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„Dwm mutz ich mich versetzen kaffen, ich will meine Ruhe haben, zum Donnerwetter!" „Kurtchen wird energisch — ich verziehe mich Auf Wieder sehen, mein Junge!" Der Amme!, Amor und der Teufel waren Roy bei seinen Plänen behilflich Der Himmel, indem am Abend des Schiff baues eine wundervolle Mondnacht war, in der alleinreisende Frauen immer wehmütig gestimmt werden. Amor leistete seinen Beistand, indem er verhütete, datz die anderen Reffen den in den Ttznzpausen sich ebenda ergingen, wo Vabberton sich mit der Marchesa erging und ihr in den beweglichen Tönen von dem janrmerbaven, einsamen Leben eines anglo indischen Offiziers «Zählte. Und der Teufel richtete es so ein, bah die Marchesa am Nachmittag desselben Tages einen glühenden Liebesroman gelesen hatte, der ihr so recht die Vereinsamung ihrer Seele gezeigt hatte; also war durch des Teufels Beitrag der Boden gut vorbereitet, und Archy Babberton, dem Roy die Geld- und körperlichen Vorteile der Marchesa in den schillerndsten Farben geschildert hatte, brauchte nur ganz leise bei der Marchesa anzüfragen, und schon war er verlobt. , Roy weinte bei der Proklamierung der plötzlichen Verlobung eine Anstandsträne am mitfühlenden Busen seiner Schwester, die alle Freundlichkeit gegen die Marchesa sofort einstellte. Der Himmel und der Teufel konnten sich ja nach der Ausführung von Roys Plänen ausruhen, aber Amor hatte noch alL Hände voll an Bord zu tun. Allerdings merkten seine Opfer sein Tun und Treiben nicht, denn die Beteiligten merken ja immer zuletzt, daß sie die Gegängelten sind. Und so war es auch mit Robert und Christa, — so war es mit Mar und Maria- In Robert und Christa lebte noch immer das Erlebnis des Nachmittags nach, und bei einer kleinen Mondscheinpromenad« wollte das Gespräch nicht so recht in Fluß kommen, bis Robert das Wort ergriff und fragte: „Haben Sie den Schreck und dis Anstrengung schon ein wenig verwunden, Miß Rifta?" Es war Robert, sobald er mit Christa allein war, unmöglich, sie Fräulein Holm zu nennen. Aus einem ihm unerklärlichen Grunde schien ihm der Name fremd für sie- Und so gebrauchte er immer die Anreve, der sich Roy bediente. „Ganz ehrlich gesagt, Herr Rer, mir zittern doch noch immer die Glieder, wenn ich daran denke, zu welchem Unglück meine unbesonnene Tat für uns alle werden konnte. Und Roy wird Ihnen bestätigen, datz ich wahrlich nicht ängstlich bin." „Man mutz durchaus nicht ängstlich sein, wenn man unter so einem Erlebnis leidet. Mir war auch durchaus nicht wohl ums Herz bei dem Gedanken, in die Hände dieser unverstän digen Bestten zu fallen." „Am entsetzlichsten war es mir, datz dieses süße Hindumäv- chen am heftigsten bei unserer Verfolgung war." „Daraus können Sie ersehen, wie unheimlich fest die Re ligion hier in Indien die Menschen leitet." „Jedenfalls bin ich froh, wenn wir die Anker lichten, — ich fürchte mich vor Indien, und nie in meinem Leben setze ich freiwillig wieder einen Futz in dieses Land." „Wie wird es denn nun aber in China werden? Da sind doch Land und Leute genau so unheimlich, genau so un berechenbar." „Oh, in Schanghai, da ist es nicht schlimm," rief Christa zuversichtlich aus, „dort ist doch Pa, da hab' ich keine Angst!" „Wer ist dort? Ich hab' Sie wohl im Augenblick nicht richtig verstanden, verzeihen Sie." Christa schlug sich bei seinem Wort ganz wie von selbst aus den Mund: „Ich meine doch Rias Pa." „Ach so! Sie kennen den Vater Ihrer Freundin schon?" „Oh, so lange schon," sagte Christa mit einem reizenden Lächeln, „schon seit meiner frühesten Kindheit- Er ist ein reizender Pa, so wie cs sehr wenige gibt!" Jetzt hatte sich aber doch in Robert der Verdacht, oer schon lange in ihm schlummerte, M einer Gewitzheit verdichtet. Schon durch Roys öfteres Versprechen, durch die »erschienenen un klaren Auskünfte der beiden Damen über Dinge, die ein Verschleiern gar nicht erfordert hätte, war in ihm der Gedanke aufgestiegen, datz die beiden Damen nicht die waren, für die sie gelten wollten. Aus irgend einem Grund mutzten