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Nationale Tageszeitung i6r ^androirtschost und Da- „Wilsdruffer Tageblatt" erscheint werktags nachm 4 Uhr. BezugSpr. monatt 2^KM. frei HauS, bei Postbestellung l,80 RM zuzügl Bestellgeld Einzelnummer lO Rpf Alle Postanstalten, Postboten, unsere Austräger u Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zeit Be- ne.". stellungen entgegen Im Falle höherer Gewalt oder fUk iLvllvOkUss U. sonstiger Betriebsstörun gen besteht kein Anspruch — "" aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung des Bezugspreises Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur. wenn Rückporto beiliegt. alle anderen Stände des Wilsdruffer Bezirks Anzeigenpreis« laui ansltegender Preisliste Nr 8 — Z t s s e r - G e b ü h r : A Rpig. — Dorgrsch-t-- dene Erscheinungslage und Platzwünsche werden nach Möglichkeit berücksichtigt. — Anzetgen-Annahm« bis vormittags Iv Uhr ... Für die Richtigkeit der durch Fernrut Übermil. Fernsprecher: Amt Wilsdruff 206 teilen Anzeigen überneh men wir keine Gewähr — Bei Konkurs und Zwangsvergleich erlischt teder Anspruch auf Nachlaß. Dos Wilsdruffer Tageblatt ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Bekanntmachungen der Amtshauptmannschaft Meißen und des Stadt rats zu Wilsdruff behördlicherjeits bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt. Nr. 201 — 95. Jahrgang Drahlanschrist: „Tageblatt" Wilsdruff-Dresden Postscheck: Dresden 2640 Freitag, den 28. August 1936 N wiegend durch tschechisches Siedlungsgcviet, erp in böhmen, Nordmähren und Schlesien berührt sie sudcten- deutsches Land. Die zweite Verteidigungslinie verläuft, im Osten be ginnend, bei Teschen über Tro pp au und Mkhrisch- Schönberg bis Grill ich an der Südspitzc der Graf schaft Glatz, von da nach Südwestcn abbiegend längs der Böhmisch-Mährischen Höhe über Zwittau und Ncu - stadt bis nach Iglau. Bei Grulich ist bereits der Bau umfangreicher Befe stigungsanlagen rege im Gang. In den nordmährischen Bezirken ist nicht nur das Photographieren son dern auch das Tragen von Photoapparaten unter schwere Strafe gestellt. Die dritte Verteidigungslinie schließlich verläuft längs des Waagtales über den Höhenzug der Weißen Kar pathen und weiter über die Kleinen Karpathen bis nach Preßburg. Von den strategischen Bahnbauten wird gegenwärtig besonders die West-Ost-Magistrale, Pilsen—Iglau—Brünn —Waagtal gefördert; sie läuft zum Unterschied von der Kaschau—Oderberger Bahn mitten durch das Land. Aus diesem Eisenbahnweg sollen die Sowjettrnppen nach Böhmen befördert werden!" Rußland ist groß, ungeheuer groß, und groß ist sein s Menschenreservoir. So war es im Rußland des Zaren, so ist es im roten Rußland Stalins. Und dieses Riesen reich ist heute Kern des Bolschewismus'. Es lebt unter der Diktatur Stalins, eines Mannes, der, wie kein zweiter in der Welt, Alleinherrscher über Land und Men schen ist. Dieser Stalin ist aber auch gleichzeitig der Führer der Dritten Internationale, d. h., der kommunistischen Weltorganisation. Sein Denken und Rechnen beschränkt sich daher nicht auf Sowjetrußland, er denkt in weiteren Räumen, sein Feld ist die Welt. Und dieser Welt will er Im Mittelpunkt der Kämpfe des spanischen Bürgerkrieges steht gegenwärtig die Gegend zwischen San Sebastian (auf un serer Karte links) und Arun. Unsere Karte gibt die Lage der Orte an und veranschaulicht die Nähe der französischen Gren ze mit der in den