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Beneymens aus seinem Lokal verwiesen hatte. Die Burschen, die sich „Gelegenheitsarbeiter" nennen, wurden am nächsten Tage festgenommen und werden ihrer wohl verdienten schweren Strafe nicht entgehen. Eine schwere Bluttat ereignete sich ferner im Norden Berlins. Der 58 Jahre alte Bauarbeiter Bellin, der in der Hennigsdorfer Straße bei der Familie Schneider wohnte, bat seine Geliebte, die 35 Jahre alte Witwe Schneider, und deren 72jährige Tante durch Schüsse in den Hals getötet. Er selbst brachte sich einen Kopfschuß bei. Bellin hat die Tat begangen, weil Frau Schneider ihn wegen häufiger Streitigkeiten, die sie mit ihm hatte, aufgefordert hatte, aus der Wohnung auszuziehen. Stinnes jun. vor demllntersuchnngsnchter. Die Beschuldigungen in der-Anleiheafsäre. Das aufsehenerregende gerichtliche Ermittlungsver fahren wegen angeblich betrügerischer Verwertung von Kriegsanleihen, das gegen den Berliner Bankdirektor Kunert und den ehemaligen Privatsekretär von Hugo Stinnes jun., von Waldow, geführt wird, hat jetzt auch zu einer Vernehmung von Hugo Stinnes selbst geführt. Hugo Stinnes jun. erschien mit seinem Hamburger Rechtsbei stand im Berliner Kriminalgericht und wurde von Land gerichtsrat Dr. Brühl in ein mehrstündiges Verhör ge nommen. Die Erörterungen vollzogen sich, den Vor schriften der Strafprozeßordnung entsprechend, unter strengstem Ausschluß der Öffentlichkeit. Wie verlautet, soll Stinnes zugegeben haben, mit den Unternehmungen Waldows ziemlich genau bekannt gewesen zu sein. s poMilche kunchchau j Deutsches Reich Deutsch schweizerischer Schiedsvertrag. Vom deutschen Gesandten und vom schweizerischen Vorsteher des politischen Departements wurde in Bern unter Ratifikationsvorbehalt ein Protokoll unterzeichnet, das eine Änderung des zwischen Deutschland und der Schweiz abgeschlossenen Schiedsgerichts- und Vergleichs vertrages zum Inhalt hat. Das Protokoll bezweckt, die das Schiedsverfahren einschränkenden Vorbehalte aufzu heben und dem Vertrag eine neue Bestimmung anzufügen, gemäß der jede der vertragschließenden Parteien sich un mittelbar an den Schiedsgerichtshof wenden kann, wenn innerhalb ztveier Monate die Parteien sich nicht über die Einberufung eines Schiedsgerichts haben einigen können. 193V wieder Interparlamentarische Tagung. Der Interparlamentarische Rat der Interparlamen tarischen Union trat nach Schluß der Tagung in Berlin zu einer kurzen Sitzung zusammen, auf deren Tages ordnung lediglich die Beschlußfassung über Ort und Zeit der nächsten Interparlamentarischen Konferenz stand. Es lagen Einladungen der tschechoslowakischen, der rumäni schen und der ungarischen Gruppe vor. Auf der anderen Seite wurde vorgeschlagen, die Interparlamentarische Konferenz nur alle zwei Jahre einzuberufen. Dement sprechend wird die nächste Tagung der Interparlamenta rischen Union erst 1930 stattfinden, und zwar in einem der drei Länder, von denen die Einladungen ergangen sind. Die verlangte Drosselung der Getreideeinfuhr. Bei den Erörterungen über die Finanzierung der Ernte wurde auch der Vorschlag laut, die Neichsregierung solle die Getreideeinfuhr vom Auslande drosseln. Dazu biete K 4 des Zollgesetzes die Handhabe. Dieser Para graph gibt nun allerdings der Regierung die Befugnis, mit Erschwerungen gegen die Getreideeinfuhr vorzugehen. Dazu ist aber die Zustimmung des Reichsrats und des beauftragten Reichstagsausschusses notwen dig. Bei der Zusammensetzung des jetzigen Reichstages ist jedoch an solche Zustimmung kaum zu denken. Deutschnationales Bekenntnis