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u. Z 46,k 18^ ki,c iS«-! rslr 1Löj 0,l! volk ne 741 1 80/ vori' o,r 1OL 12l/ 3h SN 113,1 lautet chgicö zeln » Beira üchbat ge. 2 >ecku»k wer l 35 Ä- iel a . Lil! Ge« . Ha! order» Wie a c Kohl e gelt solcher U' Lai zw. 1, k. Sie .,70 r! lcr a Meni erecha Uhr> >ten Elt^ rdrauch den. il :mstr.-^» ldhauer^ zers Wilsdruffer Tageblatt 2 Blatt. Nr. 89. Freitag, de« 1«. April 192« vom Luten üaz Lette. Heimat. O, all des Südens stolze Pracht, Gern laß ich sie öen andern; Mich tteibt es, in die Waidesnach Des Nordens sortzuwandern. Am Bevgeshange winkt ein Haus, Das hat nicht seinesgleichen, Da ruht es sich so selig aus Fm Schatten heil'ger Eichen. Schon rauschen mir aus Bach und Baum Die altvertrauten Lieder, Und durch die Seele zieht ein Traum, Der Traum der Kindheit wieder. Ludwig Brill (s- 1886). Ich gehe dunkle Slratzen. Ich gehe dunkle Straßen ... Es ist kalt und öde. Ties lasten Wolken hernieder und kein Stern ist zu erblicken. In großen Abständen taucht ab und an eine flackernde, halb- »erlöschende Easlaterne aus dem Dunkel und versinkt wie der in die grauen, ziehenden Nebel . .. Hin und wieder huscht es quer vor mir vorüber — über den Straßendamm — auf die andere Seite . . . oder sn den feuchten, bröckelnden Steinmauern entlang. Sind »as Schatten? Sind es Menschen? Sie gehen mit kleinen, hastigen Schritten, gebückt, als trügen sie einen Packen «uf den Schultern, uiü> ihre Augen laufen ruhelos vor ihren hastigen Schritten her . . . immer nur am kalten, harten Steinboden entlang. Ich gehe dunkle Straßen und schaue — schaue — in die Fenster: Mele sind dunkel, manche dicht und weiß befroren. ^» andern — ab und zu — steht ein Lichtschein. Meistens verdecken ihn Vorhänge, und das Leben dahinter huscht nur Schatten einen Augenblick lang auf die ,,"^n Kratzen herab — und verschwindet. Andere sind ^Elhullt, und ein trüber Lichtstumpf flackert drinnen über kahle, hölzerne Tische, auf denen trübe Vierglüser und schmutzige, abgegriffene Kleinmünzen hart klappern. Hinter einem roten Vorhänge gröhlt heiser ein ausgeleiertes Grammophon einen Schieber . . . „Neu eröffnet! ichrert das Plakat an der Türe in den graukalten Nebel hinaus. Drüben lärmen ein paar böse, erregte Stimmen pol ternd zwischen zerschlissenen, staubigen Plüschmöbeln gegen einander Eine rauchende Petroleumlampe mit zerbrochener Flocke beleuchtet stumpf den Auftritt. Ich gehe schneller — weiter —: durch dunkle Straßen. Immer dasselbe! Immer — ? Tief und dunkel hangen die Wolken über den Hausern, den laublosen Bäumen, den kalten, lichtlosen Straßen. Dort oben, ganz oben unter dem Dache, mitten in die dunkle Wolkenlast hinein, dringt hell ein schmaler Lichtschein aus einem kleinen Dachstubenfenster. Bis tief hinab in die grauen Nebel dringt er und an ihm klettern Helle, junge Stimmen: Bis zu mir in die dunkle Straße. Sie wandern mit festem frohen Schritt mitten durch die dunklen Schwaden, mitten durch trübe Pfützen und Strahenschlamm, wandern die dunkle Straße hinunter . . . hinab . . . hinaus — zur Stadt, zum Tore, die Landstraße hin, in die Felder in den Wald ... Und die Lauten sin gen dazu den Takt. Ich stehe da unten, auf der dunklen Straße und schaue — und lausche: Dem Hellen, kleinen Dachstüblefenster ent gegen . . . und dem Taktschritte der Lauten . . - und den Hellen, jungen, starken Stimmen, die da ihr Lied von Früh ling singen und ron Wald und Wandern und Sonnen schein. Aus den tiefen, lastenden Wolken