Hamburg, der zu den wenigen Ausstellern gehört, die überhaupt von einem Verkauf reden können. Ferner ist zu nennen Scholl aus Durlach in Baden, von dem ich auf der Berliner Königl. Bibliothek wiederholt vorzügliche Arbeiten gesehen habe. Wenn ich von dem Auslande spreche, so führe ich nur allererste Firmen an und habe ein Büchlein zur Hand, woraus deutlich sichtbar ist, was in Frankreich verlangt wird, und was in Chicago ausgestellt war. Es enthält aber auch die Preise, die in Frankreich gezahlt werden, und ich finde Bände, die mehr als 300 bis zu 10 000 Franken kosten. Auf die Gefahr hin, den Vorwurf zu erhalten, dass ich nicht anerkenne, was bei uns geleistet wird, behaupte ich, dass bei uns noch nicht das erreicht wird, was die Buchbinder in England und Frankreich leisten. Die Arbeiten von Gruel in Paris, Zähnsdorf in London habe ich wiederholt in Händen gehabt und bewundert; es waren sehr schöne Bände, die bis aufs kleinste reich und fein ausgeführt waren. Diese buchbinderischen Erfolge sind aber nur daraus zu erklären, dass es sowohl Engländern als auch Franzosen nicht an Bestellern für künstlerisch durchgeführte, allerfeinste Buchbinderarbeiten fehlt. Wenn ich höre und lese, dass die Dänen jetzt alle andern Nationen in der Buchbinderei übertreffen sollen, so trifft das allerdings nicht zu. Sie hatten zwar in Chicago sehr reiche und schöne Bände ausgestellt, die jedoch von der Eleganz und dem feinen Geschmack, der die englischen und französischen Bände so sehr auszeichnete, erheblich ent fernt waren. Nennen muss ich ferner Arbeiten der Italiener, allerdings keine Bücher, aber Lederarbeiten, die leider einen sehr dunklen Platz hatten. Besonders die Gebrüder Mora aus Mailand hatten geschnittene farbige Ledertapeten ausgestellt, so reizvoll und schön und in so vollendeter Behandlung des Leders, wie ich sie nirgends auf der Ausstellung wieder sah. Ebenso hatten sie durch die Vereinigung von Leder und Sammet Vorhänge geschaffen, die den reichsten Zimmern zur Zierde gereichen müssen. Die Amerikaner hatten keine feinen Einzelarbeiten in der Aus stellung, dortige Buchhändler aber sehr feine und theure Bücher, deren Einbände aus Paris von Gruel, Lortic oder aus London von Zähnsdorf oder Riviere herrührten. Geschäftsbücher waren aber in grösserer Zahl anzutreffen, überaus reich zum Theil, aber nicht schön, doch praktisch. Für die Albumfabrikation war Berlin immer der erste Platz, aber auf der Ausstellung habe ich mich vergeblich danach umgesehen. Ebenso hatten von den Amerikanern nur einige Juweliere der darauf angebrachten Edelsteine wegen einige Albums ausgestellt. Kunstdruck-Papier. In neuester Zeit kommt das in Amerika längst vielgebrauchte Kunstdruckpapier, d. h. ein nach besonderm Verfahren hergestelltes Kreidepapier, auch in Deutschland in Aufnahme. Man beginnt schon, dasselbe für den Druck besserer Fachzeitschriften zu verwenden. Da es hierbei vielfach auf gute Wiedergabe von Abbildungen ankommt, so ist die Verwendung solchen Papiers für diesen Zweck wohl gerechtfertigt. Wir haben jedoch mehrfach gefunden, dass als Unterlage äusserlich sehr fein aussehenden Kunstdruckpapiers so schlechter, brüchiger Stoff gewählt wurde, dass die Papiere kaum das Anlassen und das Binden vertragen. Da Fachzeitschriften mehr als andere Tagesschriften dauernden Werth haben sollen und ihrem Inhalte nach meist wohl auch haben, so ist Haltbarkeit des dafür verwendeten Papiers eine Bedingung, die nicht dem bessern Aussehen zuliebe aufgegeben werden sollte. Wenn man nicht Kunstdruckpapier von mindestens gleicher Güte wie das frühere gewöhnliche Papier in Bezug auf Reissen und Zerknittern haben kann, so ist es besser, beim Alten zu bleiben. Ausstellung. Im Königlichen Kunstgewerbe-Museum zu Berlin findet gegenwärtig eine Sonder-Ausstellung bedruckter Stoffe, vornehmlich englischer Herkunft, statt. Die Sammlung bietet auch für Buchdrucker und Lithographen Manches, was den Besuch werth ist. Die Ausstellung bleibt bis Sonntag, 14. Januar, geöffnet. Besuchszeit: Dienstags bis Sonnabends 10—3 Uhr, Sonntags: 12—3 Uhr.