zum Monarchismus. In einer parteioffiziösen Erklärung zum Urteil im Fall Lambach heißt es: „In ihrer Entschließung zum Fall Lambach vom 8. und 9. Juli hat die Parteivertretung ein- IKmmig beschlossen, sich aus dem Anlaß des Falles Lam bach erneut zu den Grundsätzen ihres mon archischen Parteiprogramms zu bekennen. Des halb ist es ein Irrtum, wenn behauptet wird, sie werde sich im Oktober darüber zu entscheiden haben, ob die Deutsch nationale Volksvartei grundsabgetreu monarchisch blei ben will oder nicht. Auch diese Entscheidung ist end gültig und bindend getroffen. Aufgabe der nächsten Von guten u. schlechten filzen. Bon vr. msä. E. Mosbacher, Avteilungsdirektor z. D. im Hauplgesundheitsamt der Stadt Berlin. Zu den Leckerbissen, die uns der allsklingende Sommer, der beginnende Herbst bescheren, gehören auch die eßbaren Pilze — die Pfifferlinge, Steinpilze, Reizker, Maronenpilze, Ziegenbarl, Butter-, Semmel- und Lauchpilze, Spitzmorcheln, Feld-, Wald- und Wiesenchampignons und wie sie alle noch heißen — die Schwämme, die sich um ihrer prachtvollen Ge schmacksstoffe willen bei Arm und Reich, bei Alt und Jung der größten Beliebtheit erfreuen. Nicht Wegen ihrer Nahrhaftigkeit stehen die Pilze in hohem Ansehen: denn ihr Gehalt an Fett- und Zuckerstofsen ist sehr gering, und auch der hohe Stmstoffgehalt ist verhält nismäßig wertlos. Denn meist sind die stickstoffhaltigen Ver bindungen für den menschlichen Körper unverdaulich, oder aber die stickstoffhaltigen Eiweißkörper der Pilze sind von harten Häutchen umgeben, die eine Ausnutzung durch die Verdauungssäfte stark behindern. Nur wenn die Schwämme sehr gut zerkleinert werden und der Ver dauungsapparat einwandfrei arbeitet, gelingt es dem Körper, einiges Nährmaterial aus den Pilzen für sich zu gewinnen. Am bekömmlichsten sind getrocknete und geriebene oder mit Hilfe der Fleischmaschine zerhackte Pilze. Die Morcheln ge hören zu den schwerstverdaulichen Schwämmen; Steinpilze und Pfifferlinge stellen hohe Ansprüche an Magen und Darm; verhältnismäßig am leichtesten verdaulich sind die Cham pignons. Die Bekömmlichkeit der Steinpilze hängt jedoch noch von einer Reihe anderer höchst beachtenswerter Faktoren ab. Nur junge, ganz gesunde Pilze dürfen mit dem Messer abgeschnitten werden. Je größer die Schwämme, desto älter, desto zäher Pflegen sie zu sein. Sobald sich Löcher im Stiel finden, ist mit Maden im Hut zu rechnen. Alte, faulige, madige Pilze enthalten gar häufig Zersetzungsstoffe und schädliche Keime, dürfen also keinesfalls verwendet wer den. Auf dem Heimtransport müssen die Pilze vor Druck und Erwärmung geschützt werden, gleichfalls um Zersetzung und Fäulnis zu verhüten. Am besten legt man deshalb die abgeschnittenen Schwämme vorsichtig in ein offenes Körbchen, damit genügend Luft hinzutreten kann, und trägt sie behutsam Heini. Eine wichtige Regel ist der schnelle Verbrauch der gesammelten Pilze; denn je länger sie lagern — zumal in der warmen Jahreszeit —, desto größer ist bei dem leicht zer- setzlichen Pilzfleisch die Gefahr der Fäulnis. Ist man ge zwungen, die Pilze aufzubewahren, so soll man sie auf einer sauberen Unterlage im kühlen Raume ausbreiten. — Die Zubereitung beginnt mit dem Putzen, d. h. vor allem muß die Pilzhaut, welche die meisten Bergiftungsmöglichkeiten in sich birgt, abgezogen, abgekratzt oder abgeschabt wer den. Gekochte Pilze sollen — zumal bei höherer Außen temperatur — niemals über Nacht aufbewahrt werden. Wer den diese elementaren Regeln befolgt, so wird man sich einem ungetrübten Pilzgenuß hingeben können, vorausgesetzt, daß