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Nr. 11. PAPIER-ZEITUNG. 331 18 19 20 21 22 23 24 E. F. Werner, Halle a. S. Auf den beiden Innen seiten eines Glaceekarton - Doppelblattes ist das Kalendarium in 12 Spalten nebeneinander angebracht. DieTagesbezeichnungen beschränken sich auf S Musw., um Schreibraum zu gewinnen. Nur die Festtage sind ausgedruckt. Unter dem Kalender steht der Gebührentarif für Telegramme, auf der Rückseite ist Ankunft und Abgang der Züge im Winter-Halb jahr verzeichnet. s M D M D Charfr. S Römischer Kalender. Verlag von Ed. Müller, Rom, in Kommission bei W. Drugulin, Leipzig. Der jetzt im 5. Jahrgang stehende Kalender hat das bekannte Format und die bisherige Ausstattung beibehalten. An einer Stange, die an beiden Enden zinnerne Widderköpfe trägt, und die mit einer weissrothen in Quasten auslaufenden Schnur versehen ist, hängen 19 Blätter ein seitigen Glaceepapiers in Grösse von 19X40 cm. Der Zahlen- Kalender ist in einem griechischen Aufbau untergebracht, der bei allen Monaten gleich ist. Den grössten Raum beanspruchen Beiträge deutscher Dichter und Zeichner. In der Auswahl dieser Beiträge scheint der Verleger nicht allzuvorsichtig gewesen zu sein, denn es befinden sich sowohl Zeichungen wie Verse darunter, die recht schwach sind. Die Druck-Ausführung ist zum Erbarmen schlecht; ähnlich verschmierten, schreienden Farbendruck haben wir noch nicht gesehen, und wir wundern uns, dass die auf dem Gebiete des Farbendrucks vortheilhaft bekannte Firma Drugulin ein solch trauriges Machwerk in Kommissions-Verlag nehmen konnte. C. T. Wiskott, Breslau. Diese chromolithographische Anstalt widmete ihren Geschäftsfreunden ein 48 X 72 1/2 cm grosses, in Farben prachtvoll ausgeführtes Wandbild, an dessen unterm Rande ein Kalenderblock leider nicht dauerhaft genug befestigt war. Das Bild stellt ein junges Mädchen dar, welches mit freundlichem Gruss einen Blumenstrauss in die Höhe hält. Neben dem holden Kinde thürmen sich Blumen auf, die in meisterhafter Technik wiedergegeben sind. Die Firma steht in gefälligen Buchstaben am obern und untern Rande des Blattes. Max Lichtwitz, Berlin. Der Kalender dieser Anstalt dient als Wand- und Abreisskalender zugleich. Der Jahreskalender steht auf einem scheinbar aufgelegten Blatte, das sich an den Enden aufrollt. Die Arbeit hätte vermuthlich nicht an Eindruck ver loren, wenn dieses Setzerkunststückchen fortgeblieben wäre. Bei aller Mühe, die darauf verwendet wurde, ist der Erfolg gerade dieser Theile doch nur unvollkommen, ausserdem sind die Band rollen durchaus verzeichnet. Vor 15 Jahren wurden solche Scherze noch bewundert, heute kann man Besseres auf billigerem Wege erreichen, nämlich durch Aetzung. Es ist bedauerlich, dass sich viele unserer besten Accidenzsetzer noch nicht losmachen können von der Meinung, als ob das Komplizirte, mit Schweiss und Kopfzerbrechen Hergestellte deswegen schön sei. Wahre Kunst bevorzugt das Einfache, durch grosse Auffassung, nicht durch kleinliche Mittel Wirkende. Neben dem Kalender ist ein Ab reissblock angebracht, der durch geschickte Ornamentirung mit dem oben sichtbaren Firmenschild verbunden ist. Der Bandrolle zu Liebe musste das Schild schräg gestellt werden, obwohl es gerade stehend entschieden besser gewirkt hätte. Im Uebrigen ist der Kalender eine tüchtige Satz- und Druckleistung. Ein breiter gegliederter Rahmen aus der Akanthea-Einfassung umzieht das Ganze, die Ornamentirung tritt mit weiser Mässigung auf, die Farbenwahl befriedigt. Die Töne sind scheinbar durch Steindruck hergestellt. Das Blatt ist auf kräftige Pappe gezogen und mit Oesen zum Aufhängen versehen. Die Oese hätte aber nicht in der Mitte sitzen dürfen, sondern etwas links gerückt werden müssen, um das Gewicht des Blocks auszugleichen. Dienlicher noch wären zwei Oesen gewesen. Herbert'sehe Hofbuchdruckerei, Darmstadt. Der Wandkalender dieser Firma tritt als vornehmes Kunstblatt auf. Er ist in Form einer Votivtafel gehalten, hat eine Grösse von 47 X 64 cm und ist in 7 Farben von Zinkplatten gedruckt. Die Platten messen theil weise 341/2 X 59 cm, haben also aussergewöhnliche Grösse