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aber um Auslandshilfe, dem Betteln um seinen Beistand, wie wir es von den Vorgängern des Dr. Marx auf dem höchsten deutschen Ehrenstuhle, den ein Bismarck geziert, bis zum Er brechen hören mutzten, verschließen wir starr unsere Herzen. Neben das Kanzlenvort „Arbeiten und nicht verzweifeln" aber stellen wir noch ein anderes. Otto von Leixner prägte es in seinem „Zettelkasten" über Fragen der Erziehung und Selbsterziehung. Es heitzt: „Wer sein Selbst festhält mit eisernem Willen, an dem zerschellt die Springflut der Zeit." Jupiter. Der Gachversiändigenausschuß. Seine Mitglieder. Die Ncparationskommission in Paris hat die Mit glieder der beiden Sachverständigen-Ausschüsse zur Prüfung der deuischen Leistungsfähigkeit offiziell ernannt. Der erste Ausschuß, dem die Prüfung des deut schen Staatshaushaltes und die Stützung der Mark obliegt, ist wie folgt zusammengesetzt: England: Sie Kin dersley, Direktor der Bank von England, Sir Stamp, Sekretär der Nobel-Werke; Frankreich: der Verwalter der frauwsischen Hypothekenbank Pamentier: Alix, Professor an der Pariser juristischen Fakultät; Italien: Der In dustrielle Pirelli, der Professor der Finanzwissenschast an der Universität Bologna Flora; Belgien:, Baron Houtart, Bankier und Abgeordneter; Staatsminister Fran- qui. Der z w e i t e A n s s ch u ß , der mit der Aufspürung der deutschen Auslandsguthaben beauftragt ist, enthält folgende Mitglieder: Vereinigte Staaten: Robinson, Präsi dent der First National Bank in Los Angelos; England: der frühere Reichsschatzkanzler Mac Kenna; Frankreich: Laurent-Atthalin, Direktor der Bank de Paris; Italien: Dr. Alberti, zweiter Generaldirektor des Credito Jtaliano; Belgien: Janssen, Diektor dc? belgischen Nationalbank. Der erste Ausschuß wird sich am 14. Januar versam meln, der zweite Ausschuß am 21. Januar. Wzug von VesaßunMnOen? Am 11. Januar. Ans den Kreisen der Besatzungstruppen will die Frank furter Zeitung erfahren, daß am 11. Januar mit dem Ab zug des grüßten Teiles der im Ruhrgebiet vorhandenen bel gischen und französischen Soldaten zu rechnen ist. So haben die Besatzungen des Bezirks Recklinghausen, vor allem die auf dem flachen Lande untergebrachten, bereits den Befehl erhalten, alles für den Abtransport vorznbereilen, der am 11. Januar beordert sein soll. Die gleichen Nachrichten sind aus der Gegend von Dorsten und aus dem Bochumer Gebiet eingctrosfen. vrrMLtlgunge» una Maßregelungen. Dresden, 28. Dez. Dem „Telunion-Sachsendienst" wird geschrieben: Dem als strammer Demokrat weithin bekannten Amtshauptmann von Dresden-Neustadt, Dr. de Guehery, ist kürzlich vom Minister Liebmann sinnfällig bedeutet worden, -aß auch Demokraten nicht vor dem Verdachte geschützt sind, „Reak tionäre Gesellen" zu sein. Irgend ein „Haufe" oder eine Kreatur hatte dem damals neubackenen Polizeiv-erst Schützinger leicht fertig zugeflüstert, Dr. de Guehery sei reaktionär. Das genügte,, um ihm die bisher von ihm befehligte Polizeistaffel wegzunchmen und sie dem Herrn Menke zu unterstellen. Zwei Offiziere wurden obendrein gemaßregelt, ohne daß sie selber oder der Ämtshaupt- mann erfahren konnten, wessen sie eigentlich beschuldigt seien. Auf ihre Anfrage wurde ihnen lediglich die lakonische Antwort zuteil, die Amtshauptmannschast Dresden-Neustadt sei eine durch und durch reaktionäre Behörde. Auf diese Beschuldigung hin stellte Dr. de Guehery den Polizeioberst Schützinger energisch zur Rede mit dem Erfolge, daß dieser klein beigab und das Wort von der reaktionären Behörde mit dem Eingeständnis zurücknahm, daß er (von Haufe und Genossen?) falsch unter richtet worden sei. Damit wäre eigentlich feder Grund für die Entlassung der beiden Offiziere