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MsdmfferAMM Zwangsvergleich erlischt jeder Anspruch aus Nachlaß Nr. 165 — 98. Jahrgang Wilsdruff-Dresden Drahtanschrift: „Tageblatt' Postscheck: Dresden 2640 Mittwoch, den 19. Juli 1939 Das „Wilsdruffer Tageblatt" ist das zur Veröffentlichung der amtlichen Wilsdruff bestimmte Blatt und enthält Bekanntmachungen des Amtsgerichts Bekanntmachungen des Landrates zu Meißen und des Bürgermeisters zu Wilsdruff, des Finanzamts Nossen sowie des Forstrentamts Tharandt sMML."i.',LLkN LK- F-rnspr-ch-r: Am, WUsdrus, S0« La» „Wilsdruffer Tageblatt' erscheint werktags lg Uhr. Bezugspreis monall. 2 NM. frei HauS, bei Postbeslellung 1,Ä1 RM. zuzügl. Bestellgeld. Einzelnummer 1V Rpf. Alle Postanstalto». Postboten, unsere Austräger u. Geschäftsstelle nehmen zu jeder Zett Be- ..... -- . „ . stellungen entgegen. Im Fall-höherer Gewalt oder Wochenblatt fUk Wilsdruff U. UMgegeNd sonstiger Bctriebsstörun- gen besteht kein Anspruch ——— aus Lieferung der Zei ¬ tung oder Kürzung dcS Bezugspreises. Rücksendung eingesandter Schriftstücke erfolgt nur, wenn Rückporto beiltcgt. Der Draht London-Tokio Der Draht London—Tokio ist aus das empfindlichste ge stört. Die englisch-japanischen Verhandlungen in Tokio haben zunächst nach einer dreistündigen Vorbesprechung geendet. Sie sind nicht abgebrochen worden. Man wird wieder zusammen kommen, aber, wenn nicht alles täuscht, sind sich die Briten jetzt darüber im klaren, daß die japanischen Maßnahmen gegen die britische Niederlassung in Tientsin keinen lokalen Cha rakter haben. Und wenn man sich darüber in England noch immer irgendwelchen Täuschungen hingeben sollte, so dürfte man Wohl durch die großen Volkskundgebungen in Japan sehr bald eines Besseren dahin belehrt werden, daß das Volk Nippons die englische Ucberheblichkeit und seine dreiste Ein mischung in die Angelegenheiten Ostasiens gründlich satt hat. Ist man sich in Downing Street eigentlich klar darüber, wel chen Kredit die englische Außenpolitik in den letzten Jahren verwirtschaftet hat? Dafür ist der Ferne Osten ein guter Gradmesser. England hat Japan einst zur Weltmachtstellung verhalfen. Englische Marineleule waren die Lehrmeister der japanischen Flotte. Japan war Englands Verbündeter. Durch dieses Bündnis gelangte Japan zu seiner Grotzmachtstellung. Noch während und nach dem Weltkriege hatte man in Japan höchste Achtung vor allein, was englisch war. Und heute? Heute rufen japanische Demonstranten vor der britischen Bot schaft in Tokio: „Britannien ist tot!" England wird auf Fahnenbändern als Feind der Menschheit bezeichnet, als das Scheusal, das man angreifen müsse. Steine fliegen gegen die englische Botschaft, und die japanische Polizei hat Mühe und Not, Englands Vertretung vor der tiefgehenden Volkswut zu schützen. In der Tat stimmen alle Berichte aus dem Fernen Osten darin überein, daß die japanische Frontstellung gegen England die volkstümlichste Politik ist, hinter der die japa- Nische Nation geschlossen steht. Wo ein Wasser Wellenkreise zieht, da ist ein Stein hin- eingefallen, und wo Rauch ist, da ist auch Feuer. Japans Hatz gegen England, der völlige Umschwung in der Volks meinung Hal seine guten Gründe. Japan betrachtet den Fernen Osten als den Raum seiner Lebensinteressen, in dem es nach neuer Planung eine tiefgreifende Neuordnung vor nehmen will. China soll mit Japan zusammenarbeiten, um einmal den überlebten kapitalistischen Einfluß der westlertschen Demokratien und dann vor allem das schleichende Gift des Bolschewismus auszuscheiden. Darum unternahm Japan feinen großen Kampf um diese Neuordnung. Aber auf Schritt und Tritt steht es sich in diesen gigantischen Reformplänen von England gehemmt und gehindert. England gibt seine Konzessionen in China als Schlupfwinkel für die Um triebe chinesischer Terroristen her. Unter dem abgenutzten Schlagwort des freien Handels will es über seine Nieder lassungen Nahrungsmittel und Kriegsmaterial den chinesischen Zentralisten zuschmuggeln. Japans wirtschaftliche Reformen werden systematisch durchkreuzt. England