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Nr. 10. PAPIER-ZEITUNG. 297 Neuheiten. Unter dieser Ueberschrift werden alle von Beziehern der Papier-Zeitung eingesandten Muster von Erzeugnissen des Papier- und Schreibwaaren-Faches, welche Neues oder Bemerkens- werthes bieten, kostenfrei besprochen. Kalender der Firma Ernst Kaufmann, Lahr. So weit die deutsche Chromolithographie auch ist, so konnte sie auf dem Gebiete der Abreisskalender bez. der dazu gehörigen Rückwände die französische Kunst bisher nicht gänzlich verdrängen. Es mag wenig bekannt sein, aber wir wissen, dass ein bedeutender Theil dieser Sachen noch immer aus Frankreich bezogen wird. Das Publikum, besonders in Süddeutschland, ist an die Entwürfe französischer Meister gewöhnt, und da es den Kalenderverlegern nicht leicht ist, ohne beträchtliche, auf diesem Felde sehr riskante Aufwendungen Gleichwerthiges zu schaffen, so blieb es theilweise beim Alten. Die Firma Ernst Kaufmann in Lahr hat seit einigen zweigen zeigt, während links, nach unten im Schilf verlaufend, eine alterthümliche Burg sichtbar wird (Fig. 3). — Auch in Wand- Notiz-Kalendern hat die genannte Anstalt Tüchtiges geleistet. Einige dieser Kalender, die mit Goldpapier gerändert sind, tragen in der Mitte ein hübsches Bild, z. B. »Heimkehr vom Markte«, und der Kalendertext ist an den Längsseiten ganz zart angeordnet. Ein geschäftsmässig ausgestatteter Notizkalender besteht aus zwei Blättern starken Kartons in Grösse von 231/2 X 331/2 cm, die durch Leinenfalz Zusammenhängen. Oben ist bei beiden Blättern eine Oese eingelassen, sodass der Kalender auf einen Nagel gehängt werden kann. Jede der vier Kalenderseiten ist schwarz-weiss-roth eingefasst, das Kalendarium nimmt drei Seiten ein, und die vierte ist mit Post- und Telegraphentarifen bedruckt. Diese Anordnung ist insofern bemerkenswerth, als bei geringer Raumbeanspruchung jedem Tage eine Schreibzeile von 64 mm Länge zugetheilt werden konnte. Fig- 1. Fig. 3. Jahren versucht, diesen Bann zu brechen, indem sie auch die feinen Kalenderdecken nach eigenen Entwürfen selbst herstellt. Dass sie auf diesem Wege erfolgreich gewesen ist, beweist die uns vor liegende grosse Mustersammlung von Kalendern aus 1894 und Decken für 1895. Die Entwürfe sind graziös, die farbige Aus führung ganz vorzüglich, und auch die äussern, ausgestanzten Formen neu und gefällig. Bei einigen feinen Sorten ist das Blatt gelatinirt, und durch geschickte Goldprägung von Konturen, Blatt rippen und dergl. sind ganz reizende Sachen geschaffen worden. Aber auch die einfachen, für billigen Absatz berechneten Muster sind wirksam im Entwurf und nicht weniger sorgfältig durch gearbeitet. Wir geben einige Formen vorstehend wieder, be merken aber, dass die Abbildungen sehr mangelhaft sind und nur für die Gesammt-Auffassung, keineswegs für die Ausführung selbst maassgebend sein können. Als Motive für die Rückwände dienen theils Allegorieen von Schifffahrt, Handel, Weltverkehr, Elektrotechnik,(Figg. 1 und 2) Buchdruck und dergl., oder freie figür liche Darstellungen für Leute, die nur einen hübschen Kalender haben wollen, und sonst nichts. Ausserordentlich geschmackvoll ist von den gelatinirten 1894 er Kalendern besonders der, dessen Rück wand eine Dame mit dem Papagei zeigt. Das Gesicht dieser Schönen ist vorzüglich durchgearbeitet. Aber auch die Seifen blasen erzeugenden Kinder in einem Kranze prächtiger Blumen, die kleine Blumenhändlerin, die Margarethenblumen zupfende Dorfschöne, ein drolliger kleiner Koch, der sich im Mörser auf die Finger gestampft hat, und noch viele andere Muster, deren Aufzählung hier zu weit führen würde, werden inzwischen wohl verdienten Absatz gefunden haben. Unter den 1895er Kalendern fallt durch liebliche Erfindung und geschmackvolle Farbenstellung namentlich das Muster auf, welches rechtsseitig Vögel auf Rosen- Wie aus der uns zugeschickten Liste hervorgeht, fertigt die Firma äusser den besprochenen Kalenderarten auch Portemonnaie- und Damen-Kalender in verschiedensten Ausführungen, sowie Kalender mit religiösen Darstellungen, Kalenderblocks für Haus und Küche usw. Musterbuch von Gebr. Woge, Papier- und Briefumschlag-Fabrik, Arnstadt i. Th. Das von dieser Firma an ihre Kundschaft ver sandte dickleibige Musterbuch enthält alle Sorten und Grössen der von ihr beziehbaren Umschläge in wohlgeordneter, über sichtlicher Vorführung. Zunächst kommen die weissen Umschläge nebst dazu gehörigen Billetpapieren, dann in einer grossen Zahl verschiedener Farbenstellungen die farbigen Geschäftsbrief- Umschläge. Von letztem ist bemerkenswerth eine der Firma geschützte hübsche Neuheit, die den Namen »Saturn« führt und im Papier als Wasserzeichen dicht geschuppt ist. Diesen beiden grossen Klassen schliessen sich dann Umschläge für die ver schiedensten Zwecke und in allen möglichen Formaten an. Auch Taschen für den Ladenverkauf von Billetpapieren finden sich in 10 Mustern vor. Alle Umschläge sind tadellos gearbeitet, zeigen hübsche Schnitte und sind gut gummirt. Holzmaser - Papier der Buntpapierfabrik Oswald Enterlein, Niedersedlitz bei Dresden. Wir erhielten von dieser Firma ein Musterheft mit einer grossen Zahl verschiedener Holzmaser- Imitationen, die mit hoher Naturtreue hergestellt sind. Namentlich die bessern Sorten können es mit der Kunst des Malers voll kommen aufnehmen, da auch die technische Ausführung des Farbendrucks vortrefflich ist. Holzmaser-Papiere sind in den letzten 5 Jahren zu allen möglichen Zwecken in Aufnahme ge kommen, und das vorliegende reichhaltige Heft ist geeignet, die Vorliebe für diese Imitationen zu fördern.