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Kampf wurden vier Personen getötet und sechs schwer § verwundet. Den Schmugglern gelang es, zu entkommen j nnd ihre Toten lind Verwundeten mitzunehmen. Bunte Tagesckronik Dortmund. Im benachbarten Lünen wurde der Zjährig« z Schüler Otto Plüschke vermißt. Man fand den Knaben als Leiche auf. Er war einem Mord zum Opfer gefallen. De, ! Dortmunder Kriminalpolizei ist es gelungen, den Täter in der s Person des 15jährigcn Bäckerlehrlings Brockhage zu ermitteln und festzunehmen. Er hat bereits eingestandcn, die Tat verübt zu haben. i Memel. An der Memeler Hafeneinfahrt ist ein Fischkutter, ; in dem sich zwei Fischer befanden, gekentert. Beide Fischer sind ° ertrunken. Ein zweiter Memeler Fischkutter, in dem sich eben falls zwei Fischer befanden, ist von der Ausfahrt nicht mehr zurückgekehrt. Man nimmt an, daß auch dieser Fischkutter bei dem herrschenden Sturm untergegangen ist. London. Der britische Luftpostverkehr mit dem Auslande hat in dem Quartal April-Juni d. I. gegen das Vorjahr er- ; Heblich zugenommen. Nach Deutschland wurden in dem ge- nannten Zeitraum rund 14 000 Pfund Pakete versandt, gegen > 9000 Pfund in der gleichen Zeit des Vorjahres. Die Beförde- ; rung von Luftpostbriefen nach Deutschland und nach Frankreich ! nahm um 80 Prozent zu. ! N eine zerdjidunguus zu Mutergetreide ! McknWg? Von vr. H. Soenke-Berlin. Die Ansichten über die Frage, ob zu Wintergetreide bereits im Herbst oder erst im Frühjahr eine Düngung gegeben werden soll, sind sehr verschieden und stehen sich häufig direkt gegenüber. Die entgegengesetzten Ansichten können beide wohl begründet sein> weil die Voraus- s setzungen, die den Landwirt zu der einen oder anderen i Entscheidung geführt haben, verschieden waren. Zunächst müssen wir uns das Ziel vor Augen führen, das wir beim Wintergetreidebau vor Eintritt des Winters zu erreichen bestrebt sein müssen. Das Ziel ist eine gesunde, kräftige, gut bestockte Pflanze, die den Unbilden des Winters zu widerstehen vermag, denn die Erträge der Winterung werden zu einem hervorragenden Teil von der Herbstentwicklung beeinflußt. Bleibt die Herbstent wicklung z. B. infolge zu schwacher Kaligabe zurück, so bedeutet das in erster Linie eine verstärkte Äuswinterungs- s Gefahr und zweitens infolge mangelhafter Bestockung, zu dünne Bestände. Man könnte diese durch stärkere Aus saatmengen ausgleichen wollen. Dieses ist aber nicht von Vorteil, denn an Stelle von wenigen kräftigen, gut be- : stockten Pflanzen hätte man dann zahlreiche, aber schwache j unbestockte Pflanzen, welche den durch Setzen des Bodens j und durch Frostwirkung bedingten Bodenbewegungen nicht widerstehen können; dieses gilt besonders für den Roggen mit seiner schwachen Bewurzelung. Ist die Pflanze erst weiter in der Entwicklung fortgeschritten und sind mehrere Bestockungstriebe angelegt, dann pflegt die Bewurzelung so kräftig zu sein, daß auch stärkere Boden bewegungen der Pflanze nicht mehr viel anhaben können. Es ist demnach alles aufzuwenden, damit die Pflanzen gesund und kräftig bestockt in den Winter kommen. Zur Erzielung eines solchen Bestandes gehört aber zweifellos eine zweckmäßige Versorgung mit Nährstoffen. Es sei auch darauf hingewiesen, daß schon während der Bestockung die Anlage der Aehre erfolgt und die Ernährung der Pflanze in diesem Lebensalter mit ausschlaggebend ist für die spätere Ausbildung. Die Düngermengen, welche