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Leider vermissen wir dabei die ziffernmäßige Erfassung der von Frauen ausgeübten wissenschaftlichen Berufe, ebenso, wie nicht deutlich hervorgeht, wieviel Frauen bzw. Mädchen im kaufmännischen Beruf allgemein, also als Maschinen schreiberinnen oder kaufmännische Angestellte tätig sind. Sehr beachtenswert ist jedenfalls, daß auch heute der Hauptberuf der deutschen Frau in der landwirtschaftlichen Arbeit zu suchen ist. Nicht weniger als 60 Prozent der Frauenarbeit liegt auf diesem Wirtschaftsgebiet. Erst in erheblichem Abstand folgen die Dienstboten oder „Haus angestellten", wie man diese heute titulieren muß, mit 20 Prozent. Die Bekleidungsindustrie nimmt 10 Prozent auf, wobei man wohl auch die Hausindustrie der Schneiderei usw. eingerechnet hat. Die Textilindustrie verwendet weitere 6,6 Prozent. 4 Prozent sind in Eastwirtschafts- betrieben tätig, wohl in der Hauptsache in Südddeutschlanv. Der Handel nimmt 4,3 Prozent für sich in Anspruch, womit wohl in der Hauptsache das Heer der Verkäuferinnen er faßt ist. Freie Berufe (Künste aller Art, wie Malerei, Gesang, Theater usw.) werden auf 2,6 Prozent errechnet, eine Zahl, in der die akademischen Frauenberufe und deren verschiedene Abarten wohl kaum mit erfaßt sind. Die Nahrungsmittelbranche rechnet mit 2,1 Prozent der Frauen- erwerblerinnen, und die zahllosen nicht allgemein erfaß baren Berufe werden unter Diverses mit 19 Prozent an gegeben. Alles in allem ist ein solcher Ueberblick nicht un- interesiant; zeigt er doch, daß unsere deutschen Mädchen unter dem schweren wirtschaftlichen Druck dieser Zeitläufte es verstanden haben, sich als produktive Glieder in die große Wirtschaftskette einzursihen und einen Faktor darzu stellen, mit dem heute im wirtschaftlichen wie kulturellen Aufstieg unseres hartgeprüften Volkes und Vaterlandes mobl aereckmet werden darf. Wir müssen ein Ziel haben, um dessentwillen wir uns alle einander lieb haben! Alle sonstigen Ziele sind ver nichtenswert! Nietzsche. Ingeborg. 44 Noman von Fr. Sehne. Urheberschutz ourch Llullgarler Romanzenlrale E Ackermann. Stuttgart „Weißt Du, Junge, auf solchem Schmerzenslager, da kriegt man andere Gedanken, andere Anschauungen. Da findet man, daß der ganze Bettel nicht viel wert ist, wenn man nicht seine gesunden Knochen hat, und von diesem meinem Standpunkt jetzt sage ich Dir, mach, was Du willst! Du bist groß genug und alt genug, um auch die Folgen Deines Entschlusses zu übersehen! Tu lebst und stehst mitten im Leben, mit mir ist es doch bald vorbei, und da will ich Dich glücklich machen, so viel ich vermag, um mir ein freundliches Andenken wenigstens bei Dir zu sichern." „Vater, was ficht Dich an, wie kommst Du auf solche Gedanken?" „Na ja, 's ist schon sol Du weißt ja recht gut, wie ich mit Deiner Mutter stehe. Und Du hast Dich auch mehr zu ihr gehalten, hast's ja nicht besser gewußt . . . schon gut, schon aut", wehrte er, als Dietrich ihn unterbrechen wollte, „glaubst Du, Junge, daß ich nicht darunter gelitten habe, wenn ich sah, wie es ihr gelang, mir den kleinen Buben so allmählich zu entfremden, daß der kaum noch was von seinem Pater wissen wollte . . . wie der Knabe dann er wachsen war und der Alte ein siecher Mann ..." Er brach kurz ab und atmete schwer. Erschüttert beugte sich Dietrich über ihn. Eine ankla gende Stimme in seinem Innern mußte jenen Worten recht geben. Er hatte sich sehr wenig um den Vater ge- kümmert: nur die Mutter war ihn, maßgebend gewesen. „Pater, es tut mir so leid, kannst Du mir das ver- zeihen?" sagte er mit erstickter Stimme. „Ich war nach- lässig, und letzt drückt mich meine Schuld schwer." Die Frau im Beruf. Es ist gewiß noch nicht allzu lange her, da man vom Beruf der Frau in unserm lieben Vaterland