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dcrg wurden die kürzlich zum Tode verurteilten Raubmör der Lederer und Mensel tzingerichtet. Sie hatten seinerzeit den Amsterdamer Kaufmann Engelmann ermordet und be raub!. O Absturz eines Fliegers. Der Flugzeugführer von Kappen unternahm i» Berlin-Johannistal einen Probe flug mit einer Fokker-Maschine. Als er in etwa 50 Metern Sähe ein sogenanntes „Looping" ausführen wollte, stürzte die Maschine ab 'und wurde vollständig zertrümmert. Der Flieger trug schwere Kopfverletzungen davon O Die falschen amerilantschen Dollarschetne. In der großen amerikanischen Falschmünzeraffäre sind über tausend Haftbefehle erlassen worden. Man erfährt jetzt, daß falsche Dollarnoten im Betrage von mehr als zwölf Millionen Dollar in Umlauf sind. Die Falfchmünzerbande hatte ihr Zentrum in Newyork und Abzweigungen in allen größeren Städten Amerikas, Kanadas und Europas. Unter den Mitgliedern befinden sich zahlreiche Italiener oder Personen amerikanisch-italienischen Ursprungs. Die Druck- Platten sollen in Italien hergestellt worden sein. Neueste Meldungen. Erneute Mahnung der Reichsbank. Berlin. Die Reichsbank hat erneut ihre Zweignieder lassungen angewiesen, bei Kreditgewährungen ja recht ge nau zu prüfen, ob ein legitimer und volkswirtschaftlich notwendiger Bedarf vorliegt oder ob die angeforderten Be hage zum Durchhalten von Devisen oder Warenbeständen benützt werden sollen. Freiere Methoden kommen im wesentlichen nur für den Ruhrbezirk in Frage. Eine wertbeständige Anleihe. Berlin, über eine wertbeständige Anleihe Preu ßens schweben laut Blättermeldungen Verhandlungen; es steht noch nicht fest, ob das Kali dafür die Basis geben loll. Überwachung der Viehmärkte. Berlin. Der Präsident des preußischen Landes- Polizeiamtes erläßt an die Polizeibehörden eine Verfü gung zur Überwachung der Viehmärkte. Es heißt darin: Die Preise für Vieh haben trotz des Dollarsturzes zum Teil eine Höhe erreicht, die in keiner Weise gerechtfertigt ist Das Vorgehen gegen die wilden Preistreibereien verspricht nur dann einen dauernden Erfolg, wenn es über all da, wo Vieh zum Verkauf angetrieben wird, gleich mäßig und gleichmäßig energisch geübt wird. Die von Markttag zu Markttag sprunghaften Steigerungen sind zu unterbinden. Durch Verhandlungen mit den Viehhänd lern unter Hinzuziehung von Vertretern der Fleischer und Berbraucher ist auf eine Niedrighaltung der Preise hin zuwirken und allen übermäßigen Prcisforderungen mit Beschlagnahme und Anzeige der betreffenden Händler und niit Entziehung der Handelserlaubnis rücksichtslos zu begegnen. Verfolgung von Preistreibereien. Berlin. Zur Bekämpfung von Preistreibereien macht ver preußische Juftizminister in einer allgemeinen Ver fügung darauf aufmerksam, daß in allen Fällen, in denen die Preisbemessung der Markbesserung nicht Rechnung tragt, der Verdacht der Preistreiberei vorliege. Wenn durch Abrede von Verbänden oder Vereinigungen einem Sinken der Preise entgegengewirkt wird, kommen strafbare Handlungen in Frage. Die StrafverfolgungSbehörde» werden angewiesen, in allen derartigen Fällen mit mög- gr üs'n ^^bunignna und größtem Nachdruck einzu- Teilwesse Enthaftung der Bochumer Stadtväter. Bochum. Der Oberbürgermeister und ein Teil der Stadtverordneten sind wieder auf freiem Fuß gesetzt wor den. Die übrigen verhafteten Stadtverordneten befinden sich noch in französischem Gewahrsam. Fischrrstreik in Hamburg-Altona. Hamburg. Infolge gescheiterter Lohnverhandlungen trat Vie gesamte Arbeitnehmerschaft der Fischindustrie Hamburg-Altona mit Ausnahme des Betriebes der Groß- cinkaussgesellschaft deutscher Konsumvereine in den Aus- stand. ^ie an den Fischmärkten liegenden