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Tanger, Stadl an zwei Weltmeeren Wechselstube unter Palmen — Erlebnisse in der internationalen Zone In: Golf von Biskaya fing es an. Auf einmal hatten ssch alle Fahrgäste mit dicken Feldstechern bewaffnet und Hielten nach verdächtigen Schiffen Ausschau. Natürlich blieb alles friedlich und still. Kein Abenteuer würzte die Fahrt. Allenfalls ein paar harmlose Fischkutter wiegten sich in der öligen Dünung. Die spanische Küste kam gar nicht in Sicht, und man konnte sich schwerlich vorstellen, daß in dieser verträumten Umgebung jemals Kanonen donner hallte. Erst vor. Gibraltar wurde es lebhaft. Aus allen Kompaßrichtungen strömen hier auf einmal Frachtdampfer und Ozeanriesen herbei. Argwöhnisch wird jedes fremde Schiff gemustert. Aus dem Frieden des Weltmeeres gleiten wir in eine Zone der Spannung und der Nervo sität. Viele Frachtdampfer haben ihre Nationalfarben auf die Bordwände gemalt, um sich als friedliche Handels- faürzeuge kenntlich zu machen. Auf der Reede von Tanger liegen ständig einige Kriegsschiffe unter Dampf. Als die Anker unseres Dampfers in die Tiefe poltern, rattert eine Barkasse mit Vertretern der Hafenbehörde heran. Schnell ist die Unter suchung beendet. Was uns am meisten anffällt: Am Heck des Motorbootes flattert die arabische Flagge. Denn Tanger ist internationales Gebiet, ein „Niemandsland", das mit begehrlichen Blicken betrachtet wird. Doch weil der Bewerber zu viele sind und kein Staat dem andern das Kleinod gönnt, erfreut sich der Sultan weiterer Macht. Es ist nicht so einfach, sich in diesem Wirrwarr von Sprachen und Nationen zurechtzufinden. Wir wollten ein paar Ansichtskarten nach Hause schicken und standen nun vor der schwierigen Wahl: gehen wir auf die eng lische Post, an den Briefmarkenschalter des Sultans, der unter französischer Verwaltung steht, oder zu den Spaniern? Doch abgesehen von solchen modernen Eindrücken hat Tanger noch viel Altertümliches zu bieten. Zwischen den verschwiegenen Gäßchen und schlanken Minaretten der Moscheen leben in der Mehrzahl noch strenggläubige Mohammedaner, die ihre wallenden Burnusse und Schleier keineswegs für die Photoapparate reicher Globe trotter zur Schau tragen. Ja, im ganzen dunklen Kon tinent gibt es kaum eine Stadt, die so märchenhaft bunt, fremdartig und grausam im Wechsel zwischen Armut und Luxus ist' wie die heiß umworbene, von politischen In trigen umgarnte Zone von Tanger. Hier ist noch unver fälschter Orient, hier scheitert oft alles fieberhafte euro päische Hasten am stoischen Gleichmut mohammedanischer Lebensart. Daran ändern auch die modernen Hochhäuser nicht viel: — Tanger ist eine orientalische Stadt. Der Fremde, der zum erstenmal die 'schmalen Gassen betritt, tut gut, einen arabischen Führer zu nehmen. So bleibt er vom üblichen Ansturm der vielen Händler und Hafenhaie verschont. Wir haben kaum den Landungssteg betreten, da drängt sich uns ein Junge auf, der unver kennbar aus dem Judenviertel stammt. Als wir nach seinem Führerausweis fragen, seufzt er mit verdrehten Augen: „Viel heiß, Sahib, viel heiß! Man kann so schwere Papiere nicht tragen in furchtbare Hitze!" Dafür zieht er eitlen Haufen fremdsprachiger Empfehlungs schreiben hervor, darunter auch ein deutsches Schriftstück. Irgendein Spaßvogel hatte sich für die schlechten Dienste gerächt und schrieb: „Glauben Sie