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MMusserTageblait alle anderen Stande des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreise lau» aufliegender Pretrlifte Nr 8. — Ztf'er-Gebühr: 2ll Rpig. — Vargeschet» bene Erscheinungrtage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzeigen-Annahm, bi« vormittag« w Uhr — . „ „„„ Für die Richtigkeit de, durch Fernruf übermU. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 leiten Anzeigen überneh. men wir keine Gewähr. — Bei Konkurr und Zwangsvergleich erlischt tcder Anspruch auf Nachlatz. Das Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichenBekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherseits bestimm!e Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nationale Tageszeitung für Landwirtschaft und Dar „Wilsdruffer Tageblatt' -rschetnt werktags nachm »Uhr Bezugspr monatl 2RM frei Saus, bet Postbestellung 1,SV RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer III Rpi Alle Poftanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle 8°N"°LL Wochenblatt für Wilsdruff u. Umgegend S°?B« ge« besteht kein Anspruch > auf Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung etngesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. Nr. 225 — 95. Jahrgang Drahtanschrift: „Tageblatt" Freitag, den 25. September 1936 Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 UerlähtZtsIien cken Uölkerbunck? Die Sowjets spielen die erste Geige in Genf — Das Weltecho auf die Zulassung Abessiniens zur Konferenz. Der Beschluß der Völkerbundsversammlung, vir abessinische Abordnung für die gegenwärtige Genfer Ta gung znzulassen, Hal die ohnedies in Genf bestehende Spannung noch verschärft. Die Folgen dieses Beschlusses sind gar nicht abzusehen. Man befürchtet eine weitere Verwirrung der politischen Lage Europas. Vor allen Dingen erwartet man als Antwort Italiens den Austritt aus dem Völkerbund und bangt um das Schicksal der Wcstpaltkonferenz. „Litwinow hat den Völkerbund torpediert" Besonders stark ist die Verstimmung in Paris. Die Schuld an dem Beschluß des Völkerbundes sucht die fran zösische Presse bei dem sowjetrussischen Außenminister Litwinow, der in Genf ein falsches Spiel gespielt habe. „Litwinow hat den Völkerbund torpe diert", schreibt z. B. das Pariser „Journal" und stellt dann fest, daß es die Sowjets gewesen seien, die die Anerkennung der abessinischen Abordnung veranlaßt hätten. Der Sendling Stalins habe also erreicht, die bevorstehende Zusammenkunft der Westmächte zum Scheitern zu bringen. „Der Sturmangriff der Sowjets gegen die Nationen des Westens hat vor der Genfer Ver sammlung vollen Erfolg gehabt", schreibt «. a. der nach Genf entsandte Autzenpolitiker des Blattes. Der Triumph der Sowjets und die Niederlage der großen Westmächte, das ist die wirkliche Bedeutung dieser unwahrscheinlichen Farce in Genf. Der „Mati n" schreibt, es sei hauptsächlich auf die In trigen Litwinows zurückzuführen, wenn es zu diesem Be schluß des Völkerbundes gekommen ist. Litwinow sei der Sieger des Tages. Er habe endgültig das Projekt einer Fünfmächtekonferenz torpedieren wollen. Auch der rechtsstehende „I o u r" äußert seine Entrüstung über die Winkelzüge der Bolschewisten in Genf. Litwinow habe gegen Frankreich gespielt und die kleinen Mächte gegen Italien aufgehetzt. Klar erkennt das Blatt die wahren Absichten der bolschewistischen Machthaber, wenn es schreibt, das, was Moskau wolle, sei der Krieg des fran zösischen Soldaten gegen den deutschen Soldaten! Er hoffe damit, zwei Dinge mit einem Schlage zu erreichen: die gefürchtete deutsche Macht zu schwächen und Frankreich in einen Krieg zu verwickeln, um so die Stunde für die bolschewistische Weltrevolution heraufzuführen. Der „Jour" stellt zum Schluß fest, daß sich der französisch sowjetrussische Beistandspakt bisher für Frankreich einzig und allein in folgender Weise ausgewirkt habe: „Im Innern durch die Arbeiteraufstände, die Frankreich dem Ruin entgegenführen, und draußen durch wiederholten Verrat, eine Lage, die für Frankreich und Europa jeden Tag schwieriger und bedrohlicher wird!" In London hat der Beschluß der Völkerbunds versammlung größtes Aufsehen hervorgerufen. Die füh renden Blätter sind über diesen „Sieg des Buch stabens der Völkerbundssatzung" allgemein keineswegs erfreut; sie befürchten im Hinblick auf die Wirkung des Beschlusses auf Italien eine weitere Ver schlechterung der Aussichten ans die geplante Fünfmächte