wir vor Winter geben müssen, sind auch von der Art des angebauten Winter- Am größten ist der Nährstoffbedarf bei Wintergerste, es folgt Van» ocr sr»aaen »nd an letzter Stelle steht der Weizen.' Die Wintergerste will im Herost in ihrer Entwicklung noch am weitesten vorschreiten, auch der Roggen erlangt im Herbst bei zeitiger Saat noch eine ganz beträchtliche Entwicklung. Der Winterweizen ver legt den größten Teil seiner Jugendentwicklung in der Regel in das zeitige Frühjahr. Man wird also unter sonst gleichen Verhältnissen die Wintergerste bei der Nähr stoff-Zufuhr im Herbst zu bevorzugen haben. Von größter Wichtigkeit für den Betriebsleiter ist die Frage: Reicht der Nährstoffvorrat des Bodens für eine gesunde Herbstentwicklung aus oder muß der Nährstoff vorrat durch eine entsprechende Düngung ergänzt werden? Die beste Antwort kann derjenige Landwirt geben, hxr durch jahrelang durchgeführte Feldversuche seinen Acker unter ständiger Kontrolle gehalten hat. Dieses wird jedoch recht selten der Fall sein und man wird daher der Sicherheit wegen im Herbst wenigstens eine Kali- und Phosphorsäuredüngung verabfolgen. Man soll die Düngung nicht zu schwach bemessen, etwa 2 62 40 prozentiges Kalisalz oder 6 62 Kainit je ba, (je Preuß. Morgen 1 Zentner 40 prozentiges Kalisalz oder 3 Zentner Kainit) da ja das Kali sowohl die Winterfestigkeit als auch Lagerfestigkeit des Getreides erhöht. , Schwierig ist es, die Stickstoffdüngung im Herbst richtig zu bemessen. Auf besseren Böden kann man, wenn man Kalkstickstoff anwendet, die ganze Stickstoffgabe im Herbst geben, ohne daß eine Auswaschungsgefahr besteht. Je leichter der Boden ist, desto vorsichtiger muß man bei der Bemessung der Herbststickstoffgabe sein, darf sie jedoch ? nicht ganz unterlassen, wenn das Wintergetreide keinen Stalldung erhält und auch die Vorfrucht keinen solchen erhalten hat. Es hat aber im allgemeinen keinen Zweck, j mehr als 20 Pfund reinen Stickstoff je km, entsprechend s 1 Zentner schwefels. Ammoniak, im Herbst dem Getreide zu geben, da größere Gaben im Herbst von den Pflanzen kaum verwertet werden können. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß man die Kalisalze so früh wie möglich vor der Bestellung auf den Acker bringen soll. Man streut, den Kainit spätestens 2 bis 3 Wochen vor der Saat, das 40 prozentige Kalisalz spätestens 1 Woche vor der Saat aus. ... ... s » vermilcbtes » j Der Clown als Ehrendoktor der Philosophie. Mancher mag ja die Philosophie sehr komisch finden, aber wenn die Ungarn jetzt den weitbekannten Komiker und Musikclown Adrian Grock zum Ehrendoktor der Philo sophie — vr. MI. k. 0. — ernannt haben, so haben sie das sicher nicht getan, um die himmelstürmenden Philo sophen ein bißchen zu frozzeln und zu ärgern, sondern weil besagter Grock sich aus dem schwierigen Gebiete der Philosophie einige Verdienste erworben haben muß. Wer ihn jemals auf einer Varietöbühne „arbeiten" sah, weiß, daß er mit „philosophischer Ruhe" an seine Musik- kunststücke herangeht. Also da hätten wir ja schon das Philosophische an ihm! Im übrigen heißt Grock von Natur gar nicht Grock, sondern Wettach. Die Stadt Biel in der Schweiz ist seine Heimat, eine prächtige Villa in dem Spielerstaate Monako sein derzeitiger Wohnsitz. Seine Jugendliebe hieß — Zirkus. Mit Wanderzirkussen zog er durch die schweizerische Welt als Pferdedresseur, Drahtseilkünstler, Jongleur, Clown usw. Zwischendurch war er auch mal