diesem Burschen kein Wort. Er wird Sie schändlich übers Ohr hauen und zum Schluß mit Ihrer Kamera verschwinden. Er ist ein aus gekochter Gauner!" Schmunzelnd reichen wir die Emp fehlung zurück und nehmen einen arabischen Führer. Im Gasscnlabhrinth der Araberstadt begegnen uns fast keine Europäer. Wir blicken verstohlen in den Hof eines großen marokkanischen Rasthauses. Da hocken Weißbärtiae Wüstenscheichs auf bunten Matten und rauchen „Haschisch", das betörende Rauschgift der Wüste. Schwatzende Händler breiten kunstvoll gewebte Teppiche aus, und ein greiser Märchenerzähler aus Tausendund einer Nacht findet immer noch dankbare Zuhörer. Seit Urzeiten hat sich hier nicht viel geändert. Auf Schritt und Tritt merkt man, daß Tanger inter nationale Zone ist. Man kauft eine Zeitung, bezahlt mit einem halben Dollar und erhält französische Franken zurück. Es sind verschiedene Geldsorten im Umlauf. Selbst der einfachste Wüstensohn, der aus dem Markt mit Wasser melonen handelt, ist ein gewiegter Börsenmann, der alle Kurse im Kopfe hat. An jeder Straßenecke gibt es Wechselstuben. Dazu gehört in Tanger nicht viel. Eine Seifenkiste dient als Zahltisch, die Kurstabelle wird an die nächste Palme gehängt, und das ganze Bankkapital besteht aus einem Sack voll Münzen. Hier tauschen die Marktweiber, die über die Grenze zurückwollen, ihren Kupferreichtum in französische Währung um. Natürlich gibt es in Tanger auch ein mondänes Europäerviertel mit Kaufhäusern, Vergnügungsstätten und palmenumsäumten Prachtstraßcn. Alles wirkt recht nüchtern — auch das Vcrw""un"saebäude. Innen gebt es nm so aufregender zu. Die Vertreter von acht Natio nen erlassen hier verstrickte Gesetze und achten darauf, daß niemand zuviel Macht erhält. Engländer, Franzosen, Spanier, Holländer, Belgier, Italiener, Amerikaner und Portugiesen füllen die stillen Gewölbe mit einem denkbar bunten Sprachgewirr. Außerdem nehmen noch einige Mohammedaner an den Versammlungen teil. Ja, Tanger ist ein wahrer Hexenkessel der verschiedensten Rassen und Nationen. So mancher Europäer mag nachdenklich von den Zinnen des alten Kastells herabgeschaut haben. Durch die Blüten exotischer Pflanzen sieht man zugleich auf zwei Meere. Im Westen wogt die Dünung des Atlantiks, östlich beginnt das Mittelmeer. Ganz schmal erscheint die Straße von Gibraltar, die natürliche Grenze zwischen Moraen- und Abendland. RudolfJacobs. „Ohne Berussstörung" Wochenend-Gefängnis auch in Neuseeland Eine in Amerika bereits praktisch angewandte Methode der Bestrafung von fahrlässigen Kraftfahrern soll jetzt auch in Neuseeland eingeführt werden. Es handelt sich um die „Wochenend-Haft", die „Gefängnisstrafe ohne Berufs störung"! Man machte in Nordamerika die Erfahrung, daß Geldstrafen einem gewissen Kreis von rücksichtslosen Automobilisten keinen nachhaltigen Eindruck hinterließen, andererseits waren die zur Ahndung gelangenden Fälle oft nicht schwer genug, um eine Gefängnisstrafe mit ihren schwerwiegenden Folgen zu rechtfertigen. Die Gefängnis strafe mußte bedeuten, daß der Angeklagte in den meisten Fällen seine Stellung verlor, womit man nicht nur ihn selbst, sondern vielleicht noch stärker seine an dem Ver gehen unbeteiligte Frau und feine Kinder getroffen hätte. So verfiel man auf den Ausweg, den Angeklagten die Strafe ohne Beeinträchtigung seines Berufes am — Wochenende, gewissermaßen auf Raten, absitzen