unterstützt finanziell den Marschall Tschiangkaischek durch politische Anleihen. Nach Besetzung aller wichtigsten Häfen Chinas durch die Japaner erfolgt die Hauptzufuhr von Kriegsmaterial für die chinesische Zeniralregierung über die englische Kolonie Birma. Das japa nische Volk hat weitgehend das Gefühl, daß China längst zu sammengebrochen wäre — finanziell, wirtschaftlich und mili tärisch —, wenn es nicht durch England eine so weitreichende Unterstützung erfahren würde, gegen die selbst die sowjetrus sische Unterstützung in den Hintergrund tritt. Mit dem sicheren Instinkt, der einer echten Volksleidenschaft eigen ist, fühl« Japan, daß England der Feind ist. Die Japaner haben aber auch in großer Klugheit die Frage der Niederlassungen in den besetzten Gebieten propa gandistisch bei den Chinesen ausgenützt. Gerade, hier klingt in der chinesischen Seele etwas an, das man nur zu wecken braucht, um es in natureigene Schwingungen zu versetzen. China hat seit Jahrzehnten gegen die meist mit brutaler Ge walt ertrotzten Konzessionen angekämpft. Es empfindet die fremden Niederlassungen als Pfahl im chinesischen Fleische und die Sonderstellung, die sich die Europäer in ihren Nieder lassungen anmatzen, als empfindliche Ehrenkränkung des chine sischen Selbstbewußtseins. Die Erziehung Chinas zum natio nalen Selbstbewnßtsein durch den Marschall Tschiangkaischek Und seine Kuomintang geht hier Wege, die der Urheber nicht wehr zu kontrollieren vermag. In der Tat klingt hier die chinesische Volksstimmung mit der japanischen durchaus zu sammen, und über dieses asiatische Gemeinschaftsgefühl ebnet Japan den Weg zur Zusammenarbeit mit China für die Be friedung des Fernen Ostens. England wird in Tokio Farbe bekennen müssen. Der Draht nach der japanischen Hauptstadt kann nicht mehr geflickt werden, nur durch eine Neuanlage lassen sich die Beziehungen Japans zu England wieder auf eine sichere Grundlage bringen. Diese Neuanlagc ist nur mög lich durch einen völligen Systemwechsel der britischen Politik, die Japans Vormachtstellung anerkennen muß. Spanien feierte -en Jahrring der nationalen Erhebung DNB. Madrid, 1g. Juli. Ganz Spanien feierte am gestrigen Dienstag den Jahrestag der nationalen Erhebung, der zugleich als Tag der nationalen Arbeit begangen wurde. Am Nachmittag versammelten sich alle Betriebe, um der Be deutung dieses Tages zu gedenken. Besondere Bedeutung er langten die Feiern in Madrid, Barcelona und Bilbao mit ihrer zahlreichen Arbeikerbevölkerung. Der gemeinsame Aus- marsch der endlosen Kolonnen im Blauhemd gab ein überzeu gendes Bild der erreichten nationalen Einigkeit. Zer MW Assll spielt sich Ws General Ironside in Warschau — Polen fühlt sich „unabhängig" Der Besuch des britischen Generals Ironside in Warschau hat den polnischen Hetzern neuen Auftrieb ge geben. Obwohl die polnische Presse die neuen Schwierig keiten der Moskauer Verhandlungen in offensichtlicher Ent täuschung zur Kenntnis genommen hat, glaubt sie um so mehr, durch größenwahnsinnige Schreibweise das polnische Selbstbewutztsein an dem Generalbesuch steigern zu können. Man versucht den Eindruck zu erwecken, als ob Polen und die polnische Wehrmacht doch noch etwas mehr als lediglich ein Stein im gewissenlosen Einkreisungsspiel des englischen „Bundesgenossen" bedeutet. Das Ergebnis der Warschauer Verhandlungen, so glaubt „Kurjer Warszawski" sagen zu können, werde von „gewalti ger Bedeutung" sein. General Ironside solle die militärischen Maßnahmen Großbritanniens mit denen seiner „Bundes genossen" in Uebereinstimmung bringen und neben den Be sprechungen mit dem polnischen Generalstab sich auch ein gehend über Polens Wehrmacht, militärische Anlagen und Rüstungsindustrie unterrichten. „Kurjer Poranny" vermutet, daß in einem Kriegsfall General Ironside das Oberkom mando über die britischen FefKandstruppen führen werde. Es glaubt daraus den Rückschluß ziehen zu können, daß die Besprechungen des Generals in Warschau einen „ent scheidenden Einfluß" auf die Entwicklung der politischen Lage in Europa haben würden (!). Dazu patzt