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«r. «7. ro. Mr, rvri. Erzgeblrgischer DoMpfreund. Verlag L «. «lrtim, 1. BewlaL " a«g« dk VeschMgMtg SugendNcher kn de« Fgbrlke». Der Landeskulturrat hat «ine Eingabe an das Wirtschaftsministerium ge richtet, in der darum ersucht wird, die jetzt in immer zunehmenderen Umfange auftreiende Beschäftigung jugendlicher Arbeiter beiderlei Ge schlecht» in den Fabriken zu verbieten, soweit geeignete erwachsene Ar beitslose zur Bersiiguna stehen, damit einerseits dem Mangel an Haus personal abgeholfen und andererseits dir Zahl der unterstützungsberech tigten Arbeitslosen vermindert werden kann. * Tarifwesen. Zwischen der Volkswirtschaftlichen Vereinigung für Handel. Gewerbe und Industrie in Aue, dem Allgemeinen freien Angesteütenbund, dem Dewcrkschaftsbund der Angestellten und dem Gewerkschaftebund Kaufmännischer Angestelltenverbände ist am 1. Dezember 1920 ein Nachtrag zu dem allgemein verbindlichen Tarif verträge vom 3. Mai 1920 abgeschlossen worden. Dieser Nachtrag wird zur Siegelung der Gehalts- und Anstellungsbedingungen der laufmän- OerUtche Angelegenheiten. Zur Konfirmation. Wbk lrdm in sturmbewogter Zeit. Neu«, ringt mit Altem ßn hartem Streit um di« Heroschaft. Wohin wir sehen» werden «lte Formen und Einvichtungen -erbrochen. Und da» Neue, da» Aesä/affen «tvd und geschaffen «erden soll, trügt s» vielfach die Spuren de» Unfertigen au sich. Auch da» Gebiet de» Glauben» ist von diese» Güven nicht «n» berührt geblieben. Heftiger denn s» treffen gerade hier di« Gegen- sätz« aufeinander. Der christlich« Glaube mutz Heitz sich «ohren ü«g«n den Unglauben, der mit Macht wider ihn anläuft. Und innerhalb der Kirch«, die al» dl« Hüterin und Pflegerin de» chrtsd- llichen Glauben» durch Jahrhundert« ihr Werk an unsrrm Volk« am S«gen ausgerichtet, vollziehen sich Umgestaltungen, -t» ihrem Leben ein andere» Gepräge aufdrücken werden. Gewiß, es will uns manchmal sein, al» ob di« Wirb«! de« IGeisteslamps«» tu unsern Togen di« Religion selbst hinwegweken könnten, al» könnten Hatz und Widerspruch da» Fundament der Kirch« erschüttern und ste selbst dem Untergang weihea. Mitten in diüfe ost sich überstürzend» Unruh« der Geister ist unser« Jugend htneingostellt. Tausende von jungen Christen treten an diesem Sonntag«, von frommen Wünschen und Gebeten ge leitet, an di« Stufen der Altäre» um «» mit feierlichem Za und Handschlag zu versichern, daß sie auf dem Grunds auf de» «rnst« sUaterwetsung ste zu stellen sich gemüht, bleiben «ollen. Keiner kann sich» verhehlen, daß es chnen schwer««, viel schwerer wevden wird, zu halten was sie versprochen, al» vielen, Pi« vor ihnen am Altar knieten. Nur mit tiefer Bewegung und picht ohne Bangen sehen wir heute aus die jungen Menschen- Linder, dir froher Hoffnung voll den ersten selbständige« Schritt I« die Welt hinau», in» Leben hinein wagen. Umfassender und dringender werden die Aufgaben^ di« kn ge heiligter Fürsorge Eltern und Erzieher, Lehrherren und Dienst herren an den ungefestigten schwankenden Menschenherzen zu er- füllen haben. Noch sind ihrer viele, wohl di« meisten unter ihnen empfänglich, für herzliche» Wort treuer Mahnung und Warnung zugänglich. Noch stehen vieler Herzen dem Eindruck offen, den vorbildlicher Wandel in unentwegter Pflichterfüllung auf sie au»- pbt. Daß nur deiner versäum«, wa» ihm an den Seelen der Seinen »bliegti Daß nur ei« jeder di« Jugendfürsorge al» ei« Stück seiner eigenen Lebensarbeit in seinem Gewissen empfind«» und so aut ar und wie immer er es vermag, ausrichten und au»vichtea helfen wollte! Don de« Aelteren hängt» »um guten Teile ab, was au» unsern Heute konfirmierten Söhnen und Töchtern wird. Wir können ihnen Nicht besser« Ziel« für» Leben geben, al» der christlich« Glaub« es dut, der ihr Gewissen an den lebendigen, heiligen Dott bindet, st« so zu Wahrheit und Neinh«i1 vrrpslichtet und zu «vangelischer Freiheit, zu gehorsamer Arbeit und opferwilligem Dienste der Lieb« gegen jedermann erziehen will. Wir können ihnen nicht stärker« Kräfte für thr Wevden und Wachsen bieten, al» die des Evangelium», in denen wir selber stark geworden sind und fest, standzuhallen in den Stürmen der Zeit und schwere Lasten zu tragen mit getrostem Mut: Das Vertrauen auf den Gott, der »nserr Wege ordnet und auf unsern Wegen «ms führt mit treuer Daterhan-, da» Vertrauen, das in Ehristio Zesu verankert das «wig« Ziel im Licht« schaut und diese» Ziele» gewiß bleibt, auch wenn «» im Leben dunkel ward. Zn unserer Jugend sehen wir die Zukunft unsere» Volkes vor Uns. Wohlan, schreiben wir ihr durch Wort und Tat Uhlands Wort in» Herz: Heilig ist di« Jugendzeit! Oberkirchenrat Thoma». nischen und technischen Angestellten, sowie d«r Werkmeister in der M«. talllndustrie für da» Gebiet der Amtehauptmannschast Schwarzen- berg für allgemein verbindlich erklärt. Di« allgemein, Verbindlichkeit beginnt mit de« 1. Dezmber 1920. * Neu« Kraft« agenltute«. Zm Landtag« wurde ein» Vorlage an genommen, nach der Lü neu, Krastwagenlinien errichtet werden sollen, darunter di, Linie» Aunaberg —Schneeberg —Schwär- zenberg (2S Kilometer), Wolkensteln—Dryer 18 Kilometers Ober- Wiesenthal—Lranzahl, Sommerllat« (1L Kilometers « 1V. Mär» Kur Konfirmation kommen morgen am Palmsonntag in der Nikolaiklrch« au» dem ersten Bezirk (Psr. Leßmüller) SV Knaben und 42 Mädchen, au» dem zweiten Bezirk (Pastor Oeriel) 71 Knaben und 64 Mädchen, au» dem dritten Bezirk (Pastor Herzog) 6» Knaben und öS Mädchen. In der Frieden», ktrch« werden öö Knaben und 61 Mädchen konfirmiert. Aue, 1S. März. Zur Feier der Konfirmation wird in der Nikolaikirche am Palmsonntag, abends S Uhr, ein Fami- lieuabend veranstaltet. Zm Mittelpunkt soll ein Lichtbilder vortrag stehen über PolkMlder von Ludwig Richter, dieses innigen und sinnigen deutschen Nderster». Und zwar wevden Mchter-Bilder zum Lied von der Glocke, zum Vaterunser, zum Sonntag u. a. ge- zeigt werden. Der Abend wird mich musikalisch viele» bieten: Sologesänge, Lhorgesänge, Diollnsolo, Vorträge des Posaunenchor». Der Gemeind« wird der Besuch dieser Veranstaltung «mpfohlen. Vortvagsfolgen zu» Preis« von SV Psg. stad am Kivcheingang zu haben. Au«, 19. Mürz. AI» Abschlußfeier der dieswintevlichen Doltshochschularbeit fand am Donnerrtag in der Aula der Oberrealschul« ein wohlgelungener literarisch.musika lischer Abend statt, zu dem sich «ine sehr stattliche Zuhörer- schäft ringefunden hatte. »Romantik*, so hieß das Thema der Veranstaltung. Der Dolkshochschulchor unter Musikdirektor Mattigs feinfühliger und sorgsamer Leitung zeigte, daß er sich in der kurzen Zeit seines Bestehens schon große Sicherheit im Vortrag, Rhythmik und Abschattierung erworben sowie gutabae- wogenen Zusammenhang entwickelt hat. Er sang «wig schone Lieder