konferenz. Die Stellungnahme politischer Kreise kommt in einem Leitaufsatz des „Daily Telegraph", der die Ueberschrift „Ein neues Hindernis für die Befriedung" trägt, klar zum Ausdruck. Das Blatt schreibt u. a., es wäre ein Wahnsinn, zu behaupten, daß dem Völkerbund durch die Zulassung der abessinischen Abordnung, wenn sie die Zurückziehung der Italiener von Genf zur Folge hat, kein ernster Schlag erteilt worden ist. Ter Völkerbund laufe Gefahr, daß Italien eine weitere Mitarbeit in Europa verweigert. . „Times" schreibt, die europäische Lage werde durch den Beschluß erschwert, da Italien sich vom Völkerbund und möglicherweise auch von der geplanten Fünfmächtekonfe renz fernhalten werde. „Morning Post" meint, der Be schluß gefährde jede Zusammenarbeit mit R o m in der nahen Zukunft. Das sei genau das Ergeb nis, für das Litwinow gearbeitet habe. „Daily Mail" schreibt, der Völkerbund habe eine feiner größten Dnmm- heiten im Verlaufe seiner rühmlosen EMenz be- , gangen. Die liberale „News Chronicle" meint, wenn Italien jetzt den Völkerbund verlasse, könne von einem Erfolg der Fünfmächtebesprechungen keine Rede mehr sein. „Die Genfer Komödie" In der italienischen Presse kommen die schweren Bedenken über die Folgen des Genfer Be schlusses zum Ausdruck. Die Mailänder Blätter sprechen von der Genfer „Gewissenlosigkeit", durch die die Un ordnung in Europa noch vergrößert werde. Der „Po- Polo d'Jtalia" überschreibt die Meldung: „Der Völkerbund bewillkommnet die Vertreter des Sklaven tums in seiner Mitte". „Messagero" stellt in seiner Ueberschrift dem Beschluß der Völkerbundsversammlung die feierliche Unterwerfung des früheren abessinischen Gesandten in Paris, Wolde Mariam, gegenüber. Diese Bedeutung werde auch jene Kreise zum Nachdenken ver- anlassen, in denen der schmachvolle, wenn auch verspätete Vorstoß gegen die ruhmreich durchgeführte Errichtung des italienischen und faschistischen Imperiums ausgeheckt worden sei. Das gleiche Blatt überschreibt seinen kaum 30 Zeilen langen Genfer Bericht über die gestrige Völker bundssitzung: „Die Genfer Komödie wird zu einer Farce. — Der Vollmachtenansschuß verzichtet auf die Anrufung des Haag, und die Sendboten Tafaris, jene Schatten aus einer untergegangenen Welt, werden zur Versammlung zugelassen." — Im übrigen wird bei der Wiedergabe der Pariser und Londoner Pressestimmen hauptsächlich der antifaschistische Charakter des Genfer Manövers unterstrichen, bei dem die Hand Litwinows zu spüren fei. Nicht weniger heftig sind die Kritiken in der nord italienischen Presse. So schreibt die Turiner „Stamp a", die traurige Komödie, die sich seit drei Tagen auf der Genfer Bühne abspiele, habe ihren Epilog vor der Völkerbundsversammlung gefunden. Die 39 zustimmenden Staaten hätten sich auf diese Weise bereit gefunden, mit ihrer Stimme die Bürgschaft für den ungedeckten Wechsel Der deutsche Geschäftsträger protestiert In das Heim der Deutschen Arbeitsfront und in dir Deutsche Schule in Madrid drangen rote Milizen ge waltsam ein, durchsuchten sämtliche Ränme und entwende ten auch die Akten. Hiergegen hat der deutsche Geschäfts träger in Madrid persönlich schärf st c Verwahrung eingelegt, die Rückgabe der gestohlenen Sachen sowie Ga rantie für wirksamen Schutz deutschen Eigentums ge fordert. Der Staatssekretär des Außenministeriums hat daraufhin wiederholt sein Bedauern ausgesprochen, wobei er bestritt, daß die Haussuchungen seitens der Behörden veranlaßt worden waren. Außerdem sicherte er erneut den Schutz deutschen Eigentums sowie die Verhaftung det Schuldigen zu. Oie Saiten verlassen das Schiss Madrid bereitet sich auf den nationalen Angriff vor Die Lage an den spanischen Fronten zeigt immer deutlicher, daß dem Vordringen der nationalen Truppen auf die Dauer lein Widerstand entgegenzusetzen ist. Die sechs obersten Führer der nationalen Streitkräfte haben nach einer Meldung aus Lissabon in Salamanca eine Besprechung über die nächsten entscheidenden Opera tionen gehabt. Danach ist Madrid jetzt auf drei Seiten völlig emgeschlossen. Die Lage in der Landeshauptstadt sei so bedrohlich, daß in langen Lastwagenzügen die Archive der Regierung und große Goldmengen der Bank von Spanien nach Valencia trans» portiert worden seien. Den Hauptangriff habe die Kolonne des Obersten Dague durchzuführen, deren Vor hut bereits vorToledo stehe. Das Vordringen der nationalen Truppen sei hier insofern begünstigt wor- den, als die Roten bei ihrer Flucht ganze Wafsenlager