sie wohl die Rollen vertauscht haben- Aber wozu? — Wozu diese Komödie, die ja keinem etwas anging, die aber doch einen tieferen Grund haben muhte? Wenn nicht früher, so hoffte Robert in Schanghai hinter die kleine Komödie zu kommen. Wer Vis dahin wollte er doch wenigstens zu ergründen suchen, was der Grun» zu dieser Verwechslung war. Er lieh also Christa nicht merken, datz ihm ihr Versprechen irgendwie ausgefallen war, und lenkte die Reise nun geschickt auf den Punkt, der ihm am meisten am Herzen lag. „Demnach leben Sie schon lange im Haufe Ihrer Freundin?" ,^O ja," gab Christa sofort zur Antwort. ,Hat Ihrer Freudm nicht viel darunter zu leiden, datz sie die Tochter eines genugsqm als reich bekannten Mannes ist?" „Wie meinen Sie das?" Christa sah ihn etwas unsicher an. „Nun, so in Bezug auf Freier, Betteleien und darum, weil sie doch eigentlich keinen unbeobachteten Schritt tun kann, zumal nicht in Hamburg, was doch eigentlich ein Krähwinkel ist?" „Ach, Sie haben ja recht," seufzte Christa förmlich, „und dann die vielen Tanten und Verwandten, die Ria hat ..." Sie sah Robert lächelnd an mit ihren klaren, Hellen Augen, so datz er sie am liebsten in seine Arme genommen und sie auf den sühen Mund gekützt hätte. Aber da er doch noch nicht seiner Sache sicher war, wie Christa dies wohl aufnehmen würde, so untersteh er es lieber und fragte weiter- „So, also all die vielen Tanten machen Ihrer Freundin das Leben schwer?" (Fortsetzung folgt.) EIu gestW-er Pelüm Einem Londoner machte es seit langer Zeit Freude, den in einem öffentlichen Park lebenden Pelikanen bei ihrem Mahl zuzuschauen. Diese Vögel sind dort die Lieblinge der Spa ziergänger und werden von ihnen mit Brotkrumen gefüttert. Wie das so üblich ist, haben andere Vögel diese öffentliche Speisung ausfindig gemacht und stellen sich regelmäßig zu jenen Mahlzeiten ein. Lange Zeit teilten die Pelikane ihr Mahl friedlich mit Tauben, Spatzen und anderen Gästen. Eines Tages war der betr. Beobachter Zeuge davon, wie ein besonders zudringlicher Spatz, der einen der Pelikane durch die Frechheit, mit der er die besten Krumen stets für sich in Anspruch nahm, lange Zeit geärgert hatte, von diesem kurzerhand bei lebendigem Leibe geschnappt und verschluckt wurde. Ein paar Monate später erlebte derselbe Zeuge, daß einem Pelikan der Versuch, eine Taube auf gleiche Weise zu bestrafen, schlecht bekommen war; denn eine Flügelspitze schaute noch aus seinem Schnabel heraus. Der Pelikan war offensichtlich bestrebt, seine Beute wieder von sich zu geben, was ihm endlich nach langem Würgen gelang. Sonderbarer weise hatte die Taube bei der Prozedur gar nicht gelitten, sondern flog, nachdem sie der Gefahr, lebendig begraben zu werden, entronnen war, sofort auf einen Baum. S Volumen od« Lumen „Ja, ja, er ist ein großes Volumen in seinem Fache!' so kann man oft hören oder lesen. Das ist eben der Fluch der Fremdwörter, daß man sie oft gar nicht versteht, und daß sie so leicht zu verwechseln sind. „Volumen", vom lateinischen volvoro — rollen, bedeutet eigentlich etwas Ge rolltes, eine Schriftrolle, dann ein Bündel und schließlich Größe, Dicke, Ausdehnung usw. Von einer großen, weit reichenden Singstimme hört man daher heute noch häufig sagen: „Sie hat — nein, sie „besitzt", so sagt man ja heute leider meist — ein großes Volumen", obgleich es schöner und besser wäre zu sagen: „Sie hat einen großen Umfang" oder: „Sie ist sehr umfangreich". Auch statt „Raumgehalt" hört und liest man das Fremdwort „Volumen" noch ost. Aber dos gleichfalls lateinische Wort Lumen, vom gleichen Stamme wie das Zeitwort laeers — leuchten, bedeutet Licht mrd wird bei uns eben noch vielfach im übertragenen Sinne angewendet, genau wie unser deutsches Wort „Leuchte": „Er ist ein großes Lumen, eine große Leuchte der Wissenschaft usw." Aber wer das Volumen und das Lumen nicht zu unterscheiden vermag, der gebe sich weder mit diesen noch mit anderen Fremdwörtern ab, sintemalen er kein großes Lumen auf diesem Gebiete ist und sein Wissen darin kein großes Volumen hat. Deutscher Sprachverein