Dampfer wer den mcht mehr gelösckst. Deutschenausweisungen aus Memel. Memel. Der Hauptschriftleiter des „Memeler Dampf bootes . Stadtverordneter Carl August Seyfried, hat von Warum die Zeitungen teurer werden müssen, das kann sich jeder Laie leicht erklären, wenn er bedenkt, daß ein Wagen Zsitungspapier statt früher 2000 Mark bereits Ende 1»23 ungefähr 6 Milli onen Mark kostete. Am I. Februar 1923 setzten die Zeitungen zuletzt ihre Bezugspreise demgemäß fest. Bereits am -2. Februar wurde der Preis für Zeitungsdruckpapier verdoppelt. Seitdem wurde infolge der Kohlenpreis- und Frachtenerhöhung der Papierpreis wieder um über 2 Millionen Mark er höht, so daß innerhalb 4 Wochen der enorme Papierpreis von ca. 6 Millionen für den Wagen um mehr als das Doppelte, auf rund 14 Milli onen Mark gestiegen ist. Das bedeutet gegen den Friedenspreis eine Steigerung von zirka 700000 Prozent für das Zeüungspapier. Hierzu kommen wiederum enorme Steigerungen aller Produktionsfaktoren, des Nachrichtendienstes usw. Das „Wilsdruffer Tageblatt" kostet infolgedessen für den Monat März 2500 Mark ausschließlich Zuträgergebühren. Dieser Preis ist freibleibend. Das bedeutet in diesem Falle nur, daß bei ganz außerordentlichen Steigerungen sich der Verlag vorbehält, nachkassteren zu lassen. Es sei hierbei erwähnt, daß vor allem auch die Post bezugspreise freibleibend sind. Trotz oder gerade wegen des Ernstes der Zeit wird erwartet, daß die Leserschaft ihr Heimats blatt in dem schweren Existenzkampfs unterstützt und ihm die Treue hält. «erlag Les MÄWr Tageblattes. ft. - dem litarischen Armeekommandanten einen Ausweisungs befehl aus dem Memelgebiet erhaltene Ein Protest des deutschen Generalkonsuls blieb erfolglos, lediglich eine Fristverlängerung wurde zugestanden. Auch sonst sollen einer Anzahl Deutscher in Memel Ausweisungsbefehle zu gestellt worden sein. Rückgabe fremden Eigentums in Amerika. Washington. Das Repräsentantenhaus hat mit 300 gegen 11 Stimmen den Gesetzentwurf angenommen, gemäß dem von jedem Vermögen eines Angehörigen eines frühe ren feindlichen Staates, das in der Verwaltung des Treu händers für feindliches Eigentum steht, zehntausend Dollar zurückgezahlt werden. Der Gesetzentwurf ist an den Senat weitergeleitet worden. Ein Zusatzantrag, der dl« Herausgabe allen Besitzes verlangte, wurde abgelehnt. Ans Stadt und Land. «Mm»! »«DAM, Wilsdruff, am 26. Februar 1923. m Zur Wetterlage. Bis Mitte der dritten Februarwoche leistete das über Skandinavien lagernde Hochdruckgebiet dem vom Atlantischen Ozean ostwärts vordringenden Tief druckgebiet stärksten Widerstand; dann wurde es doch lang sam nordostwärts zurückgedrängt. Infolgedessen hielt das strenge Frostwetter im Osten ziemlich gleichmäßig an. Meinel meldete bis zu 15 Grad, Lyck in Ostpreußen sogar 2t Grad Kälte. Beim Vorübergang einzelner Terlwrrbel fielen wiederholt stärkere Schneefälle. In Mitteldeutsch land hielt der stärkere Frost bis Mitte der dritten Februar woche an. Am 22. Februar erreichte die vom Westen vor- vrängende Wärmequelle das Ldergebiet. Abends lag ein kleiner Teilwirbel etwa an der Elbe, während der Kern de« westlichen Tiefdruckgebietes über der Irischen See lag. Im Westen lagen die Temperaturen im allgemeinen zwischen 5 und 8 Grad Wärme. Bei d-er gegenwärtigen Weiterlage ist für das Ostseegebiet und das nördliche Mitteldeutschland mit einer Fortdauer des gelinden Frostes kannst du mir nicht einen Beinen. Die Dinger sind vreißig vuMfcwvlge Neujahrs-, Eebuxtstagsgratulations- und sogenannte Chnstmaskarten in malerischem Durcheinander mit tels kleiner Nägel angehestet worden; auch einig- Liebigbilder und andere kolorierte Reklamen waren darunter. Neben dem Bette