zurück- gelassen hätten, so daß jetzt Munition in Hülle und Fülle vorhan- den sei. Auch der Vormarsch an der Nordküste ans Bilbao gehe planmäßig weiter. General Molas Streit kräfte hätten hier gute Fortschritte zu verzeichnen. Kampf um Toledo und Vilbao Die widersprechenden Nachrichten, die am Mittwoch über die Lage in T o l e d o ausgegeben wurden, lassen er kennen, daß auf beiden Seiten zur Zeit kaum Fortschritte möglich sind. Die Vorhut des Obersten Nogue hat sich zwar bereits bis vor die Tore der Stadl durchkämpfen können, ist aber offenbar zunächst noch zahlenmäßig zu schwach, nm einen aussichtsreichen Angriff zur Entsetzung der tapferen Verteidigung des Alkazar durchführen zu des „Bankerotteurs Tasari" zu übernehmen. Nichts könne die Völkerbundsversammlung vor der Schmach retten, s i ch vor dem Willen der Sowjets gebeugt zu haben. Der Völkerbund habe sich schließlich selbst matt gesetzt. Die „Stampa" vertritt die Meinung, daß die ge plante Fünferkonserenz einem vorzeitigen Schiffbruch ent gegengehe. Die vorbereitende Atmosphäre der Konferenz für ein sogenanntes „neues Locarno" zeige am Horizont neue Wolken. Die „GazettadelPopolo" erklärt, die europäische Zusammenarbeit sei durch die Verständnis losigkeit und die Blindheit Genfs in eine schwere Gefahr gebracht worden, und bezeichnet den Völkerbundsbeschluß als eine Verirrung. Erhöhung der nichiständigen Ratssihe Die erste Kommission des Völker bundes hat im Rahmen einer Reform des Völker bundsrats beschlossen, die Zahl der nichtständigen Rats mitglieder von 9 auf ll zu erhöhen. Danach würde der schon vor drei Jahren für Portugal provisorisch geschaf fene nichtständige Ratssitz erhalten bleiben, und der andere Sitz würde an einen asiatischen Staat, wahrscheinlich au China, fallen. Sympathiekundgebung für Italien bei der Wahl der Vizepräsidenten Die Völkerbundsversammlung Wählteam Donnerstagnachmittag ihre sechs Vizepräsidenten. Von 51 abgegebenen Stimmen erhielten Frankreich 49, Eng land 47, Jugoslawien 44, Kanada 39, die Sowjetunion SS und Italien 32 Stimmen. Diese Sympathiekundgebung für das abwesende Italien hat in Genf großen Eindruck gemacht. Sie beruht auf einer Vereinbarung aller der jenigen Länder, die den Beschluß über die Zulassung der abessinischen Vertreter für bedenklich halten, auch wenn sie aus dem einen oder anderen Grund für ihn stimmten. gegen die Uebergriffe roter Milizen.. können. Andererseits haben sich Meldungen des Senders von Madrid, daß der Alkazar endgültig erobert sei, auch nicht bestätigt. Den Roten war es lediglich gelungen, in die Trümmerstätte einzudringen. Sie konnten aber noch immer nicht den Widerstand der tapferen Kadetten brechen, die von den nationalen Flugzeugen mit Lebens mitteln und Munition versorgt und durch Flugblätter zum Durchhalten aufgefordert werden. Für die marxistischen Gewalthaber in Toledo ist die Eroberung des Alkazar jetzt besonders erstrebens wert, weil selbst die Trümmerstätte für sie ein wert voller strategischer Punkt zur Verteidigung der Stadt wäre. An der Nordfront stehen General Molas Verbände, nach einer Mitteilung des Senders Sevilla, fünf Kilometer vor Ei bar, einem von den Roten als sehr wichtig be zeichneten Ort. Die nationalen Flugzeuge haben über Bilbao Flugzettel abqeworfen mit der ultima- tiven Forderung Molas, die Stadt innerhalb von drei Tagen zu übergeben. Verzweiflungsakt der Mrxlfien: Die Schleusen von Stauwerken geöffnet Aus Madrid wird ein Verzweiflungsakt gemeldet, der den auf Toledo zu marschierenden nationalistischen Abteilungen den Weg verlegen soll. Die roten Streit kräfte haben die Schleusen derStauwerkedes Flusses Alberche, der in den Tajo mündet, ge öffnet. Unter fürchterlichem Getöse stürzten die zehn Millionen Kubikmeter Wasser in das drei Kilometer ober halb von Talavera liegende Tal, wo die Nationalisten um fangreiches Kriegsmaterial, vor allem Geschütze, zusam mengezogen hatten. Rücktritt Azanas Der Sender Sevilla berichtet, daß der Präsident der spanischen Republik, Azana, sein Amt niedergelegt habe. Er werde interimistisch von Martinez Barri» vertreten. Steigende Llnzufriedenhett in Varcelona Der nationalistische Sender Sevilla gab bekannt, daß in Barcelona große Kundgebungen der Anarchisten und Syndikalisten stattgefunden haben, bei denen die Volksfrontregierung wegen der schlechten Ernährung der roten Miliz und ihrer schlechten Führung angeklagt wor den fei. Der Zivilao uLerneur von Bilbao ist MW WNe ja Madrid mwert.