entfallen. Aber Oberst Schützin ger wie Menke und Liebmann weigerten sich nach wie vor, die auf Grund falscher Denunziationen zu Unrecht Gemaßregelten einzustellen. Noch heute wissen weder die beiden Offiziere noch SchiSsalssege. ^werikan. Eop^rigbt 1920 Kit. Kur. Ll. kinllo, Dresson-Lt. Roman von MatthÜas Blank. . Der Tote lag auf dem Rücken, das vertrocknete, welke Gesicht war verzerrt und ließ vermuten, daß der Ermordete nicht sofort gestorben war; die Hände waren förmlich in das eigens Fleisch gekrallt, zusammengepreßt. Dunkles, rotes Blut, das schon zu harten Krusten eingetrocknct war, ver klebte eine klaffende Halswunde. Ein Stuhl lag umgewor fen am Boden. Mit prüfenden Blicken sah sich der Staatsanwalt im Zimmer um; aber keine Unordnung ließ irgendwelche Schlüsse zu. Aus dem Schreibtisch lag alles in guter Ordnung; keine Schubfächer waren aufgerissen, nichts durchwühlt. „Ich sehe keine Mordwaffe." „Es wurde keine gefunden. „Haben Sie Ihre Untersuchungen schon beendet?" Diese Frage galt dem anwesenden Landgerichtsarzt, der darauf die Erklärung gab: „Der Tote starb an Erstickung; eine Halsverletzung, die auch die Luftröhre traf, führte durch Bluterguß die Erstickung herbei. Der Tod kann nicht sofort eingetreten sein, aber die Art der Wunde dürste ein Schreien um Hilfe unmöglich gemacht haben. Die Tat geschah mit einer scharfen, dreikantigen Klinge, die offenbar mit großer Sicherheit gebraucht worden war." Der Staatsanwalt nickte, während er mit ihm eingetrof fene Sekretär Notizen machte. „Wann ist der Tod eingetreten? Läßt es sich einiger maßen bestimmen?" forschte Doktor Kerscher weiter. Der Landgerichtsarzt erwiderte: „Der Tod dürfte vor sieben bis acht Stunden eingetreien sein; die Starre und die Totenflecken, soweit diese zu bestimmen sind, machen diese Annahme wahrscheinlich. Der Mord wird zwischen ein und drei Uhr begangen worden sein." „Zwischen eins und drei! Darf dies mit einiger Sicher heit vorausgesetzt werden?" „Ja!" . ..Immerhin etwas." ihre ehemaligen Vorgesetzten, was sie eigentlich „verbrochen" haben sollen. Obwohl Schützinger offen hat zugsben müssen, daß man von der echtdemokratischen und republikanischen Ge sinnung des Dr. de Guehery überzeugt sei, daß man ihn ab scheulich belogen habe, weigert er sich, die auf das Pflaster ge flogenen Offiziere wieder zu rehabilitieren, ja gab auf alle Mahnungen nicht einmal mehr eine Antwort. Auch Minister Liebmann deckt dieses seltsame Verhalten seines Schützlings und hat sich bis heute geweigert, die Polizeistellen wieder unter sach kundige Leitung zu bringen. kroße Koalition oäer UsMagraiMösiW Dresden, 28. Dez. Im Landtagsgebäude geht es sehr geheimnisvoll zu. Hinter verschlossenen Türen beraten Frak tionen unter sich und die Fraktionsführer miteinander über die Regierungsbildung. So waren auch heute vormittag bis in die Nachmittagsstunden hinein die Führer der Fraktionen der Sozialdemokraten, Demokraten und Deutschen Volkspartei mit dem Präsidium beisammen. Heute Sonnabend 1 Uhr soll im Landtage eigentlich die Entscheidung fallen, denn die Wahl des Ministerpräsidenten steht nun schon zum dritten Male auf der Tagesordnung. Bis zum Abend des Freitag war aber noch nichts darüber in Erfahrung zu bringen, welches Ergebnis die Sitzungen gezeitigt haben. Weit lebhafter gärt es innerhalb -er sozialdemokratischen Partei, die vor schwerwiegende Beschlüsse und Entscheidungen gestellt ist. Die sozialdemokratischen Lan-es- instanzen haben am 27. Dezember in Dresden getagt und es wurde erwartet, daß wenigstens sie zu einem greifbaren Ergeb nis kommen würden- Das ist aber nicht der Fall gewesen, -und man lieft heute in der sozialdemokratischen Presse, daß die Landesinstanzen den Beschluß gefaßt