Hotelkellner, Buchhalter und — Haus lehrer. Da hätten wir also wieder etwas, das ihn zum „vr. Ml." berechtigt! Das besondere an diesem inter essanten Falle ist, daß Wettach-Grock seine Hauslehrer tätigkeit bei den Söhnen des jetzigen ungarischen Minister präsidenten, des Grafen Bethlen, ausgeübt hat. Nun versteht man auch ein ganz klein wenig, weshalb ihn die Budapester Universität zum Ehrendoktor gemacht hat! i Hoffentlich tut das seinen Clownspäßen keinen Abbruch! j Wieviel sind wir? Es Hai wieder einmal eine Zählung der Erdbevölkerung stattgefunden und man hat ausgerechnet, daß etwa 2 Milliarden Menschen auf der Erde leben. „Man" ist in diesem Falle der Völkerbund, der vor kurzem ein internationales statistisches Handbuch für das Jahr 1927 herausgegeben hat. In diesem Hand buch findet man bevölkerungsstatistische Angaben aus allen Ländern der Welt und damit kann man sich dann die Einwohnerschaft der Erde zusammenaddieren. Ganz sicher allerdings dürften gewisse Zahlenangaben nicht sein, da die Zählungen der „Wildcnschaft" zum großen Teil nur auf Schätzungen beruhen. Im Jahre 1913 hatte fsl-befki u.okeM38ctM8i «vssv I» w!«»11II« -^sisssn, ttsbnEmsnnspIstr. ünnskmestelis' Llfreä vürre, MMuff, relitlerslrske ! man aus Grund von Zählungen und Schätzungen 1808 Millionen Menschen herausgerechnet; am Ende des Jahres 1926 waren es bereits 1932 Millionen. Die Erd bevölkerung hatte also in 13 Jahren um etwa 7 Prozent zugenommen. Legt man diese Zahl den neuen Berech nungen zugrunde, so kann man sich leicht ausrechnen, daß wir in kurzer Zeit bei 2000 Millionen angelangt sein werden. Mehr als die Hälfte aller lebenden Menschen — 1026 Millionen — entfällt auf Asien und von diesen 1026 Millionen bekennen sich nicht weniger als 450 Millionen zum Chinesentum. Da ganz Europa nur 514 Millionen Menschen zählt, so fehlen den Chinesen nur noch 64 Mil lionen zur Besiedelung sämtlicher Länder Europas, und Schwarzseher sehen bereits kommen den Tag, an dem die ganze gelbe Rasse den Zug nach Westen antreten wird. In Amerika leben 232 Millionen Menschen, in Afrika 146, in Astralien und Ozeanien 9. Die Bevölkerungszunahme Europas betrug seit 1913 nur 3 Prozent, wozu neben dem Weltkrieg der Geburtenausfall während des Krieges nnd der in fast ganz Europa in der Nachkriegszeit eingetretene starke Geburtenrückgang beigetragen haben. _ Wien will den 2000. Geburtstag feiern. Das große Sängerfest hat die lebenslustigen Wiener „aus den Ge schmack gebracht": sie haben wieder Freude am Feste feiern und möchten das Sängerfest samt dem fabelhaften Festzug möglichst rasch noch überbieten, um bei der Mit welt in angenehmer Erinnerung zu bleiben. Und so hat denn Leopold Freiherr Popper-Podhrazy im Interesse aller Wiener und Wienerinnen ausgerechnet, daß Wien im Jahre 1930 seinen 2000. Geburtstag feiern kann und selbstverständlich feiern muß. Das Jahr 70 v. Chr. soll nämlich als das erste historische Datum über die Existenz Wiens anzusehen sein: damals tauchten zum erstenmal die Namen Vindomina und Vindobona in der Geschichte auf. In Wirklichkeit dürfte Wien als Siedlung noch erheblich älter sein, aber geschichtlich ist da nichts nächzuweisen, und so bleibt es bei 70 v. Chr. als erstem und bei 1930 als 2000. Geburtstag. Wie feiert man nun einen solchen Ge burtstag? Natürlich mit einer Ausstellung und noch natürlicher mit einem ganz großen Festzug, denn wozu hätte man sonst die prächtige Ringstraße? Mit