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FERRY&C - 508 Mitarbeiter und Berichterstatter erhalten angemessene Bezahlung. Buchbinderei © ® gee Buchhandel Nr. 18. Sachliche Mittheilungen finden kostenfreie Aufnahme. Buchdruck ® © © © © © Steindruck Buchgewerbe Eingesandte Werke finden Besprechung. Katalog-Umschläge. Wir erhielten kürzlich einige amerikanische Kataloge und Gelegenheitsschriften, deren äussere Ausstattung uns Anlass giebt, einige Worte darüber zu sagen. Bei den meisten dieser Muster bestehen die Titelzeilen aus grossen, blockartigen Spiegelschriften, deren helles Innere sich von dem dunklern Grunde kräftig abhebt. Oder die Schriften haben dunkleres Innenfeld als der Grund, und noch dunklere Konturen. Häufig ist Beides zu beobachten, indem das führende Wort Hell auf Dunkel steht, das ergänzende Wort, zurücktretend, Dunkel auf Halbdunkel (s. Fig. 1: SEED = Samen, ANNUAL = Jahr buch). In der Regel treten die so behandelten Stichwörter in einer Leiste auf, die durch glatte oder gemusterte Tonstreifen begrenzt wird, und der übrige Text ist ausser halb des Bandes angeordnet. In Hoffmann’s Systematischer Farbenlehre wurde bei Gelegenheit der Ausgabe der Schlusstafeln darauf hingewiesen, wie gross der Unterschied im Eindruck sei, den helle Schrift auf dunkelm Grunde gegen gleich grosse Schrift mache, die Dunkel auf Hell stehe. Die Tafeln selbst boten dafür manch lehrreiches Beispiel. Wenn die Buchdrucker sich erst daran ge wöhnt haben werden, den Zinkätzer mehr als bisher in Nahrung zu setzen, dann wird diese Anregung vielleicht grössern Nutzen haben als jetzt, wo man nur hin und wieder derartige Anwendungen sieht. Jedenfalls ist festzuhalten, dass sehr grosse, helle Schrift auf dunkelm Grunde niemals so protzig, er drückend und dabei in der Luft schwebend, zusammen hanglosaussieht, wie gleich grosse Schrift Hell auf Dunkel. Wie die Amerikaner hiervon vielfach geschickt Gebrauch zu machen wissen, zeigt schon die häufige Anwendung von Konturen-Schriften in Accidenzen und selbst in Anzeigen, beweist auch die in Fig. 1 gegebene Abbildung einer Katalog- Decke. Meist findet man die grossen Stichwörter (z. B. das Wort SEED in Fig. 1) verbunden mit zarten Ornamenten oder andern dekorativen Einzelheiten, die trotz ihrer Klein heit — im Verhältniss zu der Grösse der Buchstaben — nicht übel zu diesen passen. Der Grund, auf dem solche Schriften stehen, ist selten glatt, in der Regel trägt er ein spiraliges oder sonst lebhaft bewegtes leichtes Muster. Auch hierin zeigt sich, dass der amerikanische Zeichner, mag er in der Behandlung der Stilarten rücksichtslos oder selbst unwissend sein, doch in der Schaffung von wirksamen Gegensätzen sehr geschickt ist. Grosse ruhige Schriften stellt er auf unruhigen, klein ge ¬ musterten Grund (Fig. 2), lebhaften Schriftformen giebt er eine ruhige Fläche. Dass wir Beispiele dieser Art so wenig im Lande finden und uns dabei auf amerikanische Arbeiten berufen müssen, wundert uns selbst ein wenig. Aber, spricht sich nicht dieselbe Un entschlossenheit, dieselbe Zaghaftig keit, die gleiche Scheu vor kräftigen Mitteln in allen unsern Durch schnitts-Arbeiten aus? Wie wenige Drucker wissen eine lebhafte Farbe, ein entschiedenes, scharf betontes Etwas in ihren Entwürfen zur Geltung zu bringen! Wie selten ist es, dass ein Anlauf genommen wird, von der goldnen Mittelstrasse abzugehen, auf der wohl uns nie mals eine herzhafte Befriedigung, dafür aber auch kein erhebliches Unglück befallen kann. Wie der deutsche Raucher, gefragt, ob er schwere oder leichte Cigarren wünsche, in der Regel sagen wird: »Mittel!«, so verachtet auch der deutsche Drucker das Aufregende, das Heftige, er bleibt gern lauwarm in allem seinem Thun. Dass dies ein Fehler ist, der nur aus Selbst unterschätzung herrührt, ist von uns schon mehrfach betont worden. Wer nicht versuchen will, aus dem alten, ausgefahrenen Geleise herauszukommen, der wird natür lich darin stecken bleiben. Und wer sich vor Gegensätzen fürchtet, der wird sie niemals richtig anwenden lernen. Allerdings ist nöthig, dass man, statt auf die Hilfe Anderer zu warten, selbst etwas an sich thut, dass man die Form beherrschen lernt, und nament lich die Farbe. Wie weit in dieser Beziehung der Buchdrucker in Deutschland Fig. 1. zurück bleibt, allein aus angewohnter Zimperlichkeit, lassen viele Arbeiten erkennen, die in letzter Zeit bei uns eingingen. Oft konnte man dem Drucker stufen weise nachfühlen, was er bei dem Entwurf seiner Arbeit gedacht hat. »Ich will mal etwas Hübsches machen, da und dort habe ich eine kräftige rothe Leiste gesehen, die auf mattgelbem Grunde sich Fig- 2. se hr hübsch machte. So ungefähr soll diese Arbeit angelegt werden!« Nun wird gesetzt und die Farben werden probirt. Erst Roth, es erscheint dem Urheber des Planes zu grell, es schreit ja förmlich. »Nein, nicht so bäuerisch! Versuchen wir mal mit Blau. Die Leiste sieht auch ohne Abschluss zu kahl aus, bauen Sie doch ein Spitzen-Rändchen daran. Und die Schrift ist viel zu gross«, usw. Nun wird weiter probirt und probirt — denn anders thut’s der Farbenbuchdrucker nicht — und das Ende vom Liede ist dieselbe verwaschene Geschichte, die unzählige Male sich ereignet hat. »Ich weiss nicht,« seufzt der Drucker dann hinterher, »die Arbeit will mir garnicht gefallen, ich hatte mir