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nvck, tiefer in den Maschinenraum hineinrutschte, so daß mm auch die Vorderansicht seiner Hpse zu der Hinteransicht patzte. War es aber unbedingt nötig, datz er mit den nach HM und Stütze suchenden Annen eine offen dastehende Oeltann« umwarf, die ihren traurigen Inhalt nun über ihn ergötz? War es nötig, datz er bei diesem Unglück vor Entsetzen den Mund weit offen hatte, so datz ihm ein dicker Strom Ma schinenöl in den Mund kam? Armer Roy, noch waren seine Leiden nicht zu Ende, denn jetzt erschien auch noch fein Schwa ger Kurt, sah erstaunt auf dieses Bild des Jammers und stellte die sehr unnötige Frage: ' „Was machst du denn da?" Doch nun weih jeder Mensch, datz man mit Maschinenöl im Mund nicht reden kann, denn man hat ja immer die Angst, daß durch die Muskelbewegungen der Zunge doch ein Atom Oel in die" Tiefe rutschen könne. Uiü» so war Roy auf mimische Gebärden angewiesen, hielt dem Schwager das Beste seiner Hose an klagend entgegen und zeigte wütend auf den Berliner. „Was Hot es denn hier gegeben? Wer hat denn meinen Schwager in den Maschinenraum gelassen?" Der Maschinist gab dem Kapitän nun eine bildreiche Schil derung der Geschehnisse, und dann ging es nicht mehr anders — sie standen alle drei um Roy, der noch imnre wie einr Häuf chen Unglück aus und in dem Oel saß, und lachten, bis sie nicht mehr konnten. Und dieses Lachen war für Roy das Ende. Vorsichtig, rückwärts auf allen Vieren, schob er sich langsam, mit einigen Rückfällen in das ölige Element, in die Höhe, warf dem Schwager einen Blick zu, der Bände sprach, und wollte nach oben gehen. „Halt, um Gotteswillen, so geht das doch nicht, du machst ja das ganze Schiff ölig- John, holen Sie schnell eine Decke aus der Mannschaftsmesse, hüllen Sie dies Bündel Elend ein und tragen Ne meinen Schwager mit Krüger zusammen in das Schwimmbad. Aber bitte gleich in heißes Wasser mit ihm, sonst müssen die anderen Passagiere morgen in Oel baden." Roy wurde nicht gefragt, er war zur Sache geworden, zu einem Ding, das man hin und her beförderte. Fünf Minute» später lag er im warmen Wässer und hatte auch die Sprache wieder. Aber seine ersten Worte waren nicht wiederzugeben, wenngleich sie auch seine geknechtete Seele merklich befreiten- Eine Stunde später satz er, frisch gewaschen, in der Kabine seines Schwagers mit noch, bildlich gesprochen, gesträubten Federn. „Aho. wie gesagt, Kurtchen, wenn ein Wort aus deinem Mund kommt über die Geschichte im Maschinenraum, so —" .^Drehst du mir dds Genick um — ich weitz Bescheid mit solchen 'Stimmungen." „Dann kann ich mir ja jedes weitere Wort spare«. Und nun zu der Angelegenheit, die mich vorhin zu dir führte." „Führte ist nett gesagt, für deine Ankunft im Maschinen raum." „Unterbrich mich nicht andauernd! Wie bist du mit Daisy Mfrieden?" „Es ist alles in Freude und Seligkeit, sie ahnt nichts, sie glaubt an mich/' „Und wem verdankst du das?" ,^Dir, eimig dir!"' „Und hast du mir schon irgendwie deine Dankbarkeit be- vi^en?" ,Zch hatte doch bis jetzt noch keine Gelegenheit dazu!" „Die soll dir werden — und zwar ohne Geldkosten und übergroße Schwierigkeiten." „Na, denn leg' los! Ich brenne darauf, dir meine Dank barkeit -u zeigen." „Ist der Maschinenschaden unten schlimm?" „Durchaus nicht, aber was hat das denn mit meiner Dank barkeit zu tun?" „Mr können also fahrplanmäßig heute nacht weitersahren?" „Natürlich, das ist doch klar!" „Natürlich nicht, denn es ist nicht klar!" „Was soll das nun wieder mal heißen?" „Daß die „Oceana" morgen noch im Hafen liegen soU und mutz." „Nein!!!" „Schrei' doch nicht so, ich bin nicht taub! Wenn du mich eben noch nicht verstanden hast, so muß ich es noch einmal sagen: die „Oceana" mutz morgen, vielleicht sogar über morgen, noch hier im Hafen liegen. Der Maschinenschaden ist doch ein passender, einleuchtender Grund. Die Aus besserung dauert eben so lange, bis die Sache in Ordnung ist!" „Welche Sache?" „Die Verlobung von Babberton und der Marchesa," Kapitän Sörensen wich