zu lassen. Ein halbes oder ganzes Jahr hindurch muß der Verkehrs sünder jeden Sonnabendnachmitlag ins Gefängnis ein ziehen, aus dem er erst wieder entlassen wird, wenn es in der Frühe des Montag an der Zeit ist, ins Geschäft zu gehen. Auch in Neuseeland erhofft man sich von dieser Einrichtung einen durchschlagenden Erfolg im Feldzug gegen die Verkehrssünder. OK loro^ont Za; MmZMrk a» keWer We Jahresbericht der deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger — unter der Schirmherrschaft des Führers die alleinige Trägerin des Küstenrettungswerkes — erstattet soeben ihren Jahres bericht 1938. Auch das letzte Jahr stand wieder im Zeichen des hohen und selbstlosen Einsatzes der freiwilligen Rettungs mannschaften an den Küsten der Nord- und Ostsee von Borkum bis Nimmersatt. In 22 Rettungsfahrten konnten 75 Menschenleben gerettet werden, darüber hinaus aber sind die Rettungsboote in 32 Fällen unter z. T. sehr schweren Umständen ausgelaufen, ohne daß ihr Einsatz zur Rettung Schiffbrüchiger führte. Die Leistung der Rettungsmannschaften mißt sich jedoch nicht allein nach den Erfolgen, sondern mehr noch nach der Häufigkeit und der Gefahr des Einsatzes. Erinnert sei nur an die Rettungs fahrten bei schwerem Eisgang und klirrendem Frost am Ende des Jahres. Die Gesamtzahl der aus Seenot Geretteten stieg auf 5841 bis zum 31. Dezember 1938 und beträgt jetzt 5871. Dank und Anerkennung des Führers wurde für 7 be sonders schwere Rcttungstaten ausgesprochen, in 2 Fällen erfolgte öffentliche Belobung. Die Zahi der Rettungs stationen ist mit 105 unverändert geblieben. Wesentlich vorwärts getrieben aber wurde der technische Ausbau der Rettungsemrichtungen. Insgesamt verfügt die Gesellschaft jetzt über 39 moderne und leistungsfähige Motorrettungs boote, über Raupenschlepper für den Transport der Spezial« Strandmotorrettungsboote im Dünengelände und über motorisiertes Raketengerät; dazu kommen die zahlreichen Ruderrettungsboote und Rakelenapparate für Pferdevor spann. Die freundschaftliche und nutzbringende Zusammenarbeit mit ausländischen Rettungsgejellschaften wurde besonders gepflegt, und fremde Kommissionen ließen sich das hoch entwickelte Deutsche Küstenrettungswesen zum Vorbild dienen. Alle Mittel zum Ausbau und zur Unterhaltung der Stationen werden durch freiwillige Spenden und Beiträge des deutschen Volkes aufgebracht. Unter Auswirkung einer straffen Organisation und Werbetätigkeit gelang es, den Mitgiiederstand auf rund 45 000 zu steigern und die Zahl der ehrenamtlichen Vertretungen im Reich auf 800 zu erhöhen. Zu den lausenden Einnahmen gesellten sich die aus Sammlungen in den Seebädern, an Bord der KdF- und anderer Schiffe und die aus einer in Nord- und Mitteldeutschland durchgesührten Lotterie. Neue umfangreiche Aufgaben stellt das Jahr 1939. Im Memelland, in dem auch in den Jahren der Ab trennung 5 Stationen von der Gesellschaft unterhalten wurden, ist dringend die Modernisierung der Rettungs mittel durchzuführen und der Ausbau der Rettungsstationen vorzunehmen. Sehr zahlreiche Anmeldungen aus den neuen deutschen Gauen zeigen, mit welch großem Anteil auch dort die Arbeit der Gesellschaft verfolgt wird: Die Ostmark hat wieder den Anschluß ans Meer gefunden. In allen Gauen des Reiches steht so das deutsche Volk hinter den Rettern. Ihre Vormänner wird der Führer demnächst in Berlin empfangen. Ihnen