noch mit einem nur etwas überlegenen Lächeln sprach und überhaupt nur die Berufe „anerkannte", die direkt oder doch indirekt mit dem Haushalt oder doch wenigstens mit der Kinder- oder Krankenpflege zusammenhingen. Das ist nun nach dem Kriege ganz anders geworden, und selbst Lie Familien der „besten" Kreise halten es durchaus für keine Schande mehr, wenn ihre Töchter einen praktischen Beruf erlernen und auch ausüben, wenn nicht gerade das Schicksal einen „gut situierten" Freiersmann beschert hat. Die Vorstellung von der Klassifizierung der Frau in ihrer Berufstätigkeit ist aber dennoch auch heute noch ziemlich verworren, und so ist es zweifellos zu begrüßen, wenn einmal eine Statistik auch auf diesem Gebiete, das wirtschaftlich wie kulturell von gleich hoher Bedeutung für uns ist, etwas Aufklärung gibt, vis ösrukMiykeifösr krsu. kiöcb korenlen verles! zick öie ^suensrdeit jvlgeriöecmsszen : Nie polizeilichen Haussuchungen. Preußischer Landtag. (175. Sitzung.) tt. Berlin, 1. Juni. Der Preußische Landtag begann am Dienstag mit frischen Kräften nach der Pfingstpause wieder seine Arbeit mit stürmischen Szenen. Auf der Tagesordnung stand als einziger Punkt eine Ergänzung zum Haushalt des Innen ministeriums beim Kapitel Polizei. Schon bei der Be sprechung dieses Punktes kam es zu erregten Szenen. * Sitzungsbericht. Die allgemeine Besprechung eröffnet Abg. MarckwalV (Soz.). Er verlangt für die Beamten der Schutzpolizei die selben Rechte wie für die übrigen Beamten, Aushören muß der sinnlose Drill der Polizeibeamten. Weiter müssen diese Beamten in ihrer republikanischen Gesinnung vor den Schi kanen monarchistisch gesinnter Vorgesetzter geschützt werden. In der Polizei durfte überhaupt kein Beamter geduldet wer den, der nicht republikanischer Gesinnung ist. Darauf spricht der deutschnationale Äbg. Borek, der selbst Polizeioffizier war, der sich dagegen wendet, daß die Beamten schaft in den Parteibetrieb hineingezogen wird. Der Redner kritisierte sodann scharf die Haussuchungen durch die Polizei. Gefahr im Verzüge habe nicht vorgelegen. Wenn die Rechtsverbändc sich Zusammenschlüßen (Zurus links: Um die Republik zu schützen! — Heiterkeit), um sich gegen die rote Gefahr zu schützen, so ist das einfach eine Sclbstvcrsicherung! Die Haussuchungen waren völlig gese tz w idrig! Wir ver- langen vom Minister, daß die Polizeibeamtenschaft von un sauberen Elementen gereinigt wird. Abg. Stieler (Ztr.) vertritt den Standpunkt, daß der Be amte unbedingt und restlos zur Verfassung stehen müsse, auf die er den Eid geleistet hat. Pflicht der Polizei sei es, da ein- i zugreifen, wo Anzeichen für ein Verbrechen vorliegen. Ministerialdirektor Dr. Abegg nimmt hieraus in Ver tretung des Ministers des Innern das Wort zu der jüngsten Polizeiaktion. Schon seit langem habe das Ministerium des Innern Nachrichten über hochver räterische Umtriebe in rechtsradikalen Kreisen gehabt. Als am 10. Mai der Berliner Politischen Polizei der Diktaturplan und die Namen der dafür in Aussicht genommenen Pesönlich- keiteu bekanntgewordeu seien, sei es bei der vorliegenden Ge fahr im Verzüge geradezu Pflicht der Polizei gewesen, un verzüglich einzuschreiten. Daß bei verschiedenen Persönlich keiten kein Belastungsmaterial gefunden worden sei, sei aus ein vorzeitiges Bekanntwerdcn der polizeilichen Aktion zurückzuführen. Daran habe leine amtliche Stelle irgendein Verschulden. Bei den Haussuchungen sei belastendes Material, Korrespondenzen, der militärische Aufmarschplan gegen die Reichshauptstadt usw., gefunden worden. Dieses Material habe die Sachlage blitzartig beleuchtet. Die Tendenz der Presse, den Gedanken an einen Putsch als lächerlich hinzustellen, er innere an die gleichen Äußerungen vor dem Kapp-Putsch und vor den Attentaten auf