sich unter den guten, eßbaren keine bösen, giftigen Schwämme finden. — Um es vorweg zu nehmen: es gibt nur einen sicheren Schutz vor einer Verwechslung der guten und der bösen Pilze; das ist die genaue Kenntnis der einzelnen Pilz arten selbst. Weder die leuchtende Farbe noch das Blau werden beim Zerschneiden noch die klebrige Oberfläche sind sichere Kennzeichen für Giftpilze. Ganz unzuverlässig ist das Eintauchen Links silbernen Löffels in die kochenden Pilze, dessen Bräunung die Anwesenheit giftiger Schwämme an zeigen soll, ebenso wertlos ist das Mitkochen einer Zwiebel, deren Schwärzung ein schweres Verdachtsmoment dar stellen soll. Nur gründliches Durcharbeiten der einschlägigen Lite ratur und Sammeln der Schwämme unter der Aufsicht eines Pilzfachmannes bewahren vor unliebsamen Ueberraschungen. Es ist zuzugeben, daß nicht selten eine große Erfahrung dazu gehört, um zu entscheiden, ob der Pilz gut oder böse ist. Die Natur hat es uns oftmals nicht ganz leicht gemacht, denn die Giftpilze sehen den eßbaren Schwämmen vielfach recht ähnlich. Am bekanntesten ist die Aehnlichkeit zwischen dem eßbaren Feldchampignon und dem hochgiftigen Knollen blätterschwamm; leicht verwechselt der Unerfahrene den gif tigen Satanspilz mit dem eßbaren Steinpilz, den eßbaren Speisetäubling mit dem giftigen Speiteufel, den echten Reizker mit dem Giftreizker, den echten mit dem falschen Pfifferling. — Charakteristisch für die Pilzvergiftungen durch Giftschwämme ist das Auftreten der Krankheitserscheinungen, erst nach Ablauf von 10 bis 15 Stunden; dagegen zeigen sich die ersten Störungen infolge des Genusses von verdorbenen Pilzen schon nach wenigen Stunden. Diese zu lange aufbe wahrten, allo zersetzten oder aber von Maden angefressenen Pilze enthalten Fäulnisstoffe und Keime, welche die Ursache dieser Pilzvergiftungen bilden. Die häufigste Pergiftung durch Giftpilze ist die Knol lenblätterschwammvergiftung, die mit Uebel- keit, schwerem Erbrechen, mit Durchfällen und Koliken be ginnt; binnen kurzem trübt sich das Bewußtsein, es setzen Krämpfe ein, und bisweilen endet dieser Zustand mit einer tödlichen Herzlähmung. Wenn der Vergiftete das Anfangs stadium der Knollenblätterschwammvergiftung überwunden hat, so folgt doch häufig ein zweites unter dem Bilde der Blutzerstörung. Gelbsucht, Hautblutungen treten auf, Fiebererscheinungen und Nierenentzündungen folgen. Auch diese zweite Periode erfordert noch zahlreiche Todesfälle. Wie verhält man sich nun bei Pilzvergiftungen? Zu diesem Zwecke muß sofort Erbrechen ausgelöst wer den, indem man einen Finger in den Rachen steckt oder den Gaumen mit einer Feder kitzelt oder Butter- oder Senfwasser trinkt. Der Darm soll durch ein Abführmittel zur beschleu nigten Entleerung angetrieben werden. Da fast stets das Herz in Mitleidenschaft gezogen wird, so ist das Trinken von starkem Kaffee dringend zu empfehlen. In jedem Falle von Pilzvergiftung ist der Arzt zu rufen, der mit Hilfe des Magen- schlauchs versuchen wird, die Pilzreste aus dem Magen zu entfernen, und der mit herzstärkenden Einspritzungen dem Kranken zur Seite steht. Uebrigens gibt es Menschen, die eine Ueberempfind- ,1 ichkeit gegen Pilze besitzen und bei denen schon nach dem Genuß einwandfreier Speisepilze Magen- und Darmerkran kungen auftreten. Diese überempfindlichen Personen sind daher ihren gesunden Mitmenschen gegenüber sehr im Nach teil, da sie auf den lockenden Gaumenkitzel der Pilzgerichte verzichten müssen. Wochen aber ist es, die Parteiarbeit im Sinne des Partei programms zu vertiefen und dadurch wirkliche oder