kommt - dumpf und in n? Ich zähle die Schläge Nicht. Bald und sie verhallt . . . Der Taktschritt der Lauten oa droben wandert — wandert immer noch. . dem Früh ling. der Sonne entgegen. Ich gehe — mit ihm — dunkle Straßen ... Mit ihm und den Hellen Stimmen aus dem Tochstubenfenster da dicht unter dem wölken schwarzen Himmel. Und mit uns wan dert das Lied von Frühling und Sonne. Loman von A. Hottner - Grefe. Sg) (Nachdruck verboten.) Ich sagte sie ihm—vielleicht hätte ich dies nicht tun sollen, aber ich hatte gleich erkannt, daß Felix an diesem fremden Mädchen mit einer Leidenschaft hing, wie sie ihn viel leicht noch nie erfüllt hatte, und ich verurteilte dies scharf, denn er war erst seit so kurzer Zeit verheiratet, und ich Außte, daß Elisabeth von Risnach eine feine und edle Frau war, die ein besseres Los verdient hätte. Aber was nutzten da Wortei Sie verhallten vollkommen in dem Sturm, welcher durch die Seele meines Bruders brauste. Und ich Hage es noch in derselben Stunde ein- ehen gelernt: Hier war alles Menschenwort zu schwach. — Daß sie sterben müsse, hat er mir nicht glauben wollen. Aber das Mädchen hatte, vom Nebenzimmer aus, sein Toben, seinen ungebändigten Schmerz vernommen. Und ganz plötzlich stand sie dort — dort auf der Schwelle —" Herbert von Laßwitz wies mit der Hand nach der Tür, welche zum Nebenraum führte. Und sie sahen alle unwillkürlich hin nach derselben Richtung und meinten saft, dort müsse jene süße, liebliche Gestalt auftauchen. Auch der Arzt sah hin, und in seinen Augen glomm ein seltsames Feuer auf. „Damals — als sie dort stand in dem langen, weißen Morgenkleid — das schöne Haar gelöst, daß es sich schwer um das blasse, schmale Gesichtchen legte, die Arme aus gestreckt gegen Felix —sehen Sie, Herr Doktor Mertens—, damals habe ich zum ersten Male begriffen, daß mein Bruder für dieses Mädchen alles hinwarf. Denn sie war dse Verkörperung alles Lieblichen, alles Reizenden und Weiblichen. Und sie war gut . . ." „Nein," sagte Doktor Ernst Rasmer laut, „das war sie nicht, Herr. Denn sie hat leichten Herzens alles ver- ">ssen, was ihr einst teuer war, sie hat sich von uns ge wendet, heimlich —" Herbert von Laßwitz hob die Hand. l politische kunaschsu s Auflösung eines Schützeuvereins. Der preußische Innenminister Severing hat den Klein- j kaliber-Schützenvercin Kassel-Wilhelmshöhe aufgelöst. In - der Verfügung wird u. a. darauf hingewiesen, daß dir s in Preußen gebildeten vaterländischen Kleinkaliber- s Schützenvereine, die sich in einer Spitzenorganisation, einem sogenannten „Reichsverbande", zusammengeschlos- fen haben, ihre Mitglieder zur Wehrhaftigkeit ausbildeten. Überdies verpflichten die Vereine ihre Mitglieder nach Art des alten Fahneneides zu unbedingtem Gehorsam ihren Vorgesetzten gegenüber. Vollversammlung des Deutsche« Landwirt schaftsrates. Der Deutsche Landwirtschaftsrat hält feine 56. Voll versammlung am 6. und 7. Mai in Darmstadt ab. Auf der Tagesordnung stehen Referate über die Schutzzoll frage, über die Lage der deutschen Landwirtschaft, über Absatzförderung von deutscher Milch und Milchprodukten und anderes. Für die Haltung der Referate sind nam hafte Redner vorgesehen. Im Anschluß an die Tagung findet auf Einladung der Landwirtschaftskammer Hessen am 8. Mai eine Besichtigungsfahrt in die Weinbaubezirke des besetzten hessischen Gebietes statt. Gewerkschaftliche Rehabilitier«^ Eberts. Der gegenwärtig in Hamburg tagende Verbands tag der deutschen Sattler und Portefeuil le r faßte