haben, für Sonnabend, den 6. Januar, -vorm. 11 Uhr im Landtagsgebäude die Landes- Versammlung einzuberufen, die sich mit folgender Tagesordnung befassen soll: 1. Stellungnahme zur Auflösung des Landtages, 2. Gemeindewahlen, 3. Verschiedenes. Weiter ist der geschäftsführende Vorstand. Groß-Dresden sür Sonnabend, den 29. Dez., zu einer wichtigen- Vorstands- sitzun-g im Dresdner Volkshause eingeladen. Ihm soll Bericht erstattet werden von der Versamm-lun-g -der Landesinstanzen und dann soll er Stellung nehmen zur Kreisdelegierten-versammlun-g und Zum Landespa-rteitag. Die Kreisdelegierten-versammlun-g selbst findet am 1. Januar vormittags im Dresdner Volkshause statt. Auch sie soll sich u. a. mit den Aufgaben des Landesvartei- tag-es -und der Frage: Große Koalition oder Landtagsauslösung befassen. Das Referat wir- der linksradikale Genosse Arzt er statten. Nach- alledem ist kaum zu erwarten, daß es in der Landtagssitzung am Sonnabend zu der dringend nötigen- Ent scheidung über die Neubildung -der Regierung kommen wird. Mgarmsüm Neulalmgmß. Dresden, 28. Dez. Der Komtur -der Ballei Elbgau des Iungdeutschen Ordens sendet an die Brüder seiner Baüei fol genden Neujahrsg-ruß: Ein Jahr segensreicher jungdeutscher Arbeit ist zu Ende ge gangen. Schwere Kämpfe, auch im Innern des Ordens, galt es zu bestehen. Sieghaft hat sich der ju-ngdeutsche Gedanke be hauptet. Das vergangene Icchr fand bei seinem Antritt den Orden noch geknebelt durrh Verbote irregeleiteter Regierungen. Glänzend hat der Staatsgerichtshof durch seine ausführliche Ent scheidung vom- 20. Januar das lautere Wollen des Iungdeutschen Ordens gerechtfertigt. Sämtliche Verleumdungen brachen infolge ihrer jämmerlichen Haltlosigkeit zusammen. -Siegreich zog der jungdeulschr Gedanke erneut durchs liebe deutsche Vaterland un- gab allen, die sich zu- ihm bekannten, Kraft und Hoffnung. Auch in unserem Sachsenlande wurde das Häuslein derjenigen, die sich um das schwarze Kreuz im weißen Felde scharten, immer größer. In den letzten Wochen- hotte der Iungdeutsche Orden einen Zuzug, wie ihn noch -vor wenigen Monaten niemand zu erhoffen gewagt hätte. Ihr Brüder der Dgllci Elbgau! Der jung-deutsche Gedanke marschiert, zeigt Euch würdig, feine Träger zu sein! Ihr als die Glieder der größten vaterländischen Vereinigung Norddeutsch- s lands habt zu einem wesentlichen Teile die Zukunft Deutschlands in der Hand. Seid stets der schweren- Pflichten eingedenk, die Ihr durch den Handschlag über dem Banner auf Euch genommen habt. Wir wollen die große deutsche Volksgemeinschaft. Wer uns zum Feinde haben will, gut, ihm soll sein Wille werden. Aber unser Streben geht nicht dahin, Andersgesinnten den Schädel ein-zuschlagen. „Wir wollen die Deutschen- als Brüder vereinen, denn Einigkeit einzig hilft Deutschland empor." Hin weg mit Zank und Zwistigkeit! Durch den Brudergedanken hinein ins deutsche Volk! Zeigen wir ihm durch die Tat, was es heißt, jungdeutsche Arbeit zu leisten. Dann muß die seelische Gesundung von selbst kommen. Für uns in Sachsen gilt es sürs erste, nach wie vor zu werben, damit wir, ausbauend auf eine große, straffe Organisation, gleich unseren Brüdern in den anderen Gegenden Deutschlands mit unserem jungdeutschen Hilfswerk beginnen können. Viele unserer sächsischen Bruderschaften haben- bereits mit Weihnachisbescherungen für arme Kinder den Anfang ge macht. Helft vor allem Ihr, Ihr Brüder auf dem Lande, daß auch wir in unseren Städten jungdeutsche Geusenküchen auf- machcn können, in denen wir die Äermsten der Armen speisen. Wir sind in Sachsen leider noch- weit entfernt, die in Kassel von unserem Hochmeister ins Leben gerufene „-Schicksalsgemeinschaft der Arbeitülvsenbewegung und des Iungdeutschen Ordens zur