ver meintliche Gegensätze, die in den Erörterungen der letzten Wochen hervorgetreten sind, innerlich zu überwinden." Notlage deutscher Auslandsschulcn. Eine Tagung deutscher Auslandslehrer in Darmstadt beriet über die Lage der deutschen Schulen im Ausland und stellte fest, daß diese keineswegs glänzend sei. Das kommt zum Ausdruck in einer Entschließung, in der gesagt wird, die in großer Zahl aus allen Teilen Europas, aus Mittel- und Südamerika, Ostasien und Südafrika zusam mengekommenen deutschen Auslandslehrer richteten an den Reichstag und an die Parlamente der deutschen Länder die dringende Bitte, den deutschen Auslandsschulen stärkere Fürsorge als bisher zuteil werden zu lassen. Freistaat Danzig. Polnische Schikanen gegen Danzig. Die polnische Regierung hat nach zuverlässigen Mel dungen beschlossen, das zwischen Danzig und Polen ab geschlossene Abkommen über Vermeidung von Doppel- besteuerung zu kündigen, um die in Danzig tätigen Eisenbahnbeamten und -angestellten der Einkommen besteuerung durch die Danziger Regierung zu entziehen. Danzig würden, wenn das Recht der Einkommenbesteue rung der Eisenbahnbeamten für Danzig wegfallen sollte. jährlich 900 000 Gulden entgehen. Dieses Vorgehen Polens wäre um so erstaunlicher, als die polnische Re gierung aus der Verwaltung der Danziger Eisenbahnen einen Betrag zieht, der auf 30—40 Millionen Gulden im Jabre zu schätzen ist. Aus In- und Ausland Berlin. Der Reichsstädtebund hält vom 5. bis 7. September in Heidelberg seine diesjährige Mitgliederversamm lung ab Berlin. In Beantwortung einer Kleinen Anfrage über die Verurteilung des Landgcrichtsrats Gellin in Breslau wegen seines Zusammenstoßes mit dem demokratischen Ab geordneten Herrmann teilt der preußische Justizminister mit, daß gegen das Urteil durch den Generalstaatsanwalt in Breslau Berufung mit dem Ziele der Entfernung des Landgerichtsrats Gellin aus dem Amte eingelegt worden ist. Gellin ist einst weilen beurlaubt Essen. Der bekannte Bergarbeitersührer Heinrich Imbusch vollendet am 1. September das 50. Lebensjahr. Im Jahre 1919 wurde er zum ersten Vorsitzenden des Gewerkvereins christlicher Bergarbeiter Deutschlands gewählt. Jmbusch ist seit 1919 u. a. zweiter Vorsitzender des Reichskohlenrates. Paris. Auf Veranlassung der deutschen und der französi schen Liga für Menschenrechte ist der von dem französischen Kriegsgericht während der Ruhrbesetzung wegen Spionage zu gunsten seines Heimatlandes verurteilte Walter Bremicker, der seine Strafe in der Strafanstalt Wittlich verbüßte, durch den Präsidenten der Französischen Republik begnadigt worden. lioman von C. Miller und Horst von Mertkern l aar Copvrikkt dv Martin bouekdwangser, blaUv sLaale) j50 Einen Moment gruben sich ihre Augen förmlich in einander, und ihr war es, als ob sie Mordlust in den seinen lese; dann überkam sie plötzlich eine furchtbare Mattigkeit, sie wollte schreien und fand nicht die Kraft dazu. In diesem Augenblick würde sie gern alles rück gängig gemacht haben, was sie gefrevelt, solche Todesangst überkam sie. Er war ja doch so furchtbar stark. Endlich fand sie ihre Stimme wieder. „Oh, füge mir kein Leid zu, Franz", rief sie mit zucken den Lippen, „ich bereue alles, was ich getan habe." Mit einer Gebärde des Unwillens gab er ihre Hände, die er festgehalten, frei, und sie sank zitternd und bebend auf ihren Platz zurück. „Mein Gott", rief er, „wozu bin ich denn hierher ge kommen? Ich hätte wissen sollen, daß ich heute nicht in der Verfassung bin, deinen Anblick zu ertragen! Du hast mich zum Dieb gemacht, fast wäre ich deinetwegen zum