einen Schritt von seinen Schwager zurück und sah ihn voll twfer Besorgnis an, tmt drum wieder zu ihm und legte ihm väterlich di« Hemd auf die Schulter. „Junge, du mutzt mal ganz energisch was für dich tun, du bist ja hochgradig nervös." „Dein Glück, datz du nicht wieder verrückt gesagt hast! Sei ganz unbesorgt, ich bin nicht übergeschnappt, aber wenn das so weitergeht, werde ich es noch. Daisy ist mit aller Kraft dabei, mich mit der Marchesa zusammenzubringen. Sie will unbedingt eine Ehe stiften. Das hab' ich nun von meiner Gutmütigkeit, datz ich deine Fehltritte aus mich genommen habe!" „Na, erlaub« mal, — so weit war es ja nun noch lange nicht!" ,Zst das dem Verdienst?" himmeldonnerwetter! Komm' ich denn aus dieser ver fluchten Geschichte überhaupt nicht mehr raus?" „Eben das ist ja der Zweck meines Ansinnens an dch. Laß dir die Sachlage kurz erklären. Ich habe vorhin einen Freund aus Bombay mit der Marchesa bekanntgemacht und habe dabei die Entdeckung gemacht, datz diese beiden Wohl gefallen aneinander gefunden haben, und nun sollen sie sich heiraten, dann sind wir die Marstesa los. Daisy kann mich mU ihren Begkückungsversuchen nicht mehr peinigen, und Babberdon kann durch die glänzende Partie seinem Geld beutel aufhelfen!" „Du scheinst dir das alles so einfach vorzustellen, ungefähr so wie der kleine Montz! Du kannst doch Menschen und Schicksale nicht wie Puppen hin- und herschieben, wie es dir gerade patzt." „Hallo, Haft du das aber fein gesagt! Kurtchen, du bist ja ein Dichter. Es ist aber alles so einfach, wie ich mir das denke, nur muh man dem jungen Paare wenigstens erneu Tag Zeit gönnen, sich zu finden. Und die Marchesa muh ja auch noch ihre Koffer packen." „Man möchte wirklich an deinem klaren Verstand zweifeln!" „Tu's nicht, Kurtchen, lag dir abraten. Also, das Wich tigste ist, daß wir noch einen Tag hier liegen, das andere laß meine Sorge sein." „Junge, du bringst mich und meinen Elbkahn ja um den guten Ruf!" „Im Gegenteil, mein Lieber, alle Welt wird dich rühmen ob deiner Vorsicht und Bedachtsamkeit. Und außerdem bleibt es dir ja unbenommen, den Fahrgästen als Entgelt für den längeren Aufenthalt heute abend einen netten kleinen Ball zu geben." „Roy, Junge, so geyn ich dir den Gefallen tun möchte, es geht nicht!" „Was heißt das, mir tust du doch keinen Gefallen, doch einzig dir allein, denn wenn Daisy die Ehestisterei weiter in der Geschwindigkeit betreibt, so mutz ich ja eines Tages Farbe bekennen, denn ich kann ja schlietzfich um deiner Seelen- ruhe willen nicht die Marchesa heiraten. Zumal sie mir gar nicht gefällt." „Quatsch, wenn ich schon so was höre! Was weißt du dummer Junge von Gefallen, und was weitzt du, was ver stehst du, was für ein fabelhaftes Weib die Marchesa ist." „Je, Kurtchen, komm' mal wieder! Du wirst ja ganz schwärmerisch! Umso mehr mutz sie runter von Bord, die schöne Marchesa! Also, ich gehe jetzt wieder zu den anderen, um bei Babberton ein wenig nachzuhelfen, und schicke dir den Obersteward, damit du ihn unterrichtest wegen des Balles heut' abend. Ach so, ja richtig, ich lade dann also Babber ton in deinem Namen zu heute abend ein?!" Kapitän Sörensen hatte einmal wieder das niederschmet ternde Gefühl, datz sein Schwager glänzend über ihn gesiegt hatte. Und da es ihm im geheimen ganz lieb war, den kleinen Schaden an der Maschine gründlich ausbessern zu lassen, so sagte er zu Men Anforderungen seines Schwa ¬ gers ja und amen. „Also gut! Aber übermorgen früh geht es weiter, ganz gleich, ob deine phantastischen Pläne sich verwirklicht haben oder nicht!" „Verlaß dich darauf, sie werden! Und dann, Kurtchen, haben wir zwei Rühe und können den Rest der Fahrt genießen." „Das eine steht aber fest bei mir, noch einmal nehme ich Daisy nicht mit auf meinen Elbkahn! Soll sie gefälligst mit einer anderen Linie fahren, die anderen Linien wollen auch leben. — Und auch dir möchte ich recht warm eine andere Linie empfehlen zu deiner nächsten Reise." „Mit mir nicht zu machen, ich fahre nur noch mit dar „Oceana",