Erzberger, Scheidemann und Rathenau Die Durchsuchung auch bei einwandfreien Persönlichkeiten sei unvermeidlich gewesen, übrigens sei die Polizeiaktion u.' a. von einer prominenten Persönlichkeit der Rechtsparteien uich! nur begrüßt, es sei von ihr sogar schärfstes Zufassen empfohlen und eine Erweiterung des Kreises der betroffenen,Persönlich keiten angeregt worden, wobei auch vor der Immunität nicht Halt gemacht werden sollte. Einer der von der Haussuchung betroffenen Männer habe offen erklärt, er habe Material, habe es aber so untergebracht, daß es von der Polizei nicht gefunden werden könne; wenn es „gegen Berlin" gehe, werde er der erste sein, der losnrarschrere. Dr. Adenn rvtes die rnrderschien- ten und unerhörten dlnc,rtsse des f^resyerrn von Lünrnck am 26. Mai auf dem Rheinischen Geuossenschaftstage in Köln gegen den Staatssekretär Dr. Meißner und die preußische Staatsregierung aufs schärfste zurück. Daß zu der polizeilichen Aktion Anlaß gewesen sei, beweise die Tatsache, daß gegen Claß, von Luck und von Knauer die gerichtliche Worunter- suchung vom Reichsgericht eröffnet worden sei. Die Preußi sche Polizei Werde unbeirrt durch haltlose Angriffe weiter ihre Pflicht tun. Große Lärmszenen. Ministerialdirektor Abegg konnte seine Rede nur unter den größten Schwierigkeiten durchführen, da sie fast bei jedem Satze von stürmischen Widerspruchsrufen aus der Rechten gestört wurde, Rufe, die wieder Gegenrufe von der Linken Hervorriesen, so daß der Vizepräsident Dr. Porsch zu wiederholten Malen sehr energisch das Haus zur Ruhe ermahnen und die Abgeordneten, die sich in einem dichten Haufen in den Vordergrund des Saales geschart hatten, aussordern mutzte, ihre Plätze einzunehmen. Als der Redner erklärte, daß rechtsstehende Kreise aus Gewissensnot die Ne gierung auf die Gefahr hingewiesen hätten, die durch die Putschbestrebungen entstehen könnte, verlangten die Rufer der Rechten unausgesetzt, daß er Namen nenne. Dies wurde von dem Redner jedoch verweigert. Als Ministerialdirektor Abegg zum Schluß erklärt: die Gefahr ist beseitigt, dröhnt ihm an haltendes Gelächter von den Bänken der Dcutschnationalen und Bölkiköben entgegen, in dem seine weiteren Auskübrunaen „Na ja, uch hab's ja auch nicht besser verdient, aber weh tat's vochl Und jetzt, wo es so langsam zu Ende mit mir geht, da hab' ich über mein Leben nachgedacht un^ ze- mnden, daß ich manchmal verflucht leichtsinnig damit ge wirtschaftet habe — — je nun, wie man sich bettet, so Wait man ich habe mich jetzt in all-? gesägt . . Dietrich war tief ergriffen von den Worten des Vaters, aus Venen er so viel geheimes Leid heraushörte. Er zer- srückte eine Träne in seinem Auge, und im stillen gelobte er, daß er sich jetzt, so viel er konnte, dem Vater widmen wollte, um wenigstens einen Teil jener großen Schuld ab zutragen, die er durch seine Gleichgültigkeit auf sich geladen hatte. Und mit einem kräftigen, bedeutungsvollen Hände druck verabschiedete er sich jetzt. 1.-5. Mit atemloser Spannung verfolgten die Zuschauer den Verlauf ves letzten Rennens, des Armee-Jagdrennens, Nur erstklassige Reiter und Pferde waren genannt. Die meisten Chancen sprach man Dietrich Steineck mit seiner golobraunen Stute „Ewig treu" zu. Er ritt auch Pracht- voll: er hatte klug zurückgehalten, und jetzt, da das Nea- nen sich seinem Ende näherte, ließ er sein Pferd voll aus- greifen, das mit Leichtigkeit alle anderen nun weit über holte. Da, als das Ziel schon sicher winkte und nur noch die letzte Hür-- zu nehmen war, kam die Stute beim Sprung unbegreiflicherweise zu Fall, dabei ihren Reiter unter sich begrabend. — Die Aufregung war ungeheuer. Bewußtlos trug man den Ossizier vom Platze. Der ihn untersuchende Arzt machte ein bedenkliches Gesicht; er stellte eine schwere Gehirnerschütterung