einen Beschluß, durch den die gewerkschaftlich« Rehabilitierung des verstorbenen Reichspräsidenten Eber! und des Vorsitzenden der Sozialdemokratischen Partei, Otto Wels, ausgesprochen wird. Der Beschluß, der mii 22 gegen 11 Stimmen gefaßt wurde, besagt: „Da im Laufe der Jahrs eine wesentlich andere Auffassung dei damaligen Ereignisse eingetreten ist, beschließt der Ver bandstag, die Ausschlüsse der Kollegen Ebert und Wels als nicht geschehen zu betrachten." Aus Zn- und Ausland. Berlin. Die Handelsvertragsverhandlungen mit Schweden, welche über Ostern ausgesetzt worden waren, sind, nachdem die schwedische Delegation aus Stockholm zurückgckehrt ist wieder ausgenommen worden. Berlin. Am 14. d M. baben im Haag Besprechungen über Abschluß eines deutsch - holländischen Schiedsgerichts- und Vergl e i ch s v e r t r a a e s be- gönnen. Es wird sich um einen Vertrag nach Art der btsbei von Deutschland abgeschlossenen Verträge dieser Art handeln m Die französische Regierung hat dem ehemaligen Präsidenten der Verwaltungskommission für das Saargebiet Rauli, „in Anerkennung seiner Verdienste" auf diesem Posten die Würde des Großkreuzes der Ehrenlegion ver liehen. Rauli ist von dem französischen Ministerpräsidenten Briand empfangen worden, der ihm den Dank und diesen Beschluß der Regierung übermittelt hat. Paris. Wie „Journal" aus Nizza berichtet, ist Sowjet botschafter Krassin von Antibes, wo er sich zur Erholung aufgehalten hatte, in ziemlich ernstem Zustand in eilte Klinik in Nizza gebracht worden, wo er sich einer Transfusion unterziehen mußte. Die Operation soll gut verlausen sein. London. Im Unterhaus erklärte der Kriegsminister Worth ington Evans auf eine Anfrage, nach den bisherigen Infor mationen betragen die Kosten der Verschiebung der britischen Armee von Köln nach Wiesbaden annähernd 160 060 Pfund Sterling. Rom. Wie gemeldet wird, wird Mussolini am 19. April Wieder in Nom sein. Dem Zurückkehrenden werden, dem „Jmperio" zufolge, triumphale Ehren zuteil werden. Washington. Der Ausschuß des Repräsentantenhauses beendete die Debatte über den Gesetzentwurf betr. Regelung der deutsch-amerikanischen Ansprüche. Er wird nunmehr einen Bericht ausarbciteu, der m etwa zehn Tagen dem Plenum zugcyeu dürfte. i Neuer aus aller Welt l Fünf Todesopfer einer Familientra- gödie. In ihrer Wohnung in Schöneberg wurde die 46 Jahre alte Ehefrau Else Engel, geb. Dünzel, "A ihre" vier Kindern Georg, Fredi, Hermann und Edrth, durch Leuchtgas vergiftet, bewußtlos ausgesuuden. Der Arzt der Rettungsstelle konnte bei allen fünf Per ¬ sonen nur noch den Tod feststellen. Das Motiv zur Tat ist nach den Ermittlungen der Poilzei in Nahrungs- sorgen zu suchen. ' Dein Bruder das Auge ausgeschossen. Ein tragischer Unglücksfall hat sich in Berlin in der Familie deS Bäckermeisters Paul Köller ereignet. Beim Spielen mit einem Kinderrevolver schoß die 15jährige Tochter Hilde ihrem 11jährigen Bruder das rechte Auge aus. Der Schuß mit einem Zündblättchen war aus so unmittel barer Nähe abgegeben worden, daß die Funken in das Auge drangen. Die Eltern brachten das Kind sofort in die Augenklinik, doch war das Auge nicht mehr zu retten? Spritschiebungen auch in Frankfurt a. M. Die Fahn- vungsstelle des Hauptzollamtes in Frankfurt a. M. ist Spritschiebungen auf die Spur gekommen, durch die der Reichsfiskus um sehr hohe Summen geschädigt worden ist. Es handelt sich um eine alte Frankfurter Firma, die neben einem nicht unbedeutenden Weinhandel eine Ko gnakbrennerei