Benediktes schlief ihre Freundin Trudchen, hie in diesem Augenblick weniger niedlich aussah als im Dasein des Tages. Das hübsche Gesichtchen war nämlich mit Mandel- tleie bepudert und die braunen Löckchen über der Stirn waren in Papilloten gedreht. Die auf der Lüdecke ruhenden Hände steckten in langen, verwaschenen Wildlederhandfchuhen. Das Mädchen schlief noch fest und ruhig und hatte dabei den Mund geöffnet. „Wünsche schönen, guten Morgen!" „Morgen, Riedccke! Ricdecke, Frosch fangen?" Der Altc war sehr verwundert- „Einen Frosch?" wiederholte er. Dieser selbst war indessen unter leichtem Kopfschütteln über den Unverstand der Jugend rechtsseitig um das große viereckige Schloß geschritten und wollte sich soeben in den kleinen Beeren- garlen verlieren, wo um diese Zeit gewöhnlich die beiden Pfauen zu räubern pflegten, als er im Giebelstock ein Fenster klingen hörte. „Pst — Riedecke!" rief zu gleicher"'Zeit hawlaut eine Emme. Riedecke schaute auf und stellte sich in Positur. Oben nämlich nar ein Misiger Blondkopf sichtbar geworden, ein fröhliches Backfischgcsjcht mit lachenden roten Lippen und blitzenden Tchclmenaugen. „Gnädiges Fräulein?" antwortete der Alte und fügte hinzu': schwer halten — mit meinen alten ! . flinker wie ich und so quabblich; wenn man schon einen erwischt rat, huppst er doch gleich wieder davon. Ich lverd's Stupps sagen. Muß cs denn gleich sein?" T „Ja, natürlich,"' antwortete das Fräulein; „ich wollte W der Miß Nelly in die Waschschüssel legen " ,La — das wird nD Da es in diesem Augenblick etwas zaghaft an die Türe klopfte, so sprang Benedikte eilfertig an diese und nahm durch die Spalte aus Riedeckes Hand die bestellten Erdbeeren ent gegen, die auf einem großen Weinblatte lagen. Benedikte luchte die größte der Früchte heraus, einen Koloß in seiner Art, und schlüpfte damit in ihr Bett zurück. Dann neigte sie sich über ihre Freundin Trudchen und steckte ihr rasch die Erdbeere in das immer noch offene Mäulchen, worauf sie schnell ihre Bett- decke bis an den Hals hlnaufzog und gleichfalls Schlummer erheuchelte, heimlich aber auf die Folgen der geglückten Unart lauschte. "Sie blieben dann,aych „nicht mis. Trudchen begann zuerst zu schnaufen, dann zu röcheln.und hierauf zu ächzen und krampf haft zu schlucken — UM'plötzlich sprang sie Mt einem w^den Schrei aus dem Bette. „Zu Hilfe! Ditte — Nelly — zu Hüsel Ich sterbe — ich muß sterben!" Im Zimmer nebenan wurde es lebendig. Schreckensbleich stützte Miß Ntzlly hexbA; BeneM« hatte sich nur «ufgerichtet und machte «ip lMMlo^verryunderteg Gesicht- Benedikte war vom Fenster zurückgesprungen, betrachtete einen Moment lächelnd ihre schlummernde Freundin und huschte dann in ihrem bis zu den Knöcheln reichenden Nachtgewande an die nur leicht angelehnte Tür zum Nebenzimmer, lauschte > und öffnete sie hierauf leise und vorsichtig. Auch in diesem Ge krache, das etwas komfortabler eingerichtet war, l-errschte das gleiche Dar-miergrau wie nebenan. Vor'dem Waschtische stand eine große Badewanne aus Gummi als Symbol englischer Reinlichkeit, und in dem Bette unter dem geblümten Cretonne- Himmel schlief Miß Nelly Milton den Schlaf der Gerechten. „Aber gnädiges Fräulein," sagte Riedecke erschreckt, „da gibt es doch nachher wieder Schimpfe!" „Die gibt es," entgegnete Benedikte. „Weißt du was, bringe mir ein paar Erdbeeren herauf — ein paar recht große und reife!" „Schön, gnädiges Fräulein, das ist mir schon lieber " Der Backfisch nickte noch einmal, dann klirrte abermals das Fenster ganz leise, und sein weißer Vorhang bewegte sich flüch tig hin und her. Im Schlafzimmer der Mädchen herrschte ein mattes, silbernes Dämmerlicht. Das Gemach war groß, aber nichts weniger