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preir- xedenk enden r Er- . vor ¬ ist -st chüsse pruch chlag- dasts- . Äe Men Mitt- aber umen e des Die nnien zeitig war > das chafft chen- wsten !S MdnOrNgeblatt Fernsprecher Wilsdruff Nr. 6 28ochLNöl(l^ fÜs WllsdsUff UNd ^MgLgLNd Postscheckkonto Dresden 2640 Dieses Blatt enthält die amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen, des Amtsgerichts zu Wilsdruff, des Stadtrats zu Wilsdruff, des Forstrentamts Tharandt und des Finanzamts Nossen. Verleger und Drucker: Arthur Zschunke in Wilsdruff. Verantwortlicher Schriftleiter: Hermann Lässig, sür den Inseratenteil: Arthur Zschunke, beide in Wilsdruff 82. Jahrgang. Rr. 98. Donnerstag / Freitag 23. / 24. August 1923 ^mals arzeft schon nen beides steche Wege Niw- !elech rzah- >llar- t ge- ozcni ngen ösrt- - aus i>len: skr, Im eitere H? ngen — ) biß ! >000 ! rkleie I 9000 j rneu ! aren. Ist. Amtlicher Teil. Bekanntmachung. Bis zum 25. August 1923 ist zu zahlen an die Stadt- bez. Ortssteuereinnahme: I. Die erhöhte Einkommensteuer-Vorauszahlung. Diese beträgt das 400 bez. ILOOfache der im Steuerbescheid für 1922 festgesetzten Vorauszahlung und 2. die erste Rate der Rhein-Ruhr-Abgabe. Diese beträgt das Doppelte der unter 1. ge nannten Vorauszahlung. 3. Die nach dem 30. Juni 1923 fällig werdenden Vorauszahlungen auf die Körper schaftssteuer. Liese erhöhen sich auf das 600 bez. löOOfache. (Vergl. Pressenotiz.) 4. In der Zeit vom t. September d. I. bis zum 29. Februar 1924 ist am 1. jeden MonatS die Abgabe der Betriebe zu zahlen. Diese beträgt das 2 fache der Beträge, die der Arbeitgeber gemäß tz 46 des Einkommensteuergesetzes in der Zeit vorn 1. Sep tember 1923 bis zum 2S. Februar 1924 an da« Reich abzuführen hat. Für die landwirtschaftlichen, forstwirtschaftlichen und gärtnerischen Betriebe beträgt die Abgabe für je 2000 Mark Wehrbeitragswert eine rmd eine halbe Gold mark monatlich. 5. Die Brotvsrsorgungsabgabe war am l. August fällig. Diese betrug das 10fache der Zwangsanleihe. Die unter 3., 4, und 5. genannten Steuern sind an die Finanzkasse abzuführen. Nach Ablauf der Zahlungsfristen erfolgt ohne weiteres Zwangsvollstreckung, außer dem wird ein erheblicher Verzugszuschlag erhoben. Stundung«- oder Erlaßgesuche haben keine Aussicht auf Erfelg Die Umsatzsteueroorauszahlungen sind jeweils bi» zum 10. jeden Monats abzuführen. »le Das Finanzamt. Mittwoch, den 29. August 1923, vormittags /,9 Uhr wird im Berhandlungssaale des amtshauptmannschaftlichen Dienstgebäudes öffentliche Titznn- de» Bezirk»a»»sch«ffe» abgehalten werden. Dir Tagesordnung ist vom 21. August 1323 ab im AuShangkasten und im Eingangsraume der AmtShauptmannschakt angeschlagen. Nr. Vk. I. V. 7. Meißen, am 20. August 1923. Die AmtShauptmavnschaft. Zur Behebung des immer größer werdenden Mangels an Zahlungsmitteln hat sich der Bezirksoerband der AmtShauptmannschakt Meißen gezwungen gesehen, Gut- fcheiiie im Werte von 500000 Mark, 1 Million Mark und 2 Millionen Mark zur Ausgabe zu bringen. Um den gewünschten Erfolg zu erreichen, werden sämtliche Kreise des Bezirks gebeten, diese Gutscheine des Bezirksverbandes der Amtshauptmannschaft Meißen an Zahlungsstatt anzunehmen. Der Gegenwert der ausgegebenen Gutscheine ist an Reichsschatzanweisungen bei der Reichsbanknebenstelle in Meißen hinterlegt. Die Einziehung und Wiedereinlösung durch die Bezirkskaffenverwaltung wird öffentlich bekanntgegeben werden. Vt I M1§. 