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Tagesspruch. Was Gott Dir gibt, das wahr als Pfand von seiner Gnad und Treue und schling darum öer Liebe Band mit jedem Tag aufs neue. Und was er nimmt, das laß ihm gern, es ist wohl aufgehoben: Einst kommt die Zeit, wo Du den 'Herrn auch dafür lernest loden. Jul. Sturm. Spätherbst. Hosea 10, 12: Darum säet Gerechtigkeit und erntet Liebe; pflüget ein Neues, weil es Zeit ist, den Herrn zu suchen, vis daß er komme und regne über euch Gerech tigkeit. Hun sind die Gärten, die Felder und die Wälder kahl. Vorher aber hatte sich die Erde noch einmal mit allen Warben geschmückt. Die bunten Gärten und die brennen den, leuchtenden Wälder — es war, als gälte es, ein Jubelfest der Auferstehung zu feiern. Und dabei ging'Z m den Wintertod hinein! So manchmal kam mir der Gedanke: So macht's auch unser Volk. Glanz und Schmuck, jubelndes Genießen, wohin man blickt, als wäre ein neuer Volksfrühling für uns angebrochen. Ob's nicht vielleicht bei uns so ist wie draußen: daß unterderbrennen. denPraöytderTodlauert — daß es zum Sterben geht? Dann wehrte sich mein Herz und dachte daran, wß jetzt, im Absterben, die Pflüger über die Felder ihren Pflug lenken, daß der Sämann die Wintersaat in die Furchen streut, daß hinter dem Tod das Leben lauert! Freilich, nicht aus dem lustigen Juchhei kommt es. Aus der Arbeit kommt es, die das Feld bereitet und den Samen streut. Wird die Arbeit jetzt nicht getan, lrägt das Feld nachher nicht die Ernte. Jetzt — jetzt! Das ist eine harte Predigt der kahlen Felder. Was jetzt ver säumt wird, ist nicht wieder nachzuholen. Mit Juchhel geht's bergab, lustig, aber: bergab. Unser Volk aber soll leben, bergauf soll's gehen: so müssen wir anderen pflügen und säen, um dem Leben aus dem Tod herauszuhelfen. Wer macht mit? U. H. P. Jie Politik der Woche Die deutsche Innenpolitik steht im Zeichen des Panzer- lreuzers. Schlimmer hat der deutsche Parlamentarismus seine 'were Unwahrhaftigkeit nie offenbart, als in diesen Tagen, ui denen die Linke nur sehnsüchtig darauf wartete, daß ihre -lgitationsanträge von der Opposition zu Fall gebracht wür den. Die Parteipolitik und die verantwortungslose Agitation haben wieder einmal Triumphe gefeiert, und noch lange wird sie sachliche Arbeit neben diesen Auswüchsen der Unsachlich leit zu kurz kommen. . „ Zn dieser sachlichen Arbeit gehört m erster Lmre die lieichsreform um die sich nunmehr zwei Unterausschüsse des Verfassungsausschusses der Länderkonferenz bemühen. Es scheint so als ob auch in dieser Frage die politischen Auf lassungen des deutschen Volkes immer weiter auseinander getrieben worden, und daß man die Probleme vom Stand punkt Politischer Theorien aus zu meistern sucht, anstatt die sachlichen Notwendigkeiten zu erfüllen, wie es vorbild- lich der Luthersche Bund für Reichserneuerung tut. Dabei weisen die Staatshaushalte der verschiedenen Länder, daß bas gegenwärtige System auch nicht auf kurze Zeit mehr Halt er ist. Bei den kommenden Verhandlungen über den Finanz ausgleich wird es sich zeigen, wie unmöglich es ist, allen den -lnsprüchen zu genügen, die an die öffentlichen Mittel Deutschlands von den verschiedensten Seiten gestellt werden. Älbst die Steuer-Erhöhungspläne des Reichsfinanzministers -r. Hilferding werden nicht genügen, um das Loch in dem assentlichen Säckel zu stopfen. Tiefer innere Wirrwarr ist umso bedauerlicher, als Deutschland gerade jetzt vor ungeheuer schwierigen finanz politischen