wird damit die höchste Auszeichnung zuteil. UrüebcrreLUcbuy Sms-Marvickk-Berlas. vambura 2n Daraufhin verabschiedete sich Doktor Straub und bald zog die Stille auf Petersberg ein. Nur das gleichmäßige monotone Quaken der Frösche vom Teich des Parkes schallte durch die Stille der Nacht. Aber es hatte etwas unsagbar Beruhigendes an sich. * Am nächsten Morgen kam Friede Vollmer nach Peters berg, und ehe sie von Daniela, die mit den Kinder spielte, erspäht wurde, nahm sie Ulrich Raabe beiseite und führte sie in sein Arbeitszimmer. „Haben Sie etwas erfahren?" erkundigte sich Friede er regt. „Ja. Wir wissen, daß Daniela in Wirklichkeit Daniela von Werth heißt, aus Berlin-Dahlem stammt und die Nichte des dort wohnenden Henricius von Werth und seiner Ehefrau Beatrice ist." Ausführlich berichtete er dem jungen Mädchen alles, was Geza Janoczi aus Berlin mitgebracht hatte, und schloß dann: „Doktor Sütterlin will, daß wir sie mit ihrem vollen Namen überraschen!" Friede dachte kurz nach, dann nickte sie. „Ich würde das auch für gut halten." „Ich halte es für gefährlich und wage es kaum zu tun." „Wollen Sie es mir überlassen, Herr Raabe?" fragte Friede. Ulrich Raabe sah sie überrascht und erfreut an. „Sie wollten mir das wirklich abnehmen?" „Ja, sehr gern. Ich glaube, daß kann eine Frau am besten. Es ist immer besser, wenn eine Frau zur Frau spricht. Ich denke mir das wenigsten so." „Gut, Friede, ich bin Ihnen dankbar, daß Sie mir das abnehmen. Überraschen Sie Daniela damit! Wir müssen den Einsatz wagen, wir wollen hoffen, daß etwas Gutes dabei herauskommt. Aber", fuhr er ernst fort, „wir müssen auch damit rechnen, daß wir sie seelisch schwer gefährden, wenn wir sie jetzt schon dieser Belastungsprobe aussetzen." „Eine Frau ist immer stärker, als ein Mann glaubt! Auch Daniela ist viel stärker, als Sie denken, Herr Raabe. Denken Sie doch daran, daß sie wochenlang die Kraft be sessen hat, zu simulieren. Gehört da nicht die Energie da zu? Nie versprach sie sich oder verwickelte sich in Wider- Lprüche." „Sie haben recht, Friede, wir müssen es versuchen!" O Eine Stunde später ging Daniela an Friedes Seite durch den Park und plauderte munter mit ihr. Sie sprach von den Kindern, die mit aller Liebe an ihr hingen, und Friede hörte ihr aufmerksam zu. Als sie an das kleine Rondell kamen, wo über hundert Rosenbüsche dichtgedrängt zusammenstandcn und blühten, da sagte Friede plötzlich: „Du hast vergessen... wer du bist, Dana?" Daniela sah sie überrascht an und ein angstvoller Aus druck erschien in ihren Augen. „Aber ich weiß, wer du bist", fuhr Friede lächelnd fort. „Nicht wahr, du bist... Daniela von Werth?" Sie hatte die Worte kaum heraus, da erschrak sie bis ins Innerste ihrer Seele, den Daniela war totenbleich ge worden. Friede faßte sie an den beiden Schultern und rüttelte sie leicht. „Dana, so sprich doch ein Wort!" Sie stützte die Freundin, denn sie spürte, daß die Zitternde am Zusammenbrechen war und führte sie nach der nahen Bank. „So, komm, Kleines! Jetzt setz dich neben mich, komm, so, lehne dich an mich, lege dein Köpfchen auf meine Schul ter, und jetzt sei ganz still, ganz ruhig. Du mußt immer daran denken, daß hier nur Menschen sind, die dich lieben, die dir helfen wollen! Wir alle fühlen, daß dich ein Unglück drückt, wir alle wollen dir helfen, aber du mußt die Kraft finden, uns dich anzuvertrauen, und wenn es nur