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268 PAPIER-ZEITUNG. Nr. 8. Brözsa Otto, Budapest. Der Wandkalender dieser Firma ragt durch Grösse (42% X 58 cm) und den sichtlichen Fleiss hervor, den Setzer und Drucker sich bei Herstellung des Blattes gegeben haben. Die Kalenderfelder sind zu je 6 von einem Tonrande um schlossen und durch naturalistische Pflanzengewinde, die hinter den Rändern erscheinen, reich verziert. Zwischen den beiden Jahres hälften ist eine grosse, lebhaft in Farben gehaltene Leiste (Vignette) angeordnet, und das Ganze ist von der fünffarbigen 5-Cicero- Palmetten-Einfassung umrahmt, die wir in Nr. 87, Jahrg. 1893, besprochen haben. So anerkennenswerth nun die ganze Aus führung an sich ist, so hätte doch die gleichzeitige Verwendung von streng klassischen Ornamenten mit solchen der Spätrenaissance und modernen naturalistischen Motiven vermieden werden sollen. Griechisch und naturalistisch passt so wenig zusammen wie Feuer und Wasser. (Schluss folgt.) Messinglinien-Kasten. Die zweckmässige Aufbewahrung des theuren Messinglinien materials bereitet haushälterischen Druckereivätern grosse Sorge. Dass trotz eifrigen Erfindens neuer Kastenmuster bisher kein »Normal«-Linienkasten zustande gekommen ist, mag daran liegen, dass die Linien-Verhältnisse in den Druckereien durchaus ver schieden sind. Hier hat man 6, dort 10 Linienmuster, hier Gehrungen, dort keine, und im Kasten ist entweder zu wenig oder* zu viel Platz, oder gewisse Sorten liegen so ungünstig, dass sie schwer erreichbar sind. Dazu kommt, dass für den Linienkasten in Accidenzdruckereien meist kein freier Stehplatz eingerichtet werden kann, wie für den Ausschlusskasten, und so weiter. Die Firma J. G. Scheiter & Giesecke in Leipzig ist nun auf den gesunden Gedanken gekommen, kleine Kästen (Fig. 1) für nur eine bestimmte Liniensorte herzustellen. Die Kästen sind zunächst nur so gross gehalten, dass sie etwa 1 kg Linien aufnehmen können, wir zweifeln aber nicht, dass die Firma Wünschen nach grössern Sorten bereitwillig nachgeben wird. Die hier abgebildeten Kästen sind mit Eintheilung für die üblichen Längen von unten auf bis 6 Konkordanz versehen, sodass man die Linien stehend aufbewahren kann, so lange der Kasten schräg steht. Der Boden der Kästen besteht aus Weissblech oder einer schwachen Holzplatte. Es ist, wie schon gesagt, ein guter Gedanke, jeder Liniensorte einen eigenen Kasten anzuweisen. In Accidenz-Druckereien arbeiten häufig verschiedene Setzer zugleich mit Linien, Einer braucht die Sorte, der Andere jene, ein Dritter legt ab, usw. Da nicht Jeder sich auf dem Linienkasten oder in dessen Nähe breit machen kann, ohne fortwährend gestört zu werden, so muss man ermitteln, welche Längen und Sorten gebraucht werden, und wieviel mal jede, und man holt sich dann das Ganze auf einmal. Dadurch aber entsteht viel Zeitverlust und Zwiebelfische. Es kommt auch vor, dass man sich bei Feststellung einer Länge geirrt hat, und dass dann alle davon abhängigen Längen nicht stimmen. All diesen Umständlichkeiten entgeht man durch die hier gegebene Einrichtung. Jeder, der eine Liniensorte braucht, nimmt den betreffenden Kasten mit an seinen Platz und kann in Ruhe arbeiten. Aus den entwickelten Gründen würden wir diese Einzelkästen denen vorziehen, bei welchen vier Stück zu einem grössern Kasten vereinigt sind (Fig. 2), obwohl auch diese gewisse Vorzüge haben, z. B. dass gewisse zusammengehörige Sorten (Viertelpetit fein, doppelfein, halbfett, fett oder Viertelpetit, Viertelcicero, Halbpetit und Nonparel fein schraffirt usw.) von den übrigen Arten besser abgeschieden werden können. Wenn noch grössere Einzelkästen geschaffen werden, würde es sich vielleicht empfehlen, für die verschiedenen Sorten, ihrem Mengenverhältniss entsprechend, auch verschiedene Kastengrössen zu verwenden. Um Verwechslungen und Fische zu vermeiden, könnte man die am