ausgezeichnet die Naivität des ,,Czas", der von einer vollkommenen poli tischen „Unabhängigkeit" jeder der drei Partner faselt. Auch in Paris ergeht man sich im Hinblick auf die War- schauer Besprechungen in scharfmacherischen Tönen und er örtert die Frage eines Einheilskommandos der französischen, britischen und polnischen Armeen. Im übrigen macht man der polnischen Eitelkeit eine Konzession, indem man für spätere Zeit einen Besuch auch französischer Sach verständiger, mit Generalissimus Gamelin an der Spitze, in Warschau ankündigt. Den polen werden die -Nerven^ gestärkt Der Chef der britischen Ueberseestreitkräste General Ironside stattete dem Generalstabschef und dem Kriegs- Minister sowie Marschall Rydz-Smiglv und Außen minister Beck Besuche ab. Die Abendblätter versuchen, die Tatsache des Besuches weiter zur „Nervenstärkung" ihrer beunruhigten Leser aus zunutzen, was ihnen allerdings nicht ganz gelingt. So gibt „Cz a s" die Auffassung Pariser britischer Kreise wieder, wo nach die geplante militärische Zusammenarbeit der Einkrei sungsmächte sich am besten auf dem Gebiet des Flugwesens verwirklichen lassen dürfte. Dem Zusammenwirken der Lust streitkräfte ständen allerdings sür den Kriegsfall „große Schwierigkeiten in der Verständigung der Gene ralstäbe der Verbündeten Armeen" im Wege. Zur Beruhigung wird dann gleich hinzugefngt. daß die Uebereinstimmung d?r militärischen Pläne eine „viel breitere Grundlage besitze" und sich auch auf die Streitkräfte zu Laude erstrecke. Aus der Tatsache, daß die englische und französische Armee im Kriegsfälle dem Oberbefehl General Gamelins unterstellt .werden solle, glaubt das Warschauer Blatt schließen zu können, daß ein Besuch des französischen Generalissimus in Polen „zur Ordnung" der gegenwärtig mit General Ironside ge führte« Besprechungen nicht unmöglich sei. poSnifche BsrmchiüNgswuS Weitere deutsche Wirlschaftsuntcrnehmen aufgelöst Polens Vernichtungsfeldzug gegen deutsche Unter- nehmen und Organisationen wird unnachsichtlich fort gesetzt. „Der „Kurjer Poznanski" meldet, daß aus behördliche Anordnung die Molkerei in Pinne, ein rein deutsches Unternehmen, geschlossen worden sei, da sie „nicht den sanitären und baupolizeilichen Anforderungen ent sprochen" hätte. (!) Darüber hinaus meldet der „Oredownik", daß auch die deutschen Molkereien in Tlukawy und Ritschen- walde geschlossen seien. Das „Posener Tageblatt" wleverum berichtet von der Schließung der Molkereigenossenschast Liekno bei Wongrowitz. Hier wurden täglich 5000 bis 6000 Liter Milch verarbeitet. Die evangelische Gemeinde in Luck, deren Pfarrersleure vor kurzem ausgewiesen wurden, ist jetzt erneut schwer ge- tro fen worden durch die Auslösung der evangelischen Frauen- hil c. Vereinsvermögcn, Akten und Kassenbücher verfielen der Äe chlagnahme. Der Verein hatte auch zahlreiche charitative Aufgaben zu erfüllen. So betraute er die Suppenküche und die Speisung der Schulkinder und sorgte in jeder Weise für di« Unterstützung Bedürftiger. Mittler MMer KaMsdmÄ Das Wahrzeichen von Köwkgshütte zerstört In der Nacht zum Dienstag wurde von polnischen Horse« das weit über Oberschlesien hinaus bekannte Denkmal des Grasen Reden aus dem Redenberg im Auftrag des Königshütter Magistrats von städtischen Arbeitern zerstört. Das sechs Meter hohe Bronzestanobild wurde gewaltsam vom Sockel gestürzt und schwer zugerichtet. Das Denkmal war 1852 zum Gedenken an den Begründ«« des schlesischen Bergbaus, deu Grafen von Reden, von Eruben- und Hüttenwerken und den Knappschaften Schlesiens errichtet worden. Es bildete seitdem das Wahrzeichen der Industriestadt Königshittte. Mit dem Reden-Denkmal ist das letzte deutsche Denkmal in OsLoberschlesien dem Haß polnischer Chauvinisten zum Opfer gefallen. So vrMezeies die Men... Wrr «erden gegen den westlichen Nachbar« jeden Krieg gewinne« In ganz Polen sanden Ermnerungsfeiern statt an die Schlacht bei Tannenberg im Jahr 1410, in der die Kreuzritter der polnisch-litauischen AebermaHt durch schmählichen Verrat erlagen. Die Feiern wurden größtenteils von dem polnischen