einem Von uns ist, mir oder Ulrich Raabe!" Aber in den Zügen Danas, die wie erstarrt schien, be wegte sich nichts. Sie starrte nur vor sich hin, und auch als Friede abermals auf sie einsprach und sie förmlich beschwor, stark und ruhig zu sein, da gab sie ihre starre, automaten- hafte Haltung nicht auf. Erst als Friede beinahe schmerzlich schrie: „Warum sprichst du nicht?" da sagte sie müde: „Laß mir Zeit bis morgen!" * Frau Marie Olbers sitzt mit Frau Seeliger zusammen in der kleinen Laube, die auf dem kleinen Berg, unweit des Teiches aufgebaut ist, und ganz von fern klingt das Lachen der jubelnden Kinder zu ihnen, die an einem Sandhaufen spielen. Die beiden Frauen geben in dieser Stunde ihre Zurück haltung auf, besonders Frau Seeliger ist es ein Bedürfnis, einmal ihr Herz einem Menschen auszuschütten, der genau wie sie durch schweres Leid gegangen war. Sie hatte jung geheiratet. Als der Krieg ausbrach, hatten sie sich die Hände zum Lebensbund gereicht, und als 1918 der Gatts aus dem Feld zurückkam, da war gerade das erste Kind geboren worden. Otto Seeliger hatte sich bemüht, sich in das geordnete Leben wieder einzufügcn, aber es hielt schwer. Es zeigte sich immer mehr, daß ihn der Krieg entwurzelt hatte. Aber Frau Berta war eine gute und kluge Frau, sie kämpfte um den Mann, weil sie wußte, daß er ein guter Mensch immer gewesen war. Aber dann kam die Inflation und ihr Gatte verdiente leicht, das Geld floß nur so durch seine Hände, und als dieser Rausch mit einem Male zu Ende war, als das Gespenst der Arbeitslosigkeit über Deutschland ging und immer weitere Kreise über schüttete, da gehörte auch bald Otto Seeliger der Armee der Arbeitslosen an. Er begann zu trinken und zu spielen. Hatte sein ganzes Wesen schon durch den Krieg eine jähe Wendung nach der schlechten Seite hin erfahren, so trat das jetzt in schlechtester Weise in Erscheinung. Verzweifelt führte Frau Seeliger den schwersten Kampf ihres Lebens, aber sie spürte doch, daß sie sich immer weiter voneinander entfernten, bis es zum Bruch kam. Bis die Stunde kam, wo die kopflose, ausgehungerte Frau ver suchte, sich mit ihren Kindern das Leben zu nehmen. Sie wurde gerettet, und ein Glück war es, daß sie nach Petersberg kam. Zusammen mit ihren drei Kindern wurde sie hier erst richtig gesund, und dann bemühte sich Ulrich vor allen Dingen um ihre Zukunft. Wird es möglich sein, die immer noch bestehende Ehe zu einer guten Gemeinschaft zu machen? Wenn man dem ent wurzelten Mann den richtigen Boden unter den Füßen gab, würde er sich dann ändern? Ulrich fuhr selbst in die Stadt und lernte Otto Seeliger kennen. Zusammen mit Doktor Sütterlin suchte er ihn auf, und das Auge des Arztes sah sofort, daß dieser Mann nicht weit von der Paralyse entfernt war. Da gab es nichts mehr zu retten. So bitter und unbarmherzig es auch klang, aber der Mann mußte seinem Schicksal überlassen werdcm um die Familie nicht zu gefährden. Eine Woche später erlag er einem Gehirnschlag. Und von Stund an war es wie eine Erlösung über die gequälte Frau gekommen und sie sah wieder eine Zukunft vor sich. „Ich bin arm und mit drei Kindern ist es nicht leicht, sich im Leben durchzuschlagen", schließt Frau Seeliger ihre Lebensbeichte, „aber ich habe keine Zukunftssorgen, ich bin wieder kräftig geworden und kann arbeiten." „Haben Sie Anverwandte, zu denen Sie gehen können?" .Fortsetzung folgt