Bekämpfung der deutschen Not" auf unsere Verhältnisse über tragen zu können. Aus, Ihr Brüder, zur unentwegten jungdeut schen Arbeit! Wir müssen es dahin bringen, -aß unser Banner, wenn wir mit ihm -durchs sächsische Land ziehen, von allen als das Wahrzeichen der wahren, innerlichen, echten Volksgemein schaft angesehen wird. Dann wird auch das Mißtrauen schwin den, mit dem uns vorläufig noch immer ein Teil der sächsischen Arbeiterschaft gegenüberfteht. Drum, Ihr Brüder, mit frischem Mut ins neue Jahr hinein. Möge es uns und unserem armen gequälten- deutschen Vaterlande zum Segen werden! Das walte Gott! LsiMltWsMM krrrugerprrisr unü IiMftnrprsMle. Aus dem Reichsministerium für Ernährung und Landwirt schaft wird mitgeteilt: In letzter Zeit mehren sich die Anfragen brieflich und auch in der Presse, ob -denn das Reichsernährungs ministerium gar nichts tue, um -dem schreienden Mißverhältnis zwischen landwirtschaftlichen Erzeugerpreisen und den Preisen für Industriepro-dukte (Kohle, Eisen, Maschinen) zu steuern. Das Reichsminist-erium für Ernährung und Landwirtschaft ver folgt mit Sorge -diesen großen Mißstand, und der Reichsernäh rungsminister hat erst vor wenigen Tagen gelegentlich einer Be sprechung zwischen ihm- sowie -dem Reichsverkehrsminister, Reichs wirtschaftsminister, Vertretern von -Kohlen- und Eisenindustrie mit allem Nachdruck unter Vorlegung von Zahlenmaterial auf diesen Uebelstand hingewiesen. Er betonte besonders, die Indu strie müsse, nachdem die Landwirtschaft auf dem Wege des Preisabbaues mutig vorangegangen sei, unbedingt sofort folgen, andernfalls die stetig abnehmende Kaufkraft für Industrie- Produkte für die Industrie selbst in kürzester Frist verhängnisvoll werden würde. Da die Preise für ausländische Industrie- Produkte, soweit sie landwirtschaftliche Produktionsmittel seien, zurzeit -erheblich geringer seien als sür inländische Produktions mittel (mit Ausnahme von Künstduno), könne man den stetig wachsenden Wunsch der Landwirtschaft, sich ausländische In- du-strieprodukte zur Fortführung -der Betriebe zu verschaffen, wohl verstehen. Die Vertreter der Kohlen- und Eisenindustrie sagten bei der stattgehabten Verhandlung baldmöglichste Preisermäßi gung zu. Das Reichsministerium für Ernährung und Landwirt schaft wird dauernd bemüht bleiben, im Einvernehmen mit dem Reichswirtschastsministerium, aus Preissenkung der Produktions mittel hinzuwirken, -und wird es an energischen Vorgehen seiner seits nicht fehlen lassen. Um im Besonderen das Mißverhältnis zwischen den viel zu hohen Ladenpreisen sür Fleisch nach Mög lichkeit zu beseitigen, findet in diesen Tagen eine -Sitzung im Reichsministerium für Ernährung und- Landwirtschaft über die Gestaltung der Schlacht-, Vieh- und Fleischpreise unter Hinzu ziehung von Erzeugern, Diehhan-del, Schlächtern, Ladensleischern, sowie der Wucherpolizei statt. Hierbei muß erneut darauf hin gewiesen werden, daß die Handhabung der Wuch-erpolizsi den Ländern und Kommunen, aber nicht dem Reich untersteht. Bei der stattfind-enden Verhandlung wird s-estzustellen sein, ob der von der W-ucherpolizei und den Preisprüfunasstellen ausgeübte Druck aus die Preiss -sich -etwa -insofern auswirkt, -daß der Vieh handel den Landwirten- zu wenig bietet, ohne daß den Zwischen stellen zwischen Landwirtschaft und Verbraucher die Profite ent sprechend beschnitten werden. Dann suchten die Augen des Staatsanwalts weiter: „Es sieht hier eigentlich gar nicht so aus, als wäre ein Mord ge schehen. Wenn der Tote nicht daläge nnd nicht das Geschirr dort an der Türe . ." Hier unterbrach ihn Inspektor Rebstein: „Dort ließ der Diener im ersten Schreck das Frühstück fallen." „So sieht es ans! Wenn der Tote nicht hier läge, würde gar nichts