und einen Bruch des rechten Oberschenkels fest. Er wurde ins Krankenhaus gebracht, und ein Telegramm rief seine Mutter herbei. Noch immer war er nicht aus seiner Bewußtlosigkeit er- S Beweisanträgen der Verteidigung stattzugeben, nur ganzes Interesse dem Sport. (Fortsetzung fo'-i^ miktcilte, stehenden über den laden, sei übrigens, Kan brai die jetzt refo er st zu l Der vor sctzu tion einst öffe> meh miss neue Pen kaler bca durö halb Nad »ich« des also ( Ä lenz Win Hern, ÜUndc polier Korkst -VMM «Ml d"n„ v'iigei no, s "Mm -mew Sch das der Bria und affär rüstu rigke Rese sollet das»' nicht den 1 schn nmg zuletz sonst die st L ßewn Mari mach, diese st a l . ihre: glitt! das Fad . die s mitri weis Stu: scheh man Min gen berli heil, „Lu rinn Bro Wei! Meh Aus dem Genchtssaal. Der Spritwcberprozeß. Die Beweisaufnahme über die Anklage der Brandstiftung und des Versicherungsbetruges wurde fortgesetzt. Das Gericht hosft, noch in dieser Woche mit der gesamten Beweisaufnahme zu Ende zu kommen, so daß am kommenden Montag mit den Plädoyers begonnen werden vertoren gingen. Auf den Tribünen versteht man den Redner erst wieder, als er versichert, daß die preußische Polizei aum in Zukunft gegen jeden Putschversuch, ob er von rechts oder von links kommen möge, unnachsichtlich einschreiteu werde. Diese Zusicherung wurde von der Linken bis zum Zentrum mit lebhaftem Beifall, von den übrigen Parteien mit H«h»- rufcn und Zischen ausgenommen. Abg. Metzenthin (D. Vp.) meint, man habe in keiner Weise aus dem, was Ministerialdirektor Abegg vorgebracht hat, ein Bild davon gewinnen können, was angeblich dem Staat drohte. (Großer Lärm links.) Es sei ein schweres Verbrechen vom Staat, wenn er die Polizei in eine Situation hinein bringe, in der sie sich bis auf die Knochen blamieren mutz. Es kann ja gar kein Zweifel bestehen, daß die Polizei zum Schutze des Staates, wo es nötig ist, eingreifen muß. Aber wir verlangen von den Leuten, die die Polizei leiten, eine ruhige Einstellung. Tatsächlich ist auf ganz fade Ver dachtsmomente und dunkle Hirngespinste hin eine ungeheure Erregung von der Regierung in das Volk hinein- getragen worden. Der Ministerialdirektor Abegg habe ein ganz falsches Bild über die Polizeiaktionen entworfen. Abg. Eberlein (Komm.) bezeichnet das ganze Geschrei als Theater, um die wahren Absichten, die man verfolge, zu ver schleiern. Abg. Rave (Dem.) dankt der Polizei für ihre Haltung und bedauert, daß beim Etat keine materielle Besserstellung der Po lizeibeamten herausgekommen sei. Abg. Prelle (Wirtsch. Vgg.) bezeichnet die Entwicklung der Polizei in den le^.'en Jahren als günstig. Das verdanke man der Führung dec aus dem alten Heere entnommenen Offiziere. Abg. Körner (Völk.) bedauert, daß der Minister Severing durch ürlaub verhindert sei, persönlich an der Verhandlung des Polizeietats teilzunehmen. Daraus wird die Weiterverhandlung auf Mittwoch vertagt. kann. Wie der Vorsitzende, Laudgerichtsdirektor Dr. Schultze, hat das Gericht beschlossen, sämtlichen noch aus- Kutisker zur Verhandlung nicht erschienen. Zur Verhand lung war der Hauptangeklagte, Iwan Kutisker, nicht er schienen, da sich sein Befinden verschlimmert und die Anfälle sich sehr schnell hintereinander wiederholt hatten. Es waren mir seine beiden Mitangeklagten Söhne sowie der Angeklagte Strieter anwesend. Die Verhandlung wurde trotzdem eröffne- und ohne eine weitere Erklärung des Vorsitzenden in die Zeugenvernehmung eingetreten. Zunächst wurde der Zeuge Gößle gehört, der Verwalter des Hanauer Lagers war. Er schilderte das Auftreten der sogenannten „rumänischen Auf nahmekommission", die aus dem Angeklagten Daniel, einem Dr. Korn, der sich Kornu nannte, und Tovbini bestand. Einige Tage später sei auch der Angeklagte Holzman» erschienen, der gebeten