als lyLunös ausgestattet. Kein Teppich, nur ein paar Felle vor dm beiden Betten, zwei Waschtische und ein großer Spiegel- -schrank an den Wänden, dazu ein paar goldumrahmte Litho graphien: die Schlacht bei Bunkershill und Friedrich der Große bei Zorndorf. Oberhalb eines kleinen Toilettetischchens befand -sich noch ein.weiterer Wandschmuck; dort waren zwanzig bis zu recynen. Im übrigen Deutschland dürften die Tempe raturen überwiegend über dem Gefrierpunkt liegen. Wäh rend im Westen dementsprechend Regenfälle zu erwarten sind, ist im Osten mit wiederholten Schneefällen zu rechnen. — Richtlinien der Sozialdemokraten zur Regierungs bildung. Die Sozialdemokratische Fraktion hat für die Bildung einer Regierung folgende Richtlinien ausgestellt: 1. Die Bildung der Landesregierung erfolgt auf verfassungsrechtlicher Grund lage. 2. Die Regierung hat ihre Tätigkeit im Rahmen der Reichs- und Landesverfassung auszuüben, wobei folgende Richt linien zu beachten sind: a) Wichtige, von den Regierungspar teien an den -Landtag zu bringende Gesetzesvorlagen und An träge sind vorher in einer gemeinschaftlichen Sitzung durchzu beraten; b) die planmäßige Vergesellschaftung der Wirtschaft, wie sie in der Umstellung der Staatsbetriebe und Staatsgüter augebahnt ist, ist nack sozialistischen Grundsätzen energisch durch zuführen; c) die Mitarbeit bezw. Mitwirkung der Arbeit nehmervertreter im Sinne des Betriebsrätegesetzes und der Ver treter der Arbeitnehmer-Organisationen an den gesetzgeberischen Maßnahmen der Regierung, soweit sie Arbeitnehmer-Inter essen berühren, ist durch ein Arbeitnehmer-Kammergesetz durch zuführen; d) demokratische Ausgestaltung der landwirtschaftlichen Berufsvertretung durch weitere Heranziehung des Kleinbauern tums, Erweiterung der Kompetenzen dieser Berussvertretung in der Richtung des gründlichen Ausbaues der landwirtschaftlichen Produktion unter Hinzuziehung der landwirtschaftlichen Ge nossenschaften; e) zur Bekämpfung des Preiswuchers ist eine Verbraucherkammer einzurichten und auf Grund des Artikels 48 Abs. 4 der RV. sind landrechtliche Prangerstrafen für Wucherer und Schieber einzusühren; s) Zur Bekämpfung konterrevolutio närer Bestrebungen dient neben der Geschlossenheit des Prole tariats der weitere energische Erfolg der Regierungsmaßnahmen zur Ausgestaltung der Landespolizei und eine zuverlässige und wirksame Waffe sür den republikanisch-demokratischen Staat; g) Weitere energische Fortsetzung der Demokratisierung der Ver waltung; h) beim Reich ist die umgehende Resorm des mate- t riellen Strafrechts, des Strafprozeßrechts, des Ehescheidungs rechts und der Vorschriften über die Stellung der unehelichen Kinder zu beantragen und mit aller Energie zu fördern; i) Eintreten für die unbedingte Sicherung des Achtstundentages; k) bei weiterer Hinausziehung einer Reichsgesetzgebung bezw. der Trennung zwischen Kirche und Staat selbständiges Vorgehen der Freistaates Sachsen. 3. Verpflichtung der Regierung, im Sinne dieser Grundsätze aus die Reichsregierung einzuwirken. — Diese Richtlinien sind den Kommunisten und den Demokraten mit dem Ersuchen um baldige Antwort übermittelt worden. — Fedor von Zabeltitz, der bekannte erfolgreiche Schrift steller und Verfasser zahlreicher Romane, kommt von heute an in unserer Zeitung in seinem Werke „Das Heiratsjahr" zu Worte. Es ist ein Lustspiel-Roman in 12 Kapiteln und dürste unsere Leser und Leserinnen ebenso fesseln wie der abgelausene der Schriftstellerin Lehne. Wir empfehlen den Roman, dessen Abdruck wir möglichst beschleunigen, geneigter Beachtung. — Für Rhein und Ruhr spendeten weiter Marie Jähne 50, Schule zu Grumbach 32 295 insgesamt bisher 384 590 Die Sammlung wird