die Vermutung zulassen, daß hier etwas Außerge wöhnliches vorgefallen ist. Der Mörder scheint auch nicht lange gesucht zu haben; es macht den Eindruck, als wäre er Fach der Tat wieder fortgeeilt." Da der Mick des Staatsanwaltes dabei auf Inspektor Rebstein fiel, als forderte er von diesem dir Zustimmung, er klärte der Kriminalbeamte: „Vorerst ließ sich gar kein An haltspunkt dafür finden, daß ein Raub begangen worden wäre." „Ich nehme an, daß Ihre Untersuchungen schon ein vor läufiges Ergebnis hatten. Können Sie mar darüber gleich berichten?" „Gewiß! Im Schlafzimmer nebenan fand ich das Bett schon benützt, da der Tote aber angekleidet ist, läßt sich nur die Schlußfolgerung ziehen, daß er schlafen gegangen, aber nochmals geweckt worden sein mußte. Da der Ermordete nach Aussage des alten Dieners sebr mißtrauisch war und die Ge- wohnhit hatte, sich einzuschließen, und da sich nirgends auch nur die geringste Spur eines gewaltsamen Eindringens vor fand, darf angenommen werden, daß der Tote seinem Mör der selbst Einlaß gewäbrts. Der Täter muß ein Vertrauter, ein Bekannter des Ermordeten gewesen sein, denn einen an deren hätte er in so später Nachtstunde kaum empfangen." Da Inspektor Nebstein eine kurze Pause machte, nickte der Staatsanwall beistimmend: „Ihre Ausführungen scheinen mir sehr richtig. Haben Sie weitere Vermutungen über die Person des Täters?" „Ich muß mich zunächst an die Aussagen des ersten Zeu gen, des alten Dieners halten. Der Tote soll menschenscheu gewesen sein; er unterhielt keinen Verkehr; er empfing nie Besuche." „Dann allrdings scheint Ihre Schlußfolgerung doch nicht sehr zwingend," gab Doktor Kerscher zu bedenken. „Nur scheinbar! Der Tote hatte sich wiederholt gegen seinen Sohn ausgesprochen, der anscheinend sehr verschwende risch lebt, und der nach des Toten Worten nur auf sein Erbe wartete. Zwischen Vater und Sohn bestand kein gutes Ver hältnis." Doktor Kerscher zog die Brauen hoch: „Deshalb möchte ich einen Verdacht nicht ohne weiteres aussprechen." „Der Zeuge behauptet, daß dieser Sohn ein Spieler sei. Er soll vor dr -i Tagen die Bemerkung gemacht haben, er werde vor Gewalt nicht zurückschrecken, wenn sein Verlangen nicht erfüllt werden solle." * „Eine sehr verhängnisvolle Bemerkung. Aber im Zorn wird manches unbedachte Wort gebraucht. Sie wissen selbst, Herr Inspektor, daß sich darauf allein keine Anklage begrün den läßt. Fanden Sie nicht mehr?" „Meine Untersuchung des Toten habe ich noch nicht ab geschlossen, da ich erst dem Herrn Landgerichtsarzt die not wendigen Feststellungen machen ließ. Ich durchsuchte während dieser Zeit die Schriftstücke im Schreibtisch des Toten und fand etwas, das von Bedeutung werden kann " „Das wäre?" Ein Testament des Toten." Der Staatsanwalt sah den Inspektor mik fragendem Kopfschütteln an. Da nahm der Kriminalbeamte ein Schriftstück aus der Tasche. „Hier ist es! Das Testament trägt am Schluffe eine Be merkung von höchster Bedeutung." Er faltete das Schrift stück auseinander und las laut: „Dies Testament soll voll streckt werden, wenn ich eines natürlichen Todes sterbe. Fin det man mich aber tot, als Opfer eines Verbrechens, dann kann nur einer meinen Tod gewollt haben, der mein natür liches Ende nicht erwarten konnte; in diesem Falle ist das Testament ungültig, dann ist mein Sohn ent rbt, und mein Besitz geht vollständig an die Seitenlinie derer von Regens perg über, Ich will mich vor meinem eigenen Sohn schützen." Inspektor Nebstein schwieg und faltete das vorgefundene Testament zusammen. Still war es, als wären aller Gedanken nur mit dem Wortlaut d s seltsamen Testaments beschäftigt. Staatsanwalt Dr. Kerscher fragte zuerst: „Ist das Testa ment rechtkräftig aufgestellt?" (Fortsetzung folgt.)