von Mendelssohn-Bartholdy mit den drei echt roman- tiscl/en Motiven: Frühling, Liebe, Waldeseinsamkeit. Finanz- und Daurat Lehnert aus Schwarzenberg hatte sich, wie so oft schon, bereitfinden lassen, Klavirrvorträge zu bieten, di« in reifer meisterlicher Kunst ebenfalls Werk« der musikalischen Romantik ge- stalttten. Mendelssohns .Frühlingslied*, aus den .Liedern ohne Worte*, schloß sich den Frühlingsgosängen des Chores stimmungs voll an, zwei weitere Mendelssohnsche Kompositionen spiegelten die kapriziös«, grotesk«, phantastisch« Seit« d«r Romantik. Tiefer schürften Robert Schumann» Stimmungsbilder .De» Abend»* mit dem wundervollen Lösen, Entfesseln, Beruhigen oder der »Auf schwung*, ein Wert voll mitreißender Begeisterung. Damit auch das gesprochene Wort nicht fehle, hielt Studienrat Dr. Sieber einen Dottrag über die romantischen Dichter und die Musik. Er stellt« die Romantik hinein in die Zusammenhänge der geistigen Bewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts, kennzeichnete das Streben nach Einheit der Künste innerhalb der Romantik und di« daraus sich ergebende Pflege der Musik durch die romantischen Dichter. Au» den musikphilosophischen Schriften Wackenvoders, ans Aeußerungen von Friedrich Schlegel, Novalis und Tiek er läutcvte er di« Anschauung der Romantiker von der Musik. Als schaffende Musiker au» diesem Kreise schilderte «r Joh. Friedrich Reinhard und vor allem E. T. A. Hoffmann, den genialen Zeichner, Dichter und Komponisten, dessen Oper .Undine* noch heute groß« Erfolge erzielt und dessen musikkritische Schriften bahnbrechend für Gluck, Mozart und Beethoven wirkten. Tieks Novell« »Musikalische Lieder und Freuden*, nach den ersten Auf führungen von Weber» »Freischütz* geschrieben, enthält gleichfalls bomerkenswerie Musikbetvachtungen. So fövderttn die romantischen Dichter durch Kritiken und persönlich« Bez-i oh ungen di« Musik- pflsge. Roch viel mehr bedsuten di« Anregungen, die sie dem Komponisten de» Jahrhunderts durch Sammlung und Wiederbe- lebrmg der Volkslieder (des Knaben Wunderbarn 1SOS) und durch eigene Dichtungen, namentlich Eichendorffs Lyrik, gebracht haben. Hoffmann hat außerdem auf Schumann (Kreisleriana) und Richard Wiener (Tannhäuser und Meistersinger) eingewirkt. Sämtliche Darbietungen fanden reichen Beifall. Der Dolkshochschulchor setzt, laut Ankündigung, seine Hebungen auch im Sommer fort. Lößnitz, 19. März. Donnerstag abend fand im Saal« des Deutschen Hauses für di« Konfirmanden uird deren Angehörige ein kirchlicher Familienabend statt. Der Dläserchor des Iüngliugsverems ließ sich mit seinen neu vorgerichteten Instru menten unter Hrn. Musikdirektor Tittels Leitung sehen und hören. Frl. Herba Frank hatte mit jungen Mädchen eine Aufführung .Aber di« Lieb«", sowie einige Gesänge eingeübt und erntete wohl verdienten Beifall für Hr« aufopfernd» Tätigkeit. Di« G«tstlich«g ermahnten unter d«m Leitfvruch: dankbar rückwärt», mutig vom wärt», gläubig aufwätt», di» Jugend zur Bewährung christliche« Glaubens im Leben» b. Vrünhain, 19. März. Montag, den 14. Mär» fand dl« feierlich« Entlassung von »1 Fortb i ldung»lchüler«- statt. Die A1schied»red« hi«lt Lehrer Baldauf über da» Wort: .De» Vaterland«» Größe, de» Vaderlande» Glück, » schafft st« und bringt sie dem Volk« zurück!