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632 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 20. Herstellung der Papierwäsche. Die Fabrikation der sogenannten Papierwäsche hat einen so bedeutenden Umfang angenommen, dass sie für jeden Papier- Fachmann von Interesse ist. Die Papierwäsche wurde An fang der 50er Jahre in Amerika erfunden und zunächst in kleinen Handbetrieben erzeugt. Die erste Papierwäschefabrik eröffnete Salomon Sally Gray in Boston im Jahre 1857. Derselbe gründete 1865 die erste europäische Fabrik in Paris, welche 1867 in den Besitz zweier Deutschen, der Herren Ernst Mey und Bernhard Edlich, überging. Diese Herren errichteten 1870 in Leipzig-Plagwitz eine Papierwäschefabrik, die unter der persön lichen Leitung des Herrn Kommerzienraths E. Mey die Papier wäsche zu grosser Vollkommenheit brachte. Durch die schöne reine Farbe der Papierwäsche und durch die Bequemlichkeit, die sie beim Tragen gewährt, wurde ihr Absatz dermaassen günstig beeinflusst, dass zur Zeit allein in Deutschland 5 Fabriken mit ihrer Herstellung vollauf beschäftigt sind. Anfangs gingen etwa drei Viertel des deutschen Fabrikats ins Ausland, bis Verkehrs- Erschwerungen durch Zölle usw. dies unlohnend machten. Dafür hat sich der deutsche Markt diesem Erzeugniss mehr und mehr geöffnet und als fähig bewiesen, die gesammte Produktion aufzunehmen. c Stehkragen werden auch gedoppelt fabrizirt, wie aus Fig. 4 ersichtlich ist. Die hier angegebenen Arten bilden die gegenwärtig gang barsten, gebräuchlichsten Formen von Papierwäsche. Die Nach ahmung der Leinenwäsche beschränkte sich naturgemäss nicht auf Erzeugung des Gewebemusters und des leinenähnlichen Aussehens der Wäsche in Farbe und Mattglanz. Auch die bei Leinenwäsche üblichen Nähte und Wülste wurden in solcher Vollendung nach geahmt, dass es heute ohne nähere Prüfung kaum möglich ist, gute Papierwäsche von bester Leinenwäsche zu unterscheiden. Erst dadurch wurde dem Fabrikat der Weg auch in feinere Gesellschaftskreise erschlossen. Als Unterlage für die Papierwäsche wird bester holz freier Stoff verwendet, zum Ueberziehen benutzt man Shirting, und als Klebstoff dient Reisstärkekleister. Auch Maisstärke hat sich für Erzeugung des Bindemittels bewährt. Beim Kleben von Hand wird sofort nach dem Auflegen des Shirtings Deckmasse aufgestrichen, beim Kleben mittels Maschine erst nach dem Trocknen der Papierrolle. Die Deckmasse besteht aus Blanc fixe, Kreide, Reisstärke, Borax, Leim und Wachs. Wird diese Masse zu hart und spröde, so kann man sie durch Zusatz von Glyzerin geschmeidiger machen. Das beklebte und be strichene Papier wird nach dem Trocknen, behufs Erzeugung von Hoch- oder Mattglanz durch einen dreiwalzigen Kalander (Fig. 5) Ende der siebziger Jahre wurde versucht, das Publikum gegen Papierwäsche einzunehmen. Man verbreitete das Gerücht, Farbe und Glätte dieser Kragen usw. werde durch Bieiweiss-Auftrag erzeugt, und dies sei der Gesundheit nachtheilig. Die bedrohten Fabrikanten Mey & Edlich wussten diesem Schlag, der leicht die ganze Fabrikation hätte lahm legen können, durch Offenlegung ihrer Fabrikgeheimnisse zu begegnen. Sie legten den grösseren deutschen Zeitungen und Zeitschriften Proben ihrer Erzeugnisse vom Rohstoff an bis zu der fertigen Waare vor, und erhielten sich auf solche Weise das Vertrauen ihrer Abnehmer. Die zuerst eingeführte Papierwäsche verdiente diesen Namen eher als die heute angefertigte, denn sie war nur aus Papier hergestellt, das durch Prägung dem Leinen ähnlich gemacht wurde. Die geringe Haltbarkeit dieser Wäsche führte aber bald dazu, die Kragen, später auch die Vorhemden und Manschetten mit Stoff zu über ziehen. Aber auch dies genügte noch nicht, Leinenwäsche voll kommen nachzuahmen; besonders störte die scharfe dünne Kante vorn an der Klappe, Fig. 1, die auch bisweilen ausfranzte. Man formte daher den Klapptheil der Umlegekragen nach Fig. 2 so, dass bei b ein Lappen stehen blieb, der einwärts geschlagen wurde und nun eine dicke, leinenähnliche Kante erzeugte. Später wurde diese Formung noch dadurch verbessert, dass der Einschlag nach oben hin ver längert wurde und ein kleiner, doppelt gefalteter Lappen d (Fig. 3) stehen blieb, der dem Kragen auch die bisherige Schärfe c (Fig. 2) nahm. Nun erst war das Fabrikat vollkommen genug, um allen berechtigten Ansprüchen genügen zu können. Unter dem Namen » Reform-Wäsche« wurde dann noch eine Ver besserung eingeführt, die darin besteht, dass alle Kanten mit Shirting umgeschlagen werden. Fig. 5. Heizbarer Kalander (Karl Krause, Leipzig). geführt. Die obere Hartguss walze muss heizbar sein. Um verschiedene Tourenzahl je nach Bedarf einstellen zu können, sind Stufen scheiben erforderlich. Bei Neuanschaffung sollte man auch Ein richtung für das Kalandern von Rollenpapier vorschreiben. • Schluss folgt. Gummi-Ausfuhr des Kongo-Freistaates. Der Gummi wird durch Einschnitte in die Rinde einer Schlingpflanze (Londolphia Florida) gewonnen, welche, nach der Independance Beige, in allen Theilen des Kongo-Staates verbreitet ist. Wie rasch sich der Handel in diesem wichtigen Rohstoff entwickelt hat, zeigen folgende Zahlen. Es wurden ausgeführt: im Jahre 1887 . . . 30 050 kg » „ 1888 . . . 74 294, » » 1889 ... 131 113 „ „ » 1890 . . . 123 666 „ » » 1891 . . . 81 680 „ „ » 1892 . . . 156 339 » im ersten Halbjahr 1893 . . . 116 301 » Das Kilo ist etwa 3 M. werth.