Auseinandersetzungen mit seinen ehemaligen Kriegsgegnern steht. Die Neparationsfrage wird voraussicht- lich demnächst auf einer Internationalen Sachverständigen- 'wnferenz besprochen werden. Wenn Deutschland mit Aus- >cbt auf Erfolg eine Erleichterung seiner Zahlungsver- kumilionroman von Llisabetklley ^opxrlgdl bx INkli-tin keuckt«snx-er, Uslls <8ssle> M donst unterhielt sich die Gräfin gewöhnlich erst eine mit Miriam, heute aber saß sie mit ernstem, ab- mü Gesicht in ihrem Lehnstuhl, und winkte nur kurz Hand, als Zeichen, daß sie beginnen solle. /"iam, die eine ausgezeichnete Vorleserin war, ver- - heute keinen Satz fließend zu sprechen, immer und wieder versprach sie sich, und mußte sogar einige -oatze, die dadurch völlig unverständlich wurden, wieder holen. Endlich riß der Gräfin die Geduld. Sie erhob sich, ging Male im Zimmer auf und ab, als wenn sie über e was nachsinne, und noch nicht recht ins reine gekommen are. Dann wandte sie sich plötzlich brüsk zu Miriam, und sagte: innr"^ Er ^id, Fräulein Wahren, Ihnen sagen zu Sie nicht mehr länger in meinen Diensten blnon ^^ Besondere Gründe zwingen mich, Sie zu Da wir am Monatsende zu verlassen, ich Kündigung vereinbart haben, zahle lieble mit wÄm ^riam Wahren den Kopf, dann ver- K - m 1 das Zimmer. "schien ihr*sa"st?..mtraurig, ja, die Kündigung war, konnte sie dock^un, da sie Helmars Braut Masterin bleiben nicht länger hier als Gesell- Lsnckwirttehatt unck Selblthille Die diesjährige Führertagung des Reichslandbundes am 15. November in Berlin stand unter dem Leitgedanken, die Wege und Möglichkeiten der landwirtschaft lichen Selbsthilfe zu prüfen. Das Problem der land wirtschaftlichen Selbsthilfe ist ein gerade in der letzten Zeit in oer Öffentlichkeit viel erörtertes Thema. Das Besondere der Landbundführertagung aber bestand darin, daß in ihr ein großzügiger Versuch gemacht wurde, die Frage der landwirt schaftlichen Selbsthilfe einzuordnen nicht nur in den Gesamt- jragenkxeis der deutschen Volkswirtschaft, sondern einer ziel bewußten Nationalftolitik überhaupt. Diesem Bestreben entsprach es, wenn der Präsident des Reichslandbundes, Reichsernährungsminister a. D. vr. b. o. Achtele, aus dem Empfangsabend im ehemaligen Herren hause, der der eigentlichen Führertagung vorausging, ein Gesamtbild der Läge der Landwirtschaft und der deutschen Wirtschaft überhaupt in seiner Begrüßungsrede entwarf. Wenn :r dabei auf die vernichtende Wirkung der Kreditpolitik hin wies und eine wirksame Fortführung der Umschuldung forderte, wenn er mit gesteigerter Eindringlichkeit auf die Ge fahren des deutsch-polnischen Handelsvertrages hinwies, wenn er sich den neuen Problemen der Reparationspolitik zuwandte und den Gedanken einer Aufhebung des Transferschutzes und der Kommerzialisierung eines Teils der Reparationslast be- iämpfte, so ging diese Kritik von den: Grundgedanken aus. daß dem Willen der Landwirtschaft zur Selbsthilfe eine Wirt schaftspolitik entsprechen müsse, die einmal durch schleunige und wirksame Maßnahmen die unglücklichen Folgen der bis herigen Wirtschaftspolitik wieder gntmache und für die Zu kunft der Gesamtpolitik jenen Charakter der Ausgeglichen heit sichere, der auch die landwirtschaftliche Politik zu ihrem Rechte kommen lasse. Mahnend betonte Reichsminister a. D. Schiele, daß alle Ver suche zur Selbsthilfe zum Scheitern verurteilt seien, wenn das deutsche Volk durch eine zielbewutzte Wirtschaftspolitik nicht Herr der Nahrungsabhängigkeit