75. Meißen, den 20. August 192S. Der BezirkSverband der Amtshauptmannschaft Die Gebühre« sür die Reinigung der Schornsteine betragen ab 20. August 1923 dar 142üüvfnche der Grundgebühren vom 31. März 1921. Durch das Anpassen der Löhne der Schornsteinfegermeister und Schornsteinfegergesellen an den jeweilig festgesetzten Tariflohn eines Gemeindehandwerkers müssen die Kehrgebühren naturgemäß nach den gleichen Grundsätzen berechnet werden. Sie erhöhen sich also fortlaufend mit den Löhnen der Schornsteinfeger. Weitere Bekanntmachungen über die jeweilige Höhe der Gebühren werden nicht mehr erlassen. Die Gebühren sind jederzeit im Verwaltungsgebäude, Zimmer Nr. 14 oder aus den von dem Schornsteinfegermeister zu führenden amtlichen Nachweise zu erfahren. Wilsdruff, am 21. August 1923. Der Stadtrat. !l uff. Kleine Zeitung für eilige Leser. * Gegenwärtig finden Verhandlungen innerhalb des Reichs finanMinisteriums über die Golda »leihe stall. * Scharfe Notverordnungen der Reichsregierung Mr Be kämpfung der Wirtschaft^- und Ernähr» ngSnot, sowie des ! Währungsverfalls werden erlassen. * Der frühere Reichskanzler Dr. Wirch ist in Moskau ein- getroffen. * Die französische Antwort auf die letzte Note Englands in der Reparationsangelegenheit umfaßt 30 bis 50 Druckseiten. Ohne Schminke. Lose Blätter eines Volkswirts. Am Dienstagmorgen meldete der Draht, daß der Dollar in Amerika die A iMillionengrenze erreicht habe. Die M a rk ist damit a u f e l n Zw e im illio nftel ihres Vorkriegs wertes gesunken. Tiefer geht es nimmer — sagt man. Doch, es geht tiefer. In Sowjetrußland zahlt man etwa 300 Millionen Rubel sür einen Dollar. Ein magerer Trost, aber ein Trost .. . * Vielfach heißt es, die „Goldrechnung" solle helfen — ! Goldlöhne, Goldgehälter. Jetzt, wo die Goldrechnung vollkommen oder annähernd durchgebrochen ist, kracht es niit einem Male im Gebälke, ! Zahlreiche Industrien, die bisher blühten, und andere, die i sich recht und schlecht über Wasser hielten, erklären, daß sie außerstande seien, die geforderten Goldlöhn« zu zahlen. All die Industrien und Gewerbe, die den an sie herantretenden Erfordernissen nicht gewachsen sind — und sie sind es zumeist wirklich nickt — sehen sich gezwungen, die Erzeugung einzu schränken, Kurzarbeit einzufiil-en und, vorderhand wenig stens, abzubauen. Unter die Produktionsbedingungen des Weltmarktes gestellt, können sie, wie es sich zeigt, nicht mit. Die Gold- oder vielmehr die Jndexlöhne werden also demnach häufig nur auf dem Papier stehen, denn v e rkürMe A r b e it ge währt nur verkürzten Lohn. Die Koirsumfähigkeit des Arbeiters wirs nicht steigen, auch von nun ab wird er nur das Dringendste kaufen können. Mit anderen Worten, die deutsche Industrie ist nicht imstande, ihre Arbeiter aus reichend zu bezahlen. Jetzt, wo der S e lb stb e t r u g d e r Inflation aufhört, steht sie am Zusammenbruch, ihre Scheinblüte verwelkt. Die „unsi-chtbare Arbeits- > losigkeit" wird sehr bald sichstbar werden, * Sichtbar wird auch Deutsch lam