* Bei der Konfirmandenenttassungi am Mittwoch, Von 16. Mär, halt« L«hverin Frl. Straub« bis Ansprache übernommen. Ei« l«gte thr d«n Spruch zugrund«: .Au» der Still« in di« Wette, au» der Hetmat in di« Weit...» Do« so weit auch st« sich -reit* schaff zur H«tmat vir di» Welt!' Zwei dreistimmige Kinderchöv« unter Rektor Straube» Leitung, «ick Linzelgesang einer Konfirmandin und etn gemeinsame» Lchlußli« umrahmten di« stimmungsvoll« Feier. Erfreulich «ar dt» Teil» nahm« zahlreicher Eltern »md Schulfreunde. , Zschorlau, 1v. März. Oeffentlich« «em»i»d»rat»-Sttzu»F am 16. März. Anwesend: Demrtndevorstand Heinke, Bors, Venu« Aelt. Roßner und Lorenz und dreizehn Demeinderatsmitglieder, Nach Verpflichtung und Einweisung de» in den Demetnderat neck eingetretenen Schlossermeister» Meter wurden di« Lrgänzungswahleck zum Schulvorstand« und zu dm Au»schllffen vorgenommen. Dm Hammerbrücker Brandgeschädigten wurde eine Beihilfe bewilligt. Dev Jahresbeitrag für da» Taubstummenheim Zwickau und da» Krüppel« Helm Zwickau wurde erhöht. Line Wohnunosanattegenheit wurde! geregelt, eine andere vorläufig zurückgestellt. Hinsichtlich dm geplam tm Wohnhausneubau«» wurden einig« Aenderungen beschlossen. Dack Brücknersche Gesuch um Entfernung von Ltraßenbäumen wurde ack den Bauausschuß verwiesen. Dom Sachstand der Angelegenheit, Ba» einer elektrischen Bahn Aue — Zschorlau brtr, «urd« Kenntni» genommen. E» folgte rin« nichtöffentlich« Sitzung. Hundehübel, 19. März. Zn der am 17. März siattgefundenm öffentlichen Gem»inderat»sitzung unter Vorsitz de» Gemeinde Vorstande» Lippold standm nachstehend» Punkte zur Beschlußfas sung: Der 7. Nachtrag zur Gemeindesteuerordnung „Lustbarkeitssteuer* betr, wird in zweiter Lesung angenommen. Degen den ablehnende» Bescheid de» Finanzministeriums wegen Rückkauf von ehemaligen G»- meindegrundstücken vom Stantssisk»» soll Rekur» erkoben werden. Dm Ratsvorstand gibt Bericht über den jeweiligen Stand der Verhandlun gen wegen Errichtung einer Staatsautolinie Hundsbllbel—Zschorlau—- Aue. Der jährliche Mitgliedsbeitrag für da» Krüppelkeim Zwickau wird auf 29 Mk, für da» Taubstummenkeim Zwickau aus 16 Mk. und für den Landesverein sächsischer Hcimatschutz auf 10 Mk. festgesetzt, Eine Aufforderung de» Vorstande» de» sächsischen Demeindetage» U» Dresden zum Beitritt läßt man aus sich beruhen. Liu Bezug dm säch sischen Fahndungsblattes soll vorläufig nicht erfolgen. Einem Gesuch« dm Naisvorstandm an das Finanzministerium wegen vewillirung ei ner größeren Beihilfe au» dem Ausgleichsstocke stimmt da» Kollegin« zu. Da» Gesuch dm Besitzers dm Hausgrundstück» Ott»l.-Rr. 168 um Gewährung eine» größeren Gemeindezuschussm zum Bau eine« Wohnhauses daselbst muß leider in Rücksicht auf die ungünstig« Fi« nanzlage der Gemeinde abgelehnt werden. Dem Ersuchen de» Orts kartell» de, Deutschen Beamtenbundm, da» Zustandekommen eine« Dottrogs mit Lichtbildern über Heimstättcnwesen zu unterstützen, wird stattgcgeben. Don einer Einladung der hiesigen Spitzenklöppelschulver- waltung zur Teilnahme an den am 18. März nachmittags 4 Uhr statt findenden Entlassungsfeierlichkeiten wird Kenntni» genommen. Di« einstweilige Wciterbeschäftigung eine» zu Ostern seine Ausbildung be endigenden Hilfarbeiter» unter den bisherigen Bedingungen und um verbindlich bis zur anderweiten Erlangung einer entsprechenden An stellung bei einer anderen B-Hörde wird genehmigt. Einem Gesuche um Rückzahlung von Druudbesitzzinsen soll nachgckommen werden, wen« der