habe, „Negri" genannt z» »vPde». Der Angeklagu: Holzmann bestritt dies a a > >» ? >» sch leb ». De rZenge blieb jc-i doch unter Berm>l»a c»"s den Eid bei feiner Aussage. NU Tilsiter Schmugglerprozeß. Der Prozeß gego 27 Spritschmuggler, der am vergangenen Mittwoch begann fand jetzt seinen Abschluß. Die Angeklagten haben sich de' Monopolhinterziehung und fortgesetzte» Vergehens im Amie schuldig gemacht. Es wurden verurteilt der Hauptangeklagte. Zollbeamter Franz Blocklinger aus Tilsit, wegen Be stechung und fortgesetzter falscher Beurkundung zu vier Jahren Zuchthaus, ein Kaufmann aus Insterburg zu zwei Jahren Zuchthaus, eiu weiterer zu einem Jahr Zuchthaus. Ein Angeklagter wurde freigesprochen. Die übr,. gen Angeklagten wurden zu Geldstrafen verurteilt. Freispruch in der Bcrusungsvcrhandlung gegen den Schriftsteller Vogel. Das Landgericht Leipzig Verhandelte wc Berufung des Schriftstellers Bruno Vogel und dreier Mn- angeklagteu, die vom Schöffengericht Leipzig am 14. Jam,^ d. Js. wegen Verbreitung unzüchtiger Schriften und Gottes^ lästcrung zu Geldstrafen verurteilt worden waren. Vogel hatte eine Schrift gegen den Krieg herausgegeben, mit dem Titel „Es lebe der Krieg". Die vom Gericht und der Verteidigung zugezogenen Sachverständigen bekundeten einmütig, daß das Buch hohen künstlerischen Wert habe und das sittliche Gefühl nicht verletze. Das Gericht kam infolgedessen zur Frei sprechung von Vogel und seines Mitangeklagten Bcrlit. Die beiden anderen Mitangeklagten wurden wegen Verbrei tung verbotener Schriften zu 200 bzw. 60 Mark Geldstrafe verurteilt. Antrag, den Reichsbankpräsidenten, Dr. Schacht, zu das Gericht noch nicht schlüssig geworden. Er frage ob die Verteidigung aus diesem Anträge bestehen bleiben wolle. Die Verteidiger erklärten, auf die Vernehmung des Reichsbankpräsidenten nicht verzichten zu können. Der Vorsitzende brachte einen Brief Hermann Webers zur Ver lesung, in dem dieser erklärte, Laß er der schöffengerichtlichen Verhandlung keinerlei Interesse mehr entgegenbrächte, sich jeder Äußerung enthalten und Anträge nicht mehr stellen würde. Seine Verteidiger hätte er unterrichtet. wacht, und er lag in hohem Fieber. An ein Transportie-, ren des Kranken könne man vorläufig nicht denken, gab man der Baronin zur Antwort, als sie den Wunsch ge äußert, den Sohn mit heim zu nehmen, um ihn dort zu pflegen. In tiefem Schmerz und großer Sorge blickte sie aus ihn, den Stolz und die Hoffnung ihres Lebens, den sie nach langer Zeit so Wiedersehen mußte! Es war vieles anders gewordenl Die Baronin hatte in dem letzten Jahre sehr gealtert. Ihr Haar war voll- ständig ergraut, und ein geheimes Leid sprach aus den dunklen Augen und den ernsten, unbewegten Zügen, wenn auch die Haltung noch ebenso ungebeugt und stolz wie früher war. Ihr Verhältnis zu dem Sohne war vollstän dig anders geworden. Sie litt sehr darunter. Seit er vor mehr als einem halben Jahre Len Vater begraben, kam er nicht mehr nach Gatersburg. Dietrich halte Vas trohe Bewußtsein, daß er sich seinem Vater während der letzten Monate aufopfernd gewidmet und daß es ihm der alte Herr gedankt hatte. Mit ihm hatte er wenigstens von Ingeborg sprechen können, die doch nicht fein geworden war. Am Begräbniötage des Vaters war er das letzte Mai aus Gatersburg gewesen. Denn von der Zeit an hatte Gräfin Plettenbach mit ihrer Tochter dort Wohnung ge nommen, um die Tante Steineck in ihrem Witwenschmer- nicht allein zu lassen, wie Valerie gefühlvoll bemerkte. Dst Hauptsache war wohl aber, sich warm zu betten und u" sorgenfreies Dasein zu führen. In weitgehender Meise gewährte Dietrich den beiden Damen Gastfreundschaft, ohne aber-nach feinem Besitzt"?! zu kommen. — Entgegen feiner ursprünglichen Ab^ blieb er nun noch beim Militär, und er widmete jetzt