und eine Likörfabrik betreibt und deren Be trügereien sich über Jahre erstrecken. Die Auswanderung über Hamburg hat im Monat März gegenüber dem Vorjahre eine Steigerung von rund 100 A erfahren. Es wanderten nämlich nach Übersee aus 5841 Personen gegen 2907 im März 1925. Bemerkenswert ist auch das Anschwellen der Ausländer, die jetzt über deutsche Häfen auswandern. Die Hälfte der Gesamtaus wanderung entfällt in diesem Monat auf Ausländer. In« gesamten ersten Quartal dieses Jahre wanderten über Hamburg aus 13 926 Personen gegen 9626 im gleichen Zeitraum des Vorjahres, also 4300 Köpfe oder 30 A mehr. ^Hamburg über eine Million Einwohner. Hamburgs Bevölkerung hat sich im letzten Jahre nach den Mitteilun gen des Statistischen Landesamtes auf 1152 489 Personen gehoben. Bei 17 619 Geburts- und 12 997 Todesfällen betrug der Geburtenüberschuß mithin 4622. Der seit 1876 zu verzeichnende prozentuale Geburtenrückgang hält stetig an. Der Bevölkerungszuwachs der letzten 50 Jahre be trug rund 800 000 Seelen, davon 500 000 durch Zu wanderung. Selbstmord eines Neichswehrsoldaten. In Cassel erschoß sich der Gefreite Max Cattoling in der Kaserne des Jägerbataillons. Cattoling, der bereits seit sechs Jahren der Reichswehr angehörte und sich gut geführt hatte, versah den Küchendienst und erhielt vor einigen Tagen wegen eines geringfügigen Versehens fünf Tage Mittelarrest. „ Ein Opfer seines Berufs. Der 32jährige Arbeiter Wilhelm Esser aus Schönthal, Vater zweier Kinder, war auf der Grube Eschweil Reserve mit dem Wegschasfen von Gesteinsmassen beschäftigt, die von einer Sprengung her rührten. Plötzlich hörte ein in der Nähe tätiger Arbeiter einen Sprengschuß. Er eilte zur Arbeitsstelle des Esser und fand ihn vollständig zerschmettert an der Gruben wand liegen. Esser hatte vermutlich die Sprengkapsel eines bei den Sprengungen nicht losgegangenen Schusses mtt der Spitzhacke angeschlagen und aus diese Weise die Sprengladung gelöst. Polnischer Kirchenraub in Krojanten. Die polnische Regierung hat trotz der Entscheidung des Völkerbundes und des Haager Schiedsgerichtshoses, nach der die staat liche Beschlagnahme des sogenannten annullierten An fiedlungsbesitzes zu Unrecht ersolgt fei, die evangelische Kirche in Krojanten in Besitz genommen. Explosion einer Pulverfabrik. In der PrUverfabrik Neguo des piementesischen Städtchens Cunea hat sich eine heftige Explosion ereignet, indem im Trockensaal 500 Kilogramm Pulver durch Funken in Brand gerieten und explodierten. Das Feuer griff auf die ganze Fabrik über, worauf eine zweite heftige Explosion erfolgte. Der herbeigeeilte Fabrikdirektor und der Feuerwehrkomman dant wurden zu Boden geworfen und vom Schutt zugc- deckt, blieben aber wie durch ein Wunder unversehrt. Der Löwe ist los! In Alessandria entkam aus einem Zirkus eine Löwin und ging über den Stadtplatz, wo sie ungeheure Panik hervorrief. Das Tier verhielt sich vollkommen passiv. Erst als das Zirkuspersonal her- beteilte, rannte es nach einem Vorort, wo es in einen Graben fiel und wieder eingefangen werden konnte. Bunte Tageschronr'k. Paris. Nach einer Havasmeivung aus Lwa ,p cm ,rau zösisches Militärflugzeug in der Nähe von Rochcs abgestür;!. Die beiden Flieger wurden getötet. Rom. Infolge Erhöhung des Mchlprcises hat der Ge meinderat von Rom eine neuerliche Erhöhung der Broc- „Richten Sie nicht," sagte er ernst. So wie auch ich nicht gerichtet habe. Ich weiß erst seit heute, woher sie kam, wer sie war —" In diesem Augenblick klang durch das