Gesuchsteller den Nachwei» der erfolgten gerichtlichen Ablösung er bringt. Die Ottsnetznachrechnung dm Elektrizitätswerke» Obererzgebirg Schwarzenberg für das dritte Vierteljahr 1926 wird dem Rechnungs ausschuß zur Prüfung überwiesen. Gegen -i«Desä>Iüssr des Lrwerbs- losenfürsorgeausschussc» vom 28. Februar 1921 werden Bedenken nicht erhoben und wird der Erhöhung der Unterstützungssätze gemäß 8 17 Satz 8 der Reichsverordnung für die Zeit vom 1k. November 1920 bi» 30. April 1921 zugestimmt. Die Rückzahlung der Kriegsanleihesam- mclzeichmmgcn soll zum Nennwert erfolgen und dm hierzu benötig!« Differenzbetrag auf die Gemeindekaste übernommen werden. Da» Kollegium nimmt Keimtnis von den Prüfungsevgeknissen der Kriegs familien- und Erwerbslosenfürsorgeabrechnungen durch einen Berufs revisor und soll hiervon dem Bezirksverband Mitteilung gegeben wev den. Einem Gesuche an den Reichsminister der Finanzen um Abände rung dos 8127 Absatz 1 der Aussührungdbesiimvngen zum Umsatz- steuevgesetz vom 24. Dezember 1919, Heranziehung der Umsätze der Konsumvercinsvcrkaufsftellen in den betreffenden Gemeinden, wirb zu gestimmt. Da» Kollegium nimmt weiter Kenntni» von der Erhöhung der Gebühren für Tierärzte bei der wissenschaftlichen Fleischbeschau; ' von einer Mitteilung des Dezirkswohlfahrtsamts über Neuregelung der Ouäkerspeisung und von der Gewährung von Beihilfen an Kriega- fwmMen, Kriegsbeschädigte und Kriegswitwen und -Waisen. Naturwissenschaft und Glaube. Die Großtaten naturwistenschaftlill-er Forschung haben bei Uhren Bewundern ost die Meinung hervorgcriifen, daß den Nesul- taten namentlich der exakten Wissenschaften «in höherer Wahrheits grad zukomme als den Glaubenssätzen der Religion. Ein« Ent scheidung über diese Streitfrage, die namentlich gogemvärttg die Stellung selbst vieler Gebildeter zur Religion zu beinflusten scheint, mag einmal in knappster Form vom Standpunkte der Naturwissenschaft aus versucht wevden. Wer sich je mit dem Studium irgendeines Wissensgebietes befaßt«, weiß, daß in der richtigen Fragestellung bereits ein v-esenilicher Schritt zur Lösung eines Problems getan ist. Mit Beziehung aus die vorliegende Erörterung muß diese Frage lauten: Welch« Auffassung vom Er k« n n tn i »w ert ihrer Ergebniss« vertritt die modern« Raturwissen- schaft? Dies« Fassung beschließt die Tatsache in sich, daß im Laufe der Entwicklung der Naturwissenschaften die lieberzengung vom Erkenntniswcrt der Forschungsergebnisse Wandlungen unter worfen war, mit anderen Worten, daß der philosophische Hinter grund der Naturwissenschaften mit dem Werden und Vergehen philosophischer Strömungen wechselte. Für die Beantwortung unserer Frage genügt es, allein die Entwicklung der Naturwissen schaft im 19. Jahrhundert ins Ange zu fassen. In Beginn des vorigen Jahrhunderts finden wir den Stand punkt des naiven Realismus, der heute nur bei Leuten vorge funden wird, di« sich nie mit wissenschaftlichen Dingen beschäftigten, längst verlassen: die lieberzongnng, daß die Dinge und Er scheinungen so sind, wie sie vom menschlichen Sinnesapparat wahr- genommcn werden, daß ihnen kein Anderssein zukommt. Seit Kants Kritik -er reinen Vernunft erkannt« man die Bedeutung -er Denkfunktionen für die Formung der uns gegebenen Er scheinungen. Die scharf« Scheidung zwischen Erscheinung, d. i. dem mit Beziehung auf ein wahrnehmendes Subjekt Seienden und