ds Armut. Laden i nnd Warenhäuser sind leer von Käufern, Fabriken, Groß händler und Detailisten setzen nichts ab. Niemand vermag ! Goldpreise zu bezahlen, niemand seinen Bedarf zu befriedi gen. Wenn der einzelne überhaupt nicht in der Lage ist, den Anzug, die Stiefel, das Hemd zu kaufen, das er unumgäng lich benötigt, wenn er nur knappstens soviel essen kann, nm den Hunger zu stillen und die Qualität der Nahrung auf ein Mindestmaß herabsetzen muß, so fft^das der Beweis der Armut. Es sind die Daseinsbedingungen des Bettlers. Ein in die Augen springender Beweis der Armut ist die Tatsache, daß die Bevölkerung der Stadt Berlin — in ande ren Städten wird das der gleiche Fall sein — sich keine Straßenbahnleisten kann. Der Hunderttausendmark- Fahrpreis entspricht den zehn Pfennigen von früher; es gibt nicht genug Leute in Berlin, fähig, zehn Goldpfennige anzu legen, um die Straßenbahn rentabel zu erhalten. Der größte Teil der Bevölkerung ist so arm, daß er zu Fuß laufen muß. Die Straßenbahn ist bereits unerschwinglicher Luxus. Es ist begreiflich, daß alles übrige, alles was über das primitivste Existenzminimum hinausgeht, sich binnen kurzem als unerschwinglicher Luxus offenbaren wird. Wenn in Sachsen und Mitteldeutschland Hunderte von /Zeitungs betrieben schließen wollen, weil sie die neuen Löhne nicht zahlen können, so heißt das nichts anderes, als daß die Be völkerung sich Zeitungen nicht mehr zu leisten imstande ist; sie wäre es nur dann, wenn sie die erforderlichen Abonne mentspreise zahlen könnte. Glaubt man ferner, daß die Cafes genügend regelmäßige Gäste haben werden, die 500 000 Mark für eine Taffe Kaffee und etwa 200 000 Mark für das Stück Kuchen aufbringen können? Wird es bei Kinos, Theater, Restaurants, Konzerten anders werden? Kaum, und wenn jetzt vielleicht noch nicht, dann in wenigen Wochen. Man darf sich nicht dadurch beirren lassen, daß es stets einzelne, oder eine gewisse Schicht gibt, die es sich „leisten" kann. DieseSchichti st zudünn undwird immer dünner. Sie reicht nicht hin, um die Betriebe lebensfähig zu erhallen. * Die Verleger wissenschaftlicher Werke haben angekündigt, sie mühten die Büchererzeugung ein stellen, da die Unkosten der Herstellung künftighin nicht einzubringen wären. Der Stillstand wissenschaftlicher Literatur ist ein Stillstand der Kultur, und das bleutet Rückschritt und Ver fall. Es bedeutet, daß die Wissenschaft in ihrer Arbeit aufs schwerste gehemmt wird. Der Dichtung wird es nicht besser ergehen. Wer kann schöngeistige Bücher kaufen, der nicht ein mal Straßenbahn fahren kann? Die Dichter sind mundtot gemacht, ihre Kunst muß verdorren. Auch die der Schau spieler, die keine Bühnen finden, wo sie spielen können. Jeder Nachwuchs ist verurteilt, im Keime zu ersticken. Mit einem Male erblickt man in erschreckender Deutlich keit Deutschlands wirkliche Armut. Sie grinst uns'entgegen wie eine verfallene Fratze, die bisher bei künst lichem Licht und von Schminke überdeckt über ihr wahres Aussehen hinwegtäuschte. Licht und Schminke waren die trügerische Kalkulation, auf der während der letzten vierein halb Jahre die deutsche Wirtschaft gebaut gewesen ist; sie stützte sich in Wahrheit auf die Banknotenpresse. Man hat Deutschland und