werde, die es in seinen eigenen Entschließungen unfrei mache. Präsident Hepp wies in seiner Eröffnungsrede aus der Führertagung selbst darauf hin, daß das Problem der land wirtschaftlichen Selbsthilfe keine Privatangelegenheit der Land wirtschaft sei, sondern ein nationales Problem von größte: Tragweite. Den einleitenden Vortrag über landwirtschaftliche Selbst Hilse als nationale Notwendigkeit hielt Dr. Stapel-Ham- hurg.. Er schilderte das Wesen des deutschen Bauerntums, seine Bedeutung für Volk und Staat und seine Bedrohung durch das moderne weltwirtschaftliche und großstädtisch! Denken. Das politisch tragende Element des heutigen Staates seien nicht die natürlich erwachsenen Volks schichten, sondern die aus ihrem organischen Zusammenhang h er a u s g e r i s s e n e n Indivi duen. Kennzeichnend dafür sei, daß alle Entscheidungen durch oft sehr zufällige, immer rein rechnerische Majoritäten herbei- geführt werden. Der gegenwärtige Staal sei daher zwar nicht dem Willen nach, wohl aber der Struktur nach bauernfein d lich. Bauernfrcundliche Entscheidungen seien beim Parla mentarismus stets abhängig von der günstigen Gelegenheit und daher nie dauerhaft. Dieser Zustand zwinge den Bauer, politisch zu werden. Di« „Opfer", die das Bauerntum vom Staat verlangen könne, seien in Wahrheit Lebenssicherungcn und Wachstumshilfen des Volksganzen. Eine politische Aktivierung des Bauern tums aber bedinge, daß es sich aus feiner dumpfen Ver- sponnenheit aus sich selbst frei mache und zur bewußten Einsicht in dis Zeitnotwendigkeiten Vorstoße. pflichtungen durchsetzen will, dann muß es vorher im Inneren alles getan haben, um einen möglichst rationellen Aufbau von Staat und Wirtschaft durchzuführen. Sowohl staatlich wie wirtschaftlich steht Deutschland gegenwärtig in der schwersten Krise seit dem Unheilsjahre 1923. Erschwerend kommt hinzu, daß sich in Frankreich inzwi- scken eine Regierung gebildet hat, die den deutschen Nepa- rations- und Rheinlandwünschen noch weniger entgegenkom men wird, als die bisherige.. Die französische Politik hat sich unter dem vierten Kabinett PoincarL wieder durchaus nach rechts orientiert. Das neue französische Kabinett ist eigent lich eine verschleierte Wiedergeburt des Bloc national. Auch die internationalen Schuldenverhandlungen sind in der letzten Zeit nicht gerade gefördert worden. In Amerika herrschen augenblicklich Stimmungen vor, die für eine Neuregelung zunächst als recht gefährlich angesprochen werden müssey. Coolidge und Kellogg haben beide die Mei nung vertreten, daß die Abrüstungsjrage in engem Zusam menhänge mit der Lösung der Schuldenfrage stehe, und ein amerikanischer Senator hat sogar den Antrag eingebracht, daß künftig amerikanische Anleihen nur an diejenigen Staa ten gegeben werden, die das Geld nicht zu vermehrten Rüstun- Die notwendige Nationalisierung der Landwirtschaft dürfe nicht von der Stadt Herkommen. Das Bauerntum müsse aus seinen Söhnen eine Schicht kaufmännisch ge Lildeter Intelligenz entwickeln, die in voller Kenntnis de, bäuerlichen Seele und der Bedürfnisse des bäuerlichen Be triebes die landwirtschaftliche Produktionsleistung in de: Hand habe. Diese Aufgabe aber werde nur gelöst werden, wenn das deutsche Bauerntum in einer geschlossenen Front und unter einheitlicher Führung den Kampf durchfechte, den diese Zeit ihm auferlegt. Rach diesem Vortrage wandte sich Professor Dr. Sa- gawe-Kiel in einem Vortrag über „Selbsthilfe auf dem Wege der Bctriebstechnik lind