und stellen eine tüchtige Leistung der Aetzkunst dar. Durch Schraffiren und Körnen sind diese 7 Farben in geschickter Weise bearbeitet, wo dies der Zweck erforderte. So ist z. B. aus vollem Gelb, das an verschiedenen Stellen gebraucht wird, durch Schraffirung ein schöner, gleichmässiger gelber Ton gewonnen, und das eine Grau wurde zur Unterlegung von Braun verwendet, um dieses stellenweise dunkler zu machen. Gelb und Graublau geben andern Stellen mattes Grün; auch die beiden Braunfarben unterstützen sich gegenseitig. In solcher Weise wurde eine schöne, geschlossene Farbenwirkung erzielt, zu der die Kunst des Druckers allerdings das Ihrige beitragen musste. Der Druck ist nämlich ganz vorzüglich. Das Blatt kann als Mustervorlage für praktischen Farben-Zinkdruck dienen, und wenn die Herbert’sche Hofbuch druckerei sich entschliessen könnte, es in vorliegender Form oder mit entsprechenden Aenderungen als Diplom-Blankett bearbeitet herauszugeben, so sollte kein Fachgenosse die Anschaffung des Blattes unterlassen. — Die Zeichnung stellt einen gothischen Auf bau dar, der von einem tüchtigen Architekten entworfen und in sehr geschickter Weise zu einem nationalen Gedenkblatt ge staltet wurde. In der Mitte sieht man durch eine gothische Säulenhalle hindurch Darmstadt im Hintergründe, darüber und darunter haben in gothischen Schmalfenstern die 12 Monate Platz gefunden. In der Umrahmung, theilweise auf ein roth und gelbes gothisches Band geheftet, sind in heraldischen Schildern, Kartuschen und gothischen Kreisfüllungen Namen und Geburtstage der Angehörigen des hessischen Herrscherhauses angebracht. Das Mono gramm der Firma Herbert steht in einer nach unten abschliessenden Kartusche. Das Buchdruckerwappen, mitten unter all’ den Fürstlichkeiten auftretend, hätte jedoch seinen Platz mit dem Landeswappen tauschen sollen, die jetzige Anordnung könnte zu der Vermuthung führen, als ob der Grossherzog von Hessen den Doppeladler mit Winkelhaken und Tenakel im Schilde führe. Das schöne, eine Fülle von Anregungen erweckende Blatt ist leider im Papier etwas kurz gerathen. L. Schwann in Düsseldorf. Einer der schönsten Wandkalender, die uns in diesem Jahre zugingen, trägt die Firma dieser rheinischen Kunstdruckerei. Der Kalendertext (a) ist ohne jeden Schmuck, aber praktisch und mit breitem Schreibraum (b) versehen, in Buchdruck hergestellt, und zwar in gewöhnlicher Fraktur. Der übrige Raum des 42 X 56 cm grossen Blattes wird gefüllt von einer in Chromo- Lithographie nach künstlerischem Entwurf wiedergegebenen Allegorie: Einzug des Jahres 1894. Auf muthigem Ross, das einen Sockel erklimmt, reitet ein germanischer Herold mit der Friedenspalme einher. Daneben, den Reiter in fröhlichem Reigen umspielend, zeigt sich ein Zug Kinderfiguren mit dem Wappen der Gewerke. Der Entwurf ist überaus sinnreich, und die farben prächtige Ausführung gereicht der genannten Anstalt zu hoher Ehre. Das Blatt ist an den Langseiten mit schwarzen Blechleisten eingefasst, eine Fürsorge, die bei vielen derartigen Erzeugnissen ebenfalls wohlan gebracht gewesen wäre. Beit & Philippi, Hamburg und Stassfurt. Der uns von dieser Firma gesandte Wandkalender ist so geschmackvoll ausgestattet und zeigt dabei soviel Eigenart und Frische, dass es ein Vergnügen ist, ihn anzusehen. Die Rückwand hat die Form eines Rokoko- Medaillons, und das ovale Kalendarium erscheint zwischen roth haarigen Meerweibern und Nixen, die vertrauensselige Schiffer beschwatzen. Die genannte Fabrik hat dadurch wohl andeuten wollen, wie gefährlich es sei, sich mit Farben-Reisenden ein zulassen, die man nicht ganz genau kennt. Von dem Kalender hängt an zwei grünseidenen Bändern ein rothes Siegel herab, welches 9 cm Durchmesser hat und die Fabrikmarke der Firma darstellt. Das Siegel ist durch geschickte Farbenprägung ausserordentlich wirksam gemacht; es bildet eine Tasche für eine Anzahl loser Farbenproben. Die Kalenderblätter sind, wie schon oben angedeutet, von ovaler Form und am obern Ende perforirt; sie tragen je das Zahlenkalendarium eines Monats, dem ein kleiner Spruch vorangestellt ist. Jeder Monat ist ausserdem durch ein