fortgesetzt. — Wilsdruffs Stadtkapelle in Not! Täglich lesen wir in den Zeitungen, daß in anderen Städten Theater und Museen eingehcn, daß Stabtkapellen ausgelöst werden müssen, weil die notwendigen Mittel zu ihrer Erhaltung nicht aufgebracht werden können. Auch unsere Wilsdruffer Stadtkapelle ist von demselben Schicksal bedrohl. Ihr Eingehen oder auch nur die wesentliche Verringerung ihrer Mitglieder würde einen großen Verlust für das ganze musikalische Leben in unserer Stadt be deuten und wohl von allen Kreisen der Einwohnerschaft sehr bedauert werden. Die Stadt kann aber aus öffentlichen Mitteln nicht so viel auswenden, wie nötig wäre, um die Kapelle zu erhalten. Eine Stützungsaktion ist in musikliebenden Kreisen zwar im Gange, aber die Hauptsache bleibt doch immer nur, daß der Kapelle Gelegenheit zu Verdienst und Gelegenheit, gute Konzerte, nicht nur Tanzmusiken, zu spielen, geboten wird. Daß die Kapelle einer solchen Unterstützung wert ist, darüber braucht kein Wort mehr verloren zu werden. Am kommenden Donners tag ist. nun wieder einmal Gelegenheit, zur Erhaltung der Kapelle mit beizutragen. Musikdirektor Römisch veranstaltet sein zweites diesjähriges Sinfoniekonzert und hat sich die Mit wirkung von Frau Emma Gisela Zschunke zu sichern gewußt. Das Programm, auf das wir in der nächsten Nummer noch zu sprechen kommen, verzeichnet nur klassische Musik und dürft; auch dem Feinschmecker genügen. Wer also an der Erhaltung der Kapelle auch nur das geringste Interesse hat, der darf am Donnerstag nicht zu Hause bleiben! — Der Stenographenverein „Gabelsberger" beging am Sonnabend im „Löwen" sein Sliftungssest in Form eines ,;Um Gottes willen!" jammerte die kleine Engländerin und starrte Trudchen an, als ob sie einen Geist vor sich sehe; „Trudi, was Haft du gemacht?" Trudchen stand am Waschtisch, hatte sich ein lMas Wasser gefüllt und gurgelte in allen Tonarten, wobei sie mit beiden Armen winkte. „Laßt mich!" schrie sie zwischen durch, „ich muh sie wieder rauskrirgen — ich sterbe — o Gott, o Gott, o Gott! — Schlagen Sie mich auf den Rücken. Miß Nelly — du auch, Dikte — ich habe eine Fledermaus verschluckt — oder einen Maikäfer — o Gott, o Gott, o Gott! — Gebt mir noch mehr Wasser " „Nein. Milk!" rief Miß Nelly aufgeregt, „heiße Milt!" — Sie sprang an die Klingclschnur und begann zu läuten. „Milk muß es sein! Ganz heiß — das tötet das Maitier!" . . . Der gelle Ton der Klingel rief Sturm. Es wurde lebhaft im Schlosse. Nun bekam es auch Benedikte mit der Angst. Einen solciM Lärm hatte sie nicht erwartet- Sie konnte sich auf Stubenarrest gefaßt nrarhm. „Schrei doch nicht so, Trudel!" rief sie. „Nelly — Allmäclft'ger — hör' bloß mit dem Geklingel auf! Es war ja nur eine Erd beere " „Nein!" kreischte Trudchen und griff wieder zum Wasser glase; „ich spür' es — es war doch ein Käser — er krabbelt im Magen — er will wieder raus —" „Bringen Sie heiße Mill!" befahl Miß Nelly durch die ge öffnete Tür den herbeigeeilten Zofen; „so viel heiße Milk, als da sein -" „Unsinn!" schrie Benedikte dazwischen, nun auch aus dem Bette springend, „es war ja doch nur ein Scherz von mir! Ich habe Trudchen eine Erdbeere in den Mund gestopft — do liegen ja noch die andern! Seid doch nicht verrückt!" Jetzt öffnete sich mit raschem Ruck die Zimmertür und Frau von Tübingen trat ein, noch in der weißen Nachthaube und einem weiten Schlafrock aus verschossenem, blauen Samt. „Um Gottes willen, Kinder!" stammelte sie, „was ist denn los?" Trudchen hatte sich auf einen Stuhl gesetzt, schluckte noch im mer und weinte dabei. Benedikte sah sehr betrübt aus und Miß Nelly hatte sich hinter die Tür ihres Kabinetts zurückgezogen. Keine antwortete, (Fortsetzung folgt.)