dem reinen Sein, i. dem ohne Beziehung auf ein solches Seien den, war damit erfolgt. Die scharf gezogene Grenze zwischen den beiden Srinrgebietcn wurde nahezu verwischt durch den Materia lismus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Er ist charakteri siert durch das unbegrenzte naive Vertrauen in die Befähigung menschlicher Sinnesorgane und menschlichen Denkens, d,is objektive Sein zu erfassen. Nicht nur alles Naturgefchehen, auch di« geistigen Funktionen werden ihm zur Bewegung jchwingungcsahigcr Atoine. Sein Dogma lautet: Es existiert nicht», was nicht sinnlich wahr nehmbar ist. Durch die gießen Naturforscher Iustus von Liebig, Robert Maner und Henn- von Helmholtz wurde du- Verfall der maierinl'stischen Anft. - innerhalb der Rain: ' Schaft vorlnreitct; sic leiteten nu ilich die exaklnnturwissens G lichen kilziKlinu» in ihr vle»u.ui»KMchp» mH damit moderne» Stadium hinüber. Die lieberzcugung davon, daß wir Menschen nur einen Ausschnitt des gesamten Naturgeschchens erfassen, nämlich soviel, als unserer sinnlichen und formal logischen Organisation entspricht, wurde Allgemeingut nahezu aller Naiursorscher. Einen Markstein in der Geschichte dvr kritischen Periode der Naturwissen schaften bedeutete die berühmte Nedo des großen Physiologen Du Dois-Ncymond im Jahre 1872 über die Grenzen des Natur- erkennens. Die Tatsache der llnerforschbarkeit -es Wesens Ler Ding« kleidet« er damals in das bekannte entsagungsvolle „Ignorabimus*. Die überaus fruchtbare Wechselwirkung zwischen Philosophie und Naturwissenschaft, die seit der Mitte der sechziger Jahr« des vorigen Jahrhunderts eingesetzt hatte, ließ die Wehmuts- siimmung über die l!nerk:mibarkcit -es absoluten Seins nicht lange bestehen. Alois Niehl zemt« uns, -aß eine erkenntnis kritisch gerichtete Forschung niemals eine Problemlösung im Sinne 0er Beseitigung jener Unerforschlichkttt versucpt, weil sie eben die Erkenntnis des Wesens der Ding«, d. h. des ohne Beziehung auf wahrnchmende und denkend« Menschen Seienden als unmöglich erkannt hat. Etwas «in- und für allemal verstandesmäßiger Forschung Unzugängliches dennoch zum' Gegenstand naturwissen schaftlicher Untersuchung machen zu wollen, hieße aber unwissen schaftlich, unkritisch zu sein. Freilich sind auch nach Gewinnung des modernen kritischen Standpunktes Versuch« gemacht worden, die Grenzen, die naturwissenschaftlichen Erkennen gezogen sind, zu übcrschrcüen. Das geschah stets da, wo sich die Naturwissenschaft an die Lösung von Welianschauungsfragen heranwagke. Stets sind solche Versuche, man denke an Ernst Haeckels Monismus, an die Arbeiten Ladenbnrgs und Derworns u. von Naturforschern zn- rückgowicsen worden, die sich ihren philosophisch-kritischen Blick nicht trüben ließen. Gewiß im strengsten Sinne sind uns demnach nur solche Er kenntnisse, di« völlig im Bereich unserer Emvfin-ungen bleiben. Tatsächlich vertritt den Phänomenalismus Ernst Machs diese Auf fassung: Mir erkennen nur Gesetze zwischen unseren Empfin dungen. Damit ist eng verwandt der Kern kritisch-idealistischer Naturausfnssung: „Die Materie mit ihren Kräften und Gesetzen ist nicht ein Selbständiges neben uns, sondern die Ausgeburt un seres eigenen Geistes. Dessen Gesetze, desscn Elemente spiegeln sich in ssnen uns scheinbar fremden Dingen. Die Materie ist unsere Vorstellung*. (Hermann Lohen). (W«r den hier «gebrauchten Be griff der Materie abkehnt, mag ihu ruhig durch Begriffe aus der modernsten Kernphysik der Atome ersetzen. Der Sinn der mit jenem Zitat wiedergogebenen Auffassung wir- dadurch nicht ge troffen. T-emgeaensiber stickt die von der Mehrzahl der Naturforscher vertretene kritisch-realistisc!