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3284 PAPIER-ZEITUNG Nr. 100 zeitig schwingen. ein ausgestatteten das und denn über. Schachteln aufbewahrt. Als Bezug für diese Grad von Chic besitzen, der es auf den ersten Blick von der Dutzendwaare unterscheidet. Den Rokokostil vertritt eine Garnitur, die aus sechs Kassetten besteht. Das Papier ist mit zierlichen blassrosa Streubouquets bedeckt und mit goldenen Eck-Ornamenten verziert. Sehr sauber und zart hebt sich das Muster von dem elfenbeinfarbenen Grund und erinnert an den feinen broschirten Rokoko-Taffet, der im vorigen Winter von den jüngsten Ballschönheiten so gern ge tragen wurde. Das Muster liegt in sechs verschiedenen Formen enthält Karten und Umschläge von entzückender Zierlichkeit. Neu ist ein langer, englischer Bogen, in dessen linker unterer Ecke eine grossblättrige Blume ruht; das Blattwerk steigt schlank empor, um die Schrift zu durchranken. Einmal ist es der obere Theil eines Magnolienzweiges in natürlichem rosa-weiss (Fig. 2), ein andermal eine Orchidee in heller Mauerfarbe. Die Umschläge haben Billetformat 120 X 94 mm. Band-Einfassungen aus ganz kleinen blauen Glockenblumen und Zierleisten von blassgelben Margueriten in Chromolithographie (Fig. 3), beide Muster auf quadratisch geformten Bogen in dem beliebten Format 130 X 135 mm zur Anwendung gebracht, be kunden einen ebenso guten als dezenten Geschmack. Siede de Voltaire nennt sich ein schlichtes elfenbeinweisses Papier (Fig. 4), das oben und unten von einem 11/2 cm breiten Plisserand in Trockenprägung umrändert ist. Auch die rund geschnittene Klappe des Umschlages umsäumt ein schmaler Pliss. .Jedenfalls ist es eine originelle Idee, diese mit der Rokokozeit so eng verknüpfte Mode hier zur Anwendung zu bringen. Ganze Garnituren, einfarbig oder bunt, sind in prachtvoll | bedruckten Feldern bestehend, geben sie ein malerisches Gesainmtbild. Zwischen zweien dieser Mosaik-Fenster öffnet sich eine Thür zum Heiligthum, singende Engel schweben in einer lichtblauen Sphäre oder ziehen an silbernen Glocken strängen oder neigen sich betend über das in der Krippe ruhende Jesuskind. Auch bei den Krippen, diesem beliebten Weihnachtsartikel, wird durch wechselnde Beleuchtung eine schöne und feierliche Wirkung erzielt. Dio über dem Stall Bethlehem hängenden Glocken sind hinten mit verschiedenfarbigem Reflex- Papier beklebt. Sobald die frei schwebenden Glocken in Schwingungen versetzt werden, huschen röthliche, tiefblaue, mattgelbe Lichter über die festliche Gruppe, da die Glocken aber gleich- Niemand geht an der schauderhaften Katze achtlos vor- Echte, urvergnügte »tramps« (Strolche) mit typischen Fig. 1. vor, in schmalen, hohen, länglichen und rechteckigen, Karte oder Doppelkarte. Die Kassetten sind ebenso wie Papier ausgestattet (Fig. 1), die schmälste ist 5 cm breit j eigenartig reizendes Farben spiel erzeugt. Da der Licht- Reflex doch immer das j Wesentliche bei der Pano- I rama-Karte ist, so übt diese Beleuchtungs-Art besondere Wirkung aus. Auf einem ähnlichen System beruht eine grosse aufstellbare Karte die Himmelsleiter. Drei Laubengänge wölben sich thorartig über einer steil empor ragenden Leiter, auf der weissgekleidete Engel auf- und nieder steigen. Jeder Laubengang ist rückwärts mit färbigem Reflex- Papier beklebt, sodass er in anderer Beleuchtung erscheint, während die drei gut gestimmten Farbtöne strahlenförmig auf die Engelgruppe fallen. Eine grosse Sonne in azurblauer Gelatine dient dem Bild als Hintergrund. Diese Karte ist in der That fein durchdacht und mit allen Hilfsmitteln moderner Technik zu einem Genrebilde gemacht, wie es der Maler kaum lieht- und farbenreicher gestalten könnte. Andere Aufstell-Karten, ein Blumenkorb, eine Blumenampel, ein bronzenes Vogelbauer, ein Blumenstrauss mit Spitzen- Manschette, ein Blumen-Füllhorn und ein von hellem Seiden- Papier umhüllter Rosentopf wirken dadurch überraschend, dass sie in natürlicher Grösse gehalten sind. Von Beklame-Plakaten beschränken wir uns darauf, ein paar Neuheiten im Pariser Stil zu erwähnen. Drei hübsche Mädchen mit den unvermeidlichen Barrison-Perrücken singen von Blanko-Notenblättern, während der zierlich herausgeputzte Gesangslehrer den Ton angiebt. Eine abscheuliche Katze in Lebensgrösse hält ein weisses Tambourin. Sie blinzelt mit ihren grünen Augen so kampflustig, dass wir uns ihr nicht auf drei Schritt zu nähern wagen. Um so besser wirkt sie als Beklame, Fig. 2. I uxus-Kassetten ist hellgelbes Lederpapier, weisser oder farbiger Atlas verwendet. Die Mitte des Deckels ist mit einem Blumen stück bedruckt, welches sehr wirkungsvoll hervortritt. g. Mehr noch als bei dem Briefpapier überrascht der künst- Spitzbubengesichtern sind aut einem andern Relief-Plakat dar- lerische Zug, die feine Farbenwahl bei den aufstellbaren j gestellt. Jeder trägt ein grosses, weisses Schild vor sich, Weihnachtskarten. Dio durch bunte Gelatine hervorgebrachte | während eine elegante Dame in hochrother Kleidung, das Lichtwirkung ist die einzige belebende Ausstattung bei vielen-orgnon vor die Augen haltend, sich bemüht, die Plakat-Insehril Weihnachtskarten und doch lohnt es sich, dieselben reich aus- zu entziffern. zustatten, da sie auch hier zu Lande bereits ein sehr gesuchter , Die Pariser Kunst interessirt sich gegenwärtig sehr fut Artikel sind. Bei den von der Firma Kutzner & Berger her-! Strolche aller Art. Einladungen und Speisekarten werden so- gestellten Weihnachtskarten seien zuerst die bunten Fenster gar mit diesen mauvais sujets bedruckt. Je zerfetzter .das erwähnt, mit denen die Tempel- und Kirchen-Darstellungen Beinkleid und je fragwürdiger die Fussbekleidung, desto geniale) ausgestattet sind. Diese Fenster bilden eine zierliche Nach-1 findet man den Entwurf. Geschmacksache, ahmung von Glas-Mosaik. Aus lauter kleinen, verschiedenfarbig