dem 2000. Geburtstag können übrigens, wie Freiherr Popper- Podhrazy feststellt, gleich noch ein paar andere Gedenk feiern verbunden werden. Es ist nämlich ungefähr 1000 Jahre her, daß in den Chroniken zum erstenmal der Name Vienni, aus dem dann Wien wurde, auftaucht, und fast genau von 700 Jahren hat der Herzog Leopold VI. der Ort schaft Vienni Rechtsprivilegien verliehen, die als Grund lage des Wiener Stadtrechts anzusehen sind. Also die Basis für diverse Feiern im Jahre 1930 ist da und die Stimmung ist auch da und es fehlt nur noch das Geld. Das aber werden, wie man hofft, die Fremden scheffel weise ins Land bringen. Geboten werden, wie gesagt, eine Jubiläumsschau, die ein umfassendes Bild von den allerersten Anfängen Wiens bis zur Gegenwart bieten könnte, ein historischer Trachtenfestzug, Festvorstellungen in den Wiener Theatern, Festveranstaltungen in der Hof burg, in Schönbrunn usw. und noch diverse andere Dinge. Man wird also gut tun, sich schon jetzt einiges Geld für Wien 1930 zurückzulegen, denn selbstverständlich wird man dabei gewesen sein wollen! Wieviel wiegen Sie? Reiseerlebnisse von Dorothee Goebeler. Lassen Sie sich zuweilen wiegen? Natürlich lassen Sic! Wiegen lassen gehört für den modernen Menschen zu seinem Tage- oder Wochenwerl bestimmt. Unsere Urgroßeltern, unsere Eltern noch küm merte es wenig oder gar nicht, vielleicht, daß sie mal ge legentlich zum Scherz eine Wiegeschale bestiegen. Not wendig war es bei ihnen jedenfalls nicht. Hatten sie Angß vor der Feststellung ihrer Zentner oder hielten sie solches für überflüssig? Jedenfalls war es ihnen völlig gleich gültig, wieviel oder wiewenig Pfunde sie mit sich schleppten. Nicht mal die Babys wurden gewogen. Aber dann sing es an und gerade bei Babys. Der Doktor erklärte mit gefurchter Stirne, es sei nötig, das Ge- Wicht der Kleinen zu kontrollieren. Heute gehört dis Babywage angeblich in jedes Kinderzimmer, es gibt aber trotzdem sehr viele, in denen sie fehlt. Dafür nehmen es die — a u s g e w a ch s e n e n Babys um so wichtiger mit dem Gewicht. Wieviel wiegen Sie? Die „schwer wiegende" Frage bewegt den Menschen, die Filmdiva, Röschen Müller und Dagobert Meier denken nach über sie. Abnahme wird mit Freudengeschrei verkündet. Zunahm« — reden wir lieber nicht davon. Wie, Sie lassen sich nicht wiegen? Wiegen ist doch das Notwendigste von allem. Wiegen verbürgt Gesund- komun von L. Wiler unci Hortit von Wertkern bv Martin beucktWÄHKcr, blaHe ^Lsale- s56 „Mein Gott, mein Gott", wehklagte sie, „was bin ich jetzt? Weder Mädchen, noch Frau, noch Witwe. Was werden die Leute sagen? Und ich habe schon vor aller Welt meinen Mädchennamen angenommen und kann ihn nicht wieder ablegen." Wie mit Flammenschrift sah sie jetzt die Worte vor sich, die sie damals mit stolzer Befriedigung erfüllt hatten: „Graf Hugo Trevarrack soll sich dem Vernehmen nach mit Fräulein Dorothea von Albinger vermählen." „Was soll ich tun?