^ Ausfassung: Den Begriffen und Ge setzen dcr Ni,„iuvisst„schaft kommt eine mc^r als empirische Gel tung zu. Die su-iektiv wubrgenommenen Dina» und ihre Ver änderung»» »ieji» HU» «ul djo Existenz tran»subjekti»er Obj«kH !und ihrer Veränderungen. Diese übersinnliche Geltung nennt A. Riehl den Glauben <m di« Unabhängigkeit der Objekt« und ihrer Versicherungen von ihrem Wahrgeuommenwerden. Dott, wo die reine Erfahrung Lücken beläßt, hetzt das Streben ein, sie durch gedankliche Konstruktion zu schließen. Diese Unt«r« bauuug des naturwissenschaftlichen Tatsachenmaterials mit kon struktiven Elemente» zum Zwecke der Fortsetzung einer begonnene« Forschung oder zum Zwecke der Vereinheitlichung weiter bereit» durchforschter Gebiet« nennen wir Hypothesen- b«zw. Theorien« bildung. Unkritisch und damit unwissenschaftlich muß -er ge ziehen werden, der den Fehler begeht, solche Fiktionen mit wirk lichen Tatsachen zu verwechseln. Daß in -er Geschichte der Natur wissenschaften hier und -a ein Uebergang von einer Hypothese zur empirisch nachweisbaren Tatsache zu konstatieren ist, beweist nur die Genialität des oft mit dem schöpferischen Mittel der Intuition arbeitenden Forscher». Dcr Erkennimswert der übrigen bestehen den Theorien und Hypothesen erleidet dadurch k«in« Verschiebung» Nicht der größere oder geringere Wahrheitsgrad ist das Kriterium für di» Wertung ein«r Hypothese, sondern ihre Brauchbarkeit im Dienste des zu -urchfottcl^n-en Problems al» Arbeit»- oder al» systembildend« Hypothese. Können Naturwissenschaft und Glaub« einander störend kreuzen? Wer den Geist der modernen Naturwissenschaft erfaßt hat, muß dir Frag« verneinen. Glaubenssätze enthalten auch di» exakten Wissenschaften. Der Erkenntniswett ihrer letzten Begriff« steht nicht höher und li«at nicht tiefer al» der jener letzten un- höchsten religiösen Begriffe. Wer in gewissen einzelnen Dogmen der christlichen bezw. der evangelisch-lutherischen Kirche Wider« spräche mit Erfahrungstatsachen -er Nalurwiffeuscl-aftsu findet^ mag den Weg historischer Würdigung solcher Glaubenssätze suchen; er wird dann die angefochtenen Dogmen ebensowenig verachten als etwa ein Märchen, dessen Wahrheitskern unabhängig bleibt von der Fovm, die nicht davor zurückschrickt, selbst Tier« menschlich sprechen, urteilen und fühlen zu lassen. Naturwissenschaft und Glaube können nur dann zueinander ln Kampfstellung treten, wenn erstere im Sinn« längst versunkener und überwundener Stadien mißbraucht wird und letztere bereit» in der Form erstarrt ist, sodaß die von Menschen geformt« Hüll« nicht mehr den ideellen Wert de» Kerns finden läßt. Ausnahmen in -er Auffassung einzelner Individuen können ftdoch niemals dtt Grundlage sachlicher Diskussion abgeben. Möchten sich recht bald all« di« unserer Volksgenosse«, der«, Naturauffassunq, ja man muß leider gestehen selbst Weltanschauung ln materialistische Fesseln geschlagen ist, zu der Anschauung htm durcharbcitrn, die seit einem halben Jahrhundert Gemeingut aller philosophisch Gebildeten ist. Manches Unwürdige gegen Glaube mH Religio» würd* dann ungesprochen bleiben.