Agrarproduktion" den speziellen landwirtschaftlichen Fragen zu. Von dem Ge- oanken ausgehend, daß Organisation und Betricbsführung nicht nur durch die natürlichen und wirtschaftlichen Er zeugungen bestimmt seien, sondern in weit stärkerem Maße von subjektiven Voraussetzungen, nämlich der Person des Betriebsleiters, stellte er in den Mittelpunkt seiner Aus führungen die Forderung nach einem großzügigen Ausbau der wirtschaftlichen Ausbildungsmöglichkeiten und der Wirt- schaftsberatung. Allerdings dürfe die Wirtschaftsberatung nicht sprungweise vor sich gehen, sondern müsse sich allmäh lich entwickeln entsprechend der wachsenden Aufnahmefähigkeit der Praxis für den technischen Fortschritt. Der Redner forderte Bildung von Kreisansschüssen zur Förde rung der Erzeugung, da die Zahl der heute tätigen Berater jeder Form gegenüber der Zahl der zu beratenden Landwirte verschwindend gering sei. Professor Beckmann-Bonn sprach sodann über das Thema „Landwirtschaftliche Selbsthilfe auf absatzorganisatorischem Gebiet". Ausführlich kennzeichnete er die grundsätzliche Änderung der Stellung der deutschen Landwirtschaft aus dem Binnenmarkt durch die Preisbindungen aller anderen Wirtschaftsgruppen und die freie Konkurrenz der LandwiRe als Anbieter gegen einander. Ehemals gab es freie Konkurrenz der freien Anbieter unter sich in allen Wirtschaftsgruppen, heute nur noch bei den Landwirten als Anbietern, während die übrige Wirtschaft tarifiert, syndiziert kartelliert, gebunden im Preise ist. Auch durch die Verschiebung der Ernäl rung selbst, betonte der Redner, sei die Stellung der deutschen Landwirtschaft auf dem Binnenmarkt grundsätzlich verändert; denn diese gehe von der Massennahrung zur Qualitätsnahrung, von der Mischmasch- Ware zur Standardware über Die Standardisierung ändere die Stellung des Landbaues auf der Angebotseite nach vier Richtung hin. Sie schaffe einen zusätzlichen Verbrauch, der latent vorhanden sei, sie spalte die Nachfrage und gestatte An passung der Preise an die Kaufkraft. Schließlich sichere sie eine gewisse Marktunabhängigkeil. Infolge der Standardisierung hätten selbst fersiliegende Gebiete häufig eine bessere Markt stellung als marktnahe Anbieter. Da ein Kartell für den Land bau undurchführbar sei, käme als Form des Zusammen schlusses nur die Geuossenschaft in Frage. Die Ausführungen der Redner fanden im Schlußwort »es Präsidenten, Reichsministers a D. Schiele, eine nochmalige unterstreichende Zusammenfassung, in dem er auch auf die Grenzen der Selbsthilfe jinwies, die durch die weltwirtschaftlichen Ursachen der Agrar- Ase und den Kapitalmangel der Landwirtschaft gegeben seien, daher sei eine Überwindung der Hindernisse nur durch Selbst- nlfe untz Staatshilfc möglich. Das Landvolk müsse seine wlitischen Kräfte verdoppeln, um in Parlament und Reaie- Ang stärker zur Geltung zu kommen. gen benutzen. Die Vorherrschaft Amerikas in der Welt tritt immer deutlicher in die Erscheinung. Einstweilen wird der Druck der Vereinigten Staaten auf ihre ehemaligen Kriegs verbündeten von diesen nur an Deutschland weitergegeben. Deshalb dient der amerikanische Abrüstungsvorstoß vorläufig in keiner Weise zur Erleichterung unserer Lage. Oer Deutsche Landgememdetag, der in Verbindung mit dem Preußischen Landgemeinde- lag in Berlin zum vierten Male abgehalten wird und die Vertreter von 60 000 Landgemeinden des ganzen Reiches um faßt, begann seine Verhandlungen mit einer öffentlichen Kund gebung in der Staatsoper