Westmarkenveroand organisiert sie waren Orgien des polnische» Chauvinismus, der sich an diesem einmaligen Erfolg gegen ei« vom Reich verlassenes Ordensheer berauschte. In Thorn führte der Hauptredner, ein Pfarrer Nowakowski, u. a. folgendes aus: „Eine historische Stunde steht Polen bevor, welche es zur Erfüllung einer großen Aufgabe ruft, zur Wieder holung eines zweiten Grunwalds (so nennen die Polen Tan nenberg). Unaufhaltsam nähert sich diese Stunde, in welcher unser siegreicher Adler den ewigen Feind Polens Demut lehren und ein zweites Grunwald wiederholen wird, nur noch größer und herrlicher." Bei der Feier in Graudenz sprach der Präsident des Wsst- markenverbanoes, Michailowski, der sich zu dem Satz »erstieg: „Der Sieg bei Grunwald ist ein klassischer Beweis für die Auf« stcllung der These, die unser westlicher Nachbar nicht gern hat, daß wrr gegen ihn jeden Krieg gewinnen". Er schloß, Polen würde ihm eine solche Lehre geben, daß ihm ein zweites Grun wald bevorstünde. Millionen für die Benesch-Lude« England mutz die Einkreisung teuer bezahlen In London wurde eiu neuer Nachtragshaushalt Mr d« Zivile Verteidigung in Höhe von rund 14 Millionen Pfund veröffentlicht. Rund 8 Millionen Pfund sind davon für die Einrichtung von Hospitälern für den Kriegsfall vor gesehen, für Evakuierung der Zivilbevölkerung uud f«r sonstiae Maßnahmen der zivilen Verteidigung m England und Wales. Für gleiche Zwecke in Schottland werden rund 2,2 Millionen Pfund angefordert. Für den Luftschutz sieht der Rachtragshaushalt eine zusätzliche Summe von rund 5.3 Millionen Pfund vor. während 1 Million Pwnd n»r die Schaffung einer Reserve an Baumaterial gefordert wird. 2,5 Millionen Pfund sollen dem Benesch-Emigran- ten-Fonds zur Verfügung gestellt werden, während der Geheimdienst weitere 200 000 Pfund erhalten soll. GenerMlöMaMM Göring sm Westwall VentsASands Verteidigung auch in der Luft unüberwindlich DNB. Berlin, 19. Juli. Eeneralfeldmarschall Göring erreichte ack Dienstag im weiteren Verlauf feiner Besichtigungs- rcije der westdeutschen Wasserstraßen und Kanäle Wiesbaden- Biebrich am Rhein. Von hier begab sich der Feldmarschall in das westliche Grenzgebiet, um die dort zum Schutze des Reiches errichteten Lustverteidigungsanlagen sowie die diesem Abschnitt vorgelagerten Verteidigungswerte des Westwalles einer ein gehenden Besichtigung zu unterziehen. Der Feidmarschall ließ sich in der Luftverteidigungszone durch Generalleutnant Kitzinger über die dort von der Luft waffe errichteten Luftverteidigungsanlagen genauestens Vortrag erstatten, um dann noch notwendige Anweisungen zu erteilen, die Deutschlands Grenzen im Westen auch in der Luft unüber windlich gestalten. Im Anschluß daran begab sich der Gsneralfeldmarscholl an die Hauptkampflinie des Westwalles, den der K nman- dierende General der Grenztruppen Saarpsalz, General Kuntzen, eingehend erläuterte. Ueberall, wo der Feldmarschall erschien, wurde er sowohl von der Bevölkerung in den Ortschaften und Städten wie auch besonders von den Arbeitern auf den Baustellen, von den Sol daten — obwohl er völlig überraschend kam — mit spontanem Jubel und herzlichen Kundgebungen empsangen. Es dürfte je doch das schönste für die Arbeiter und Soldaten am Westwall gewesen sein, aus dem Munde des Feldmarschalls seine beson dere Befriedigung über das Gesehene zu hören. Der Feldmar- schall brachte ihnen zum Ausdruck, wie stolz sie alle darauf sei» könnten, durch den Bau dieses größten und gigantischsten Ver teidigungswerkes, das ein Volk sich je geschaffen hat, den ent scheidenden Beitrag für eine glückliche Zukunft unseres Volke» wie auch für den Frieden der Wett geschaffen zu haben. Im Anschluß an die Besichtigungsfahrt, die ihren Abschluß bei den Anlagen in der Rheinebene fand, begab sich der Feld- marschall im Kraftwagen nach Mannheim, wo er am späten Abend unter dem Jubel unübersehbarer Arbeitermassen a» Bord seines Motorschiffes „Karin II" ging. Im weiteren Verlauf seiner Reise wird der Generalseldmarschall nunmehr die Verkehrs- und Hafenverhältnisse auf dem Rhein besichtigen.