die Welt mit bedrucktem Papier über schwemmt, dieses Verfahren hat natürlich einmal eine Grenze; sie ist nun erreicht und das Gebäude stürzt zusammen. Deutschlands aufgeblasener Wohlstand schrumpft in sich ein, er.erweist st.ch, auf das Maß des Tai- Mchltcyen reduziert, als fürchterlichste Armut. Die schillernde Seifenblase ist geplatzt, nnd in ihr war nur Luft, ihre Materie ist nichts, nur ein wenig Schaum. Die grausame Wirklichkeit dürste eigentlich nie manden überraschen, denn ebensowenig wie in der Physik, gibt es in der Wirtschaft Wunder. Ein Land, das nach den Erschöpfungen jahrelangen Krieges verstümmelt worden, das ungeheure Leistungen in Geld und Dingen zu vollbrin gen hatte, das man mit einer untilgbaren Schuld belastete, das vom Bürgerkrieg, Wirrnissen, Streiks und inneren Kämpfen aller Art unterwühlt wurde — ein solches Land muß arm sein. Deshalb kann es trotzdem gesund sein. Man kann ihm den Aufstieg ermöglichen, wenn im Vertraue» auf seine bewiesenen Fähigkeiten Kredit gewährt wird. Aber ohne solchen geht es nicht, aus eigenen Kräften allein kann es .nicht empor. Ein Volk ist nicht in allem, doch in vielem ebenso, wie ein einzelner Mensch zu bettachten; stellt er poch nichts anderes dar wie die Gesamtheit einer bestimmicn Millionenzahl von Menschen, die durch Rasse, Gewohnheiten, Anlagen eine Einheit bilden. Seine Lebensäußerungen sind der Ausdruck der Regungen jener zusammengehörigen Mil- lwnen. Man muß also ein Volk ungefähr wie einen Men schen behandeln, muß ihm, wenn man von ihm etwas will, Chancen zum Leben bieten, und zwar bessere als die eines Bettlerdaseins. vr. L. 8. Sachsen und Bayern. Darlegungen des Reichsinnenministers. Einem Berliner Zeitungsvertreter gegenüber äußerte sich der neue Reichsminister des Innern über die politische Lage. Er kam dabei auch auf die Verhältnisse in Sachsen und Bayern zu sprechen, die in letzter Zeit besonders die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf sich lenkten. Minister Sollmann führte darüber u. a. aus: Bedrohlich war die Lage während der ersten Tage nach dem Amtsantritt des neuen Reichskabinetts in Teilen des Frei staats und der Provinz Sachsen. Unzweifelhaft sind dort schwere Ausschreitungen gegen die Produktionsstätten und die Unternehmer vorgekonuncu. Diese Verhältnisse bildeten den Gegenstand einer Aussprache zwischen dem Reichskanzler Dr. Stresemann, dem sächsischen Ministerpräsidenten Dr. Z e i g- ner und mir. Diese Unterhaltung hat gezeigt, daß die säch sische Regierung den Willen rmd die Macht hat, gegen ungesetz liche Handlungen Unverantwortlicher einzuschreiten. Die Ver hältnisse in diesem Gebiete haben sich seitdem erheblich ge bessert. Es wäre nur zu hoffen und zu wünschen, daß bei politisch und wirtscl>afUich geschulte Teil der Arbeiterschaft sich gegen solche Ausschreitungen mehr zur Wehr setzt, als es bis her geschehen ist. Wenn in Bayern durch einige Zeitungen davon gesprochen wird, daß nunmehr neue zentralistische Experimente kommen würden, so ist von solchen Plänen im Reichsministerium des Innern nichts bekannt. Der neue Reichsinnenminister hat sich während ferner Tätigkeit im Rheinlande die Erhaltung der Einbett des Reiches MM wichtigsten politischen Ziel gesetzt.