Mörder geworden." Sie atmete schwer. § „Soll ich dir ein Glas Wasser holen?" „Nein, geh', und laß mich allein." Sie schluchzte heftig. „Du hast die Todesangst verdient, die du eben aus gestanden", sprach er langsam, „du gehörst zu jener Gattung von Weibern, die Unheil anrichten, solange sie leben. Einer Viper gleich sollte man dich zertreten. Vielleicht wird es Hugo mit der Zeit tun." Mechanisch erreichte er sein Heim. In kurzer Zeit würde i dieses Haus und alles, was sich darin befand, Hugo ge- ! hören. Es würde diesem schwer werden, sich sein Recht zu verschaffen, wenn Franz versuchte, sich zu verteidigen, aber er hegte nicht die Absicht, es zu tun; er war sroh, die Last ves fremden Vermögens von sich schütteln zu können. Wurde er doch auch mit dieser Last von dem Weibe befreit, um dessentwillen er gesündigt. Hugo würde ein weniger beneidenswertes Los treffen, denn wie lange mochte es dauern, bis er jede Illusion verlor? Was aber würde Hilda von ihm denken? Wie würde sie die Geschichte auffassen, r - ihr jedenfalls einigermaßen verunstaltet durch ihren B: ?r zu Ohren kommen mußte. Würde sie jenem unbedingten Glauben schenken? Würde sie für Franz auf ewig verloren sein? Er mußte sie sehen! Wenigstens die Wahrheit sollte sie von seinen Lippen vernehmen. Wenn sie ihm nur Glauben entgegenbrachte? Sein Herz schlug mächtig. Nun, da Dolly selbst ihm seine Freiheit wiedergegeben hatte, stand nichts mehr zwischen ihnen als die Verleumdung. Ja... er wollte ohne Zeitverlust zu ihr eilen. Sie sollte nicht eine Stunde länger in dem Glauben leben, daß er keine Verteidigung, keine Rechtfertigung seines Beneh mens habe. Daß er durch die veränderten Verhältnisse arm wurde, das quälte ihn nicht, obwohl er eigentlich nichts mehr sein Eigentum nennen konnte als den Betrag, den Onkel Rinaldi ihm versprochen. Einst war es ihm unmöglich ge wesen, zu heiraten, wenn er seiner Erwählten nicht ein schönes Haus, Wagen, Juwelen bieten konnte, jetzt aber hatte er besser denken gelernt. Das Weib, welches erst ge kauft werden mußte, war nichts für ihn. Sie mußte ihn lieben um seiner selbst willen, nicht weil er ihr Reichtum bieten konnte. Vermochte er das nicht zu erringen, dann wollte er sein Leben lieber einsam beschließen. Die einzige Möglichkeit, mit Hilda ein Gespräch unter vier Augen haben zu können, würde sich ihm bieten, wenn er seinen Rechtsanwalt beauftragte, Hugo zu einer be stimmten Stunde zu sich zu bestellen. „Wird sie mir treu bleiben?" fragte er sich. „Sie liebt mich, dessen bin ich gewiß, und sie ist eine erhabene Seele, aber er wird das möglichste tun, sie mir abwendig zu machen, und die Tatsache, daß ich Hugo um sein Erbe betrog, ist ja leider nicht zu leugnen! Sie, die nie ge sündigt und möglicherweise auch nie in Versuchung ge führt wurde, ist vielleicht hart und unerbittlich." Jedenfalls, meinte er, sei es zu seinen Gunsten, daß er ihr von einer Zentnerlast gesprochen, die seine Seele be drücke, von einem Unrecht, das er sühnen zu können hoffe, wozu er aber der Einwilligung seiner Frau bedürfe, die ihm bis dahin verweigert worden sei. Einundzwanzig st es Kapitel. Hilda hatte den Abend bei Freunden zugebracht, und als sie zu ziemlich später Stunde nach Hause kam, sah sie noch Licht im Speisezimmer, und Hugo trat ihr hastig entgegen. „Endlich kommst du, ich warte schon sehr lange auf dich." „Lieber Junge, sehr nett von dir, daß du mich erwartet hast, aber ganz überflüssig. Du weißt, daß ich immer meinen Schlüssel habe und gut heimkomme." „Aber ich habe dir etwas Wichtiges mitzuteilen." (Fortsetzung folgt.)