Berichten oft genannten Stadt Hendaye. (Wagenborg; von Komorowsky — M.) die Weltanschauung des Bolschewismus aufdrücken. Um dies Ziel zu erreichen, ist ihm jedes Mittel recht. Die Weltrevolution ist sein Lebenszweck, für die Errei chung der Weltrevolution arbeitet er, und Sow jetrußland, das unter seiner Macht steht, soll Mittel- und Ausgangspunkt der Weltrevolntion sein. Sowjetrutzland soll unerschütterlicher, fester Kern des Bolschewismus' sein. Die Menschen dieses Sowjetrußland müssen unbedingt verläßlich sein. Sind sie es nicht, so sind die Unzuverlässigen auszurotten. Ein ganz nüchterner und brutaler Standpunkt, aber er bestimmt das Handeln. DasMenschenlebengiltnichtsbeidenBol- schewisten. Der Mensch ist, wie die Arbeit, nichts weiter als ein Wirtschaftsfaktor. Und von do« Wivtschafts- leite Wird, der Sowjetstaat aufgebaut» Die Grundlage der kommunistischen Weltrevolution erblickt Moskau vor allem im Siege der Industriali sierung der Sowjetunion. Deshalb müssen der Ausbau und die Mechanisierung der Industrie mit allen Mitteln durchgeführt werden. Wie das geschieht, ist völlig gleich gültig, auch wenn es auf Kosten der Menschen geht. Die Existenz von Millionen, die als Opfer des Industriali sierungsplans zugrunde gehen, ist den bolschewistischen Jdeenfanatikern völlig gleichgültig. Darüber macht man sich in Moskau kein Gewissen, die Millionenopser registriert man kaum. Im Gegenteil, je mehr durch den Plan vernichtet werden, um so kleiner wird die Zahl der Gegnerschaft. Natürlich ist Sowjetrutzland nicht völlig kommu nistisch. Die Stützen der kommunistischen Machthaber sind lediglich die Industriearbeiter, und eine kleine, meist jüdische Oberschicht bildet die Klasse der Bevorzugten. Demgegenüber steht die Masse der Bauern, die die Mehr zahl der Bevölkerung ausmachen und die in dem Jn- dustrialisierungsplan vollkommen unberücksichtigt bleiben. Diese Bauern benutzt man höchstens zu Zwangs arbeiten. Sic werden in die Verbannung geschickt und dort wie Sklaven, gegebenenfalls als Arbeiter an grotzen Projekten, wie Kanälen oder dergl., verwendet. Da sie ohnedies als Staatsfeinde gelten, ist man um ihr Wohl nicht besorgt. Nach der Kollektivierung der Land wirtschaft ist der Bauer nicht Herr seines Bo dens. Er darf wohl säen und ernten, aber die Ernte mutz er bis auf den letzten Halm abliefern. Darüber Die Leichen der Verhungerten werde» in Massengräber verscharrt. Im Straßenstanb liegen die Leichen der Verhungerten, Die Vorübergehenden beachten sie nicht mehr. (Ausnahmen aus dem Buch „Muß Ruß land hungern?" von Ammende. Die Todesurteile gegen 16 frühere Mitarbeiter des roten Diktators Stalin scheinen im Lager der Kommu nisten und Marxiftey starke Empörung hervorgerusen zu haben. Sind die Hingerichteten doch Männer gewesen, die e-nmal zum bolschewistischen Führerkorps gehört haben. Es sieht so eus, als sollte nach diesen Bluturteilcn Stalins die Kluft zwischen den Stalinisten und Trotzkisten von neuem aufbrrchen. Die Londoner Zeitung „News Chronicle" veröffent licht eine Unterredung mit Trotzki, in der dieser der Meinung Ausdruck gibt, , die Hinrichtungen würden zu größeren innerrnsstschen Auseinandersetzungen führen Stalin habe mit der bolschewistischen Tradition gebrochen und betreibe jetzt eine imperialistische Politik. Die Schutzmaßnahmen sür Stalin find, wie Pariser Blätter berichten, nach den Enthüllungen im Verschwörer prozeß Sinowjew und Genossen