am Platze der Republik. Am Ehren tische bemerkte man zahlreiche Vertreter der Reichsregierung, der preußischen Staatsregierung und verschiedener Lander- regierungen. Die Verhandlungen stehen ganz im Zeichen der Forderung der Selbstverwaltung; es müsse auch hier mehr das Spiel der freien Kräfte walten, hob der Versammlungsleiter, Bürgermeister Lange-Weiß- Wassers in der Begrüßungsansprache hervor. Der preußische Innenminister Grzestnskt, der namens der Reichs- und der Staatsregierung Grüße überbrachte, fand lebhaften Wider- Helmar tat ihr sehr leid, denn er würde wohl niemals der Mutter Segen zu seiner Wahl erhalten. Warum aber hatte ihr die Gräfin überhaupt gekündigt; ahnte oder wußte sie von ihrem heimlichen Verlöbnis? Zur Abendtafel äußerte Helmar von Jngsheim wie beiläufig zu seiner Mutter, daß er am kommenden Tage nach Berlin reisen müsse. Befremdet fragte die Gräfin nach dem Grund dieser plötzlichen Reise. Graf Jngsheim schützte vor, einen befreundeten Arzt dringend sprechen zu müssen, der sich augenblicklich nur für wenige Tage in Berlin aufhalle. Er werde aber in spätestens drei Tagen zurück sein. Der Gräfin schien die Abreise ihres Sohnes sehr un angenehm zu sein; Miriam ahnte den Grund dieser Reise, und warf dem Geliebten einen dankbaren Blick zu. Noch hatte sie Helmar nicht allein sprechen können, er wußte demnach nichts von der Kündigung seiner Mutter. Wie würde er es aufnehmen? Nach der Abendtafel wollte sich Miriam still zurück ziehen, aber Helmar hielt sie zurück, und bat sie, im Musik- zimmer ein Lied zu singen. Als sie eintraten, stellte Eleonore von Huttenstedt soeben einige Noten auf den Flügel, und Marie Luise saß zur Begleitung bereit. Gleich darauf klang der Baronin kräftige, etwas schrille Stimme durch den Raum. Sie sang ein modernes, französisches Chanson. Hel mar trat, unangenehm berührt, auf die Terrasse' hinaus, hoffend, daß es bald zu Ende sei. Die Baronin tat ihm aber keineswegs den Gefallen, aufzuhören. Sie sang ein Lied nach dem anderen, eins war schlechter als das andere, aber die Gräfin und Marie ! Luise klatschten immer aufs neue begeistert zu, so daß j Helmar schließlich, angewidert, in den Park flüchtete; mochte man ihn immerhin für unhöflich halten. Auch für Miriams zartes musikalisches Empfinden war dieser Gesang eine kaum erträgliche Qual; aber sie mußte ausharren, durfte nicht fliehen vor dieser Stimme ohne ! Inhalt und ohne Seele. Endlich zog sich die Gräfin ermüdet zurück, Marie Luise und die Baronin begleiteten sie. Miriam bekam nur ein kurzes Kopfnicken von der Gräfin; Marie Luise und Eleonore von Huttenstedt gingen ohne Gruß aus dem Zimmer. Nun war Miriam allein. Langsam ging sie zum Flügel und griff suchend einige Akkorde. Dann sang sie leise, nur mit halber Stimme, das alte Lied: „Ueber den Bergen, weit zu wandern, Sagen die Leute, wohnt das Glück. Ach, und ich ging im Schwarme der andern, Kam mit verweinten Äugen zurück. Ueber den Bergen, weit, weit drüben, Sagen die Leute, wohnt das Glück." Leise sang sie die wenigen Verse, leise und sehnsüchtig. Einer aber hatte sie doch gehört, und die wundersüße Stimme war ihm tief in die Seele gedrungen. Helmar von Jngsheim lehnte mit verklärtem Gesicht an der Terrassentür und lauschte den herrlichen, weichen Tönen. Leise schlich er dann zu ihr, und als sie geendet hatte, und müde die schmalen, Weißen Hände in den Schoß sinken ließ, drückte er innig ihren dunklen Lockenkops an sein Herz« (Fortsetzung folgt.)