weite, öde Haus ein Schrei, furchtbar gellte er von den Wänden wider und hallte nach . . . Werner Mertens war aufgesprungen. Und nochmals klang der Schrei — und noch einmal. — Herbert erhob sich. „Kommen Sie," sagte er mit bebenden Lippen, — „Sie sollen selbst entscheiden, ob die Strafe hart genug war für das Vergehen. Aber — ich bitte Sie — ich be schwöre Sie — seien Sie barmherzig I" Werner Mertens antwortete mit keiner Silbe. Er faßte nur wieder nach Iulas Hand. Ihm schien es, als wanke alles rings um ihn und nur sie biete ihm Halt und Sicherheit — Sie gingen durch einen langen Gang. Unwillkürlich schritten sie so leise dahin, wie ihr Führer. Keines sprach ein Wort. . . Und wieder ein Aufschrei, scharf und klagend , . . . dann ein Stöhnen, ein Wimmern. — Eine Tür wurde geöffnet. Elisabeth von Laßwitz tauchte aus dem Halbdunkel auf. Ihr Gesicht war toten blaß, ihre Lippen zitterten. „Haben Sie den Becher!" rief sie Werner entgegen. — „Um Himmels willen, dann geben Sie ihn dem, dem er gehört hat. Sie und ich — wir haben dasselbe Ge schick. Aber ich habe alles verziehen." „Ich nicht," sagte Werner, „ich kann nicht." Er preßte die Hand auf die Brustlasche. Dort steckte der Becher. Und ihm war es, als ob darinnen leise, ganz leise ein Ton aufktinge . . . Christa's Herz sprach. Sie waren in ein schmales Vorzimmer getreten. Dis Tür zu einem großen, saalartigen Raum stand weit offen. Drinnen sah man einen kräftigen Mann in der Tracht eines Krankenwärters hantieren. Und immerfort vernahm man von irgendeiner Stelle her, welche man von hier aus nicht überblicken tonnte, das Schreien und Stöhnen und Wimmern Herbert von Laßwitz winkte dem Wärter, daß er sich zurückziehen möge. Dann sagte er leise: „So viele fremde Personen auf einmal dürfen nicht das Krankenzimmer betreten. Sie hören von hier aus jedes Wort. Elisabeth, du komm mit, deine Gegenwart kann nur beruhigend wirken —und Sie — Herr Doktor Mertens — Sie auch. Aber Werner stand schon auf der Schwelle und sah sich in dem weiten Raume um. Und da drinnen wurde es mit einem Male totenstill. Man hörte nichts außer dem leichten Schritt Elisabeths. Iula hatte sich neben Ernst Rasmer auf eine der Bänke in der Nähe der Tür gesetzt, und der alte Mann legte fest den Arm um sie, als wollte er sie schütze». Und nun wieder ein Aufschrei, hart und scharf. „Wer ist das? Wer?" Werner Mertens stand inmitten des Zimmers, von der Sonne stark beleuchtet. Aber jetzt wich er einen Schritt zurück. In der Ecke, nach der Elisabeth von Laßwitz geschritten war, stand ein Bett, die Kiffen zerwühlt, die Decken herab gezerrt. Und von diesem Lager hob sich jetzt, lang und schmal, eine Gestalt. Das abgemagerte Gesicht trug noch die Spuren einstiger, großer Schönheit, aber die Zügc waren spitz und scharf, die dunklen Augen brannten in einem flackernden Licht, das reiche Haar bauschte sich in schimmernder Weiße um den Kopf dieses Mannes, der die Fünfzig noch nicht erreicht haben konnte und ausjah wie ein Greis. „Wer ist da?" Seine Stimme klang heiser und tonlos. Herbert war neben ihn getreten und wollte antworten. Aber Werner Mertens kam ihm zuvor. „Ich will mit Ihi i sprechen von Christa Weltin," sagte er laut. „Christa! Christa Weltinl" Das war kein Schrei des Entsetzens, das war el» Iubelruf, ein Ton der Erlösung. Und der Kraute, dc>- dort stand in dem braunen, weiten Schlafmautel, der um seine Glieder schlotterte, überstrahlt von dem Soiinengla nz, sah aus wie ein Seliger. ' (F ortsetzung folgt.)