« stöhnte sie trostlos. Sie hatte alles auf eine Karte gesetzt, und verspielt. Unter diesen Um ständen blieb ihr nichts übrig, als sich an Franz zu halten, ihn, wenn irgend möglich, wieder zu sich zurückzurufen, und schon spann sie sich in Gedanken eine sentimentale Szene aus, durch die ihr dies gelingen sollte. Da trat ihre Mutter plötzlich mit einer gewissen Hast ein. „Dolly", sprach sie leise, indem sie auf das Adels- Handbuch wies, das sie zwischen den zitternden Fingern hielt. „Dolly, weißt du, wer die Erbfolge des armen Hugo antritt?" „Nein", erwiderte sie barsch, „ich habe mich nie darum gekümmert. Du kannst doch nicht glauben. . »Ja, Franz. Er, den du ohne deine grenzenlose Tor heit jetzt noch deinen Gatten nennen könntest. Franz ist jetzt Graf Trevarrack." „Es ist nicht möglich. Du mutzt dich täuschen, gib mir vas Handbuch." „Ich täusche mich nicht. Natürlich steht hier, daß Alexander, der Sohn des Hugo Trevarrack und Benedetta Rinaldis, im zarten Alter von fünfzehn Monaten ge storben ist. Aber es wird ihm ebenso natürlich leicht sein, zu beweisen, daß dies ein Irrtum uu er der rechtmäßige Majoratsherr ist. Ich muß gestehen, Dolly, daß du dich sehr einfältig benommen hast." „Wenn du nur ein Wort w iterredest, Mama, so be komme ich einen Schreikrampf, meine Nerven ertragen nichts mehr! Aber noch ist ht alles verloren. Ich werde ihm schreiben, er soll -nd muß r s wieder in meine Rechte einsetzen." Sie sprang auf und trat hastig an den Schreibtisch ihrer Mutier. Rasch warf sie einige Zeilen zu Papier: „Ich muß Dich unbedingt sofort sprechen und er warte Dich um neun Uhr. Dolly." Sie adressierte das Billett in seine Wohnung, schrieb „Dringend" daraus, unterstrich das Wort dreimal und sandte dasselbe mit einem Boten. Sie glaubte überzeugt sein zu können, daß er allein bei sich zu Hause speisen werde, und meinte, daß er nach eingenommener Mahlzeit es nicht unterlassen werde, sie aufzusuchen. Sie schickte sich an, sorgfältig Toilette zu machen, ließ sich einen Imbiß bringen, konnte aber doch nichts genießen. Als die neunte Stunde nahte, legte sie sich wieder auf die Chaiselongue und trachtete möglichst schwach und hilflos auszusehen. Ja, sie studierte den flehenden Blick ein, mit dem sie zu ihm emporsehen wollte, wenn er an ihre Seite treten würde. Aber die Stunde verging und keinerlei Botschaft von ihm traf ein. Endlich, um zehn Uhr, brachte Frau von Albinger ein Billett ohne Unterschrift, in dem er nur mit teilte, daß er nicht in der Lage sei, ihrem Wunsche zu ent sprechen und zweifellos durch die Post ihn auch jede Botschaft erreichen werde, die sie zu senden für gut finde." „Das heißt, daß er dich nicht aufsuchen will." „Dann muß ich eben zu ihm gehen." „Wenn er entschlossen ist, dich nicht zu sehen, dürfte er schwerlich für dich zu Hause sein." „Gott im Himmel, was soll ich tun?" rief Dolly außer sich. „Soll ich mit gefalteten Händen ruhig dasitzen?" Endlich aber entschlotz sie sich doch, einen Brief zu schreiben, denn sie wollte sich nicht der Gefahr aussetzen, aus dem Munde der Dienerschaft zu vernehmen, daß der Herr Graf nicht zu Hause sei. Das Schreiben war ein vortreffliches Machwerk, in dem sie ihn an die heiße Liebe erinnerte, die einst zwischen ihnen bestanden und immer gewährt haben würde, wenn nicht schwere Unglücksfälle dazwischengekommen. „Wir haben beide einander mancherlei zu verzeihen", schrieb sie, „aber ich bin bereit, es zu tun, wenn auch Du Gnade vor Recht ergehen läßt. Niemand hat ein so großes Anrecht auf Deinen Namen als ich. Aus Rechtsgefühl fordere ich Dich auf, die Zeremonie der Trauung nochmals mit mir vorzunehmen." Sie erging sich noch in eingehenden Liebesbeteuerungen; so zärtlich aber der Brief auch klang, hatte sie selbst die Empfindung, daß sie mehr hätte erreichen können, wenn es ihr vergönnt gewesen wäre, ihn zu sprechen. Als seine Antwort endlich eintraf, hatte sie einen Augenblick kaum den Mut, das Siegel zu lösen.