erheblich verstärkt wor den. Der „Matin" schreibt, eine Leibgarde von Georgiern, die geschworen hat, Stalin gegen alles, was auch kommen mag, zu schützen, wacht Tag und Nacht über ihn. Jeder, der sich den Gemächern Stalins nähert, wird der Wache durch ein automatisches Signalsystem gemeldet. In den Kreml einzuschleichen, bedeutet angesichts des mit elek trischem Strom geladenen Drahtsystems den Tod. Die Türen der Gemächer Stalins haben keine Griffe. Sie öffnen und schließen sich automatisch. Dieses System Wird von dem Büro Stalins aus bedient. Der rote Diktator lebt in einer Wohnung von sechs Zimmern. Sei« Schlafzimmer bewachen zwölf Soldaten mit schußbereiten Gewehren. Früher fuhr er manchmal im Auto durch Moskau. Die Menschenmenge wurde durch einen dreifachen Po lizeigürtel in ausreichender Entfernung gehalten. Die Türen seines Luxu-Zautos sind aus Stahl und gegen jede Kugel gesichert. Das Innere des Wagens ist mit Stahlwänden ausgebaut. Als Stalin noch ausging, wur den Hunderte von Geheimpolizisten unter die Volksmenge verteilt. Heute verläßt Stalin kaum noch den Kreml. Gowjeigeneral in -Le Katte gelockt Im Zusammenhang mit der Aufdeckung der Ver schwörung gegen Stalin berichtet der „Daily Expreß", daß auch der Militärattache an der Londoner Sowjetbotschaft, General Putna, in die Ereignisse verwickelt worden sei. General Putna wurde nach Moskau berufen, angeb lich um dort an militärischen Besprechungen teilzunehmen. Er sei aber sofort nach Ueberschreiten der russischen Grenze verhaftet worden. Seine Frau wurde durch ein Tele gramm, das ihr von einer angeblichen schweren Erkran kung ihres Mannes Mitteilung machte, ebenfalls nach Sowjetrutzland gelockt. In Berlin hätten Mitglieder der dortigen Sowjetbotschaft ihr Gepäck beschlagnahmt, und in Warschau habe ihr der Berichterstatter des „Daily Expreß" mitgeteilt, daß sie unter falschem Vorwand nach Rußland gelockt wurde. Während sie noch miteinander sprachen, erhielt Frau Putna ein Telegramm aus Moskau, worauf sie in Tränen ausbrach und erklärte, sie könne nichts wett-r Mitteilen, aber sie müsse sofort nach Moskau. Tschechische Festungslinien in Nardböhmen lieber die enge militärische Zusammenarbeit Mos kau-Prag mit ihren bedrohlichen Auswirkungen auf die Gefährdung des Weltfriedens durch den Bau von Fe stungslinien in Nordböhmen berichtet eine Eigenmeldung des „Dresdener Anzeigers" aus Prag: „Wie jetzt bekannt wird, ist bei den Besuchen des Sowjetfliegerchefs Alksnis in Prag und vor allem bei einer Konferenz in Marienbad, an der Litwinow- Wallach, der Sowjetbotschafter in Paris, Potemkin, und sowjctrussische und tschechische Militärs teilnahmen, eine detaillierte Planung für den Bau sogenannter Ver teidigungslinien in Böhmen fcstgelegt worden. Insgesamt sind drei solcher Verteidigungslinien vor gesehen. bzw. Ichon im Aufbau begriffen. Die erste Linie verläuft rechtwinklig längs der Nordwcft- und Nordost grenze Böhmens, beginnend einige Kilometer nördlich von Pilsen, dem Hauptsitz der tschechischen Rüstungen, zieht sich über Kladno bis nach Melnik an der Elbe und weiter bis nach Turnau an der Iser hin. Von hier bewegt sie sich nach Südosten und verläuft über Gitsckin bis Pardubitz. Die Lime führt hier über Zer rote Kreml gleicht einer ÄstW Verstärkte Schutzmaßnahmen sür Stalin — Starkstromdrähte umgeben seine Zimmer Ier Hunger uls politische Wisse Stalins Methoden zur Vorbereitung der Weltrevolution.