meisten gebrauchten Kästen mit weisser, brauner, grüner usw. Oelfarbe aussen am Rande anstreichen. Innung Dresdner Buchdruckereibesitzer. Die statutenmässige Jahres-Haupt-Versammlung der Innung Dresdner Buchdruckereibesitzer fand am 22. Januar statt. Aus den abgegebenen Berichten ist Folgendes zu erwähnen: Die Kasse hatte mit dem früheren Bestände eine Einnahme von 3727 M. 55 Pf. Nach Abzug der Ausgaben in 1893 verblieben 2590 M. 55 Pf. Die Ausgaben der Fachschule betrugen in 1893 2491 M. 53 Pf. und decken sich mit den diesbezüglichen Ein nahmen unter Zuschuss von 313 M. 53 Pf. aus der Innungskasse. In der letzten Versammlung war beantragt worden, der Vorstand möge die Feststellung derjenigen Nicht-Innungsdruckereien veranlassen, welche unberechtigt Lehrlinge halten. Der Vorsitzende theilte nun mit, dass demnächst genaue Erörterungen erfolgen uud die entsprechenden Maass- nahmen ergriffen werden. Aus einem von der Handels- und Gewerbe kammer zu Dresden veröffentlichten Bericht über das Innungswesen in ihrem Bezirk ist zu ersehen, dass die Innung Dresdner Buchdruckerei besitzer im Vergleich zu andern hiesigen Innungen bis jetzt die grössten Ausgaben für die Fachschule usw. geleistet hat. Der versuchsweise im Dezember erstmalig veranstaltete Unterhaltungsabend für Fachschüler hat sich als nutzbringend hinsichtlich der engeren Fühlung mit Schülern und deren Eltern gezeigt: die Versammlung war mit der Abhaltung weiterer derartiger Abende einverstanden. Das Ehren- und Schieds gericht hatte im vergangenen Jahre in 4 Streitfällen wegen zu billiger Preis-Berechnung Beschluss gefasst und in allen 4 Fällen den Klägern Recht gegeben. Der Ausschuss für das Gehilfen- und Lehrlingswesen hatte in 3 Klagen zu entscheiden. Von zwei Firmen sind der Fach schul-Bibliothek abermals 22 Bände zum Geschenk gemacht worden. Die Fachschule ist in stetem Aufschwünge und bester Entwicklung begriffen. Aus den bisherigen 3 Klassen wurden im Laufe des Jahres 4 Klassen gemacht; die Oberklasse wurde in eine Klasse für Setzer und eine für Drucker getheilt. Die Schule zählt gegenwärtig 7 Lehrkräfte, 3 Fachlehrer und 4 Berufslehrer, mit 107 Schülern. Der Antrag des Vorstandes, den Zeichenunterricht vom 1. April an vorläufig in den beiden untern Klassen einzuführen, wurde genehmigt. Die Entlassung der abgehenden Schüler soll am 11. März stattfinden. Der Vorsitzende berichtete über die erfolgreiche Thätigkeit des Arbeitsnachweises, sowie über diejenige der Reise- und Konditionslosenkasse, welche ihre Lebens fähigkeit nunmehr bewiesen. Hierauf erfolgte Neuwahl des Vorstandes, der bis auf zwei freiwillig zurücktretende Mitglieder einstimmig wieder gewählt wurde. Buchdruck in Japan. Wohl nirgends hat der Buchdruck so rasche Fortschritte gemacht wie in Japan. Noch vor 40 Jahren wurden ausschliess lich hölzerne Typen benutzt, während heute, wie The Printing Trade Journal sagt, die Tsukiji Schriftgiesserei in Tokio gegen dreihundert Arbeiter beschäftigt. Diese Giesserei liefert die Typen für sämmtliche 500—600 Druckereien Japans und arbeitet auch für Korea und China. Man trägt sich mit dem Gedanken, den japanischen Buchstaben eine andere Form zu geben, und hat probeweise schon mit Typen in der abgeänderten Schrift gedruckt. Büchertisch. Chemisch-technisches Lexikon. Eine Sammlung von mehr als 15 000 Vorschriften für alle Gewerbe und technischen Künste. Herausgegeben von den Mitarbeitern der »Chemisch-technischen Bibliothek«. Redigirt von Dr. Josef Bersch. A. Hartleben's Verlag in Wien. In 20 Lieferungen, je 50 Pf. Die Verlags - Buchhandlung theilt mit, dass das Werk eine beträchtliche Erweiterung innerhalb der gezogenen Grenzen erfahren werde. Statt der erst versprochenen 14 000 Artikel sollen nun mehr als 16 000 Vorschriften gegeben werden. Die ersten 10 Lieferungen lassen erkennen, dass wir eine sehr gründliche, gewissenhafte Arbeit vor uns haben.